• Keine Ergebnisse gefunden

Prägendste Krise der Tourismus-Geschichte | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Prägendste Krise der Tourismus-Geschichte | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

34 Die Volkswirtschaft  6 / 2020 PANDEMIE

Massnahmen zu ergreifen. Die nächste Baisse aus Sicht des Tourismus folgte 2009 in Form der Finanzkrise, welche die Schweiz doppelt traf:

Einerseits kamen weniger Gäste aus Europa infol­

ge gesunkener Kaufkraft, andererseits verteuerte der erstarkte Franken die Hochpreisinsel Schweiz zusätzlich.

Trotz dieser Vorkommnisse hielt sich der Schweizer Tourismus wacker und registrierte seit 2009 jährlich steigende Zahlen. Im Jahr 2019 standen wir mit fast 40 Millionen Übernach­

tungen ganz knapp vor einem Rekord in Sachen Logiernächte. Das Coronavirus machte dem Vor­

haben, diese Zahl im laufenden Jahr zu über­

treffen, einen Strich durch die Rechnung.

Die Corona­Krise ist nicht nur drastischer, sondern auch nachhaltiger als alle anderen. Eine der Schwierigkeiten bei der Rückgewinnung von Gästen für die Schweiz könnte eine latente

«Asia­Phobie» sein. Diese lag schon vor Corona aufgrund der temporären Häufung asiatischer Gäste an gewissen touristischen Hotspots «in der Luft» und könnte sich aufgrund des Ausbruchs­

ortes des Virus – obwohl nicht gerechtfertigt – akzentuieren.

Vorerst wird man sich in der Schweiz über in­

ländische Gäste freuen, die aus Vorsicht oder auf­

grund geschlossener Grenzen Ferien machen.

Langfristig werden diese die ausbleibenden Gäste aus den Fernmärkten aber nicht ersetzen können.

Ob und allenfalls wann sich das globale Reisever­

halten wieder in die bekannten Muster einfügt, ist unklar und dementsprechend eine enorme Herausforderung für den Schweizer Tourismus.

Naturkatastrophen, Terroranschläge und wirt­

schaftliche Verwerfungen – allesamt Krisen, unter denen der Schweizer Tourismus im 21. Jahrhundert gelitten hat. Keine war jedoch so einschneidend wie die gegenwärtige.

Vor 9/11 war der Terrorismus für die Touris­

tiker zwar kein Fremdwort, aber erst nach den Anschlägen in den USA verwandelte er sich in ein globales Risiko. So dachte man zumindest.

Denn in der Folge liessen diverse Vorfälle in Euro­

pa – etwa der Zuganschlag in Madrid oder der U­Bahn­Terror in London – die These aufkom­

men, dass die Schweiz als eines der sichersten Länder nicht betroffen sein würde, sondern im Gegenteil sogar Gäste willkommen heissen könn­

te, die nicht mehr in die von Anschlägen betrof­

fenen europäischen Länder reisen wollten. Diese These hat sich nicht bewahrheitet. Insbesondere Gäste und Tour­Operator aus fernen Quellmärk­

ten hatten im Zuge des Verzichts, die betroffenen Länder in ihre Programme aufzunehmen, auch gleich die Schweiz beiseitegelassen.

Auch mit Epidemien sah sich der Touris­

mus bereits konfrontiert: Nur ein Jahr nach dem Schock von 9/11 brach in Südchina das Sars­

virus aus. Dessen Auswirkungen auf die Gesund­

heitssysteme, die Wirtschaft und den Touris­

mus waren so enorm, dass die internationalen Gesundheitsvorschriften in kürzester Zeit kom­

plett revidiert wurden. Parallel dazu wurde in der Schweiz die Totalrevision des Epidemienge­

setzes beschlossen. Im Nachhinein ein Segen, denn dieses hat es dem Bundesrat während der Corona­Krise ermöglicht, speditiv, auf solider gesetzlicher Grundlage und in geregelter Zu­

sammenarbeit mit den Kantonen notwendige

Die Corona-Krise bringt den Schweizer Tourismus ins Taumeln. Ein schneller Ausweg ist nicht in Sicht.

Prägendste Krise im Tourismus

Barbara Gisi ist Direktorin des Schweizer Tourismus-Verbandes, Bern.

STANDPUNKT VON BARBARA GISI

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Lebenserwartung in der Schweiz (80 Jahre für Männer und 84 für Frauen) über- steigt diejenigen der meisten anderen OECD- Länder.. Hingegen ist die Fruchtbarkeitsrate seit

Nachdem der Anteil am BIP in den Jahren zuvor stetig gesunken war, stieg er im letzten Jahr wieder.. Mitverantwortlich dafür ist unter anderem die Schwarzarbeit, die neben

Bis Ende 2020 hat die Glückskette rund 42 Millionen Franken für die Corona-Bewältigung in der Schweiz gesam- melt.. In einer Umfrage vom Juni befürchtete die Mehrheit

1 Entsprechend sind diese Kennzahlen auch Teil des Statistischen Sozialberichts Schweiz des BFS und liefern eine Grundlage für das Nationale Programm zur Prävention und

Sollte sich herausstellen, dass diese Massnahmen mit den WTO-Regeln ver- einbar sind, könnte dies die Tür für weitere protektionistische Massnahmen öffnen, die unter dem

Wer- den innerhalb der EU regulatorische Hürden abgebaut, kann dies dazu führen, dass der Marktzugang für Unternehmen aus Drittlän- dern wie der Schweiz erschwert wird oder

Wie bei einem Auto, das Reparaturen benötigt und mit der Zeit ersetzt wird, muss auch eine Volkswirtschaft den Kapitalstock erneuern.. Die Wertminderungen (Abschreibungen)

Allei- ne am Schwanenplatz generierte der Gruppen- tourismus vergangenes Jahr eine Wertschöpfung von insgesamt 224 Millionen Franken, und rund 455 Beschäftigte können auf