K APITEL 1 0
„Reden lernt man nur durch reden.“ (frei nach Cicero)
Wozu Kommunikation und Rhetorik?
Checkliste für die Vorbereitung einer Rede Aufbau einer Rede
Was gehört zu einer guten Rede?
Aufbauraster von Gelegenheitsreden
Reihenfolge der zu begrüßenden Personen / Dank Trauerrede
Wozu Kommunikation und Rhetorik?
Wir leben in einer Informations- und Kommunikationsgesellschaft. Auch im LandFrauenverein wird an den unterschiedlichsten Stellen kommuniziert
–im Rahmen einer Rede bei der Mitgliederversammlung, –bei der Begrüßung und beim Schlusswort zu einem Vortrag,
–bei der Leitung einer Sitzung oder der Organisation einer Veranstaltung, –im Gespräch mit Mitgliedsfrauen usw. … und nicht zu vergessen, –beim Dank und Lob für die Referierenden und Mitgliedsfrauen.
Wichtig ist: aktivieren – motivieren – Wir-Gefühl vermitteln
Sprache ist das wichtigste Mittel der Verständigung zwischen Menschen. Gerade in einem Frauen- verband ist es wichtig, auf entsprechend weibliche oder zumindest geschlechtergerechte Sprache zu achten.
BEISPIELE
statt eher
die Teilnehmer die Teilnehmerinnen / Teilnehmenden oder
teilgenommen haben …
Teilnehmergebühr Teilnehmerinnengebühr / Teilnahmegebühr
die Zuhörer die Zuhörerinnen / das Publikum
Jeder ist herzlich eingeladen Jede ist / alle sind herzlich eingeladen
Kommunikation und Rhetorik sind erlernbar, daher bietet der LandFrauenverband Seminare und Qua- lifizierungsschulungen zu diesen Themen an. Kommunikationsfähigkeit bedeutet, Chancen besser nutzen zu können, besser zu verstehen und verstanden zu werden.
Sicherheit entsteht durch üben, üben, üben.
Stand 2018
Checkliste für die Vorbereitung einer Rede
Vorüberlegungen
Wer ist die Zielgruppe? (Vorkenntnisse, Alter, Erfahrungen?)
Wo und wann spreche ich? (Seminarraum, Saal, Gaststätte / morgens, mittags, abends)
Was will ich mit meiner Rede erreichen? Was ist meine Botschaft?
Sammeln und Ordnen des Materials
„Nicht die Menge macht den Redeerfolg aus, sondern die Qualität.“
Was wissen die Zuhörenden bereits?
Was interessiert die ZuhörerInnen?
Strukturieren des Materials
Einleitung (10 Prozent) (Text ausformuliert)
Hauptteil (80 Prozent) (Text stichwortartig oder ausformuliert)
Schluss (10 Prozent) (Text ausformuliert)
Probevortrag halten (nicht im Kopf, sondern wirklich sprechen) Prüfen auf
Schachtelsätze
unverständliche Fachausdrücke oder Fremdwörter (wenn unausweichlich, erklären)
störende Angewohnheiten (Wörter wie „äh“, „echt“, „also“, usw.)
zu schnelles Sprechen
inhaltliche Mängel
roten Faden, Schlüssigkeit
Vortrag zu kurz, zu lang
TIPP
Vortrag halten und mit dem Smartphone aufnehmen, wenn es keine Zuhörer gibt.
Vortrag entsprechend ändern und nochmals halten.
Aufbau einer Rede
Ein klar und übersichtlich gegliederter Vortrag bietet zwei Vorteile:
ZuhörerInnen können einem strukturierten Vortrag besser folgen
Inhalte bleiben besser im Gedächtnis
► E I N L E I T U N G
Die einführenden Sätze sollten ausformuliert werden, denn der erste Eindruck ist wichtig und die Nervosität am Anfang sehr groß.
Ziel der Einleitung
Aufmerksamkeit und Sympathie des Publikums gewinnen
Hinführung auf den Hauptteil der Rede
Sicherheit ausstrahlen
Komplimente machen, z.B. schöne Gegend, guter Wein usw.
Gemeinsamkeiten ansprechen
Persönliches Erlebnis, Anekdote oder Zitat
Herkunft eines Namens oder Begriffs erläutern
Frage stellen: „Wussten Sie schon?“
► H AU P T T E I L
Mögliche Aufbauraster einer Rede
► S C H LU S S
Die Schlussgedanken bleiben am längsten im Gedächtnis und sollten deshalb wörtlich ausformu- liert sein.
Brücke zum Anfang der Rede schlagen
Aufforderung zum Handeln: „Deshalb fordere ich Sie auf …“
Zusammenfassen: „Lassen Sie mich zusammenfassen…“,
„Ich fasse zusammen …“ (Hauptaussagen, Hauptargumente) kurz und prägnant
Persönliches Bekenntnis: „Deshalb bin ich überzeugt, dass …“
Wie war es früher? Wie ist es heute? Wie wird es morgen sein?
Wo stehen wir? Was soll erreicht werden? Wie können wir es erreichen?
Gründe, Ursachen Ist-Zustand Folgen, Konsequenzen
Stand 2018
Was gehört zu einer guten Rede?
Einfach, klar und überschaubar reden kurze Sätze – erkennbarer roter Faden
Tätigkeitswörter statt Hauptwörter: z.B. „Wir möchten nächstes Jahr noch einen EDV-Kurs anbieten.“
statt
„Das Angebot eines weiteren EDV-Kurses ist in Planung.“
Auf das Wesentliche konzentrieren höchstens drei Hauptargumente - weniger ist mehr Auf den Punkt kommen Thema und Hauptaussage zugkräftig und kurz
Steigerung von bekannten zu unbekannten Argumenten
der Höhepunkt sollte kurz vor Schluss kommen Beispiele und Bilder „Das Programm ist bunt wie ein Blumenstrauß.“
Vergleiche „Stellen Sie sich vor, eine Stadt in unserer Größenordnung würde verschwinden. “
Wiederholungen ca. 20 Prozent des Gesagten bleibt bei der Zuhörerin hängen, daher Wichtiges wiederholen
Zitate gut am Schluss oder zu Beginn einer Rede,
sparsam damit umgehen Überraschungen/Gags steigern die Aufmerksamkeit Erfahrungen des Publikums
einbeziehen
dadurch entsteht ein „Aha-Effekt“, z.B. „der Verein ist wie eine Familie“
Humor erzeugt ein „Wir-Gefühl“
eigene Erfahrungen einbringen Schilderung von selbst Erlebtem wirkt überzeugend;
auch hier gilt: kurz und prägnant Gefühle sprechen lassen macht die Atmosphäre einer Rede aus
„Man kann über alles reden, nur nicht über 45 Minuten.“
Vor Beginn entspannen, z.B. durch vertiefte Atmung
Rede möglichst im Stehen halten, sicheren Stand einnehmen und Gewicht auf beide Beine verteilen
Erst mit dem Reden beginnen, nachdem einmal freundlich in die Runde geschaut wurde – Blickkontakt auch während der Rede.
Zu Beginn langsam und laut sprechen – dies bekämpft die Nervosität.
Es geht nicht um Perfektion – die/der Zuhörerin/Zuhörer weiß nicht, was er zu hören bekommt.
Mut zu kurzen Pausen
Dialekt ist Bestandteil der Persönlichkeit, die Rede muss aber von allen zu verstehen sein
Rede im richtigem Moment und für alle erkennbar (Kopfnicken: „Ich danke Ihnen“) beenden
Beifall kurz aushalten, dann zum Platz zurückgehen
TIPP
Steht das Konzept fest, am besten auf DINA5 oder DINA6 kartoniertes Papier schreiben.
Nur einseitig beschriften.
Eine übersichtliche Struktur ist wichtig.
Einleitung – ausformuliert 10 Prozent Hauptteil 80 Prozent
– Argument 1 – Argument 2 – Argument 3
Wichtiges farbig herausstellen oder unterstreichen!
Schluss – ausformuliert 10 Prozent
Sollte es sich um mehr Text handeln, kann auch für Einleitung und Schluss je ein Blatt und für jedes Argument je ein zusätzliches Blatt genutzt werden.
Ein bisschen Lampenfieber gehört dazu.
Stand 2018
Aufbauraster von Gelegenheitsreden
► B E G R Ü S S U N G U N D DA N K D E R O R TS VO R S I T Z E N D E N
Die Zuhörerinnen begrüßen
Die Referentin oder den Referenten des Abends besonders begrüßen und vorstellen. Dem Pu- blikum deutlich machen, warum der/die Referierende zu diesem Thema etwas zu sagen hat.
Aber keinesfalls den Vortrag vorwegnehmen
Der Referierenden / dem Referierenden das Wort erteilen
Wichtige Gedanken zusammenfassen und mitschreiben
Danach der Rednerin / dem Redner danken und diesen Dank kurz begründen
Zur Diskussion überleiten
Die Zuhörenden verabschieden und die Versammlung schließen
► W E I H N AC H TS - O D E R A DV E N TS A N S P R AC H E D E R O R TS VO R S I T Z E N D E N
Begrüßung
Rückblick auf das Jahr
Dank an alle, die zum Gelingen beigetragen haben
Besinnliches (kleine Weihnachtsgedichte, treffende persönliche Erlebnisse, Zitate oder Anekdoten)
Interpretation dieser besinnlichen Aussagen
Ausblick auf die Zukunft
Abschluss und Wünsche (Jahresgruß des Landesverbandes)
► F E S T R E D E Z U M 40- J Ä H R I G E N J U B I L ÄU M
Begrüßung nach Wichtigkeit und Funktion
(siehe »Reihenfolge der zu begrüßenden Personen«, Kap 10.6)
Anlass der Feier
Wichtige Punkte in der Geschichte des LandFrauenvereins
Bedeutung der LandFrauenarbeit für das einzelne Mitglied und die dörfliche Gemeinschaft
Eventuell dazu passende Erlebnisse schildern
Dank und Wünsche für die Zukunft
► G E S P R ÄC H M I T P O L I T I S C H V E R A N T WO R LT I C H E N ( B Ü R G E R M E I S T E R ( I N ), G L E I C H S T E L LU N G S B E AU F T R AG T E U S W.)
Anrede
Dank für die Gesprächsbereitschaft
Anliegen vortragen, z.B. LandFrauenarbeit vorstellen
Dank und Ausblick in die Zukunft (evtl. regelmäßiges Treffen vereinbaren)
Eindruck und Verlauf der Diskussion (lebhaft, kontrovers …)
Ergebnisse
► G E B U R TS TAG S R E D E
Begrüßung
Anlass der Feier
Wichtige Punkte im Leben des Geburtstagskindes, der Jubilarin
Evtl. passende persönliche Erlebnisse einbauen
Bedeutung des Geburtstagskindes, der Jubilarin für den Verein herausstellen
Dank und Wünsche für die Zukunft
Stand 2018
Reihenfolge der zu begrüßenden Personen / Dank
Bei einer Veranstaltung wie bspw. einem KreisLandFrauentag oder einer Weihnachtsfeier im Ortsver- ein ist es wichtig, die anwesenden Gäste in der richtigen Reihenfolge zu begrüßen, je nachdem, wer eingeladen ist.
Der „Hausherr“ / die „Hausherrin“ ist zu Beginn zu begrüßen (in Räumen der Gemeinde ist das bei- spielsweise der Bürgermeister/die Bürgermeisterin).
Hier eine Auswahl, bitte auf den individuellen Bedarf abstimmen:
Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin / sehr geehrter Herr Ministerpräsident Name
Sehr geehrte Frau Ministerin / sehr geehrter Herr Minister Name
Sehr geehrte Frau Präsidentin/Ehrenpräsidentin des LandFrauenverbandes Württemberg-Baden
Sehr geehrte Frau Landrätin / sehr geehrter Herr Landrat Name
Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Name / sehr geehrter Herr Bürgermeister Name
Ortsvorsteherin / Ortsvorsteher: sehr geehrte Frau Name, sehr geehrter Herr Name
Wir begrüßen ganz herzlich / besonders die Abgeordneten des Europäischen Parlaments Frau Namen und Herrn Name*
Frau Bundestagsabgeordnete Name / Herrn Bundestagsabgeordneter Name*
Frau Landtagsabgeordnete Name / Herrn Landtagsabgeordneten Name*
Kreisrätin / Kreisrat: Frau Name / Herrn Name*
Gemeinderätin / Gemeinderat: Frau Name / Herrn Name*
Frau Pfarrerin Name / Herrn Pfarrer Name
Wir freuen uns, dass auch unsere Ehrenvorsitzende Frau Name unter uns ist
* wenn es mehrere sind, gemeinsam begrüßen
Liebe LandFrauen, sehr geehrte Gäste …
Nur in Ausnahmefällen werden entschuldigte Personen benannt.
► DA N K
Zu Beginn bedanken, wenn beispielsweise die Gemeinde extra einen Raum zur Verfügung gestellt hat, damit diese Veranstaltung überhaupt so stattfinden konnte.
Am Ende der Veranstaltung bei allen Mitwirkenden: ReferentInnen, GrußwortrednerInnen, Auftre- tende, OrganisatorInnen, Mithelfende … auch beim Team aus dem Ortsverein bedanken.
Trauerrede
Beispiel einer Gedenkansprache am Grab eines führenden Vereinsmitglieds
Auch wir LandFrauen trauern mit Ihnen allen um Frau … Ihr Tod hinterlässt auch in unserem Orts- verein eine große Lücke. Sie war Mitglied seit … und hat sehr bald Verantwortung übernommen. Sie war als (Funktion) von … bis … aktiv. Sie hat sich stets für die Belange und Interessen des Vereins eingesetzt und war Ansprechstelle für alle Mitglieder und deren Anliegen. Für das Jahresprogramm unseres Vereins brachte sie immer gute Vorschläge, sie sorgte für rechtzeitige Veröffentlichung und Bekanntgabe der Termine und um Mitfahrmöglichkeiten bei Veranstaltungen außerhalb der Gemein- de. Ihre besonderen Fähigkeiten kamen zum Einsatz bei … (z.B. Dorffesten, Ferienprogramm für Kin- der, Gymnastik, Kreativitäten usw.). Auch in anderen Gremien war ihre Meinung gefragt. Sie war in der Gemeindepolitik als …(z.B. Ortschaftsrätin tätig, im Elternbeirat, Kirchengemeinderat, beim Sportver- ein, im örtlichen Chor usw.). Durch ihr immer freundliches, aufgeschlossenes Wesen war sie beliebt bei allen. Wir verlieren mit ihr ein engagiertes (Mitglied, Vorsitzende … etc.) und wollen ihr ein ehrendes Andenken bewahren.
nach einem Vorschlag von Brigitte Heinrich, Ehrenpräsidentin des LandFrauenverbandes Württemberg-Baden
Die ganze Ansprache sollte nicht zu lang werden. Selbstverständlich können örtliche
Besonderheiten genannt werden. Am besten kommt freies Sprechen bei den Teilnehmern an.
Es ist besser, einen Fließtext zu schreiben, als aufgrund der eigenen Trauer und Befangenheit „den Faden“ zu verlieren.
Stand 2018