Ideenbörse Religion Sekundarstufe I, Heft 4, 02/2004
Teil 4 Was mir Propheten sagen 4.4
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4.4.1 Wie Propheten reden und handeln
Didaktisch-methodischer Ablauf Inhalte und Materialien (M)
Wie Propheten reden und handeln 4.4.1
Lernziele:
Die Schüler sollen
wichtige Propheten des Alten Testaments und ihr Anliegen kennen, Situationen benennen und erläutern, in denen Propheten auftreten,
Sprachformen der prophetischen Rede erkennen und unterscheiden sowie die spezifische Intention darstellen, Folgen des prophetischen Redens und Handelns darstellen.
I. Hinführung
Die Lehrkraft schreibt die Wortgruppe „Prophet“/„Pro- phezeiung“/„prophezeien“ an die Tafel, die Schüler sam- meln Beispiele für die Verwendung der Wörter. Die Lehr- kraft schließt an diese Einstiegsübung die Frage an, wel- che dieser Bedeutungen für die biblischen Propheten zu- treffen könnte.
Alternative:
Die Schüler suchen in Lexika oder Wörterbüchern nach Bedeutungsvarianten des Worts „Prophet“.
II. Erarbeitung
Die Struktur der Gerichtsrede sollte als Tafelanschrieb nach folgendem Muster den Schülern vor Augen stehen:
• Botenformel (Botenspruch)
• Scheltwort
• Drohwort
Nach der Bearbeitung des Arbeitsblatts dürfte es den Schülern nicht schwer fallen, im Buch Amos weitere Bei- spiele für die Gerichtsrede zu finden.
Die Situation, die den Propheten zu seinem Auftreten provoziert, lässt sich aus den Vorwürfen rekonstruieren, die in seiner Rede enthalten sind. Wichtig dabei ist, dass der Prophet auch das richtige Verhalten benennt und ein- fordert.
Den Schülern soll die Mehrdeutigkeit des Wortes „Pro- phet“ deutlich werden. Die Frage, welche Bedeutung im alttestamentlichen Sprachgebrauch tatsächlich vorliegt, kann nur anhand entsprechender Texte beantwortet wer- den.
In Wörterbüchern findet man z.B. folgende Bedeutungen:
• Jemand, der etwas Zukünftiges vorhersagt.
• Verkünder und Deuter einer göttlichen Botschaft
Die Gerichtsrede im Buch Amos lässt die Struktur einer wichtigen prophetischen Textart und ihre Intention gut erkennen.
Durch Beispiele aus dem Alltagsleben von Schülern („Wenn du weiterhin deine Hausaufgaben nicht machst, dann ...“) kann man verdeutlichen, dass es nicht um die Vorhersage einer bestimmten Zukunft, sondern um die Änderung des Verhaltens geht.
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→ Arbeitsblatt 4.4.1/M1a*
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→→ Lösungsblatt 4.4.1/M1b
Neben der Textart und der Intention ist es für das Ver- ständnis der Propheten wichtig, die Situation, in der sie auftreten, und den Adressaten ihrer Botschaft zu kennen.
In dieser Einheit stehen zunächst die Unheilspropheten im Vordergrund. Im Buch Jona (vgl. Arbeitsblatt M9) wird deutlich, dass das Gottesbild der Propheten nicht nur drohende Elemente enthält.
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→ Arbeitsblatt 4.4.1/M2a und b**
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→ Lösungsblatt 4.4.1/M2c
(c) Olzog Verlag GmbH
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Ideenbörse Religion Sekundarstufe I, Heft 4, 02/2004
Teil 4 Was mir Propheten sagen 4.4
3 Wie Propheten reden und handeln 4.4.1
Wenn die Schüler durch den Umfang des Textes überfor- dert sind, bietet sich das Arbeitsblatt M7 als Alternative an. Die Gefühle des Propheten (Niedergeschlagenheit, Zorn) werden auch hier deutlich. Allerdings sollte man für diese Gefühle auch einen Beleg in den Bibeltexten suchen.
Das Experiment erfordert die sorgfältige Begleitung durch die Lehrkraft, damit einerseits ein Abgleiten ins Lächerliche, andererseits aber auch ein offenes Ausbre- chen von Aggressionen vermieden wird. Die entstande- nen Gefühle müssen im anschließenden Rundgespräch aufgearbeitet werden.
Für die Schüler bietet der Text eine gewisse Schwierig- keit, weil man zwischen einem textimmanenten Adressa- ten („Jona“) und dem eigentlichen Adressaten, dem Le- ser, unterscheiden muss. Durch eine behutsame Heran- gehensweise lässt sich diese Schwierigkeit überwinden.
Die Schüler erkennen dann, dass es sich bei „Jona“ um eine Erzählung handelt, in der Jona stellvertretend für den Leser belehrt wird.
In Klassen, die im Umgang mit Texten sehr geübt sind, stellt es keine große Schwierigkeit dar, die Zusatzfrage
„Woran erkennt man, dass das Buch Jona eigentlich kein Prophetenbuch ist?“ zu erarbeiten. Da die typischen Text- arten wie Botenformel, Gerichtswort, Drohwort, Beru- fungserzählung nicht vorhanden sind, ist das Buch Jona kein Prophetenbuch im eigentlichen Sinne.
III. Weiterführung und Transfer
Prophetisches Reden und Handeln heute:
Die Beschränkung auf M. L. King ist natürlich willkür- lich. Andere Beispiele wären genauso gut geeignet. Die Schüler sollen hier ein Gespür entwickeln für Menschen, die sich selbst in prophetischer Tradition sehen.
Die Ziele dieser Unterrichtseinheit wären vollständig er- reicht, wenn die Schüler selbst prophetisches Engage- ment erkennen und benennen könnten.
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→ Arbeitsblatt 4.4.1/M6a bis d***
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→→ Lösungsblatt 4.4.1/M6e bis g
Die Bildbetrachtung kann zunächst gemeinsam erfolgen.
Danach bearbeiten die Schüler die Arbeitsaufträge.
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→ Arbeitsblatt 4.4.1/M7*
Die Schüler erfahren am eigenen Leibe, dass es gar nicht einfach ist, sich von einem „Propheten“ die Leviten lesen zu lassen. Die Reaktion der Mitmenschen auf die Gerichts- rede des Propheten wird dadurch verständlich.
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→ Arbeitsblatt 4.4.1/M8**
Das Buch Jona nimmt in der Reihe der Prophetenbücher eine Sonderstellung ein. Nach den Textarten beurteilt stellt es eigentlich kein Prophetenbuch dar. Nicht nur der Tradi- tion wegen, sondern auch weil es einen prophetenähnli- chen Verkündigungsauftrag hat, ist es dennoch sinnvoll, es in der Prophetenreihe mit zu bearbeiten. Ähnlich wie im Buch Hosea (M5) geht es um die Verkündigung eines be- stimmten Gottesbildes, hier eines Gottes, der sich nicht von einer bestimmten Gruppe vereinnahmen lässt, sondern ein Gott für alle Menschen sein will.
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→ Arbeitsblatt 4.4.1/M9a und b***
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→ Lösungsblatt 4.4.1/M9c und d
Der amerikanische Pfarrer und Bürgerrechtler Martin Luther King soll als Beispiel stehen für prophetisches Re- den und Handeln in der Neuzeit. Nicht nur, dass sein Le- ben dem „Prophetenschicksal“ (vgl. M6 und M7) sehr ähn- lich ist – er beruft sich in seinen Reden ausdrücklich auf die prophetische Tradition des AT. Er fordert Recht und Gerechtigkeit ein auch für die Schwachen und Unterdrück- ten der US-amerikanischen Gesellschaft. Die Situation, die ihn zu seinem Auftreten provoziert, gleicht also stark der Situation, in der Amos seine Gerichtsrede zu Gehör bringt.
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→ Arbeitsblatt 4.4.1/M10a und b**
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Ideenbörse Religion Sekundarstufe I, Heft 4, 02/2004
Teil 4 Was mir Propheten sagen 4.4
5 Wie Propheten reden und handeln 4.4.1/M1a*
Im Buch Amos finden wir eine typische Redeform des Propheten
Am 1,3-4:
3 So spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen, die Damaskus beging, wegen der vier nehme ich es nicht zurück: Weil sie Gilead mit eisernen Dreschschlitten zermalmten,
4 darum schicke ich Feuer gegen Hasaëls Haus; es frisst Ben-Hadads Paläste.
Am 1,9-10:
9 So spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen, die Tyrus beging, wegen der vier nehme ich es nicht zu- rück: Weil sie Verschleppte scharenweise an Edom auslieferten und nicht mehr an den Bund mit ihren Brü- dern dachten,
10 darum schicke ich Feuer in die Mauern von Tyrus; es frisst seine Paläste.
Am 2,4-5:
So spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen, die Juda beging, wegen der vier nehme ich es nicht zurück:
Weil sie die Weisung des Herrn missachteten und seine Gesetze nicht befolgten, weil sie sich irreführen lie- ßen von ihren Lügengöttern, denen schon ihre Väter gefolgt sind,
5 darum schicke ich Feuer gegen Juda; es frisst Jerusalems Paläste.
Arbeitsaufträge:
1. Die Beispiele stimmen in mehreren Punkten überein. Gliedere den Text (durch farbige Markierung) und benenne die Gliederungspunkte!
2. Suche im Buch Amos nach weiteren Beispielen, die nach dieser Gliederung aufgebaut sind! Schreibe eins davon heraus und markiere die Gliederungspunkte!
3. Dürfen Propheten als Wahrsager einer fernen Zukunft verstanden werden? Erkläre am Beispiel von Amos, welche Absicht der Prophet hat! Begründe deine Antwort! Bedenke: Auch Eltern oder Lehrer ver- wenden manchmal ein Drohwort, ohne dass sie damit die Zukunft vorhersagen wollen. Welche Absicht könnten sie dabei haben?
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Teil 4 Was mir Propheten sagen 4.4
7 Wie Propheten reden und handeln 4.4.1/M2a**
Amos richtet verschiedene Vorwürfe an die Israeliten
Die Unterdrückung der Armen: 4,1-3
1 Hört dieses Wort, ihr Baschankühe auf dem Berg von Samaria, die ihr die Schwachen unterdrückt und die Armen zermalmt und zu euren Männern sagt: Schafft Wein herbei, wir wollen trinken.
2 Bei seiner Heiligkeit hat Gott, der Herr, geschworen: Seht, Tage kommen über euch, da holt man euch mit Fleischerhaken weg, und was dann noch von euch übrig ist, mit Angelhaken.
3 Ihr müsst durch die Breschen der Mauern hinaus, eine hinter der andern; man jagt euch dem Hermon zu – Spruch des Herrn.
Die Beugung des Rechts: 5,7.10-15
7 Weh denen, die das Recht in bitteren Wermut verwandeln und die Gerechtigkeit zu Boden schlagen. (...) 10 Bei Gericht hassen sie den, der zur Gerechtigkeit mahnt, und wer Wahres redet, den verabscheuen sie.
11 Weil ihr von den Hilflosen Pachtgeld annehmt und ihr Getreide mit Steuern belegt, darum baut ihr Häuser aus behauenen Steinen – und wohnt nicht darin, legt ihr euch prächtige Weinberge an – und werdet den Wein nicht trinken.
12 Denn ich kenne eure vielen Vergehen und eure zahlreichen Sünden. Ihr bringt den Unschuldigen in Not, ihr lasst euch bestechen und weist den Armen ab bei Gericht.
13 Darum schweigt in dieser Zeit, wer klug ist; denn es ist eine böse Zeit.
14 Sucht das Gute, nicht das Böse; dann werdet ihr leben, und dann wird, wie ihr sagt, der Herr, der Gott der Heere, bei euch sein.
15 Hasst das Böse, liebt das Gute und bringt bei Gericht das Recht zur Geltung! Vielleicht ist der Herr, der Gott der Heere, dem Rest Josefs* dann gnädig.
(*Josef: anderer Name für das Volk Israel)
Die leichtlebige Oberschicht: 6,4-7
4 Ihr liegt auf Betten aus Elfenbein und faulenzt auf euren Polstern. Zum Essen holt ihr euch Lämmer aus der Herde und Mastkälber aus dem Stall.
5 Ihr grölt zum Klang der Harfe, ihr wollt Lieder erfinden wie David.
6 Ihr trinkt den Wein aus großen Humpen, ihr salbt euch mit dem feinsten Öl und sorgt euch nicht über den Untergang Josefs.
7 Darum müssen sie jetzt in die Verbannung, allen Verbannten voran. Das Fest der Faulenzer ist nun vorbei.
Der wahre Gottesdienst: 5,21-27
21 Ich hasse eure Feste, ich verabscheue sie und kann eure Feiern nicht riechen.
22 Wenn ihr mir Brandopfer darbringt, ich habe kein Gefallen an euren Gaben, und eure fetten Heilsopfer will ich nicht sehen.
23 Weg mit dem Lärm deiner Lieder! Dein Harfenspiel will ich nicht hören,
24 sondern das Recht ströme wie Wasser, die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.
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4.4 Was mir Propheten sagen Teil 4
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4.4.1/M2b** Wie Propheten reden und handeln
Arbeitsaufträge:
1. Unterstreiche/markiere die Verhaltensweisen, die Amos missfallen! Stelle sie in einer Liste zusammen!
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2. Welche Drohung verbindet Amos mit seinen Vorwürfen?
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3. Erkläre, warum Amos/Jahwe nicht viel vom Gottesdienst der Israeliten hält!
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4. Welche Vorstellungen hat Amos von einer Gott gefälligen Lebensweise?
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Teil 4 Was mir Propheten sagen 4.4
15 Wie Propheten reden und handeln 4.4.1/M5b***
Die Sünde Israels: Hos 4,10-14
10 (...) Ja, sie haben den Herrn verlassen und sich an Unzucht gehalten.
11 Der Opferwein raubt meinem Volk den Verstand:
12 Es befragt sein Götzenbild aus Holz, von seinem Stock erwartet es Auskunft. Ja, der Geist der Unzucht führt es irre. Es hat seinen Gott verlassen und ist
zur Dirne geworden.
13 Sie feiern Schlachtopfer auf den Höhen der Ber- ge, auf den Hügeln bringen sie Rauchopfer dar, un- ter Eichen, Storaxbäumen und Terebinthen, deren Schatten so angenehm ist. So werden eure Töchter zu Dirnen und eure Schwiegertöchter brechen die Ehe.
14 Aber ich strafe nicht eure Töchter dafür, dass sie zu Dirnen werden, und nicht eure Schwiegertöchter dafür, dass sie die Ehe brechen; denn sie (die Pries- ter) selbst gehen mit den Dirnen beiseite, mit den
Weihedirnen feiern sie Schlachtopfer. So kommt das unwissende Volk zu Fall.
Hoseas Gott hält Israel trotz allem die Treue:
Allen Drohworten zum Trotz rechnet Hosea/Jahwe mit der Rückkehr des treulosen Volkes und sagt ihm die unverbrüchliche Treue Jahwes zu.
Hos 3,1-5: Die Wiederannahme der treulosen Frau
1 Der Herr sagte zu mir: Geh noch einmal hin und liebe die Frau, die einen Liebhaber hat und Ehebruch treibt. (Liebe sie) so, wie der Herr die Söhne Israels liebt, obwohl sie sich anderen Göttern zuwenden und Opferkuchen aus Rosinen lieben.
2 Da kaufte ich sie für fünfzehn Silberstücke und anderthalb Hómer* Gerste.
3 Ich sagte zu ihr: Du bleibst jetzt viele Tage bei mir, ohne als Dirne einem Mann zu gehören. Und so mache auch ich es mit dir.
4 Denn viele Tage bleiben Israels Söhne ohne König und Fürst, ohne Opfer und Steinmal, ohne Efod und ohne Terafim.
5 Danach werden die Söhne Israels umkehren und den Herrn, ihren Gott, suchen und ihren König David. Zit- ternd werden sie zum Herrn kommen und seine Güte suchen am Ende der Tage.
(* Hómer: Messgefäß für Getreide)
Arbeitsaufträge:
1. Erläutere den Vorwurf, den Hosea gegenüber dem Volk und seiner führenden Schicht erhebt!
2. Worin macht sich die Kanaanisierung in Israel bemerkbar? Wie kann man diesen Sachverhalt heute nachweisen?
3. Welche Hoffnungen verknüpft Israel mit der Verehrung der kanaanäischen Götter/dem Baalskult?
4. Was denkt Hosea über diesen Vorgang?
5. Erläutere die Absicht, die Hosea bei seinen Zuhörern verfolgt!
6. Mit welchem Mittel verfolgt Hosea diese Intention?
7. Welches Gottesbild vermittelt Hosea?
Das Bild zeigt einen kanaanäischen Opferaltar mit Hörnern, der auf einer Kulthöhe in Beer-Scheba aus- gegraben wurde.
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Teil 4 Was mir Propheten sagen 4.4
21 Wie Propheten reden und handeln 4.4.1/M6e
Das Auftreten des Propheten bleibt nicht ohne Folgen für ihn selbst – Lösungsblatt
Jer 11,1-17 Der gebrochene Bund:
4 die ich euren Vätern aufgetragen habe, als ich sie aus Ägypten herausführte, aus dem Schmelzofen des Ei- sens: Hört auf meine Stimme, und handelt in allem nach meinen Geboten; dann werdet ihr mein Volk sein, und ich will euer Gott sein.
5 Nur so kann ich den Eid halten, den ich euren Vätern geschworen habe: ihnen ein Land zu geben, in dem Milch und Honig fließen, wie ihr es heute habt. Ich antwortete: Ja, Herr.
8 Sie aber haben nicht gehört und mir ihr Ohr nicht zugeneigt; alle folgten dem Trieb ihres bösen Herzens.
So musste ich an ihnen alle Worte dieses Bundes erfüllen, den zu halten ich ihnen geboten habe, den sie aber nicht gehalten haben.
10 Sie sind zurückgekehrt zu den Sünden ihrer Väter, die sich weigerten, meinen Worten zu gehorchen. Auch sie sind fremden Göttern nachgelaufen, um ihnen zu dienen. Das Haus Israel und das Haus Juda haben mei- nen Bund gebrochen, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe.
11 Darum – so spricht der Herr: Jetzt bringe ich Unheil über sie, dem sie nicht entgehen können. Schreien sie dann zu mir, so werde ich nicht auf sie hören.
16 Einen üppigen Ölbaum von schöner Gestalt hatte der Herr dich genannt. Wenn der gewaltige (Kriegs-) Lärm ertönt, legt er Feuer an ihn, so dass seine Zweige hässlich werden.
17 Der Herr der Heere, der dich pflanzte, hat Unheil über dich verhängt wegen der bösen Taten, die das Haus Israel und das Haus Juda verübten; dem Baal opferten sie, um mich zu erzürnen.
Arbeitsaufträge:
1. Welche Situation in Israel wird in diesem Text dargestellt?
Das Handeln der Menschen missfällt Jahwe (und dem Propheten), weil die Menschen sich von fremden Göttern Hilfe und Beistand erwarten.
2. Welche Reaktion des Propheten wird dargestellt?
Der Prophet reagiert auf das Verhalten der Menschen, indem er in der Form des Drohwortes zu den Men- schen redet. Gleichzeitig scheint er aber zu Jahwe zu beten und um Schonung zu flehen (Jer 11,14).
3. Charakterisiere die Textart, mit der der Prophet zu seinen Mitbürgern spricht!
Die Textart entspricht der Gerichtsrede im Buch Amos. Folgende Elemente stimmen überein:
Scheltwort: z.B.: Jer 11,10, Jer11,17b; Drohwort: z.B.: Jer 11,11, Jer11,16.
4. Womit begründet Jahwe seinen Anspruch?
Jahwe begründet seinen Anspruch mit der Befreiung aus Ägypten (Jer 11,4) und dem Bund, den er mit den Vätern geschlossen hat (Verheißung des Landes, in dem Milch und Honig fließen, Jer 11,5).
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Teil 4 Was mir Propheten sagen 4.4
23 Wie Propheten reden und handeln 4.4.1/M6g
Das Prophetenschicksal kann in folgender Tafelanschrift zusammengefasst werden:
Prophetenschicksal Jeremia
erlebt den Götzendienst in Israel
(10,1-16)
Gerichtsrede
(z.B. 11,1-17)
Reaktionen der Angesprochenen
• Ärger
• Zorn
• Hass
• Verfolgung
(z.B. 11,18-23)
Eheverbot
(16,1-9)
Gefühl des Propheten:
• Einsamkeit
• Verbitterung
• Rachebedürfnis
• Verzweiflung
(z.B. 15,10f.15-18; 20,7-18)
will dem Auftrag entfliehen
(20,7-18)
Klagelieder
(z.B. 12,1-6)
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4.4 Was mir Propheten sagen Teil 4
24
4.4.1/M7* Wie Propheten reden und handeln
Das Prophetenschicksal
Der Maler Albert Weisgerber (1878-1915) hat verschiedene Gemälde zu Themen der Bibel oder der Ge- schichte der Heiligen (z.B. das Martyrium des heiligen Sebastian) gestaltet. In diesen Bildern spricht ein leidender Mensch zum Betrachter. In mehreren Bildern hat er den leidenden Jeremia dargestellt.
Tuschezeichnung von J. Betz nach einem Gemälde von A. Weisgerber
Arbeitsaufträge:
1. Notiere dir Gefühle, die das Bild im Betrachter auslösen kann!
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2. Vergleiche diese Gefühle mit den Gefühlen, die in den Bekenntnissen und Klageliedern des Jeremia (Jer 11,18-23; Jer 15,10f.15-18; Jer 20,7-18) in der Bibel zum Ausdruck kommen!
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3. Welche Ursache haben diese Gefühle?
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