Karlsruher Institut f¨ur Technologie Institut f¨ur Theorie der Kondensierten Materie Moderne Theoretische Physik III (Theorie F – Statistische Mechanik) SS 17
Prof. Dr. Alexander Mirlin Musterl¨osung: Blatt 13
PD Dr. Igor Gornyi, Janina Klier Besprechung: 21.07.2017
1. Brechung der kontinuierlichen Symmetrie: (4+15+6=25 Punkte) Betrachten Sie einD-dimensionales Gitter mit magnetischen Momenten~σi, die gezwun- gen sind in einer Ebene zu liegen, ~σi = (σix, σyi). Der Hamilton-Operator des Systems ist (die Summe ist auf n¨achste Nachbarn im Gitter beschr¨ankt)
H=−JX
hi,ji
~
σi·~σj. (1)
Dieser Hamilton-Operator ist invariant bez¨uglich der simultanen Rotation aller ma- gnetischen Momente in der (x, y)-Ebene. Der Ordnungsparameter des Systems ist ein zweidimensionaler Vektor m(~~ r) = h~σii. Bei hohen Temperaturen ist das System in ei- nem paramagnetischen Zustand mit verschwindender mittlerer Magnetisierung. Wenn die Temperatur erniedrigt wird, kann das System in einen ferromagnetischen Zustand
¨ubergehen, der die Rotationsinvarianz bricht.
Bemerkung:In der Vorlesung haben wir im Detail die Landau-Theorie mit einem ska- laren Ordnungsparameterφbesprochen. Eine solche Theorie beschreibt Phasen¨uberg¨ange, die mit der spontanen Brechung einer diskreten Symmetrie assoziiert sind (z.B. f¨ur das Ising-Modell). Es gibt Systeme, in denen der Phasen¨ubergang mit der Brechung einer kontinuierlichen Symmetrie einhergeht. In dieser Aufgabe betrachten wir ein Beispiel daf¨ur, die entsprechende Landau-Theorie und einige ihrer Konsequenzen.
(a) Das Landau-Funktional F[~m(~r)] =
Z dDr
t
2|m|~ 2 +b|m|~ 4+K 2
∇m~ x2
+
∇m~ y2 ,
~
m= (mx, my), |m|~ 2 =m2x+m2y t=a(T −Tc), a, b, K > 0. (2) wird durch uniforme Konfigurationen des Ordnungsparameters minimiert,m(~~ r) = konst. Auf Grund der Rotationssymmetrie k¨onnen wir m(~~ r) = (m0,0) w¨ahlen.
Zeigen Sie, dass f¨ur T > Tc das Landau-Funktional (2) sein Minimum bei m0 = 0 erreicht, w¨ahrend f¨urT < Tc das Minimum bei m0 =p
|t|/4b liegt.
L¨osung:
Wir ersetzen m(~~ r) = (m0,0) in Gl. (2) und minimieren in bezug auf m0. Die Sattelpunktgleichung ist
m0(t+ 4bm20) = 0. (3)
Bei T > Tc (t > 0) erreicht das Landau-Funktional F sein Minimum bei m0 = 0.
Bei T < Tc (t <0) liegt das Minimum bei m0 =p
|t|/4b.
(b) Betrachen Sie nun Fluktuationen des Ordnungsparameters δmx und δmy in der symmetriegebrochenen Phase, T < Tc. Bestimmen Sie das Landau-Funktional, das
kleine Fluktuationen des Ordnungsparameters in der Gauss’schen N¨aherung be- schreibt. Mit Hilfe der Fourier-Entwickung vonδmy(~r) (beachten Sie, dass das Feld δmy reell ist) zeigen Sie, dass die Korrelationsfunktionhδmy(0)δmy(~r)i durch
hδmy(0)δmy(~r)i= 1 β
Z dDq (2π)D
1
Kq2 exp(i ~q·~r) (4) gegeben ist. Vergleichen Sie Gl. (4) mit der Korrelationsfunktion der Ordnungspara- meterfluktuationen in der skalaren Landau-Theorie, die in der Vorlesung diskutiert wurde.
L¨osung:Wir ersetzenmx =p
|t|/4b+δmx undmy =δmyin Gl. (2) und entwickeln das Landau-Funktional bis zur zweiten Ordnung in Fluktuationen des Ordnungs- parameters. Der Teil des Funktionals ohne Ableitungen enth¨alt dann nur δmx:
Ftb = Z
dDr t
2(m0+δmx)2+ t
2(δmy)2+b[(m0+δmx)2+ (δmy)2]2
' konst + Z
dDr
t
2 + 2bm20
| {z }
=0,Gl. (3)
(δmx)2+ (δmy)2
+ 4bm20
| {z }
=−t, Gl. (3)
(δmx)2
.
Mit dem Term, der Ableitungen enth¨alt, FK=
Z dDr
K 2
∇m~ x2
+
∇m~ y2
, (5)
erhalten wir in der Gauss’schen N¨aherung:
F ' konst + Z
dDr K
2(∇δm~ x)2+|t|(δmx)2
+ Z
dDrK
2(∇δm~ y)2. (6) In der f¨uhrenden N¨aherung, Gl. (6), sind die Fluktuationen δmx und δmy un- abh¨angig. Der Teil des Landau-Funktionals, der Fluktuationen vonδmxbeschreibt, ist ¨ahnlich zu seinem Analogon f¨ur die skalare Landau-Theorie, die in der Vorlesung besprochen wurde.
Deutlich interessanter sind die Fluktuationen δmy mit dem Landau-Funktional Fy =
Z
dDrK
2 (∇δm~ y)2. (7)
Gem¨aß Gl. (7) sind die Fluktuationen δmy “masselos”: Die Energie f¨ur eine Fluk- tuationδmy(r) mit gegebener Amplitude kann beliebig klein gemacht werden, wenn δmy(r) langsam im Raum variiert. Der Grund f¨ur das Auftreten dieser masselosen Mode ist gerade die Brechung einer kontinuierlichen Symmetrie. Die Modeδmy und
¨ahnliche masselose Moden werden Goldstone-Moden genannt.
Wir sind nun in der Lage den Beitrag vonδmy zu den Fluktuationen des Ordnungs- parameters zu untersuchen. Wir interessieren uns f¨ur
hδmy(0)δmy(r)i= 1 Z
Z
(D{δmy}) δmy(0)δmy(r)e−βFy, (8) Z =
Z
(D{δmy}) e−βFy. (9)
Dazu m¨ussen wir die Funktionalintegrale in Gln. (8) und (9) ausf¨uhren. Daf¨ur nut- zen wir die Fourier Entwickung vonδmy(r):
δmy(r) =X
~ q
a~q exp(i~q ~r) +a∗~q exp(−i~q ~r)
. (10)
Die Summation geht ¨uber den D-dimensionalen Impuls ~q = (q1, . . . qD) mitqi > 0 (das Feld δmy reell ist). Das Integrationsmaß im Funktionalintegral kann mittels der Fourierkomponenten wir folgt geschrieben werden:
D{δmy(r)}=Y
~ q
(dIma~q) (dRea~q). (11) Wir schreiben das Landau FunktionalFy und das Produktδmy(0)δmy(~r) mit Hilfe der Fourierkomponentena~q um (L die lineare Gr¨oße des Systems):
Fy =LDKX
~ q
q2|a~q|2, (12)
δmy(0)δmy(~r) =X
~ q1~q2
a~q1 +a∗~q
1
a~q2 exp(i~q2~r) +a∗~q
2 exp(−i~q2~r)
. (13) und
Z
(D{δmy})δmy(0)δmy(~r)e−βFy
= Z
Y
~ q
(dIma~q) (dRea~q)X
~ q1~q2
a~q1 +a∗~q1 a~q2 exp(i~q2~r) +a∗~q2 exp(−i~q2~r)
e−βFy. (14)
Da Z
(dIma~q) (dRea~q)
a~q+a∗~q
eLDKq2|a~q|2 = 0, (15) sehen wir, dass nur die Terme in Gl. (13) mit ~q1 = ~q2 zur Korrelationsfunktion beitragen:
hδmy(0)δmy(~r)i= 1 Z
Z
(D{δmy}) δmy(0)δmy(~r)e−βFy
=X
~ q1
R (dIma~q1) (dRea~q1) 2 cos(~q1~r)|a~q1|2e−LDKq21|a~q1|2 R (dIma~q1) (dRea~q1)e−LDKq21|a~q1|2
= 1 LD
X
~ q1
2 cos(~q1~r) Kq12 =
Z dDq (2π)D
1
Kq2 exp (i~q ~r). (16) (c) Analysieren Sie die Konvergenz des Integrals (4) bei kleinen ~q und zeigen Sie, dass die spontane Brechung einer kontinuierlichen Symmetrie in D ≤ 2 Dimensionen nicht m¨oglich ist (Mermin-Wagner-Theorem).
L¨osung:
Wir k¨onnen nun die Gr¨oßenordnung der Ordnungsparameterschwankungen absch¨atzen:
hδm2y(0)i=
Z dDq (2π)D
1
Kq2. (17)
Dieses Integral divergiert bei großen Impulsen f¨ur D ≥ 2. Das ist aber kein pro- blem. Die Divergenz kann einfach durch die 1/a regularisiert werden, wobei a der Gitterabstand im anf¨anglichen mikroskopischen Modell ist. In D≤2 divergiert das Integral bei kleinen Impulsen. Diese Divergenz bedeutet, dass die Schwankungen des Ordnungsparameters immer stark sind und keine weitreichende Ordnung f¨ur D≤2 m¨oglich ist.
Satz von Mermin und Wagner:Kontinuierliche Symmetrien k¨onnen in ein und zwei Dimensionen nicht in Systemen mit gen¨ugend kurzreichweitigen Wechselwir- kungen bei endlicher Temperatur spontan gebrochen sein.
2. Fl¨ussigkristall: (6+6=12 Punkte + 8 Bonuspunkte) In dieser Aufgabe diskutieren wir Landau-Theorie f¨ur Phasen¨uberg¨ange erster Ord- nung. Fl¨ussigkristalle sind Materialien die aus stabf¨ormigen Molek¨ulen bestehen, die eine (langreichweitige) Ordnung in der Orientierung zeigen k¨onnen ohne in einem fe- sten Zustand zu sein. Der Ordnungsparameter φ = h3 cos2θ −1i ist ein Maß f¨ur die Ordnung in der Orientierung der Molek¨ule, die den Winkelθrelativ zu einer bevorzugen Achse einnehmen. Da es (im Gegensatz zum ferromagnetischen Fall) keine Symmetrie φ ↔ −φ gibt, m¨ussen wir im Landau-Funktional f¨ur den Ordnungsparameter φ den kubischen Term in der Entwicklung mitnehmen:
F[φ(~r)] = Z
d3r t
2φ2(~r)−v φ3(~r) +b φ4(~r) + K 2
∇φ(~~ r)
2
, (18)
wobei t=a·(T −T0) unda, b, v, K > 0.
(a) Skizzieren Sie die Freie-Energiedichte als Funktion von φ f¨ur verschiedene Tempe- raturen T. Bestimmen Sie die ¨Ubergangstemperatur Tc und den Wert von φ bei T =Tc.
L¨osung:
Freie-Energiedichte f¨urφ =konst.:
f(φ) = a(T −T0)
2 φ2−vφ3+bφ4. Extrema:
∂f
∂φ =a(T −T0)φ−3vφ2+ 4bφ3 = 0 ⇒ φ= 0 und φ=φ±, (19) a(T −T0)−3vφ+ 4bφ2 = 0 ⇒ φ± = 3v±p
9v2−16ab(T −T0)
8b .
(20) F¨ur
T < T0+ 9v2 16ab =T1
sind die L¨osungen φ± reell. Bei der Temperatur T1 ist φ1 = 3v/(8b).
Zweite Ableitung:
∂2f
∂φ2 φ=0
= a(T −T0) = 0 ⇒ Minimum f¨urT > T0, (21)
∂2f
∂φ2 φ±
= a(T −T0)−6vφ±+ 12bφ2± =−2a(T −T0) + 3vφ±. (22)
Phasen¨ubergang:f(φ+) =f(0) = 0 ⇒ a(T −T0)
2 −vφ+−a(T −T0)−3vφ+ 4
| {z }
=bφ2+ aus Gl. (20)
= a(T −T0)−vφ+
4 = 0
⇒Tc=T0+ v2
2ab. (23)
Sobald die kritische TemperaturTcerreicht ist, erhalten wir sofort einen geordneten Zustand mit φ = φ+. Wie wir unten sehen werden, gibt es bei T = Tc einen endlichen Sprung in der Entropie (erste Ableitung der freien Energie), da es mehrere degenerierte Minima gibt. So ist es ein Phasen¨ubergang erster Ordnung.
Wert von φ bei T =Tc:
φc =φ+(Tc) = 3v 8b
"
1 + r
1− 16ab
9v2 (Tc−T0)
#
= v
2b. (24)
Weiterhin ist interessant, dass bei T =T0 folgende Werte annimmt φ−(T =T0) = 0, φ+(T =T0) = φ0 = 3v2
4b (25)
Verlauf von f(φ):
(a) beschreibt das Verhalten f¨urT > Tc, (b) f¨urT =Tc und (c) f¨ur T < Tc (b) Bei einem Phasen¨ubergang 1. Ordnung ist die Entropie bei der kritischen Tempera-
tur diskontinuierlich. Berechnen Sie die EntropieS f¨urT unmittelbar oberhalb bzw.
unterhalbTc. Bestimmen Sie die latente W¨arme Ql =T∆S des Phasen¨ubergangs.
L¨osung:
Latente W¨arme:
Ql =T ∆S , ∆S =S(T =Tc+δ)−S(T =Tc−δ)≡S>−S<
Die T-Abh¨angigkeit des Ordnungsparameters φ muss mitgenommen werden, denn aus dem Funktional der freien Energiedichte wird die physikalische freie Energie F(T) = V f(T, φ(T)) im Gleichgewicht erst durch Einsetzen des Gleichgewichts- wertes φ(T) bestimmt.
Entropie:
S
V =−1 V
∂F
∂T =− ∂f
∂φ
T
∂φ
∂T − ∂f
∂T
φ
,
T =Tc+δ : φ(T) = 0, ∂φ(T)
∂T = 0 f¨ur alleT > Tc → S>= 0, T =Tc−δ:
∂f
∂φ
T
= ∂f
∂φ φ+
= 0 , ∂f
∂T
φ
= ∂f
∂T φ+
= V a 2 φ2+ Damit folgt
Ql=−TcS< = 1
2V Tca φ2+(Tc) = V av2 8b2
T0+ v2 2ab
. (26)
(c) Nehmen Sie an, dass das System nur geringf¨ugig unterseiner ¨Ubergangstemperatur liegt. Betrachten Sie ein Tr¨opfchen der Gr¨oße L und der Breite der Grenzfl¨achel0, mit der geordneten Phase innen und der metastabilen Phase draußen. Bestimmen Sie den kritischen Keimbildungsradius und die Energie eines Keimbildungstr¨opf- chens. (8 Bonuspunkte).
L¨osung:
Unter der Annahme, dass das System nur minimal unter seiner ¨Ubergangstempera- tur liegt, ist die ungeordnete Phase bereits metastabil (besitzt ein lokales Minimum).
Der Ordnungsparameter nimmt sowohl den Wertφ(Tc+) = 0 ¨uber als auch den Wert φ Tc−
=φc unter der ¨Ubergangstemperatur an.
Das Problem vereinfacht sich, wenn man die Variablen mit φ=ψ+ v
4b
verschiebt. Dies eliminiert einen kubischen Term ∝ ψ3 in f(ψ). F¨ur T nahe Tc erhalten wir
f(ψ) = konst + K 2
∇ψ~ 2
−hψ− ˜a
2ψ2+bψ4 (27)
mit
˜ a= v2
4b, h= av
4b (Tc−T).
Wir gehen von einem Tr¨opfchen der Gr¨oße L aus mit einer Grenzfl¨achenbreite l0, wobei sich innerhalb des Tr¨opfchens die stabile L¨osung mit φ =φ+ und außerhalb die metastabile L¨osung φ = 0 befindet. F¨ur kleine Felder h representieren die zwei Ordnungsparameter
ψG ≈ψc =φc− v 4b =
r ˜a 4b
und
ψU = 0− v 4b =−
r˜a 4b
die geordneten (G) bzw. die ungeordneten (U) Zust¨ande bei T < Tc.
Um ein geordnetes Tr¨opfchen (“Bubble”) innerhalb des ungeordneten Zustandes zu bilden kostet dies Oberfl¨achenenergie. Unter der Annahme einer kontinuierli- chen Ver¨anderung des Ordnungsparameters von ψG zu ψU = −ψG innerhalb der Grenzfl¨ache kann die Grenzfl¨achenenergie wie folgt approximiert werden:
Esurf∼LD−1l0
"
K ψG
l0
2
+ ˜aψG2
#
. (28)
Hier istLD−1l0 das Volumen der Grenzfl¨ache, der TermKψG2/l20 kommt von (∇ψ)2, und ˜aψG2 ergibt sich aus den quadratischen und quartischen Termen der freien Ener- gie und beschreibt die zwischen 0 und φ+ befindliche Barriere, s. Abbildung (b).
Die Oberfl¨achenenergie ist die Differenz zwischen der Energien der Grenzfl¨ache mit ver¨anderlichem ψ und der Energie der homogenen geordneten Phase innerhalb des gleichen VolumensLD−1l0. Unter Minimierung der Oberfl¨achenenergie bez¨uglich l0
erhalten wir
l0 ∼ K
˜ a
1/2
. (29)
Ersetzen dieses Wertes in der Oberfl¨achenenergie ergibt Esurf∼LD−1˜a3/2
b . (30)
Der Term, der die Energie im Inneren des Tr¨opfchens beschreibt, ist um den Betrag des linearen Terms inf(ψ) kleiner als die Energie des gleichen Volumens gef¨ullt mit einer geordnetet Phase:
Ebulk =−LDψGh. (31)
Die Gesamtenergie des Tr¨opfchens ergibt sich aus der Summe des Oberfl¨achenterms und des Terms im Inneren:
Ebubble =Esurf+Ebulk ∼LD−1 r˜a
b ˜a
√b −Lh
. (32)
Durch Maximieren der Gesamtenergie bez¨uglich der Tr¨opfchengr¨oße L (die zweite Ableitung ist negativ), ergibt sich
L∼ a˜
√
bh. (33)
Dies bedeutet, dass sobald das Tr¨opfchen die Gr¨oße ˜a/(√
bh) erreicht hat, wird es sich immer weiter ausbreiten (wie kleine Eiskristalle in gefrierendem Wasser).
Schließlich k¨onnen wir die erhaltene Tr¨opfchengr¨oße in die Gesamtenergie einsetzen und erhalten
Ebubble ∼ a˜D
bD/2hD h˜a1/2
b1/2 ∼ ˜aD+1/2
bD/2+1/2hD−1. (34)
Indem wirhund ain Abh¨angigkeit der urspr¨unglichen Parameter ausdr¨ucken f¨uhrt dies zu:
Ebubble ∼ vD+2
bD/2+2aD−1(Tc−T)D−1. (35)
3. Ferroelektrisches Kristall: (10+10+5=25 Punkte) In einem ferroelektrischen Kristall entsteht unterhalb einer ¨Ubergangstemperatur Tc eine spontane Verzerrung ψ der Einheitszelle, verbunden mit einem Dipolmoment P~. Das Freie-Energiedichte-Funktional f¨ur die beiden Ordnungsparameter η =|P~| und ψ lautet
f(η, ψ) =a(T −T0)η2+b η4+c η6+d ψ η2 +g
2ψ2, T0, a, b, c, d, g > 0.
(a) Bestimmen Sie den Gleichgewichtswertψ =ψG(η) und damit das Freie-Energiedichte- Funktional ˜f(η) =f(η, ψG(η)). Skizzieren Sie den Verlauf von ˜f(η) f¨ur verschiedene Temperaturen T in drei F¨allen: ˜b >0, ˜b= 0 und ˜b <0, wobei
˜b =b− d2 2g.
Begr¨unden Sie, dass ein Phasen¨ubergang 1. Ordnung auftreten kann.
L¨osung: Zun¨achst wird der Gleichgewichtswert von ψ bestimmt (Gleichgewicht eigentlich nur, wenn auchη bestimmt und eingesetzt wird ...) und damit das Funk- tional ˜f(η):
∂f
∂ψ = 0 =dη2+gψ ⇒ ψ =−d gη2
⇒ f˜(η) =a(T −T0)η2+
b− d2 2g
| {z }
= ˜b
η4+cη6. (36)
Qualitativer Verlauf von ˜f(η) :
(a) ˜b >0, (b) ˜b = 0 und (c) ˜b <0
˜b≥0: F¨ur große Temperatur gibt es ein Minimum beiη= 0 , f¨ur kleine T unter einer bestimmten TemperaturTcein Minimum bei endlichenη0 (η0 →0 f¨urT →Tc) und ein Maximum beiη= 0
⇒Phasen¨ubergang 2. Ordnung bei Tc
˜b <0: F¨ur große Temperatur gibt es ein Minimum beiη = 0 , f¨urT →0 ein Minimum bei endlichenη, und bei einer bestimmten Temperatur Tc dazwischen entarten gerade die Minima, ˜f(ηc) = ˜f(0) = 0 . Von T > Tc kommend wird also der Ordnungsparameterη von η = 0 zuη =ηc springen
⇒Phasen¨ubergang 1. Ordnung bei Tc.
(b) Berechnen Sie die kritische Temperatur Tc, bei der dieser ¨Ubergang 1. Ordnung stattfindet. Bestimmen Sie n¨aherungsweise η(T) und ψ(T) in der N¨ahe von Tc. Finden Sie die latente W¨arme des ¨Ubergangs.
L¨osung:
Kritische Temperatur Tc:
F¨ur Tc bei ˜b < 0 brauchen wir den Wert ηc des Ordnungsparameters, also die Position des Minimums:
∂f˜
∂η = 2η[a(T −T0) + 2˜bη2+ 3cη4] ⇒ η= 0 : Extremum, (37) 0 = a(T −T0) + 2˜bη2+ 3cη4 ⇒ η±2 = − ˜b
3c
!
| {z }
>0
"
1± r
1− 3ac
˜b2 (T −T0)
# .
(38) F¨ur T > T0+ ˜b2/(3ac) hat ˜f(η) nur ein Extremum bei η= 0.
F¨ur T0 < T < T0+ ˜b2/(3ac) haben wir drei Extrema: η= 0 undη±. F¨ur T < T0 von η± ist nur η+ reell ⇒η0 =η+.
Zweite Ableitung:
∂2f˜
∂2η η=0
= 2a(T −T0) ⇒ η = 0 Minimum f¨ur T > T0. (39) F¨urT0 < T < T0+ ˜b2/(3ac) ist die zweite Ableitung positiv (Minimum) f¨urη =η+ und negativ (Maximum) f¨ur η=η−:
∂2f˜
∂2η η±
= 8˜b2 3c
"
1− 3ac
˜b2 (T −T0)± r
1− 3ac
˜b2 (T −T0)
#
. (40)
D.h.,η+ ist der Gleichgewichtswert, den η f¨ur T < Tc annimmt.
Der Wert von Tc folgt nun aus der Bedingung, dass die beiden Minima bei η = 0 und η=η+ energetisch entartet sind bzw. eine zweite Nullstelle ˜f(η+) erscheint:
0 = f˜(0) = ˜f(η+) =−( ˜b+ 2cη+2 )η+4 ⇒ − ˜b
2c =η+2(Tc). (41) Einsetzen vonη+ aus Gl. (38) :
⇒ Tc=T0+
˜b2
4ac =T0+ 1 4ac
b− d2
2g 2
. (42)
Verlauf von η(T) bei T ≈Tc:
T =Tc−δ : η(T) =η+(Tc) T =Tc+δ : η(T) = 0
→
ηc = η(T)|T'T
c =η+(Tc) Θ(Tc−T) = s
|˜b|
2cΘ(Tc−T).
Verlauf von ψ(T) bei T ≈Tc: ψ =−d
gη2 → ψc= ψ(T)|T'T
c =−d· |˜b|
2cg Θ(Tc−T).
Latente W¨arme :
Entropie (analog zu Aufgabe 2b):
S
V =−2ηh
a(T −T0)−2˜bη2+ 3cη4i ∂η
∂T −aη2, T =Tc+δ : S> = 0,
T =Tc−δ: η(T) =η+(T), S< =V aη2+ Damit folgt Ql =−TcS< =V Tca η2+(Tc),
η+2(Tc) = |˜b|
2c von oben ⇒ Ql=V Tc a 2c
d2 2g −b
.
(c) Berechnen Sie den kritischen Exponenten β in hηi ∝(Tc−T)β f¨ur den Fall ˜b= 0.
L¨osung:
F¨ur ˜b= 0 lautet das Freie-Energiedichte
f˜(η) =a(T −T0)η2 +cη6. (43) Die Position des Minimums:
∂f(η)˜
∂η = 2η
a(T −T0) + 3cη4
= 0. (44)
F¨urT > T0 gibt es nur ein Extremum (Minimum beiη= 0). F¨urT < T0 haben wir zwei Extrema (Maximum beiη= 0 und Minimum bei η=η0), wobei
η0 =h a
3c(T0−T)i1/4
. Damit folgt Tc=T0 und
β = 1/4. (45)