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Anzeigen.
Idioticon des christlich palästinischen Aramäisch von Fr ie d -
rieh Schwally. Giessen. J. G. Ricker'sche Buchhandlung.
1893.
Verf. verzeichnet und erörtert im vorliegenden Buche die
lexikalischen Abweichungen des christlich Palästinischen vom Edes¬
senischen. Das sind aber zum grossen Theil Uebereinstimmungen
mit dem jüdisch Palästinischen und Samaritanischen: Mit diesen
Dialekten, nicht mit dem Edessenischen, gehört ja das christlich
Palästinische überhaupt aufs engste zusammen. Für des Verf.'s
Unternehmen war namentlich schon von Payne-Smith erheblich
vorgearbeitet.
Das Buch Schwally's bildet zu Nöldeke's Aufsatz im 22. Bande
dieser Ztschr., der vornehmlich die grammatischen Eigenthümlich¬
keiten des Dialekts erörtert, eine nützliche Ergänzung. Beide
Arbeiten dienen in hohem Grade dem leichteren Eindringen in die
Texte. Und wie sehr die Kenntniss dieses Dialektes und seiner Texte
auch allgemeineren, theologischen Interessen dient, hat Verf. durch
die Anmerkung auf S. 53 schlagend gezeigt. Allerdings hat Schwally
den Nutzen seines Buches und das ihm zu spendende Lob einigermassen gemindert durch eine offensichtliche Ueberhastung der allerdings wohl
recht ermüdenden Arbeit. Diese Ueberhastung erstreckt sich bis
auf den Druck : Ich kenne kein zweites so schlecht corrigirtes Buch.
Hätte Verf. sich etwas mehr Zeit gegönnt, so wäre ihm sicher
auch die Litteratur über die erörterten Wörter in weiterem Um¬
fange bekannt geworden. Unbekannt ist ihm auch Lagarde's Auf¬
satz , Mittheilungen IV, 328 ff. geblieben , aus dem wir erfahren,
dass und wie Lagarde sich noch zuletzt die lexikalische Bearbeitung
des christlich Palästinischen vorgenommen. Möglich dass S. 334 f.
den Verf. veranlasst hätte, seine Aufgabe sich etwas anders zu
stellen und zu begrenzen. Jedenfalls aber hätte er diesem Aufsatze
manche Einzelbemerkimg entnehmen können , so namentlich über
Vv^r> oxÖTog (s. auch Mitth. IV, 141 f). Bei lUjOCS fehlt der
Hinweis auf Lagarde, Semitica I, 52ff. , Symmicta II, 110. Be¬
sonders manche Artikel, vrie 'i&vog, jbOQjt Sabbat, fallen
auf durch Knappheit der Erörterungen und Verweisungen.
Nieht nur in den Erörterungen , sondern auch in den blossen
Verzeichnungen wäre grössere Vollständigkeit leicht zu erreichen
gewesen. Man Termisst z. B. schon, bereits, nicht viel¬
leieht wie im Edess. ; ferner OjO jetzt, nicht genug») vne
im Edess. (abgesehen von edess. ©♦OiJO, das zu paläst. o»0 tritt).
Weiter J«jQjt<' Luc. 14, 21 = QVfiae Strassen; J»Qi,j Mt. 2, 6
klein abs. fem. nieht edesseniscb; JJ^ Land III, 3 Schatten;
der übersehene absol. sing. J ^y Luc. 22, 12 wirft auf das S. 67
behandelte IS-^^wX Söller doch ein etwas anderes Licht; ^^Ot»
Land III, 3; J^äjlX) Mt. 7, 14; Land 166, 17 Rauch;
Mt. 27, 49, J^ajoii. Job. 19, 34 koyxr}; ^Q^/ Land
169, 14. 19 oxkoe") (neben häufigerem ^gpQ^o/, ^pdSo/).
Das Gegebene ist nicht immer ganz folgerecht dargestellt. So er¬
sieht man sehr oft nicht sofort, sondern erst durch Nachsehlagen der
angezogenen Stellen, ob ein angeführtes Nomen als stat. absol. oder als sfait. emphat. aufzufassen ist. Nicht selten ist als Stichwort ein Nomen
im stat. emphat. angeführt, sogar dann wenn dieses Nomen im
absol. belegbar ist. Ich glaube, für das christlich Palästinische
war ohne weiteres der Grundsatz aufzustellen , die Nomina im
absolutus aufzuführen und etwa nöthig werdende Abweichungen
von diesem Grundsatz ausdrücklich als solche zu kennzeichnen.
Weiter ist z. B. S. 96 der Plural ^Jo\.Q«. rikBioi als Stichwort
angeführt, während Mt. 5, 48 auch den Singular )Q\Qjt riksiog
bietet. Wenn auf S. 5 der nichtedessenische Plural ^co/ Aerzte
als Stichwort angeführt ist, so hat das freilich eine gewisse Be¬
rechtigung; warum ist dann aber bei jl./, »L/, iO)J nieht auch
so verfahren y Und warum fehlt S. 30 der nichtedess. Plural
•-■- Land 166, 13 SchlangenV — Auf S. 35 ist weiter
)_.;_*./ angeführt und diuxh Job. 12, 48, Luc. 14, 9 belegt.
,Der Voeal des i ist nicht ai wie im Edess., .sondern durch-
1) In den verschiedenen Bedeutungen wohl such verschiedener Herkunft;
vgl Merx, chrest. targ. 215 f. und Bd. XXXII, 762. —- Das rSthselhafte habe ich mir durch ein isolirtes '^'](^) boido Hiinde voll d. i. genug zu erklären versucht. Ganz anders Barth, Etymol. Studien 38 f.
2) Der Vocalismus dieses Wortes ist wie in wvn- i voftos, zu dem
<^X>«\o». kaum verglichen werden darf (S. 109); im übrigen: Lagarde, Mitth.
IV, 358; ZA. VIII, 103.
Praetoriua, Schwally's Idioticon des ehristl. paläst. Aramäisch. 363
weg t". Aber sowobl an den beiden angefiihrten Stellen, wie
Mt. 5, 26 steht nicht 1*^-/) sondern l^v-/ ! es ist mithin durch¬
aus möglich, die Form als \J^^ aufzufassen. Und wenn das
Femininum unter anderen Silbenverhältnissen thatsächlich j^^v-/
hat, so beweist das nichts für das Masculinum. — Unter (S. 4 9 f.)
steht: 1) j j^JD A ^'"S • • • 2) >*^JO A (ohne j). Danach muss
man doch wohl erwarten, dass mindestens sämmtliche unter 1) an¬
gezogene acht Stellen j zeigen, während in Wirklichkeit nur die
erstangezogene Stelle j hat. Von solchen und ähnlichen kleineren
wie grösseren Unebenheiten der Darstellung könnte ich noch manche
anführen.
Im Folgenden möchte ich noch einige der bei Benutzung des
Buches gemachten Anmerkungen in möglichster Kürze anführen:
Zu Glied sei an das bereits von DUlmann lex. 755 (ob
mit Recht?) verglichene /^Q^ erinnert. — Ist auch viel¬
leicht das umgekehrte sab. IND? Vgl. Bd. 47, 103, Anm. 5. —
Wenn Verf. zu Bruder unter Hinweis auf Merx' chrest.
targum. bemerkt, dass das j im Targumiseben in offener Silbe ä
habe, welcher Voeal wahrscheinlich mehr nach einem Vocalanstoss
hin gesprochen worden sei , so ist das mindestens ungenau. Ab¬
gesehen von ganz vereinzelten Abweichungen, hat das N von riN in
offener SUbe Scbwa (mobUe), welches aber wie, oder fast wie ä
klang; s. ZA. III, 268 f. — Zu JL*^/ ngößata vgl. ausser dem
Nachtrag noch WZKM. 1 , 24. Inwiefern ist übrigens ^jä./ Mt.
9, 36 „geschlechtlich zweifelhaft"? — Zu JLqäj/ vgl. Bd. 40,
741, Anm. — i^io/ (S- 6) wohl nur scheinbar Aphel, in Wirk¬
lichkeit denominativ von oA^o/ u. ähnl. Für ojLoxio/ Luc. 1, 80
ttvaSti^ewg avxov schon bei Payne-Smith 1563 die nahliegende
Verbesserung 0)l.aXJo/ . — Zeit scheint etymologisch unklar
bleiben zu wollen. Mit Lebensalter, welche Bedeutung
doch wohl erst von der Bed. Zahn ausgegangen, steUt Verf. es
sicher mit Unrecht zusammen. Aber auch das in Kuhn's Literatur¬
blatt I, 196 a. E. Vorgetragene dürfte falsch sein. — Viel be¬
stimmter als durch JU/ Mr. 5, 25 Frau vrird die Aussprache mit
i der ersten Silbe erwiesen durch )*Ll.iA. Joh. 4, 42. Auch im
Bd. XLVIII. 24
2 7 *
Palmyr. Nn-««. — ^»O (S. 12) in zu verändem, liegt sehr
nah. ■—■Den Gedankengang des zweiten Absatzes S. 13 furchte ich
nicht recht zu verstehen. Zum Nachtrag (S. 116) zu dieser Stelle
vgl. Delitzsch, Prolegomena S. 170, Anm. 3. — Schüssel
wohl umgestellt aus J\-s^: W. j*Afl , äth. ^^/f'fl'i Schüssel. —
Höhlen wird besser durch iia zu erläutem sein , assyr.
bürtuni Loch; = ^•^? — r>-N.^ / (S. 16) vrird bestätigt durch
(S. 54). — '^*>^ ^^'^^ Aethiop. als "JPC gedrangen.
Zu den Ausführangen Zl. 16 f. beachte das von Lagarde , Mitth.
I, 127 a. E. aus Lane gebrachte 'iJs»-. — Dass »o>^in seiner
präpositionsartigen Anwendung mit edess. |2l.,^Plügel identisch
ist, scheint doch recht wahrscheinlich; CjSS, '.JüS, )SUS setzen zu
ähnlichem Bedeutungswandel ja auch mehr oder weniger stark an. —
vrirklich = edess. m? P. S. 801 amice? Nicht vielmehr
•
j Jj , entsprechend edess. ^ „o) ? — b-'na oft im Palmyrenischen. —
Bibl. aram. auch ■jins'i wie »^V^? • — ---JJ Missverständniss ; s.
schon P.S. 2318. — Zu Jüaj vgl. namentlich amh. (DPJ. —
jjLQO*. Mt. 5,25 (S. 29) Schreibfehler oder stat. absol. Jjta^,
wie wÄÄ.Q^ (S. 37)? VgL Lagarde, Symmicta 11, 100 f, Ueber¬
sicht 191 f. J.T»"st>.. Luc. 21,12 = J^art^-- oder --= JÜcÖ».? —
JL^^ mgi^ugog ; anders Nestle ehrest.* S. 91, Zl. 106. — Durch das
zu v»JQ«* in den Nachträgen angezogene assyr. kumsiru vrii-d G. Hoff-
C i O
mann's Zurückführung von u. s. w. auf u. s. w. (Bd.
32, 761, Anm.) wieder wahrscheinlicher gemacht. Vgl. Pränkel,
Premdwörter 112; Lagarde, Uebersicht 112 f. — Verf. giebt das von
,^.r gebräuchliche Reflexiv unbestimmt als „Ithp." Ich glaube, es als
Ithpaal in Ansprach nehmen zu dürfen. Allerdings hat Luc. 15, 16
^aa^ISJD , aber Joh. 8, 56 steht #»».1.7) ^'^ch targümisch nur Ithpaal.
Namentlich aber spricht das Nomen J« r»r>.. T für Ithpaal. — Zu
S. 33,34 vgl. Lagarde, Novae psalt. graeci editionis specimen 31
a. E. — Muss denn »ä». a priori ein aramäisches Prototyp haben ?
Nach den Mittheilungen Jacobs, Studien in arab. Dichtern I, 44 f.
2 7 *
Praetorius, Schwally's Idioticon des ehristl. paläst. Aramäisch. 365
wird die Käs» aus Indien bezogen. Vgl. D. H. Müller, Epigr. Denk¬
mäler aus Abessinien S. 70 Anm. 3. — J i-n^w (S. 37, Zl. 10)?
Das ehristl. palästinisehe ^ - ' ^ ^ - ^ ist wohl als T'jauiB auf¬
zufassen. — Ieh weiss nicht wie die dem griech. ngoot^tte ano
(S. 40) entsprechende Ausdrucksweise anders als mit Hülfe von
^ hätte wiedergegeben werden sollen, ^-s.fi), Luc. 7, 25 soll
schwerlich das griech. vnuQ^ovrti wiedergeben. — Zum absol.
ji)Q» vgl. WZKM. IV, 248 f. — Zu )oo\oö vgl Bd. 42, 401. —
Zu und dem entspr. Nachtrag vgl. G. Hoffmann, über einige
phönik. Inschriften 37. — Zur Erklärung von I.QO und älmlichen
Formen s. WZKM. VII, 130. — Da die Formen mit doppeltem
O von ^\ im wesentlichen auf den Plural beschränkt zu sein
seheinen, so sind sie für ein singularisches aab oder ähnlich nicht
recht beweisend. — >^i2D wohl Schreibfehler für >^V» — edess.
• — Auch im Assyr. manähtu Wohnung (Meissner, altbabyl.
Privatrecht S. 139) wie im ehristl. Paläst. (S. 54). — Es scheint nieht durchaus nöthig, in JjobOD (S. 58) seines n wegen einen Hebraismus
zu sehen. Denn wenn das l von erst dureh den Einfluss des
objecteinführenden b entstanden, so ist es klar, dass das ursprüng¬
liche n sich im starren Substantiv länger halten konnte. — .jtobJ
Schreibfehler für jtobkl, worauf mich S. Fränkel unter Hinweis
auf das jüd. oir^ aufmerksam maeht. — Zu ^)od bereits von
DUlmann \JiJ'}\ fJ vergliehen. — Zu - i-Nor> vgl. Dozy, supplement
I, 630 f. und diet. det. 200. — joii, ist der Form nach identiseh
mit dem seltenen edess. jQi, ; der Bedeutung naeh entspricht meist
edess. ooL- — Bei ju,, das griech. ä&iTü, a&eriZv entsprechen
soll, möchte vorläufig doch noch die Richtigkeit der Lesung in den
imdeutlichen Oxf. Palimpsesten zu bezweifeln sein. Etwa = edess.
JJijD? Oder = JjÄ (S. 75)? — Zu ^ vgl. Lagarde, Mitth. IV,
336, 340. — Wie Verf. aus der Schreibung ^jaa^^ auf die Aus¬
sprache pattzm schliesst, ist nicht ersichtlich. — Ist ^\o> iy nieht
vielmehr Ithpeel? Dass diese, aus )q\3 entstandene Wurzel be¬
ständig mit griechischem ^ geschrieben wird, scheint kaum durch
das anklingende nX des entsprechenden ixTikr^aau veranlasst. Auch
Land IV, S. 214, Anm., schwerlich richtig. Der Grund scheint
24*
vielmehr der zu sein, dass das völlig aspirationslose ö (mit QuSSäyä)
beim Uebergang in p seine völlige Aspirationslosigkeit beibehielt.
Völlig aspirationslos ist aber nur das griechische Vgl. Bd.
32, 746, Zl. 5—6. — ,3^^ ^/tfhfl- — ^" vgl. nament¬
lich edess. ♦y^Jt- — Zu w-v» ! (so Luc. 10, 40) vgl. Bd. 42, 409,
auch Zl. 20 der 2. Col. des Zolltarifs. — Für J ^ o» ^ etwa
j ^o>..<f> zu lesen? — Jfc-*«*., Balken gehört zu
(DiUmann 242); vgl. noch (anders als Fränkel) Fleischer in Levy's
Chald. Wörterbuch II, 580. — Dass ,o>U^/ als Ithpaal anzusetzen,
erscheint zweifelhaft, wenn man die Punctation von Mt. 19, 9;
22, 25; Mr. 6, 17 betrachtet. — Zu S]l vgl. Stade's Zschrft. IH, 107,
Liter. Centralbl. 1893, 1752; auch Delitzsch, Römerbrief S. 11.—
Da jjoLoS (S. 110) QuSSäyä des t hat, ist Verf.'s Etymologie wenig
wahrscheinlich.
Einen gi'ammatischen Excurs möchte ich machen zu SS. 30,
70, 87, 92, 100, 101, 102, wo Verf. die Cardinalzahlen verzeichnet, speciell die determinirten Formen derselben, letztere unter beständigem
Hinweis auf Bd. XXII, 483 f. Ich glaube, wir können jetzt etwas
weiter sehen. Da Lagarde ,^ ^.\~> V/ Mt. 24, 31 bestätigt, da ferner
Mt. 22, 28 , Luc. 17, 4 JlbAiao*. steht, so wird kaum
ein Zweifel sein können, dass diese Formen nicht .. N\~s V/ J. K\^pt»
zu sprechen sind, sondern ungefähr ■'nya"« , N^nyap (od. ^51nya•J; ?).
Sie erläutem den Ursprung der entsprechenden edessenischen u. a.
Foi-men auf ät(t). Diese eigenthümlichen determinirten Formen des
christlich Palästinischen gehen deutlich zurück auf den Emphaticus
der längeren Form der Cardinalzahl und sind von diesem durch
Anhängung pluralischer Endungen weitergebildet (gleichviel ob
nach Analogie des Zahlwortes für Zwei, oder nicht). Bei der
mangelhaften Vocalbezeichnung der ehristl. palästinischen Texte
scheint es nicht immer möglich, den einfachen Emphaticus von
diesen erweiterten Formen zu unterscheiden ; es scheint ebensowohl
möglich, dass z. B. in Jy>..\ j K«-vs.. die fünf Brode das
Zahlwort als JjL*_^2Q-», wie als ))!^».y>^ (= jLa-JO.^) auf¬
zufassen ist *).
1) Die Analogie des Edessenischen (und aueh viell. des Palmyrenischen, im Hinblick auf Nmty Bd. 42, 397), welches den einfachen Emphaticus des Zahlwortes nur im Sinne eines Substantivs mit bestimmtem Begriffsinhalt bei¬
behalten , darf kaum ohne Weiteres auf das ehristl. Palästinische übertragen werden.
Nöldeke, Müller's Epigraphische Denkmäler aus Abessinien. 367
So ist nun sicher im Edessen. .,50)..liX.L sie drei und im
Bibl.-Aram. das entsprechende linnbn nicht entstanden aus vrT'nnbn, sondern aus "lin-innVn; geradeso wie christ. paläst. j^fc\L Luc. 10, 36
sicher für J^Ifc^L steht. Durch dieses ^o^^fc^L ist im Edesse¬
nischen, nicht aber im ehristl. Palästinisehen, die ganze
folgende Reihe veranalogisirt worden: Ursprüngliches .»n ;.K\-^ «/
(= ehristl. pal. w.fe>.\~7y/ + Stiff.) ist zu .^o^-bJ^»/, ursprüng¬
liches ^opl^oA«. (= ehristl. pal. „fc^Qjt -f Suff.) zu .nnf
nachgezogen worden. Dass das QuSSäyä von .,^o>-b\L auf die
ganze folgende Zahlenreihe übertragen ist, hat bereits G. Hofi'mann
im Liter. Centralbl. 1882, 321 erkannt; dass aber auch das ä der
folgenden Zahlenreihe von .,50)..^L!^1. herstammt, hat er verkannt,
in ^oj-HA^V u. s. w. (wie Duval § 288) die weibl. Pluralendung
suchend, in ^o>..Ii^L dieselbe vermissend. Wie leicht und wie
häufig gerade ein Zahlwort auf seine Mitzahlwörter veranalogisirend
einwirkt, ist bekannt; vgl. Delitzsch, assyr. Gramm. § 75, S. 204
oben (schon Jenaer Literaturz. 1879, S. 520), meine Gallasprache
§ 149 c, 150 c; vom Indogermanischen ganz zu schweigen.
F. Praetorius.
D. H. Müller, Epigraphische Denkmäler aus Abessmien.
Wien 1894 (Denkschriften der K. Ak. d. Wiss. in Wien.
Philos.-hist. Classe. Bd. XLIH, nr. 3).
Der kühne Forseher Theodor Bent hat im Anfang des
vorigen Jahres die Denkmäler von Aksüm untersueht und von den
dortigen Inschriften vortreffliche Abklatsche genommen. Er hat
in Eile unter Mühen und Gefahren das gethan, was seine Lands¬
leute im Jahre 1868, als sie Herren dieser Gegend waren, mit
Müsse und in Sieherheit zu thun unterlassen haben. Seine Ab¬
klatsche überliess er D. H. Müller zur Bearbeitung, und dieser
setzt uns nun dureh vortreffliche Facsimiles, Transscriptionen und
ausführliche Erläuterungen in den Stand, über Sprache und Ge¬
schichte der alten Aksümiten zu lernen, was die Denkmäler be¬
richten.
Von der durch Salt veröffentlichten griechischen Inschrift er¬
halten wir hier eine ganz genaue Abbildung, welche jene immerhin
in verschiednen Kleinigkeiten berichtigt. Dazu bekommen wir dann
noch die, allerdings nm- ziemlich spärlichen, Reste des auf der
Rückseite eingegrabenen Textes in einheimischer Sprache, der ur¬
sprünglich viel ausführlicher vrar als der griechische. Der König
AsiCctvag wird hier "jT-y geschrieben, hiess also wohl D.EH*?-
Das damalige Griechisch kannte at und et nicht mehr als Diph¬
thongen , sondern sprach jenes = e , dieses = t , wie denn auch
unsre Inschrift uai für /.ts hat und si und i mehrfach verwechselt.
Es war somit gar nicht übel, den Diphthong ai durch asi wieder¬
zugeben; das geschieht hier ebenso in PasiSav = ^tJo^. Der
Bruder des Königs 2ttia^ava (Accusativ) schreibt sich semitisch
"Tria (resp. mit dem angehängten m d;t?ic) ; da steht ai wohl nur
für e, also etwa V'-'PjH'? • Dazu würde Sa^avag in dem Briefe
des Constantius ebenso gut stimmen wie Ai^avag ') zu ^Aizän,
nur dass begreiflicher Weise das Aksumitische Monument die Laute
genauer zu bezeiclmen sucht. Ich möchte ai in .^^aia^avu nicht
als g nehmen, denn dafür scheint das, damals noch nicht zu i
gewordene, t] zu stehn: der andre Bruder ASr,(fov (Acc, aber
das V ist unsicher) ist nann — rfli?/J.tJ? Die Namen klingen
sehr fremdartig, aber das ist mit den meisten äthiopischen Königs¬
namen der Fall; wie ganz anders steht es z. B. mit denen der
sabäischen Fürsten! Ich bezweifle sehr, dass diese Herrscher von
Aksüm semitische Namen fühi-ten.
Der semitische Text ist mit sabäischen Buchstaben geschrieben.
Dasselbe ist bei einer andern Inschiift der Fall, die leider noch
ärger verstümmelt ist, so dass vrir nirgends mehr einen zusammen¬
hängenden Sinn herausbringen. Der erste Gedanke ist natürlich,
auch die Sprache sei sabäisch, aber das bestätigt sich durch¬
aus nicht. Müller erkannte, dass die Sprache äthiopisch sei. Und
ich finde, soweit die mangelhafte Schrift und der traurige Zustand
der Inschriften ein Urtheil verstatten, dass die Sprache von dem
bekannten Geez fast gar nicht abweicht. Freilich müssen
die vielen n im Woi-tschluss stutzig machen : das ist ja die sabäische
Mimation! Aber schon die erste Inschrift setzt dies a so oft an
Stellen, wo absolut nie ein m gesprochen sein kann, dass es mir
sofort klar war, dass hier ein blosser graphischer Unfug herrscht.
Und das wird dadurch entschieden bestätigt, dass — was Müller
auffallenderweise gar nicht hervorhebt — in der andern Inschrift
jedem Wort, mag es vocalisch oder consonantisch auslauten,
Verbum oder Nomen sein, ein c angehängt wird. Ich glaube,
diese Thatsache lässt weitere Schlüsse zu: wenn ein das sabäische
Alphabet gebrauchender Schi'eiber für das Geez ein a als müssigen
1) Ich setze allerdings voraus, dass die handschriftliche Ueberlieferung diese Formen wirklich beglaubigt.
Nöldeke, Müller't Eptgräphische Denkmäler aus Abessinien. 369
Silbenschluss gebraucht , dann muss im damaligen Sabäisch
die Mimation auch nur noch graphisch gewesen sein,
nicht mehr lautbar; sie hat also das Schicksal gehabt, das
später die Nunation ihrer Schwestersprache hatte. Es ist ungefähr,
als wenn jemand aus einem bis dahin illitteraten Volke etwas
französisch verstände imd, weil im Französischen viele Wörter auf
ein nicht mehr lautbares t ausgehn {dtt, sent, mort etc.), beim
Schreiben seiner Muttersprache das t als allgemeines Zeichen des
Wortschlusses verwendete. — Wir haben also bei der Deutimg von
diesen □ durchaus abzusehn. In vielen Fällen hat somit Müller
m. E. mit Unrecht Pluralsuffixa gesucht. Dass das Geez in uralter
Zeit auch die Mimation gehabt hat, bleibt wahrscheinlich; in
7UJf^ „morgen" und „gestern" möchte ich noch
den letzten Rest davon sehn, wie ja auch im Arabischen gewisse
Adverbia am längsten die Nunation oder deren Reflex erhalten
haben. Allein im 4. und 5. Jahrhundert war diese Mimation in
Aksüm gevriss nicht mehi- lebendig. — Dass aber der sabäische
postpositive Artikel 1 jemals im Aethiopisehen als soleher ge¬
herrscht habe, ist mir sehr unwahrscheinlich. Der Titel pb73 "bii
1, 2 ist entweder direet aus dem Sabäischen aufgenommen, oder
aijer pbn ist der reguläre äthiopische Plural auf dn. Und wenn
in D:mD33 2,4 das letzte 3 wirklich sicher ist , so haben
wir da einen Pluralis Pluralis negHia nagastdn ; allerdings eine auf¬
fallende Form*). — In rfiriN 1, 3 einen Dual zu sehn, liegt kein
Grund vor; es ist der regelmässige Plural ahawihü. Wirkliche
Sabaismen sind wahrscheinlich nur "fi'a und p , welche wohl vor¬
nehmer klangen als 'aj53 und nbi. Alterthümlich ist nnbaonn 1, 4
= arkabndhdmü „wir liessen sie kommen". — DM"i^3N 1, 5 muss
allerdings „(fahrende) Habe" bedeuten. Wie sich die Form aber
einerseits zu tUl, andrerseits zu nawäi stellt, ist unklar; an ein
t.
iUil -f- dmü darf man doch wohl kaum denken.
Auch die erste Inschrift ist zu schlecht erhalten, um ein wirk¬
liches Verständniss zu gestatten. Aber der Eingang lässt sich nach
der griechischen und nach den beiden Geez-Inschriften sicher deuten,
resp. ergänzen. Sonst giebt auch Mtiller seine Uebersetzungen, wo
er sie wagt, gevriss nur ganz unmassgeblich. Ich habe gegen
manches darin grosse Bedenken z. B. gegen die Auffassung von
D'na 2, 20, 22 als ^ „Zelt" 2) und gar gegen den persischen
1) DiUmann , Gramm. S. 250 führt nur ma'diseb&n an , und das kommt,
■wie es scheint (s. das Lexikon s. v.) erst später vor. Gar nicht auffällig wäre natürlich nagastät.
2) Es bedeutet eigentlich „Höhlung", ist allerdiugs in der Bedeutung
„Pavillon" sehr gebräuchlich.
2, 28, sowie gegen aw-.n 2, 26 = (lies ^auf
einander losgehn' ; allein ieh will nur ausnahmsweise etwas be¬
rühren , wozu ieh nieht wenigstens einen eignen Deutungsversuch
wagen mag. Ein paar bescheidne Bemerkungen gestatte ich mir jedoch.
In B"niN 1, 3 finde ich genau die Bedeutung von äraxTt]-
accvTuv: AÖ^C^^' 2U der Construetion mit Hinzufügung des
Subjects und anderm Subject im Hauptsatz s. Dillmann, Gramm.
S. 354. Die Annahme Müller's, dass das Wort ein Accusativ sei
und das logische Subject des vorhergehenden Passivs ausdrüeke
ist gegen alles, was wir vom Geez oder Arabisehen wissen. Das
sehr unsichre Wort, das er i3N lesen möehte, wird dem xarä
xaiQov des griechischen Textes entsprechen. — iNaä' 1, 3—4 ist
Singularis, auf den einen Bruder bezogen. — DTb'N 1, 5 ist mir
unverständlich; wohl ein Attribut zum vorhergehenden Wort. Es
gehört schwerlich zu ^ji . Müller's Auffassimg „welehes nicht am
Boden haftet" ist sehon an sich bedenklich: soll der Gegensatz
sein: „ihr Grundeigenthum" ? Dazu vermisst man — im Geez!
das Relativwort, und sehliesslieh heisst mnaN „aus dem Lande".
Ich verbinde dies mit Dn:a3-i~i. — ni3b3N-''T oaCT 2, 10—11 ist
sicher waiegä zajaakelomu „und Fleisch, das für sie ausreicht".
Aus dem griechischen Text erkennen wir ja, vrie sehr sich der König
rühmt, die Deportierten niit reichlicher, guter Nahrung versehn zu
haben, ba« „essen" kommt als Verb im Geez nieht vor.
2, 6. Nachdem wir vrissen, dass das schliessende o keine
Bedeutung hat, ist es ganz unbedenklich, ca' als jeb& „er
spraeh" zu erklären. Das folgende 'ni- könnte zu ^'ij gehören.
— Bei nbtöib, vrie allerdings 2, 8 wohl zu lesen sein vrird, ist
schwerlich an (j<y-~. „einflüstern" zu denken. Darf man vielleicht
das amharische wuswas , etwa „Spitzbube", damit in Verbindung
bringen? — 2, 24 möehte ich das seltsame Zeichen für ein ver¬
zogenes n halten; dann hätten vrir einfach wagddät „und Ge¬
schenke".
Die sabäischen Buehstaben sind auf der Salt'schen Inschrift,
im Gegensatz zu den für ihre Zeit sehr guten griechischen, un¬
geschickt und ungleich, wenn sie auch ursprünglich gewiss recht
deutlich waren. Man muss mit der Möglichkeit rechnen, dass der
ungeübte Schreiber sieh gelegentlieh verschrieben oder doch der
Steinhauer Unrichtiges eingegraben hat. Die Orthographie schwankt.
Die Verwendung der für das Geez überflüssigen Buehstaben in
beiden Insehriften hat Müller gut illustriert. — Die zweite In¬
schrift ist sehr sorgfältig gemacht, aber die Buehstaben sind durch
kleine Dreiecke, Querstriche und Puncte geschmacklos verkünstelt.
Uebrigens ist die Unterscheidung der Buchstaben nicht immer
sicher; namentlich gilt das von ::, a, N.
Nöldeke, Mtiller'e Epigraphische Denkmäler atta Abessinien. 371
Der König, der diese Inschriften setzte, nennt sich üViT nb«',
Müller identificiert ihn mit dem Eia ^Amtdd, dem Vater des
Königs der beiden Rüppell'schen Inschriften. Mir ist das etwas
zweifelhaft: T für 1 grade in dem wichtigsten Eigennamen wäre
doch auffallend. Die Königslisten geben eine ganze Anzahl von
Namen mit Eia. Unser König könnte etwa mit einem andern Eia
'Amidä (Liste A; 3. Periode nr. 16 bei Dillmann in ZDMG. 7, 347)
gemeint sein. In diesen vielfach verderbten Verzeichnissen konnte
jener Name leicht in den (wegen der 9 Heiligen) bekannteren ver¬
schrieben werden. Wie dem aber auch sei, Müller nimmt gewiss
mit Recht an, dass diese Inschrift jünger als die Bilinguis, aber
älter als die Rüppell'schen ist.
Wenn auch Rüppell's Originalcopien der beiden Geez-Inschriften
— die viel besser sind als die Lithographie in seinem Beisewerk —
uns schon einen leidlich sichem Boden gaben und d'Abbadie's
Abschrift wenigstens hier und da half, so entbehrten wir doch
schmerzlich ganz zuverlässiger Abbildungen ; solche haben vrir jetzt
durch Bent's Abklatsche und Müller's Ausgabe. Dass die In¬
schriften vollkommen vocalisiert seien, konnte schon früher keinem
Zweifel unterliegen; jetzt ist das gewiss. Leider ist aber die
Vocalisation nicht mehr überall ganz deutlich. Die kleinen Zeichen
sind zum Theil verwischt oder wenigstens auf dem Abklatsch nicht
mehr zu erkennen; andrerseits erscheint wohl auch einmal ein
Strich oder ein Schleifchen, das zufällig in den Stein gerathen ist,
wie ein Voealzeichen. Müller's Umschrift berücksichtigt diese Um¬
stände (wenn er z. B. 2,6 \JB^(^ liest, wo jetzt nur
^jgcjj^Q zu erkennen ist), aber ich glaube, wir dürfen darin
noeh etwas weiter gehn. So möchte ich fragen, ob nicht die Steine
ursprünglich auch 1,3. 2,36 ^tt" oder hatten , wie
2, 4. 2, 8 steht. Dafür spricht namentlich auch das roi; Kaaov^)
der Bilinguis, denn da ist das ov natürlich nicht griechische
Genitivendung, sondern der einheimische Auslaut, vgl. auf derselben
Inschrift rov 2iX{t] = nnbo (also mit Abfall des n), rov PaeiÖav,
{tov) Tiafiü). — So lese ieh 2, 6 ^J^CHP oder ^J^f^P
für das undenkbare ^J^Cf^P] 2, 12 J»flf^ÖpÖ^ für P'
und 2, 46 JPÄ^Ö für P'; nOTfl'l' 2, 27 für flCDfl-t-.
Umgekehrt hatte der Stein wohl eigentlich 2, 16 (DlüA^l,
wo jetzt die Unform (DU) Ati, 2, 32 (D4>'t'A . wo jetzt
(04**1* A. iiu stehn scheint. Allerdings ist nicht ausgeschlossen.
1) Bei Salt wie auf dem Lichtdruck steht Kaiov , aber das c ist wohl nur durch eine Schramme im Stein zu 6 geworden.
dass der Steinhauer, der die verwickelte Schrift wohl kaum fertig
lesen konnte, hier und da einen kleinen Fehler gemacht habe.
Selbst in Bezug auf die Consonanten traue ich ihm nicht un¬
bedingt.
Nach dem Facsimile wage ich nicht zu entscheiden, ob 2 4
wirklich 'hA:ö<fi:R für T^A.'Oif^.l? 1, 1. 2,2 steht ünd
ob der Pluss thJR an einigen Stellen wirklich iX.? geschrieben
wird. 2, 38 ist allerdings ^^ßO^ für ^«EjDC^ deutlich;
1, 10—11 scheint AA,i für AA.J zu stehn und ähnlich 2, 25
«P'f für «Pi:.
Bei der starken Beschädigung, welche die zweite Inschrift
erlitten hat, ist da natürlich auch die Vocalisation ziemlich oft
undeutlich. So können wir z. B. nicht mehr sehn, ob überall
l^n. oder zuweilen auch I^fl geschrieben war.
Müller hat schon ausgeführt, dass die Einwirkung der Gut¬
turale auf die Vocalisation in den Inschriften lange nicht so gross
ist als in den meisten Handschriften Wir finden z. B. ACflÖl:
1, 15; 70*H 1, 19; enT^n- 2, 7 u. s. w. mit « statt a.
Eine wirkliche Ausnahme macht .E^^*P7\ 2, 4 und gar
^^öO«p (ohne "h) 2, 6 gegenüber ^^C^ü)>k 1, 5. ,Sein
Erz" ist 2,19—20 aber wohl 5[fll]l^ , nicht ^[(h]l^. Auf¬
fallend ist noch J^fiJ 1, 23. 2, 37, während 2, 33 .^^ij steht,
und "non 2, 10; bei diesen Wörtem wird doch ä. ursprünglich
sein. Am Ende war also schon daraals die Quantität des a in
geschlossener Silbe vor Gutturalen unsicher; dann könnte auch
JBC^'K 2, 47 richtig sein, wofür man JBC?9>i oder .Eö^7\
ei-wartete. — Müller hat ebenfalls schon auf AA.5lP^ „auch
als ich schickte" 2,13 und A(D^') 2,18 hingewiesen, wofiir
die Späteren AA.' und AQ^'^ geschrieben hätten''); ferner auf
1) Vgl. aber DiUmann, Gramm. S. 72 oben.
2) Auf dem Lichtdruck Uest man ^(D^^.
3) Genau derselbe Lautübergang vor Guttural mit folgendem i, i dialectisch
1' o
auch im Arabischen: kXjUi, (.X-ou- u. s. w.; s. Sibaw. 2, 274.
Nöldeke, Müller's Epigraphische Derikmäler aus Abessinien. 373
AC^JAl 2, 45 (nicht AC^Ai). Dagegen haben wir 1 ^(.{J
2, 9, das doch kaum ein J-»* sein kann (wie fl/Cffl 2, 37 u. a. m.).
^AA) wie 2, 22 zu stehn scheint, war wohl ursprünglich
cJ^AA.
Von der Verwechslung der verschiedenen Gutturale und Zisch¬
laute findet sich auf den Inschriften noch keine Spur. Allerdings
nimmt Müller an, 2, 11 stehe i^'JlXAi für 'ViM^K^. Aber
der Ausdruck „als ich mich erhob' passt durchaus nicht vor „Ge¬
sandte schickte ich', sondern könnte nur seinen eignen Aufbruch
bezeichnen; sodann müsste „als ich mich erhob' '^'^l^,7^P
heissen, und endlich darf nach dem Gerundium schwerlich (1) stehn.
Wie hier zu lesen ist, weiss ich nicht recht ; das J*L. ist mir nicht sicher, und der letzte Buchstabe ist wohl { , nicht ^ ; auf eine Ueber¬
setzung verzichte ich einstweilen. Uebrigens wäre grade die Ver¬
wechslung von 1*1 und UJ besonders auffallend, da letzteres
wenigstens im 7. Jahrhundert noch 5 war, wie ^uiLsaJ der Araber
für i'i^Mt zeigt.
Abgesehn von NSS, dessen (jo schon durch die sabäischen
Inschriften gesichert war, und von NiiB (AJBIU'/^ „er opfere'
1, 29) hat übrigens Dillmann's Lexikon alle auf den Inschriften
vorkommenden Wörter mit denselben Radicalen wie diese. Wir
schöpfen daraus die erfreuliche Beruhigung, dass die Tradition der
besseren äthiopischen Handschriften in diesem Puncte doch ziem¬
lich zuverlässig ist.
Dass die besondre Bezeichnung der m- haltigen Consonanten
und die beiden p zur Zeit unsrer Inschriften noch nicht existierten,
möchte ich nicht daraus sehliessen , dass sie da nieht vorkommen.
Es fehlt , soweit wir sehn , eben an jeder Gelegenheit , sie anzu¬
bringen.
Der Sprachgebrauch bietet nieht viel, das von dem der Geez-
Litteratur abwiche. Man beachte z. B. , dass von Völkern mehr
im Singular m. als im Plural die Rede ist wie noch in den neueren
Chroniken , aber auch im Hebräisehen. Ursemitisch ist auch der
Gebrauch des Perfectums im Bedingungssatz naeh emma tu za 1, 27.
2, 50. Unklar ist die Construetion söM yaf'an waqatal naggddi[na)
1, 7 und wafalha watserdn 2, 35, wo man je zwei Verba finita
erwartete. Und doch seheint namentlich an der ersten Stelle die
Lesung unzweifelhaft zu sein. — Was den Wortschatz betrift"t, .so
finden sich auf den Inschriften mehrere Wörter, die wir son.st ver-
geblich suchen, und nicht bei allen macht der Zusammenhang die Bedeutung klar.
Eine bis jetzt meines Wissens nicht beachtete Eigenthümlieh¬
keit dieser Inschriften ist, dass sie je eine bestimmte Anzahl von
Buchstaben in der Reihe_ haben, wobei der Worttrenner gar nicht
gerechnet "wird; nur Ziffemgruppen stören diese Anzahl zuweilen.
Die erste Inschrift hat je 15 Buchstaben in der Zeile,
die zweite je 28; die Schluss-Zeile von dieser hat (mit Ein¬
sehluss des vome weggefallnen "?) grade die Hälfte, 14 Buch¬
staben. Danach ist hier und da die Ergänzung ein wenig zu ändern.
In den Einzelbemerkungen, die ieh jetzt zu der 2. Inschrift mache,
nehme ich auf die unsichem Ergänzungen und die Deutung zweifel¬
hafter Zeichen nur zum Theil Rücksicht. 2, 5 ist [B'fljA un¬
richtig; das folgende wahahani zeigt, dass hier die 8. Person
unmöglich ist. — Die Stelle 9—10 (von dhzäba excl. bis waamä-
sana excl.) ist recht dunkel. Ich habe daran gedacht, ,J?J*1 für
^tl zu lesen = ij^\^ „zertrat", aber das ist doch sehr misslich.
Das amharische J?I*1 „jeta i bas une maison" scheint vorzüglich
zu passen, aber wir dürfen es doch nieht heranziehen, denn dies Wort
muss einen mittleren Guttural gehabt haben. Was flA4^^fhI
0'fl'X (so!) ist (wofür vielleicht 'rfllö'fl'K zu verbessem
wäre), ahne ich nicht. Müller's „Beile" sind unmöglich; erstlich
ist A4^H.fh nicht ^^-^^th't", und dann darf man nicht
annehmen, dass in jenen africanischen Gegenden die Hütten der
Ueberfallenen von den Feinden mühsam mit „Beilen" oder viel¬
mehr „Hämmern" zerschlagen worden wären, wo ein hineingeworfener Feuerlsrand die Zerstömng ohne Anstrengung und viel vollständiger
bewirkte. — Der Schluss von 2, 12 und der Anfang von 13 ist
ganz unsicher. Müller's Lesung bietet dort zu wenig Buchstaben.
— Die Uebersetzung von 17—18 „da, wo der sieh niederliess, der
weggeschleppt die Gefangenen und die Leute, indem zurückkehrten
meine Leute, die zu Felde gewesen waren, indem u. s. w." klingt
so gezwungen , dass man sofort misstrauisch wird. Die ersten
beiden Worte dürften bedeuten „ubicunque habitabat" (vgl. 47
voa'da hörkü). Von dem folgenden Wort ist auf dem Facsimile
nur noch der Schlussbuchstabe H zu erkennen; war es wirklich
zaahaza , so möehte ich die Uebersetzung wagen : , Was er [der
feindliche Stamm] an Gefangenen und Beute genommen hatte, das
bringen meine Leute, die ansgezogen waren, zurück". — 2, 19
steht auf dem Facsimile riehtig JBfl>C'fl^ mit Z,, wie 20—21
JB[Ä]J?'4^JD mit Ä zu ergänzen ist. — ÄA<I> 22 ist viel-
Nöldeke, Müller's Epigraphische Denkmäler aus Abessinien. 375
leicht durch das amharische I^A^ zu erklären „seine Tiefe".
In derselben Reihe hat die Abbildung Jifl(I\0^ (Passiv). —
Die Ergänzung ^^[i] 22—23 scheint mir recht unsicher. —
23 am Schluss ist veegen des Imperfects vielleicht 2^*5 H statt
J^ifl zu lesen; dafür scheint auch die Zahl der Buchstaben zu
sprechen. — AO^'JT oder 24 ist wohl ein Orts¬
name. Ein Zustandsaccusativ ist hier m. E. unstatthaft; auch
wären 4 Häuptlinge zu Ross als Spione etwas seltsam! — Beachte
JBÄOf» III, 1, nicht III, 2. — Zu bedauern ist, dass wir die
Bedeutung der Wörter 27 nicht kennen, welche die Insignien des
Zauberers bezeichnen. cj>^^ nimmt Müller = Oyji, aber das
bedeutet eine Fessel, kein Schmuckstück. Vielleicht darf man das
Wort = dem amharischen ^Jt?" setzen, wofür ich in Basset's
Chi-onik einmal $Ji?* gefunden habe '); das ist nach d'Abbadie
ein von den Würdenträgern und Geistlichen getragnes dickes seidenes
Halsband mit silbernem Schloss, auch ein Weiberhalsband, um
Amulete daran zu hängen. Andre, gleichfalls unsichre, Combinationen
bieten sich dar, wenn man liest, was ebenso wohl angehn
« j
möchte, rh*}*^ ~'"^ nehmen, scheint mir auch nicht
passend; man erwartet hier etwas anderes als eine Dose. Dass
die modernen äthiopischen Sprachen das arabische Woi-t entlehnt
haben (S. 70 Anm.), thut nichts zur Sache. — 45 ist hinter
C^IV^^F bloss "A , nicht (D'K zu ergänzen. — Was tlf^P
46, letztes Wort, bedeutet, ist mir völlig unklar. — 47—48 ist
sicher nicht Afl-^/f zu ergänzen. Es ist undenkbar, dass der
König, der hier mit Nachdruck den „Herrn des Himmels" -) als
seinen Beschützer feiert, ganz nebenbei einen andem Gott seinen
eigentlichen Gebieter nennt, indem er sagt „und ihm, dem Baräts,
will ich in Recht und Gerechtigkeit dienen!" Schon das lötü
weist entschieden auf einen schon Genannten hin. Dazu kommt,
dass am Schluss von 47 kein Platz für einen weiteren Buchstaben
ist. A'/C wird irgend ein adverbialer Ausdruck sein „und ich
1) Ich kann die Stelle leider nicht wiederfinden.
2) Dieser Gott ist wohl ursprünglich ein fremder; dor Name sieht ja wio eine Uebersetzung von sab. 'TiOT oder von T'W23 3~3 aus.
2 8
will ihm [dem „Herrn des Himmels"] dienen beständig" oder „treu"
oder drgl. — Das rh und das B in A^^^/hÖ am Schluss von
48 zeigen, dass wir kein Imperfect, sondern ein Perfect haben; zu
ergänzen ist f. „sie (das Volk) stellten diesen Thron in den
Schutz ..." ganz wie 1, 25 Aö^fhö'JP der Plural steht,
den Müller als 1. Pers. Sg. übersetzt.
Es ist kaum zu erwarten, dass wir in der Lesung der beiden
Inschriften noch viel weiter kommen werden, als es uns Müller's
Ausgabe verstattet. Dennoch wäre es höchst wünschenswerth, dass
nun ein Kenner die beiden Facsimile's noch einmal Buchstab für
Buchstab mit den Originalen vergliche und peinlich genau notierte,
wo die ursprüngliche Vocalisation sich vielleicht noch besser er¬
kennen lässt als auf den Abbildungen, und wo etwa gar noch
Consonanten zu ermitteln , die auf ihnen undeutlich oder ganz un¬
sichtbar sind '). Ein oder zwei Buchstaben richtiger erkannt, können
uns vielleicht über ganze Stellen aufklären. Wenn, wie zu er¬
warten , die italiänischen Behörden sich für die Inschriften und
sonstigen Alterthümer der Aksümiten, ihrer Vorgänger in der Be¬
herrschung der „Eritrea", ernstlich interessieren, so dürfte eine
neue Untersuchung dieser Alterthümer nicht so fem liegen. Und
eine solche könnte auch noch allerlei bisher unbekanntes ans Licht
schaffen !
Der Name des Königs, der diese Inschriften setzte, ist auf
der zweiten mit der ganzen ersten Zeile völlig verschwunden, auf
der ersten fehlt der Anfangsbuchstabe und steht nur noch . üf-
Das hat man früher zu J*H>5" ergänzt, denn Tdz&nä wird in
den Königslisten als Sohn und Nachfolger des Eia 'Amidä genannt,
der auf beiden Inschriften als Vater des Redenden erscheint (Dill¬
mann in ZDMG. 7, 348 nr. 5 und 6; vgl. Zotenberg's Catalog
S. 211). Müller verwirft das aber und ergänzt den Namen zu
Ezdnä. Denn ein HZ AN A kommt auf einer Münze *) als König
der Axomiten vor, und das dazu gefügte BICI A A IIH ist von
Glaser scharfsinnig als BICI A AHIS gelesen und dem Attribut
des Fürsten auf beiden Inschriften heesja IlalSn gleichgestellt.
Da auch andre Münzen mit solchem BICI vorkommen , so ist
gegen diese Deutung kaum etwas einzuwenden. Es fragt sich nun,
ob nicht etwa noch ein andrer König denselben Beinamen gefühi-t
haben mag; dann könnte HZ ANA (oder wie eine andre Münze
hat HSZANA *) ) immerhin eine abweichende Schreibung für
A6IZANA sein, und dann dürfte unser König doch Täzfenä
1) Photographien werden hier aber kaum erheblichen Nutzen schaffen.
2) .S. den Aufsatz von Prideaui im Numismatic Chronicle 1884.
3) Eb. 208 und vielleicht 213.
4) Eb. 215.
2 I
Nöldeke, Müller's ISpigraphiieKe Denkmäler aus Abessinien. 377
heissen. Sonst hätte man wohl anzunehmen, dass ^H,5* der
Liste eine alte Verderbniss für CiH,^ oder etwas ähnliches sei.
Als Namen des Feindes auf der ersten Inschrift sieht Müller
A,?"? an. Sicher ist A-"? 1, 6—7 und .."J 1, 17—18. Da¬
gegen ist A[J?]'5 1, 23 nicht richtig ergänzt. oder JB
(kaum J?) ist der letzte und 15. Buchstabe der Reihe; dies Wort
hat nichts mit jenem Namen zu thun. Rüppell selbst glaubte am
Anfang von 7 ein ^ zu erkennen; diesen Buchstaben hat er am
Rand notiert (das AA hat der tbörichte Debtera dazu gefügt).
Wenn Rüppell recht sah, so hiess der Feind also Afän. Auf alle
Fälle ist dieser Gegner nicht für einen Mann, sondem für ein
Volk zu halten, zu dem die vier 14 und 15 Genannten als Stämme
und Alita 16 als Häuptling gehörte.
Von grosser Wichtigkeit ist die Bestätigung von Halevy's
Entdeckung, dass 'Astar als Gott auf der ersten Inschrift vorkommt.
In Baräts oder Barriits ,dem Strahlenden", wie ihn Müller richtig
erklärt, lemen wir dazu einen neuen Aksümitischen Gott kennen.
Ueber den Inhalt der Inschriften könnte ich zu dem, was
früher Dillmann und jetzt Müller dargelegt haben, kaum etwas
wesentliches hinzufügen. Ich mache nur darauf aufmerksam, dass
die Bezeichnung der einzelnen Heeresabtheilungen mit besonderen
Eigennamen auch im „Salomonischen" Reiche üblich war; vgl. z. B.
die Chronik des 'Amda Tsijön (Perruchon) 23; die des Zar'a J&'qöb
(Perrachon) S. 31; Dillmann, Ueber die Regierang ... des Königs
Zar'a-Jacob 17 u. s. w. — Die Unterscheidung der „rothen Nöbä'
hat noch jetzt eine Parallele in den „rothen" und „schwarzen"
Marea (nördlich von den Bogos).
Ausser diesen alten Inschriften, die mit Müller ziemlich sicher
in das 5. Jahrhundert zu setzen sind, erhalten wir noch zwei kleine
jüngere. Die eine war schon von Salt , wie von Heuglin , Reise
nach Abessinien, Tafel zu S. 149 (151) nr. 12 abgebildet. Ist,
wie anzimehmen, die Abbildung im Text bei Müller S. 56 ganz
genau, so kann ich sie nur lesen: H^^'fl'? ^ 7'fl'3'fl I Hfl
1^*$+ (nicht H^^'flJ). Auf jeden Fall eine nicht ganz voll¬
ständige kurze Bauinschrift. Ich bemerke übrigens, dass auch
Heuglin vor der Inschrift ein Kreuz hat und zwar vor dem Wort¬
trenner (-f-')' — Die andre ist allem Anschein nach er.st spät¬
mittelalterlich; ein Privatmann „David der Aegypter" hat sich das
Vergnügen gemacht, sich zu verewigen. Beachte Hörfl4^Tl*P
mit doppeltem Schreibfehler. Alterthümlich , aber auch in Hand-
scliriften nicht unerhört (DiUmann, Gramm. S. 70 oben) ist der Impt. f^UZ^..
Müller veröffentlicht ausserdem noch eine Anzahl sabäischer
Inschriftenfragmente, von denen Bent in Jeha, NO von Aksüm
Abklatsche genommen hat. Sie sind alle kurz und zum Theil car
nicht mehr zu deuten, wenn auch feststeht, dass sie ganz die Weise
der Inschriften von Jemen einhalten. Schon die blosse Thatsache
ist von eminenter Wichtigkeit , dass sich hier sabäische Weih¬
inschriften finden, die nach Müller's competentem Urtheil der ältesten
Periode angehören und etwa , wie die sabäischen Bauten , deren
Ruinen Bent dort sah, um 1000 v. Chr. anzusetzen sind. Natürlich
darf man aber daraus nicht folgern, dass damals die Bewohner
jener Gegend überhaupt sabäisch gesprochen hätten. Es mag sich
hier um eine sabäische Handelscolonie oder um die Umgebung
eines sabäischen Eroberers handeln. Der Uebergang arabischer
Stämme nach Africa und deren Mischung mit den Eingebornen,
woraus die semitisch-äthiopische Nation mit eigner Sprache ent¬
standen ist, hat gewiss weit früher begonnen.
In den Erörterungen über die „Schrift und Sprache" betont
Müller mit Recht, dass sich das Geez-Alphabet nicht allmählich
aus dem sabäischen entvsickelt liat, sondern eine bevrasste Schöpfimg
ist. Er weist darauf hin, dass gewisse Zeichen im Geez älteren
sabäischen Pormen nachgebildet sind, während die beiden früheren
Inschriften von Aksüm die jüngsten Buchstabenformen zeigen. Er
meint, der Erfinder habe wohl alte Documente des Staatsarchivs
benutzt. Näher liegt es vielleicht, an Nachahmung alter sabäischer
Inschriften zu denken. Dass der Ausdruck der Vocale im Geez
ein einheitliches, systematisches Werk sei, war eigentlich schon
fräher klar, steht jetzt aber vollkommen fest. Es wäre gegen alle
Analogie, in dem Schöpfer dieser trefFlichen Schrift einen Abessinier
zu sehn; Müller's Annahme, dass er ein Grieche gewesen, hat viel
für sich. Das Christenthum und das Judenthum , welche beide in
jener Periode mit Macht in das Land eindrangen , haben dann be¬
wirkt, dass dies Schriftsystem in lebendigen Gebrauch kam. Als
der Sohn des Eia 'Amidä seine Inschriften einmeisseln liess, waren
sie gewiss nur für sehr Wenige lesbar, wohl kaum für ihn selbst.
Dieser Inschrift schickt Müller sehr passend einen Abdruck
der durch Cosmas erhaltnen und commentierten Adulitana voraus.
Leider hat er übersehn, dass vor wenigen Jahren Lagarde diese
viel besser herausgegeben hat als Montfaucon nnd das CIG (Göt¬
tinger Nachrichten 1890, 421 ff.). Er erörtert die Inschrift sehr
eingehend. Dass er die Glaser'sche Annahme, der Redende sei ein
arabischer Pürst, zurückweist, versteht sich von selbst; hat doch
Glaser diese Hypothese selbst schon modificiert. Ich wollte übrigens,
der Ton der Polemik wäre hier wie an einigen andern Stellen ein
wenig milder und namentlich nicht so spöttisch. Müller ist der
Nöldeke, Mailer's Epigraphische Denkmäler aus Abessinien. 379
Ansicht, dass die Inschrift von dem im Periplus maris Erythraei
genannten König Zoskales herrühre und dass sie eben berichte,
wie dieser seinen kleinen Staat zum Aksümitischen Grossreich er¬
weitert habe. Diese Ansicht hat jedenfalls viel für sich. — In
den Länder- und Völkernamen dieser wie der Inschriften von
Aksüm wird wohl immer manches dunkel bleiben. Ich bemerke
nur, dass mir die Identificierung der KivaiSoxolnirai und der
KavgaeiTai (so hat die Handschrift des Periplus) mit den Kinäna
sehr unwahrscheinlich ist.
Als Anhang giebt Müller endlich den Text der grossen und
sehr wichtigen sabäischen Inschrift von Rijäm mit üebersetzung
und Commentar. Ueber die hier behandelten Fragen, namentlich
über die Streitpuncte zwischen ihm und dem ersten Herausgeber
dieses Documents J. H. Mordtmann, kann ich kein fachmännisches
Urtheil abgeben.
Dies Corpus Inscriptionum Axumiticarum, ein weiteres glänzendes
Zeugniss für den Fleiss, die Gelehrsamkeit und den Scharfsinn des
Verfassers, ist dem Manne gewidmet, der uns die Sprache der
Aksümiten in neuerer Zeit wieder zugänglich gemacht hat, August
Dillmann.
Strassburg i. E.
Th. Nöldeke.
Bd. XLVIII.
2g*
86
Weitere Duale im Aethiopisehen.
Von H. Reckendorf.
(Vgl. ZDMG. 47, 395.)
J - - - J o
Wenn „dreissig" bedeutet, so müsste ^.,i)yi>c „hundert"
o
bedeuten. Also war letzteres ursprünglich Dual *^.^\yi^^ Dem¬
entsprechend die andern semitischen Sprachen.
Nur das Aethiop. und Assyr. hat den alten Dual bewahrt
OV*-'^I- assyr. eürä. Hier hat nun die Analogiebildung die
entgegengesetzte Richtung eingeschlagen: Alle folgenden Zehner¬
zahlen nahmen die Endung ä an.
Dass das Zahlwort 20 gegen die siebenfache Üebermacht der
andern Zehnerzalilen aufkam , darf nieht Ijefremden ; die an der
Spitze der Formengi-uppe ei-scheinendc Form wirkte auf die folgenden Formen naeh. Uebrigens bietet das Lateinische ein genaues Analogon.
Das -gin- von triginta (statt *triconta) u. s. w. stammt aus viginti,
wo es von Hause aus berechtigt ist^
Verbesserung.
S. Iü4. 1. 7 lies „Schlosse" für „Schatze"
2 8«