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Bemerkungen zu der syrischen Chronik des Jahres 846.
(ZDMG. LI, 569 ff.)
Von Siegmund FraeukeL
Zu den im letzten Hefte unserer Zeitschrift von Herm Brooks
veröffentlichten Fragmenten einer syrischen Chronik erlaube icb
mir einige meist die Textgestaltung betreffende Notizen zu geben.
S. 571 1. 19 muss hinter )1.^ das Objekt ausgefallen sein,
wie auch der Herausgeber in den Anmerkungen zur Übersetzung
als möghch annimmt. Dann ist zu übersetzen: „damit sie nicht
weiter den Dienst am Altare versehen' — die im Texte gegebene
Übersetzung des Herm Br. ist aus grammatischen Gründen nicht
möglich.
S. 572 1. 18. Die Konstmktion J»j..jy ist aus älterer Zeit
nicht bekannt. Sie ist auch in den meisten anderen aramäiscben Dia¬
lekten kaum üblich; vgl. aber Nöldeke, Mand. Gramm. § 240, Ende
[s. jetzt auch Euseb. eccl. bist. 179, 11].
S. 573 1. 6 ist I^Lqo (Nomen vom Pael) ganz in Ordnung
als „Verzeichnis, Aufzeichnung'; in diesem Sinne ist es unseren
Lexicis hinzuzufügen. (Gegen Anm. 1.)
S. 573 1. 14 giebt einen neuen Beleg für das seltene, ver¬
mutlich fremde JyOt-X „Räuber'. .(Von jüd. nsib gewiss zu trennen).
S. 574 1. 10. Die Bleisiegel vertreten die Stelle der Steuer¬
quittungen.
S. 574 1. 16 kann nicht in Ordnung sein, da man „Syrer'
nicbt in Sardes oder Pergamum zu suchen hat. Oder 1. q<q\^/ ? ?
ib. 1. 17/18 1. entweder JL«. 0< J».r>\ )QV. Ji— 'y*-©
oder Jinn. «3» J,-^^- Jl---"^; in jedem Falle ist J)-"^^'
JL«. sicber herzustellen.
S. 575 1. 8 ist J^ b\fco nicht möglich; lies
J^. )ik.o . ,V\v» „am Eingange der Weihnacht' ; 1. 10 ist J«30)
wohl Schreibfehler für JxSQ^; 1- ult. 1- Jfc«iwV/ ebenso S. 576 1. 1.
154 Fraenkel, Bemerkungen z. d. syr. Chronik d. Jahres 846.
S. 576 1. 2 ist wohl hesser öov-/o ™ lesen ,und zerstörte
sie". Der Herausgeber, der ,be burnt it" überträgt, scheint das Aphel von .-s.. „brennen" darin geseben zu haben; .-^.. ^ ist aber in dieser nicht übertragenen Bedeutung nicht belegt.
S. 576 1. 5 würde ich für ein Wort wie Jjpa »Burgen"
dem Sinne entsprechender finden.
S. 578 1. 1 lies jedenfalls jL-;»jL.
ib. 1. 2 kann das sehr merkvrärdige jl p>\^\ .nf»0)i < nicht
den vom Herausgeber darin gefundenen Sinn baben (,to offer
prayers"). Ich vermute, dass jLoi^z^ verderbt ist, weiss aber die SteUe nicht zu heilen.
Mit den vielfachen vom Herausgeber gegebenen Ergänzungen
lückenhafter Stellen kann man fast stets einverstanden sein. S. 575
1. 7 genügt aber wOtQÄ^J ^ '^k^. — Eine von ihm nicbt be¬
achtete Lücke ist wohl S. 578 1. 17/18, wo J^ Jj^ojt .... .jxVQdLI./
nicht wohl angeht. Vor j^oit ist etwa .^ijo/o oder dgl. einzu¬
schieben. —
AuffäUig sind einige Wortstellungen S. 573 1. 7; 577 1. 10.
Zum Schlüsse möchte ich den Wunscb aussprechen, dass Herr
Brooks doch auch die anderen Stücke der Cbronik publicieren
möge, da sie dem Anscheine nach noch manches sprachlich Inter¬
essante bringen dürften.
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Anzeigen.
Ahmed ibn Hanbal and the Mihna. A Biography of
the Imdm including an account of the Mohammedan in¬
quisition called the Mihna. By Walter M. Patton, Pro¬
fessor in the Wesleyan Theological College, Montreal, Canada.
Leiden (E. J. Brill) 1897, S«. 208 pp.
Unter den Schulrichtungen des muhammedanischen Gesetzes
hat jene, die an den Namen des Ahmed ibn Hanbal geknüpft ist,
die geringste Ausbreitung gefunden; wohl aber kann man von ihr
sagen, dass sie unter allen diesen Madähib den am schärfsten aus¬
geprägten individuellen Charakter aufweist.
Sie hat ' auf rituellem Gebiete den Protest gegen die Bid'a
mit grösster Konsequenz festgehalten ; ihre doktrinären Vertreter
und die Gemeinde ihrer Anhänger haben den Kampf gegen den
Rationalismus am hartnäckigsten fortgesetzt. Mit ihrer vom Gemein¬
gefühl des gewöhnlichen Volkes geme unterstützten^) starren Zurück¬
weisung jeden Kompromisses mit der durch die Mu'tazihten und
ihre Gesinnungsgenossen angebahnten rationellen Auffassung vom
Wesen Gottes und seinen Wirkungen, mit ihrem unnachgiebigen
Festbalten an der buchstäblichen Deutung der überlieferten Koran-
und Hadlt-Worte^) , haben sie das Durchdringen der as'aritischen
Vermittlungstheologie ") anderthalb Jahrhunderte lang aufgehalten (diese Zeitschr. XLI, 63).
Während die übrigen Madähib vor dem Igmä' die Waffen
streckten und mancher Bid'a die gesetzliche Anerkennung nicht
1) Man vgl. z. B. die Nachricht des Kazwini ed. Wüstenfeld II, 259 ult. S.
über die Auflehnung des Volkes gegen einen Lehrer, der das tasbih verwirft.
2) Daher ihre Benennung: ahl al-tanzil, s. diese Zeitschr. XLIV, 171.
3) Der Soldschukenvezir Nizäm al-mulk jJjj-ii L« J>^jl
ÜAjisLiJÜ yailiÄ_jyL.ii^t >_.^ i,«5>JUt >A^i*c »J-**, Al-Sujüti, Ta'rich al-chulafA'(Kairo) 168, 23: er verbot die öffentliche Schmähung der Anhänger des As'ari und er (derselbe Nizäm al-mulk) unterstützte die Säfi'iten ; Dugat hat dies missverstanden, wenn er mit Berufung auf diese Stelle sagt : Amid el-Molk etablit la coutume d'injurier les Acharites et de faire predominer les Chafeites (Histoire des philosophes et des theologiens musulmans 170).