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(1)366 Mespila und Maussil

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Mespila und Maussil.

Hr. Elatarath Prof. (Uthausen hat die Freundlichkeit gehabt, einer von mir in meiner Schrift de Nino urbe S. 45. nur fluchtig hingeworfenen Bemer¬

kung über den Ursprung des Namens Meonda, mit welchem Xennphon die

Trümmerslällc Ninivcs , Mossul gegenüber, bezeichnet, in diesen Blättern (Bd. 2. S. 117 f.) einige berichtigende Zeilen zu widmen. Je mehr mich der Hr. Vf. durch diese Aufmerksamkeit zu besonderem Danke verpflichtet hat.

um so mehr fühle ich mich gedrungen, seine eben so gelehrte als gewandte Argumentation einer nähern Prüfung zu unterwerfen und meine Ansicht darüber unumwunden auszusprechen.

Der Mittelpunkt der ganzen Argumentation besteht in Folgendem: Mespila ist eine nach Analogie ähnlicher Fälle nicht unmögliche Umgestaltung aus dem semitischen Mewssil = Jo-^* d. i. tunefionii Jochs. Dieser Name bezeich¬

nete schon zu Xenophons Zeit das Thor, welches West- und Ostasien ver¬

bindet, und ging, weil aus Ortsverhältnissen entsprungen, vom Ostufer des Tigris passend auf die spätere Ansiedelung am Westufer über.

Diese Combination von Mespil und Maussil ist nicht neu. Schon Rennell und Ainsworth haben sie versucht, und so war ich bereits früher im Stande, unter den möglichen Wegen der Begründung speciell auch den zu prüfen, den Hr. E. R. Olshausen eingeschlagen hat. Wenn ich dennoch den anscheinend nahe liegenden Weg nicht betrat, so hielten mich davon keinesweges die mir sehr wohl bekannten Lautübergänge ab, sondern geschichtliche Gründe, die ich auch jetzt noch nach wiederholter Prüfung der Frage ihrem ganzen Umfange nach aufrecht halte.

Denn — 1) A.*Oy« ist nach allen uns zu Gebote stehenden Mitteln der Beurtheilung ein ausschliesslich arabisches Wort. Die Gleichstellung von Mespil und Maussil nimmt daher das Arabische als Volksidiom in jenen Ge¬

genden zur Voraussetzung und Hr. 0. hält dies in den letzten Zeilen seiner Bemerkungen nicht für undenkbar. Eine solche Voraussetzung aber für Xeno¬

phon's Zeit ist nicht allein gegen die bekannten Ucbcrlieferungen von der Einwanderung arabischer Stämme in die mesopotainischen Stufenländer, son dem zugleich gegen alle in geographischen Namen uns vorliegenden histori¬

schen Zeugnisse. Man vergleiche die Ortsnamen auf beiden Ufern des Tigris bei Ptolemaeus 5, 18. 6, 1., auf der Tabula Peutingeriana u. s. w. Nicht einen entschieden arabischen Namen wird man finden, wohl aber Namen wie Blpd-a

= ]/ ;*•-» u. a., die ebenso aramäisches Sprachgut sind, wie das etwas nörd¬

licher gelegene [&+f rf 0 ^ > schon bei Procop. ie aeaif - 2 > *• Klfa» ge¬

nannt, nach dem Aramäischen (\s\z^ das Felscnschloss , nicht nach dem Arabisches das „Schloss der guten Laune" bedeutet. Hierzu kommt — 2) dass schon in vorarabischer Zeit auf der Stelle des nachmaligen Mossul sich ein Ort befand. Dieser hiess aber weder Mespil , noch Mevssil , sondern Aaß- ßava (Ptol. 5, 18, 9.), abermals mit aramäischem, auf den Baustoff bezüg-

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Mespila und Maussil. 367

lichcm Namen. Dagegen findet sich mit Zuverlässigkeit der Name J-ta^* erst seit Araber hier ansässig sind und auch darum lässt sich derselbe nicht durch Muthmassnng in die Zeit Xenophon's um c. 1000 Jahr zurückverlcgen. Endlich _ 3) ist die hei dieser Combination vorausgesetzte Wandelung der Lautgruppe au in ev, cf »peeifisch türkisch, nicht arabisch, überhaupt nicht semitisch.

Der Semit trübt den «-Laut vor w und lässt letzteres niemals dem Laute des v_i sich nähern. Mcvssil oder gar Mefssil , wie Hr. O. schreibt, wird dem arabischen Ohre niemals = Maussil sein. Ich fürchte sehr, dasselbe würde vielmehr das gerade Gegeniheil von itmclionis locus, nämlich J_i_uLo disiuuetionis locus einzig und allein darunter vermuthen können. Hiermit bricht der linden jener Combination zusammen.

l'eber die von mir nur schüchtern versuchte Anknüpfung des Namens an den semitischen Stamm Vß^j gehe ich das Urtheil völlig frei. Ich bestehe im mindesten nicht darauf. Nur sei mir schlüsslich noch erlaubt, auf einiges zur Verständigung hinzudeuten. Wer in der Litteratur der Reisenden belesen ist, weiss, wie unendlich oft von einem Hügel et-Tcll, einer Quelle el-l4in, einem Schloss el-Hissn od. cl-Qal'ah, einer Ruine Khörbeh u. a. die Rede ist, d. Ii. wie oft der befragte Führer den Namen nicht gewusst und der Frag¬

steller das als Appellativ gegebene Wort als Eigennamen hingenommen hat.

Verwechselungen und andere aus mangelhafter Kcnntniss der Befragten her¬

vorgegangene oder durch Missverständniss herbeigeführte Irrungen sind ebenso niclit selten und vieles der Art findet sich bei den besten Reisenden, denen die Krd- und Länderkunde Asiens vor vielen andern Dank schuldet. In ganz demselben Falle, wie die meisten unserer Reisenden, war auch Xenophon, und eben darum besieht auch sein unbestrittenes Verdienst um die Länder¬

kunde ausschliesslich in seinen Terrainzeichnungen, seinen Schilderungen dessen , was und wie er es gesehen hat, keinesweges in den von ihm ange¬

führten Namen, deren Werth durch die Aucloritätcn , denen zu folgen er ge¬

zwungen war, ebenso wie durch die Möglichkeil des richtigen Verständnisses asiatischer Wörter von der eignen Seite her bedingt ist. Dass aber die frag¬

lichen Auctoritäten keinesweges vollkommen wohl unterrichtet waren, dass Xe¬

nophon in Folge dessen Namen unrichtig wiederholt, dass er auch Appellativa für Eigennamen genommen und wiedergegeben hat: diess ist nicht nur mut¬

masslich, sondern nachweisbar der Fall. Xenophon ging mit den Griechen bei eäxpaxoe über den Euphrat Anab. i, 4, 17. und folgte dem linken Ufer stromabwärts. Mithin musste er über den Khabur gehen und an ,der richtigen Stelle nennt er §. 19. den Uehergang über einen Fluss. Obschon nun nichts gewisser ist , als dass der Khabur niemals einen andern Namen geführt hat, als den, welchen er bei Ezechiel, Ptolemacus, den Schriftstellern des Mittelalters und noch heutigen Tages führt, nennt ihn doch Xenophon a. a. 0. ^(>«|i?s. Wie kommt er dazu ? Unzweifelhaft folgte er hierin einer persischen Auctorität , die den Strom mit dem Worte,' welches in der Zend- form ■) Vöuru kasha lautet, benannte und somit des Namens wahrscheinlich

1) Käme das Wort zu Bisutun vor, würden wir es wahrscheinlich in der Form haben, in welcher es Xenophon hörte. Analog wenigstens ist VfrMu

= EvtfQär^e, nach Benfey (d. pers. Keilinschriften S. 76.) „der sehr breite".

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3G8 Mespila und Maussil.

unkundig denselben allgemein als einen „weite Ufer habenden" irora/cos fiiyai Procop. B. Pers. 2, 5. bezeichnete. Xenophon nimmt das Wort Tür den Ei¬

gennamen und macht sich die barbarischen Laute zurexht in der Form Agd^tjt, die ihm anderweit als Flussname bekannt sein musste. Dies der eine Fall.

Vom Khabur geht der Zug töv Eifodr^v norrtfiov iv St^iä t'xtov weiter und Xenophon nennt nun 1, 5, 4. einen Mdaxa norauos. So hiess allerdings einer der mesopotainischen Flüsse, nämlich der ioij hei den Arainäern.

(J.I*-? 1 daraus gekürzt bei deu Arabern. Aber über den Hirmäs , der sich vonXenophons Route ziemlich weit nach Osten mit dein Khabur vereinigt, kamen die Griechen ganz gewiss nicht und wir haben hierin einen zweiten, evidenten Fall, der uns die Landeskunde der Führer Xenophon's beurlheilen lässt. Diese Nachrichten sammelte Xenophon unter im Ganzen noch günstigen Umständen.

In viel misslicherer Lage dagegen ging er mit seinen Landsleuten über den Tigris und folgte von Feinden umschwärmt flüchtig dem linken Ufer stromauf¬

wärts. Den grossen Zäh nennt er 3, 3, 6. richtig, und nun trifft er in dem alten Aturia zwei in Trümmern liegende Orte, von denen er den einen (Layard's Nimrud) Adqioaa 3, 4, 7., den andern MioittXa. §. 10. nennt. MeoitiXij ist das griechische Wort für den Mispelbaum; Aaqiaaa ist ein geographischer Name , der nach griechischen Quellen an vielen andern Orten (Troas, Aeolis, Aegypten u. a.) wiederkehrt. Unzweifelhaft haben wir in beiden Formen nur hellenisirende Umgestaltungen asiatischer Wörter ; für welche sich wohl aus jeder asiatischen Sprache eine Etymologie erzwingen liesse, deren wahre Ur- gestalt aber mit Sicherheit wiederzufinden umso schwieriger ist, da uns jeder Fingerzeig fehlt, um zu ermitteln, wen Xenophon um Auskunft befragt haben könne. Er selbst sagt nur §. 9., dass die Eingeborenen aus den benachbar¬

ten Dörfern geflohen waren. In Berücksichtigung der Umstände indess, unter welchen Xenophon hier war, lässt sich kaum vermuthen, dass er im Stande gewesen sein dürfte, nur wohlunterrichtete Leute zu befragen, sprächen auch die verworrenen, mährchenhaften geschichtlichen Angaben §. 8. 11 ff. nicht eben dafür unabweisbar. Das in Aaqiaaa aber wie in Miomla vorkommende ( schliesst Gewährsmänner aus, in deren Sprache grade das l fehlt'); Semiten, namentlich Aramäer zu vermuthen , legen die Orlsverhältnisse nahe. So kam

ich darauf für Mianika. an ein Derivat von einer semitischen Wurzel zu denken, durch welches der Befragte die Trümmerstätte als Khörbeh bezeich¬

nen wollte, was Xenophon, wie bei seinem Agdi-rjs, nicht verstand und in derselben Weise wie dort behandelte. Das Verhällniss mir aber grade so zu denken, dazu veranlasste mich der geschichtliche Umstand, dass nach Ctesias bei Diodor die Trümraerstätte Ninives vollkommen bekannt war und auch zu Xenophons Zeit den Namen fiinive führte, wie in allen Jahrhunderten nach ihm. Doch hierüber darf ich auf meine Schrift selbst verweisen.

Die von mir versuchte Anknüpfung des Wortes an den Stamm , ich

wiederhole es, mag ungenügend sein. Nur bitte icb, im Zusammenhange mit

1) Vgl. andrerseits XaQ/iävSr] 1, 5, 10. =- E *- 2 ?. 23., wie

Bdbiru — J-aa-

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Bernstein, Ueber die Hdschrr. des Bar- Bahlul u. s. w. 369

den hier gegebenen Daten darüber urtheilen zu wollen, ob meine Erklärungs¬

weise „an sich so wenig geeignet sein möchte, Beifall zu erwerben", wie es auf den ersten Blick nach Hrn. Olshausen* Auseinandersetzungen scheinen dürfte.

Leipzig, am 3. März 1848.

Dr. Tuch.

Leber die vorhandenen Hdschrr. des Syrisch - Arabischen

Lexicons des Bar-Bahlul und die von mir beabsichtigte

Herausgabe dieses Werkes.

Das Syrisch-Arabische Lexicon des Josua oder Isa (Jesus) Bnr-BnMul, eines Nestorianers aus der Milte des 10. christl. Jahrh. (nach Assem. Bibl.

or. ULI. S. 257. lebte er um d. J. 963., nach Ass. Bibl. Vat. Codd. Mss. or.

Catal. P. I. T. III. S. 513. „Josua Bar-Bahlul vitam usque ad a. 963 produ.xit") ist das ausführlichste und reichhaltigste unter den von Syri¬

schen Gelehrten verfassten Wörterbüchern ihrer Sprache , eine höchst wich¬

tige und einem Syrischen Lexicographen und Sprachforscher unentbehrliche Fundgrube. Nach einer Angabe , welche sich io. den beiden Bodleyiscben Hdschrr. No. 119. u. 121. des Lexicons des Bar-Ali nach der Vorrede vor¬

findet, ist es zu Babel d. i. Bagdad von Bar-Bahlul geschrieben worden 1).

1) Gesenivs, welcher sich in zwei Abhandlungen de Bur-Aliu et Bar-Bah- lulo, lexicographis Syriacis ineditis, verbreitet, bemerkt Abhandl. I S. 27. :

„Lorsbachius (Arch. 1, 12.), quem sequitur Hofimannus, Bar-Bahlulum opus suum congessisse scribit in coenobio Kuzchaja (jLkMlCLO) ; sed hoc unde ha- beat indagare non potui." Lorsbach hat diese Notiz aus Castell. Lexic. Syr.

u. d. W. }• -. ton entlehnt; sie beruht aber auf einem Irrthuine. In der Hdsehr. des Bar-Bahlul, welche Castell. vor sich gehabt und benutzt hat, steht nämlich vermerkt, sie sei in dem Kloster 1__m1Q£> geschrieben d. h.

abgeschrieben worden, nicht aber, dass das Werk selbst daselbst verfasst worden sei, und JjuulQJD ist nicht ein Kloster zwischen Jerusalem und Jericho, wie Castell. a. a. 0. sagt, sondern ein Kloster auf dem Berge Liba¬

non, welches Burckhardt (Reisen in Syrien u. s. w. 1, 66.) Kaschheya nennt,

„drei Stunden von Kanobin beim Kloster Kaschheya, welches nahe bei dem Dorfe Ehden liegt, ist eine Druckerei , wo Gebetbücher in syr. Sprache ge¬

druckt werden", vgl. Schnurrer's Bibl. Arab. S. 341 f. 351 f. Der Name wird gewöhnlich {__>jlc_D Kuzhaja geschrieben (Catal. Bibl. Vat. III, 424.), aber auch LvmV-X> (Catal. Bibl. Vat. III, 423. 516.). Mönche vom Anto¬

nier-Orden bewohnen dieses Kloster. — Die Abhandlungen von Gesenius machen uns mit den Verff. und dem Geiste, in welchem diese beiden Wör¬

terbücher geschrieben sind, näher bekannt, und sind darum sehr schätzens- werthe Gaben, wenn sie auch hier und da etwas L'ehereilung verrathen. Die

II. Bd. 24

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