Angezeigt von Wilhelm Printz
Godet, Marcel & Joris Vorstius: Index bibliographicus. Welt¬
liste laufender bibliographischer Zeitschriften. 2. neubearbeitete
und stark verm. Aufl. — Berlin: de Gruyter 1931. XXIII,
420 S. (Völkerbund. Internat. Institut für geistige Zusammen¬
arbeit in Paris)..RM. 15.—, geb. 16.—.
Die 1. Auflage dieses wertvollen Nachschlagewerks, von G.
allein herausgegeben, ist 1925 erschienen. Die Neubearbeitung enthält fast doppelt soviel Titel und ist überdies in den Angaben viel genauer
geworden. Dies ist durch die Mitarbeit von V. erreicht worden, der
die Bestände der Preußischen Staatsbibliothek verglichen hat, sowie
durch Einsendungen von 37 Ländern. Man findet etwa unter den
nationalen Bibliographien selbst die Zeitschriften der Bücherkammern
von Uzbekistan und Armenien oder die Bücherlisten der indischen
Provinzen. Die Zahl der bei den einzelnen Wissenschaften lediglich
wegen der Rezensionsbeigaben berücksichtigten Zeitschriften ist so
erhebhch, daß kaum noch etwas zu wünschen übrigbleibt. Nur leider
ist die Anordnung nach dem DEWEv'schen Dezimalsystem erfolgt
mit seiner ärgerlichen Zerreißung von Sprache und Literatur in zwei
räumlich getrennte Gruppen, von anderen Schönheitsfehlern, nament¬
lich in der geographischen Anordnung, zu schweigen. So muß man
denn hin und her blättern und entdeckt dabei allerhand seltsame
Einordnungen: z. B. JRAS. unter Indologie (491, 1/4), „Der Islam"
unter Geschichte Asiens (9 <5», aber „Revue des etudes islamiques"
unter Theologie, Islam (297)! Armenien ist unter den nationalen
Bibliographien zweimal vertreten (015 <479. 25> und 015 <566. 1».
Die Angabe über die ZDMG. ist nicht ganz exakt ausgefallen. Aber
diese Einwände wiegen nicht schwer, zumal ein sehr sorgfältiges
alphabetisches Register am Schluß wie auch das ausführliche Inhalts¬
verzeichnis gute Dienste tun. Neben KÜRSCHNER und MINERVA
gehört von nun an auch der INDEX BIBLIOGRAPHICUS. -
Eine laufende Ergänzung bietet der von V. herausgegebene ,, Inter¬
nationale Jahresbericht der Bibliographie" (Jahrg. 1: für 1930.
Leipzig: Harrassowitz 1931).
385
Courbin, Henri: Grammaire elementaire du Sanskrit classique.
Partie 1: Grammaire; jtartie 2: Exercices. Ouvrage publie sous les auspices de l'Institut de Civilisation Indienne de Paris. — Paris: Adrien-Maisonneuve 1931. 128,119 8. Gr. 8". Fr.50.— .
Beide Teile sind nach einer sehr lesbaren Handschrift auto-
graphiert; abgesehen von einem Anhang, der die Devanägari be¬
handelt, ist überall Umschrift angewandt.- Ein solches Werk muß
als Notbehelf bezeichnet werden, denn trotz der sauberen Ausführung
ist es gegenüber einem gedruckten Buch unbequem zu benutzen;
ebenso ist die Verwendung der Umschrift ein pädagogischer Nachteil.
An der grammatischen Darstellung ist zu rühmen, daß C. öfters
sprachwissenschaftliche Hinweise anbringt. In die Ablaut-Tabelle
z. B. hat er mit Recht auch n und m eingefügt. Die ersten Kapitel
nehmen einige charakteristische Tatsachen voraus. Wenn dabei 8. 13
von der „predilection pour la tournure passive" die Rede ist, so hat
C. versäumt anzugeben, welche Sprachperiode dafür in Betracht
kommt; auch ist nicht deutlich genug gesagt, daß sich dieser Ge¬
brauch auf PraeterKum (und Futur) bezieht. Bei der sehr knappen
Darstellung dürfte manches etwas schwer zu aufzufinden sein: 8. 13
wird vorweg die Bildung der Partizipia Praeteriti auf -ta gelehrt,
aber eine Zusammenstellung der „unregelmäßigen" Formen findet sich nicht, ihre Bildung kann man lediglich aus einigen in der Lautlehre
(S. 31) gegebenen Beispielen entnehmen. Dies und ähnliche Fälle
werden sich natürlich nur beim Lernen ohne Lehrer störend geltend
machen. — Teil 2 enthält Lesestücke mit Glossar, sowie ein paar
Seiten französischer Sätze zum Ubersetzen nebst Wortverzeichnis.
Kieckers, Ernst : Die Sprachstämme der Erde. Mit einer Anzahl
grammatischer Skizzen. — Heidelberg: C. Winter 1931. XII,
257 8. 8*. (Kultur und Sprache. Band 7). RM. 4.50.
Nach den „Langues du Monde" (vgl. ZDMG. 80,1926, S. 75-77)
und P. W. Schmidt's Buch ,,Die Sprachfamihen und Sprachenkreise
der Erde" (1926) erhalten wir hier'ein kleineres und billigeres Werk,
das doch mehr bietet als F. N. Finck's „Sprachstämme de» Erd¬
kreises" (1909). Als Sonderleistung ist hervorzuheben, daß K. die
meisten Sprachfamilien, manchmal auch die einzelnen Sprachen (so
Tocharisch und Hethitisch) durch ziemlich umfangreiche gramma¬
tische Skizzen zu charakterisieren versucht. Daß er gegenüber den
Vorgängern sonst nicht viel Neues zu bieten hat, daß er ihnen zu¬
weilen (so für die afrikanischen und die amerikanischen Sprachen)
einfach folgt, dagegen läßt sich nicht viel sagen. Leider sind aber
an vielen Stellen Einwände gegen Flüchtigkeiten und andere Ver¬
sehen zu erheben. S. VI werden die tocharischen Zeichen k, t, p usw.
(= kä usw.) als „besondere Reihe von stimmlosen Verschlußläuten"
bezeichnet. 8. 5 ist die ganz fehlerhafte Ubersicht der neuindischen
Sprachen blindhngs von Schmidt abgeschrieben; erst 8. 236 werden
26*
386
wenigstens zwei übernommene arge Druckfehler berichtigt. Mähä-
rästrl beruht nicht auf einer „südindischen Mundart", sondern auf
einem südl. Präkrit-Dialekt. ,, Mittelpersisch oder Pehlevi (d. h. Par- thisch)"! (S. 6). Balütschl soll zur „östl. neuiranischen Gruppe" ge¬
hören! Armenisch wird in drei Zeilen abgetan, ohne Aufzählung der
Sprachperioden und Dialekte. Nach S. 34 haben die Semiten die
sumerische Bilderschrift übernommen und ,,sie im Laufe der Zeit
immer mehr zur Silbenschrift (oder Keilschrift) weiterentwickelt"!!
Die Geschichte des Hebräischen endet mit einer Beschreibung der
Talmudsprache. Neben Syrjänisch und Tscheremissisch hätten auch
die Sowjet-amtlichen Namen Komi und Mari gegeben werden müssen.
Die Einteilung der Türksprachen ist verfehlt (vgl. jetzt SamojloviÖ
in der Enzykl. des Islam). — S. 86 steht der seltsame Satz: „Wenn
nicht alle Dialekte, so geht doch wahrscheinlich der .Euskera-Dialekt'
auf das Iberische zurück." Die Namen der bask. Dialekte werden
aber nicht aufgezählt, ebensowenig S. 103 die der chinesischen. S. 107
ist von den chines. Homophonen die Rede ohne einen Hinweis auf
lautgeschichtlich bedingten Zusammenfall. S. III: „Die chines.
Wörterbücher sind nach diesen Radikalen . . . geordnet"; als ob es
nur dies eine Ordnungsprinzip gäbe. Ganz geläufige Ausdrücke fehlen
zuweilen, man findet Mon (ohne Taking), Sihia (Tangutisch), Java¬
nisch (Kawi), im Nachtrag S. 232 Jiddisch, dahinter eine Bemerkung
über Spaniolisch ohne den Namen; von anderen jüdischen Sprachen
kein Wort. — Man kann nur dem Wunsch Ausdruck geben, daß K.
bei einer künftigen Neuauflage größere Sorgfalt walten läßt. Daß er
aus Raumrücksichten auf bibliographische Angaben verzichtet hat,
ist um so mehr zu bedauern, als die beiden großen Werke hierfür
sehr sehr viel zu wünschen übriglassen.
The Mahäbhärata for the first time critically edited by Vishnu
S. Sukthankar. Ädiparvan: fascicle 5. — Poona: Bhan¬
darkar Oriental Research Institute 1931. Fasc. 1—5: Rs. 20;
Vorauszahlungspreis derzeit Rs. 150.
Mit dieser, besonders umfangreichen, Lieferung liegen nunmehr
149 Abschnitte vor, denen in der Vulgata 161 entsprechen; das erste
Buch des M. ist also jetzt etwa zu % herausgegeben. Auf einigen
den Lief. 2—4 vorausgehefteten Blättern gibt der Herausgeber jeweils
eine Übersicht der textkritischen Leistung. Bei dem neuesten Text¬
abschnitt wird in einigen Fällen besonders deutlich, wie wertvoll
die kaschmirische Überlieferung für die Aussonderung von Inter¬
polationen der Vulgata ist. — Es scheint, daß das langsame Er¬
scheinen manchen von der Erwerbung abgehalten hat. Demgegenüber
kann nur dringend empfohlen werden, solche Bedenken beiseit zu
lassen und das wichtige Unternehmen durch Bestellung zu fördern.
Die deutschen Fachgenossen sollten darauf hinwirken, daß jede
deutsche Universitätsbibliothek ein Exemplar bezieht.
387
Chatterji, Jagadish Chandra: India's outlook on life. The
Wisdom of the Veda. With an introduction by John Dewey
New York: Kailas Press 1931. 75 S.
Dies ist eine gut geschriebene Darstellung der indischen Welt¬
anschauung auf Grund der älteren Upanischaden, gesehen vom
Vedänta-Standpunkt. Auf all die philologische Kleinarbeit euro¬
päischer Gelehrter ist der Vf. dabei nicht eingegangen, aber auch so
bleibt sein Buch lesenswert. Es ist die erste Veröffentlichung der
INDIA ACADEMY OF AMERICA, die anscheinend die Nachfolgerm
der INTERNATIONAL SCHOOL OF VEDIC AND ALLIED
RESEARCH geworden ist.
Robert de Nobili, I'Apötre des Brahmes. Premüre apologie, 1610.
Texte inedit latin. Traduit et annote par le P. Pierre Dahmen, S. J., de la Mission du Madure. Preface par le P. Alexandre Brou, S. J. — Paris: Editions Spes 1931. 207 S. 8°. (Biblio-
theque des missions. Memoires et documents. Vol. 3). Fr.25.— .
D., dem wir bereits eine deutsche und eine französische Dar¬
stellung von Roberto de Nobili verdanken, bringt hier eine Art
erste Fassung der bislang allein bekannten Verteidigungsschrift von
1615. Unter Benutzung der Forschungen von Caland und Zachariab
hat sich D. bemüht, fast alle indischen Wörter aus der teilweise
recht krausen Wiedergabe zu deuten. Eine längere Einleitung enthält
u. a. Polemik gegen verschiedene Urteile über den großen Missionar:
der Streit über die ,,malabarischen Riten" dauert also noch an.
Wenn auch manche Einzelheit heute als geklärt betrachtet werden
kann, so wird doch das Gesamturteil niemals einheitlich sein können:
ob man N.'s Akkomodation als berechtigt oder nicht aufzufassen
hat, läßt sich mit wissenschaftbchen Mitteln nicht entscheiden.
Piper, Hartmut : Die Gesetze der Weltgeschichte. Völkerbiologie Abt. 2, Teil 2: Indien: Der gesetzmäßige Lebenslauf der Völker
Indiens. - Leipzig: Th. Weicher 1931. XVI, 232 S. gr. 8».
Kart. RM. 6.-.
Gibt es wirklich einen gesetzmäßigen Ablauf der Weltgeschichte?
Ist er für jedes Land der gleiche? Der Vf. behauptet es und wiU
es durch ein vielbändiges Werk beweisen. Inwieweit ihm dies in den
früheren Teilen gelungen sein sollte, bleibe dahingestellt. Der vor-
begende Indien gewidmete Band läßt jedenfalls nichts Gutes ahnen.
P. hat sich einen Zeitablauf ausgedacht, der so aussieht: patriarcha- hsche Kindheit, scholastische Jugend, individualistische Frühreife, nationalistische Vollreife, imperialistische Spätreife, sozialistisches
Alter, seniler Marasmus. In dieses Prokrustesbett zwängt er jeweils
die „altindische", die „mittelindische" und die „neuindische" Kultur.
Beginn der zweiten um Christi Geburt, der dritten um 1200 n. Chr.;
die letztere soll sich jetzt im Stadium der nationalistischen Vollreife 3 2
388
befinden. Der sehr belesene, aber durchaus unkritische Vf. ist von
einer Vergleichungswut besessen, die grotesk wirkt. Das Buddhacarita
wird mit der Divina Commedia und Hesiod's Theogonie vergUchen
(100), das buddhistische Kathävatthu mit Abaelard's „Sic et non"
(103). „Als mittelalterlicher Voltaire oder [1] Hagedorn erscheint
der kapriziöse Bhartrihari" (123). Das Harsacarita ist „als histori¬
scher Eoman des Frühreifebarocks" mit Grimmelshausen's „Simpli¬
cissimus" und [!] der „Prinzessin von Cleve" der Gräfin Lafayette
zu vergleichen (124). „Wie insbesondere Euripides und Hebbel ver¬
arbeitet auch Bhavabhuti die alte nationale Heldensage, . . . wie
Hebbel seinen Siegfried zwischen Kriemhild und Brunhild, ,die
letzte Riesin', ... so stellt Bhavabhuti seinen Rama zwischen Sita
und die Riesin Shurpanahka [sie]" (Ml). Der Gitagovinda wird mit
„Daphnis und Chloe" von Longus verglichen (157), der Brahma
Samaj „ist das indische Gegenstück zur Freimaurerloge" (190). Die Zeit von 500—200 v. Chr. wird als „sozialistisches Völkeralter"
etikettiert (207). So geht es durch das ganze Buch. Der schönste
„Vergleich" findet sich wohl S. 87: ,,So erinnert der alte blinde
Dhritarashtra an Priamos und den Etzel des Nibelungenlieds, an
Oidipus und Lear, sowie an Uhlands ,Blinden König'." Es fehlt
bloß noch der blinde König Georg V. von Hannover. — Die „50 zu¬
sammenfassenden Schriften über die indische Kultur" (212—213)
und zahlreiche Zitate daraus zeigen den Fleiß des Vf., aber auch die
Einseitigkeit meiner Lektüre; irgendwelche Übersetzungen auch nur
der wichtigsten indischen Schriften zu lesen, hat er wohl nicht für
nötig befunden, anders kann man sich seine törichten Vergleiche
nicht erklären. Aus den Zitaten läßt sich freihch noch etwas als
mildernder Umstand erschließen: P. ist dem Zauber des ebenso geist¬
reichen wie gefährlichen Buches von Hermann Goetz, „Epochen
der indischen Kultur" (1929) erlegen. Aber während bei Goetz die
vergleichenden Hinweise immer noch Ranken werk bleiben, sucht eben
der unselige P. alles und jedes zu vergleichen und in sein System zu
pressen. Auf die im Vorwort enthaltene Polemik gegen den Sinologen
F. E. A. Krause einzugehen, verlohnt nicht; man sieht aber gerade
aus diesem Vorwort, daß der Fall Piper völlig hoffnungslos ist.
Bosshard, Walter: Indien kämpftf Das Buch der indischen Welt
von heute. — Stuttgart: Strecker & Schröder 1931. XII,
290 S., 68 A. auf Tfn., 1 Karte, gr. S». RM. 9.50, Leinen 12.—.
Der Vf., ein Schweizer Journalist, hat Emil Trinkler 1924—27
auf der Zentralasien-Expedition begleitet und darüber kürzlich ein
Buch „Durch Tibet und Turkistan" veröffentlicht. Er kannte also
schon etwas von Indien, als er im Frühjahr 1930 die Automobilfahrt
durch Indien antrat, von der er hier berichtet. Er schildert das
moderne Delhi und sein Parlament, Gandhi's Feldzug gegen die
Salzsteuer und die Kundgebungen in Bombay, die Fabrikstadt
3 2
889 Jamshedpur und eine Fahrt längs der Ostküste. B. ist ein nüchterner
Beurteiler, er sieht und zeigt die Licht- und Schattenseiten sowohl
bei der indischen Freiheitsbewegung wie bei der britischen Herrschaft.
Im einzelnen befremdet wohl hie und da ein Urteil und man erkennt,
daß B.'s Interesse allzusehr nur der Politik gilt, so wenn er sich
sehr abschätzig über die Hindu-Religion abspricht, lediglich auf den
Besuch einiger Tempel hin. Aber das Buch ist sehr aufschlußreich
und recht gut geschrieben; es ragt über den Durchschnitt solcher
Reisebücher hinaus. Beigegeben sind gute eigene Aufnahmen, darunter
Bilder nicht nur von Gandhi, sondern auch z. B. von Sarojini Naidu,
den Brüdern Patel, den beiden Nehru, usw. — Eine Reihe Fehler
in indischen Namen (z. B. Mirabehn statt Mira-Bhai = Miss Slade,
Gandhi's Begleiterin; Cujratti u. ä.) sind wohl durch ungenügende
Überwachung des Drucks zu erklären.
Parsons, Constance E.: Seringapatam. — London: Oxford Uni¬
versity Press 193L XIV, 168 S., 23 Abb., 1 Plan, kl. 8". 5/-.
Dies ist ein Führer durch die ehemalige Hauptstadt von Mysore
mit recht guten Abbildungen. Der Text enthält außer Beschreibungen
zahlreiche Auszüge aus älteren und neuen englischen historischen
Schriften. Dabei hätte wohl manche Einzelheit durch kritische Aus¬
lese genauer gebracht werden können. Im ganzen aber erfüllt das
Buch seinen Zweck recht gut. Ein ähnliches über die Stadt Mysore
von der gleichen Vf. ist bereits vordem erschienen, und es .scheint,
daß der Verlag weitere Bände herauszubringen gedenkt.
Indien in der modernen Weltwirtschaft und Weltpolitik. — Stutt¬
gart: Fleischhauer & Spohn 1931. 94 S. (Auslandkundhche
Vorträge der Techn. Hochschule Stuttgart. Hrsg. von
E. Wunderlich. Band 2.) RM. 4.-.
Etwa ein Drittel des Buchs nimmt eine Einführung von Alois
Kraus ein, der physisch-geographische, wirtschaftliche und politische
Tatsachen sehr geschickt zusammen vorführt. Es wäre sehr zu wün¬
schen, daß Kraus seine reichen wirtschaftsgeographischen Kenntnisse
von Indien einmal in einer ausführlichen Darstellung verwertete.
In der vorliegenden Skizze sind leider eine Anzahl sprachlicher Ver¬
sehen stehengeblieben. — Es folgen Vorträge von B. K. Sarkar
und A. Nobel über die weltwirtschaftliche Bedeutung, sowie über
Technik und Verkehr; beide sprechen doch wohl etwas zu begeistert
über moderne Fortschritte und mit ungenügender Abschätzung der
Größenverhältnisse Indiens und des Übergewichts seiner agrarischen
Probleme. — Den Schluß bildet eine geopolitische Skizze von
K. Haushofer, worin der erstaunliche Satz steht: ,,Bis ins 7. Jahrh.
n. Chr. ist das über Land gekommene Griechisch die Pidginsprache
des Induslandes gewesen." — Trotz einiger Vorbehalte ein lesens¬
wertes Buch.
390
David-Neel, Alexandra : Heilige und Hexer. Glaube und Aber¬
glaube im Lande des Lamaismus. [Mystiques et magiciens du
Thibet. J Nach eigenen Erlebnissen in Tibet dargestellt. (Aus
dem Franz. von Ada Ditzen.) — Leipzig: F. A. Brockhaus 193L
296 S., 22 Abb. auf Tfn., 1 Ktsk. 8«. RM. 8.70, Lw. 10.50.
Dem ZDMG. 85,1931,139-140 angezeigten Reisebuch „Arjopa"
folgt hier die Schilderung des lamaistischen Aberglaubens. Während
ein drittes französisches Buch, „Initiations lamaiques" (vgl. ZDMG. 84, 1930, S. *49*, Nr. 18433, ferner S. *139*, Nr. 18729) eine systema¬
tische Darstellung bietet, gibt die Vf. hier auf Grund ihrer eigenen Erlebnisse eine für einen weiteren Leserkreis berechnete Einführung.
Besser als in dem früheren Buch zeigt sich, mit welch ernster, mühe¬
voller, langjähriger Hingabe sie die Lehren des Lamaismus studiert
hat. Die enge Verwandtschaft mit Tantra-Lehren liegt klar zutag,
die Vf. weist auch selbst gelegenthch darauf hin. Es bleibt daneben noch manches nur Tibet eigene, so die seltsamen Lungom (lun-gom-pa
,Trance-Läufer') und die Respa (ras-pa) „die in Baumwolle Ge¬
kleideten", die iifch in der größten Kälte durch Tumo (gTum-mo),
ihr inneres Feuer, also = indisch tapas, warm erhalten. — In der
Umschrift der tibetischen Wörter ist die Vf. nicht konsequent ver-
ifahren, manchmaly|ügt sie anmerkungsweise eine halbwegs wissen-
schafthche Wiedergabe hinzu, öfters begnügt sie sich mit einer
phonetischen. Es ist nicht immer leicht, sich durchzufinden, nament¬
lich bei Ortsnamen. Leider hat die Übersetzerin, die im übrigen
gewandt, wenn auch zuweilen etwas frei übertragen hat, beim Be¬
mühen um eine deutsche phonetische Form öfters versagt: daß
franz. ch = s ist, hat sie nicht beachtet und bringt daher Mißformen
wie Raktschasa, Tutschita! S. 14 Ahamstehed mykenpa steht für
franz. thamstched mkyenpa {thams-cad mkhyen-pa) „allwissend"!
Die Üb. schreibt Milaraspa neben -respa, wo die Vf. konsequent e
hat. Franz. Naldjorpa (rNal-hbyor-pa ,Yogin') wird durch Naljorpa
wiedergegeben! Unklar bleibt, warum die Vf. Tulkou schreibt (in der
Üb. Tulku) zur Wiedergabe von sPrul-sku „magischer Körper"
(skr. nirmäna-hlya); soll damit ein Unterschied der beiden Vokale
bezeichnet werden? — S. 280 fE. ist in der deutschen Ausgabe die Ge¬
schichte von äaftkara/Amaru eingefügt worden. Die Ausstattung und
die Wiedergabe der Bilder ist weit besser als im französischen Buch. —
Vgl. die Besprechung von Bernd Götz, DLZ. 53.3,1932, 135—140.
Lentz, Wolfgang : Auf dem Dach der Welt. Mit Phonograph und
Kamera bei vergessenen Völkern des Pamir. — Berlin : Deutsche
Buch-Gemeinschaft [1931]. 353 S., 4 Kartenskizzen, 10 Tfn.
mit 36 Abb. Hld. 4.90.
Der Vf. hat 1928 der deutsch-russischen Pamir-Expedition als
sprachwissenschafthcher Mitarbeiter angehört. Er hat bei den
391
Tadschiken der Ebene wie bei einer Reihe von Gebirgsstämmen
Aufzeichnungen und Aufnahmen gemacht und wir dürfen von ihm
eine erhebhche Bereicherung unseres Wissens von den iranischen
Pamir-Sprachen erwarten. In dem vorhegenden Buch gibt er eine
sehr hübsch geschriebene Schilderung seiner Erlebnisse, besonders
bei seinem Aufenthalt in Oroschor. Eine Reihe guter Abbildungen
sind beigegeben. — tJber eine russische Veröffentlichung von Oroschor- Texten vgl. S. *82*, Nr. 19755.
Friedrich, J ohannes : Hethitisch und „Kleinasiatische" Sf rochen.
— Berlin: de Gruyter 1931. 78 S. (Grundriß d. indogerman.
Sprach- u. Altertumskunde. Geschichte d. idg. Sprach¬
wissenschaft. Teil 2, Bd. 5, Lief. 1.) RM. 8.—.
Etwa die Hälfte des Buchs ist dem Hethitischen gewidmet.
Man erhält eine Ubersicht über die Forschungsgeschichte: Knudt-
zon's Verdienst wird rückschauend gewürdigt, Hrozny's Vorzüge
und Schwächen werden objektiv beleuchtet. (Vgl. jetzt auch Hrozny's
eigenen Rückbhck im Archiv Orientälnf 3, 1931, S. 272—295.) In
Verbindung mit einer ausführbchen Sprachskizze ist die gesamte
einschlägige Literatur angeführt. Es folgen Angaben über die anderen
aus Boghazköi bekannt gewordenen Sprachen, eine längere Be¬
sprechung der Versuche, die sog. hethitischen Hieroglj^hen zu
deuten, weiterhin Angaben über die Stele von Ördek-Burnu, über
Chaldisch, Eteokyprisch, Karisch und schheßhch ausführhch über
Lykisch und Lydisch. Ein paar Worte über die kretische BUder-
schrift hätten wohl hinzugefügt werden können. Etruskisch ist gleich¬
zeitig in Lieferung 2, 5, 4 von Eva Fieskl behandelt worden.
Hatch, William Henry Paine : Greek and Syrian miniatures in
Jerusalem. With an introduction and a description of each of
the 71 miniatures reproduced. — Cambridge, Mass.: The
Mediaeval Academy of America 1931. XIII, 136 S., 72 Tfn.
(Publication. No. 6.) $ 12.—.
Die 12 griechischen Handschriften befinden sich in der Bibliothek des griechischen Patriarchen, die eine syrische im Syrischen Kloster
zu Jerusalem. Aus letzterer hat bereits Joh. Reil, Zs. d. Dt. Pal.
Ver. 34, 1911, vier Miniaturen veröffentlicht. Die neuen Wiedergaben aller acht Miniaturen sind natürhch technisch unvergleichlich besser;
die Lichtdrucke sind sehr gut ausgeführt worden. H. gibt eine all¬
gemeine Einführung in die antike und byzantinische Miniaturmalerei
und weiterhin zu jeder Wiedergabe eine Seite Erläuterungen. Die
Hss. entstammen dem 11.-13. Jahrh., die wiedergegebenen Büder
sind meist von großer Schönheit; einzelne Köpfe wirken wie rea¬
listische Bildnisse.
3 2 •
392
Buckler, F[rancis] W. : Harunu'l-Rashid andCharles theGreat. —
Cambridge, Mass.: The Mediaeval Academy of America 1931.
VII, 64 S. 4". (Pubhcations. No. 7 = Monographs. No. 2.) $2.25.
Der Vf. scheint, wie frühere Arbeiten zeigen, eine Vorhebe für
staatsrechtUche Spitzfindigkeiten zu hegen. Er sucht zu zeigen, daß
die fränkischen Gesandten in Baghdad durch Annahme von Ehren¬
gewändern (fjil'at) für ihren Herrn den Moslem als Boten eines
Vasallen erschienen seien. Da aber dies den Franken keinesfalls zum
Bewußtsein gekommen ist, läßt sich damit nicht viel anfangen.
Dankenswert ist aber die eingehende Darlegung der Beziehungen der
Franken zu den omajjadischen und abassidischen Machthabern in
Spanien wie die sorgfältige Prüfung der ziemhch kärglichen Quellen
über die verschiedenen Gesandtschaftsreisen von und nach Baghdad.
Im Anhang übersetzt B. auszugsweise einen einschlägigen Aufsatz
von Barthold. Ferner sucht er nachzuweisen, daß das eine kufische
Inschrift tragende PaUium des hl. Cuthbert in Durham wahrscheinlich
ehemals ein vom abbasidischen Hof in Baghdad stammendes Ehren¬
gewand gewesen ist.
Informations Musulmanes. Publication mensuelle sous la
direction de Youssouf Maghrebi. No. 1—3: Juin—Aout 1931.
Paris (XP, 51 Boul. Beausejour). 4«. Fr. 96.— bzw. 12/—.
Diese neue Zeitschrift bringt Aufsätze und Nachrichten poh¬
tischen und wirtschaftlichen Inhalts; sie sucht hierbei alle Länder mit islamischer Bevölkerung zu berücksichtigen.
Kohn, Hans: Nationalismus und Imperialismus im Vorderen
Orient. — Frankfurt/M.: Societäts-Verlag 1931. 455 S. 8".
RM. 10.—, Leinen 12.50.
Der Vf., der als deutscher Zeitungskorrespondent in Jerusalem lebt und u. a. eine ,, Geschichte der nationalen Bewegung im Orient"
(1928; engl. tJbersetzung 1929) veröfientlicht hat, gibt hier in
engerem Rahmen die Geschichte von Ägypten, Palästina, Arabien
und der drei arabischen Mandatsgebiete seit dem Ende des Welt¬
kriegs, samt einigen allgemeinen Ausblicken. Auf jeder Seite sieht
man, daß K. sein Thema beherrscht; viele Einzelheiten werden
dankenswerterweise mit den genauen Daten belegt. Der Abschnitt
über Palä*ina ist ein durchaus objektiver Bericht über die zionisti¬
schen Bestrebungen und den Gegensatz zu den palästinischen Arabern.
Die Darstellung ist bis gegen Ende 1930 geführt, wobei gelegentlich
eine Art Prognose gegeben wird: so beurteilt K. die künftige Ent¬
wicklung der politischen Verhältnisse Ägyptens oder die des Iraq
ziemlich optimistisch. In der sehr reichhaltigen Literaturübersicht
findet man u. a. die wichtigsten englischen und französischen Re¬
gierungsberichte, sowie die einschlägigen Völkerbund-Veröffent¬
lichungen verzeichnet.
3 2 *
393
Howard, Harry N.: The Partition of Turkey. A diplomatic
history 1913—1923. — Norman: Univ. of Oklahoma Press
1931. 486 S., 3 Karten. 8«. $5.-.
Wie der Untertitel zeigt, hat sich H. auf die Darstellung der
diplomatischen Tätigkeit beschränkt. Die Kriegsgeschichte wird nur
in großen Umrissen nebenbei erwähnt. H. beginnt mit einer aus-
führhchen Einleitung über die Vorgänge von 1908—1913 und führt
seine Darstellung bis zu den Verträgen von Sevres und Lausanne,
darüber hinaus bringt er noch ein paar Seiten über die Völkerbund-
Mandate im Orient und eine Übersicht über die Entwicklung der
Türkischen Republik. Im Anhang findet man vor den reichlichen
Anmerkungen eine Liste der politischen Persönhchkeiten, eine Zeit¬
tafel und eine sehr umfangreiche nach amtlichen Schriftstücken,
politischen Erinnerungen und sonstigen Darstellungen gegliederte
Bibliographie, die freilich, soweit es amerikanische Drucke gibt, die
Urausgaben zumeist nicht verzeichnet. Noch vor Erscheinen der
österreichischen Dokumentensammlung (1930) hat H. im Wiener
Archiv gearbeitet. Das Buch ist als Versuch einer unparteiischen
Darstellung eines trüben Zeitabschnitts sehr beachtenswert.
Irwin, Ray W. : The Diplomatie Relations of the United States
with the Barbary Powers 1776—1816. — Chapel Hill: Univ.
of North Carohna Press 1931. X, 225 S., 4 Bildnisse, 8".
$3.-.
Dies Buch ist gleichsam ein Beitrag zur Hundertjahrfeier der
französischen Eroberung Algeriens. Da sich die europäischen Nationen
aus Handelsneid nicht zu gemeinsamem Vorgehen gegen die nord¬
afrikanischen Korsaren aufrafften, konnten diese im 18. Jahrh. un¬
gestraft kapern oder hohe Tributgelder erpressen. Als der amerika¬
nische Handel nach dem Unabhängigkeitskrieg nicht mehr englischen
Schutz genoß, mußten die Vereinigten Staaten, nach langwierigen
Verhandlungsversuchen, sehr kostspielige eigene Verträge mit den
nordafrikanischen Staaten schließen, ohne damit alle Schwierigkeiten
für den Handel dauernd zu beseitigen. Die Anfänge der amerika¬
nischen Kriegsflotte sind hierdurch verursacht worden. Mit Tripolis
befand sich Amerika 1801—5 im Kriegszustand und 1815/16 wurde
nach Einsatz stärkerer Flottenkräfte mit allen Staaten endgültig
abgerechnet. — Der Vf. hat amerikanisches Archivmaterial fleißig
ausgebeutet; in manchen Abschnitten ist die Darstellung etwas
weitschweifig geraten.
394
ROBRICH, George N.: Trails to Inmost Asia. Five years of
exploration with the Roerich Central Asian Expedition. With
a preface by Louis Marin. — New Haven: Yale Univ. Press;
London: Oxford Univ. Press 193L XX, 504 S., Tfn., 1 Kt.
(The Philip Hamilton McMillan Memorial PubUcation. 14.)
$ 7.50 bzw. 34/-.
Der russisch-amerikanische Maler nn^ Forschungsreisende
Nicholas Roerich hat mit seiner Frau uug, seinem orientalistisch
vorgebildeten Sohn George eine Reise durch Zentralasien unter¬
nommen, die von März 1925 bis Mai 1928 dauerte. Sie begaiTn, nach
einem Aufenthalt in Sikkim, in Srinagar und führte über Leh nach
Khotan, Kaschgar, Karaschahr und Urumtschi, wobei mehrmals
Schikanen der chinesischen Behörden zu überwinden waren. Die
Fortsetzung der Reise war nur durch einen Umweg über Sowjet-
gebiet zu ermöglichen: den Irtysch abwärts bis Omsk und mit der
Bahn nach Verchne-Udinsk und dann weiter nach Ulan-bator (Urga),
wo ein längerer Studienaufenthalt genommen wurde. Einer aben¬
teuerlichen Autofahrt nach Yum-beise folgte die Durchquerung der
Gobi (etwa in der Mitte zwischen Hami und Gaschun-nor und an
An-hsi vorbei) mit Kamelen, sodann ein Aufenthalt bei den Tsaidam-
Mongolen in Nordost-Tibet, wo G. N. eingehende sprachliche For¬
schungen gemacht hat. Die Reise durch Tibet wurde bei der Provinz¬
hauptstadt Nag-öu von den Behörden gehemmt und erst nach lang¬
wierigen Verhandlungen wurde der Reiseweg durch das Seengebiet
(also unter Umgehung von Lhasa und Schigatse) weiter nach Saga-
dzong und von da ostwärts am Nordhang des Himalaya, entlang nach
Sikkim freigegeben. Der Vf. gibt u. a. eine ausführhche Schüderung
der Zustände in Ulan-bator, dabei auch Mitteilungen über den lama¬
istischen Buchdruck. Außer Photographien sind, leider nur schwarz,
eine Anzahl Bilder von N. R. wiedergegeben, die sich jetzt zumeist
in dem von ihm gegründeten ROERICH MUSEUM in New York be¬
finden. — Im Gegensatz zu anderen Autoren zeigt G. R. größte Sorg¬
falt in der Wiedergabe von Ortsnamen u. dgl. ; die tibetischen sind
gewöhnhch in phonetischer wie in alphabetischer Umschrift gegeben.
Hedin, Sven : Auf großer Fahrt. Meine Expedition mit Schweden,
Deutschen und Chinesen durch die Wüste Gobi 1927—28. —
Leipzig: F. A. Brockhaus 1929. XII, 347 S., 110 Abb. auf
Tfn., 1 Karte. RM. 13.-, Leinen 15.—.
Hedin, Sven : Rätsel der Gobi. Die Fortsetzung der Großen Fahrt
durch Innerasien in den Jahren 1928—1930. — Leipzig:
F. A. Brockhaus 1931. IX, 335 S., 74 Abb., 2 färb. Karten.
RM. 13.-, Leinen 15.-.
Hedin hat sich kürzlich als ,, einen einfachen Pilger auf Asiens uralten Wanderstraßen" bezeichnet. Ist das schon allzu bescheiden
395
gegenüber seinen früheren Fahrten, so gilt es schon gar nicht mehr
für das gewaltige wissenschaftliche Unternehmen, das H. seit 1927
leitet. Das erste Buch schildert den Auszug der Expedition von
Peking bis Urumtschi und die Anfänge der verschiedenen Einzel¬
unternehmungen, meteorologischen Stationen, archäologischen, geo¬
graphischen Forschungen usw. Im zweiten Buch erzählt H. von
seinen persönhchen Reisen nach China zurück und nach Amerika,
sowie von einer Fahrt durch die innere Mongolei; sodann gibt er
Berichte über die Tätigkeit der einzelnen Mitarbeiter. Manches in
diesem zweiten Band hätte vielleicht etwas kürzer gefaßt werden
können. Von besonderem Interesse ist, daß der schwedische Archäo¬
loge FoLKE Bergman und der chinesische Professor F. L. YtJAN,
jeder für sich, reiche vorgeschichthche Funde geborgen haben. Der
künftigen Veröffenthchung von am Edsin-gol gefundenen alten
chinesischen Schriftstücken darf man mit Spannung entgegensehen.
Dem 2. Band sind zwei Karten beigegeben, die bereits eine Reihe
Eintragungen aus Hedin's Vermessungswerk erhalten haben.
Herrmann, Albert : Lou-lan. China, Indien und Rom im Lichte
der Ausgrabungen am Lobnor. Mit einem Vorwort von Sven
Hedin. — Leipzig: F. A. Brockhaus 1931. 160 S., 66 Abb.
auf Tfn., 7 Ktn. RM. 6.50, Leinen 7.50.
Auf Grund seiner eigenen Forschungen über die alten Seiden¬
handelsstraßen durch Zentralasien, auf Grund von Hedin's For¬
schungen und von Conrady's Ausgabe der von Hedin in Lou-lan
geborgenen chinesischen Dokumente gibt A. H. außer eine Geschichte
dieser chinesischen Garnisonstadt im Lob-nor-Gebiet, eine Skizze der
kulturgeschichtlichen Stellung Ostturkistans, eine Ubersicht über die
Wanderungen des Tarim-Flusses und die Wandlungen des See-
Gebiets, sowie eine Beschreibung der Handschriften und sonstigen
Funde. Im Vorwort kündigt Hedin ein eigenes Buch über den Lob-nor
an, worin die hydrographischen Veränderungen ausführhch dargelegt
werden sollen.
MiYASHiTA, Koichi : Beiträge zur japanischen Geldgeschichte. —
Baden, Wien, Leipzig, Brünn: Rudolf M. Rohrer 1931. 139 S.
(Veröffentlichungen des Seminars für Wirtschafts- und
Kulturgeschichte an der Universität Wien. Hrsg. von Alfons
Dopsch. 7.)
M. gibt einen geschichtlichen Überblick von den Anfängen bis
1868 nebst einem kurzen Anhang über das Geldwesen im modernen
Japan. Dankenswerterweise bringt er zahlreiche auch den Numis¬
matiker angehende Hinweise sowie eine ausführliche Bibliographie
der einschlägigen Schriften, sowohl in japanischer wie in europäischen Sprachen.
396
Utlby, Freda: Lancashire and the Far East. — London: Allen
& Unwin (1931). 395 S. 8». 16/-.
Die Vf. hat sich 1929 neun Monate in Japan aufgehalten, sie
hat außerdem Material über die chinesische Textilindustrie ge¬
sammelt. Im Gegensatz etwa zu Emil Lederer (Japan-Europa. 1929)
hält sie einen Wettbewerb mit dem japanischen Textilarbeiter für
aussichtslos, wenigstens für einfache und mittlere Ware: „Lanca-
shire's position is definitely lost." Allerdmgs, der japanische Erfolg
beruht nach U. wesentUch auf der Ausbeutung der weibhchen Ar¬
beitskräfte, die von den japanischen Bauern infolge ihrer drückenden
Armut immerfort billig zur Verfügimg gestellt werden. Die Vf. ent¬
rollt von ihren Fabrikbesichtigungen und Erkundigungen sehr
düstere Bilder über die Lebensbedingungen dieser Arbeiterinnen.
Was sie über die chinesische BaumwoUindustrie und ihre teilweise
Durchsetzung mit japanischem Kapital sagt, ist verhältnismäßig
wenig. Ausführhch dagegen behandelt sie in den drei letzten Kapiteln
die Lage des indischen Marktes wie der indischen Industrie, wobei
sie das Eindringen der billigen ostasiatischen Textile klar vorführt.
Von der wirtschafthchen Auswirkung der Khaddar-Heimarbeit ist
indes kaum die Rede, sie läßt sich ja wohl auch nur negativ, im
Rückgang des Verbrauchs entsprechender Einfuhrware, erfassen. —
Die Darstellung zeichnet sich durch nüchterne Sachlichkeit aus und
wh:d ihren Wert behalten, obgleich die krisenhaften Verhältnisse der
beiden letzten Jahie schon wieder mancherlei Veränderungen ge¬
zeitigt haben.
Blohm, Wilhelm: Die Nyamwezi. Land und Wirtschaft. — Ham¬
burg: Friederichsen, de Gruyter & Co. 1931. XII, 182 S.,
25 Abb. auf Tfn., 74 Textabb., 3 Karten. 4». RM. 15.-.
Die „Leute aus dem Westen", wie die Suaheh die Bewohner
des Binnenhochlands des ehemahgen Deutsch-Ostafrikas nennen,
werden von B., der 1911—16 als Missionar unter ihnen gewirkt hat,
eingehend geschildert. Der bereits 1921 abgeschlossenen Arbeit soll
eine Fortsetzung „Gesellschaft und Weltbild" sowie eine Sammlung
Nyamwezi-Texte folgen. Ein reichhaltiges Literaturverzeichnis be¬
zeugt, daß B. mit großem Fleiß gearbeitet hat. Die Begrenzung des
Gebiets für ethnologische Zwecke hat B. neu durchgeführt. Dabei
hätten wohl auch, mindestens im Anschluß an Struck's Sprachen¬
karte, ein paar Worte über die sprachhchen Verhältnisse gesagt
werden können.
The British Organizing Committee desire to bring to
the notice of Archaeologists tbe First International Congress
of Prebistoric and Protobistoric Sciences which will be held
in London from August 1st— 6th, 1932. The Congress will
be divided into sections, the third of which deals with tbe
Neolithic, Bronze and Early Iron Ages in Ancient World.
Historical civilizations will only be dealt with in so far as
tbe material is auxiliary to prehistoric and protohistoric
studies or is treated according to their methods. Tbe British
Organizing Committee cordially invite the co-operation of
archaeologists engaged in research in Egypt and the Near
East more especially those interested in the relations of the
Near East with tbe Ancient Mediterranean World and tbe
area of the Caucasus and South Russia. Agenda and invi¬
tations will gladly be sent on application to the Secretary
of the British Organizing Committee, Society of Antiquaries,
Burlington House, London, W. 1.