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Kortison oder NSAR bei akuter Gicht?Kortikosteroide gleichermassen effektiv bei weniger Nebenwirkungen

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Academic year: 2022

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Gicht ist die häufigste Ursache einer entzündlichen Arthritis. Hervorgeru- fen wird sie durch eine Hyperurikämie und Ureateinlagerungen in den Gelen- ken. In den USA und in Grossbritan- nien ist in den letzten 20 Jahren eine deutliche Zunahme von Inzidenz und Prävalenz zu beobachten. Akute Gicht- anfälle führen im Durchschnitt zu einer 5-tägigen Arbeitsunfähigkeit und erhö- hen damit die direkten und indirekten Krankheitskosten pro Person wesent- lich. Die klinischen Guidelines empfeh- len NSAR als First-Line-Therapie. Unter Kurzzeittherapie mit NSAR kommt es jedoch vermehrt zu gastrointestinalen Blutungen, und Langzeittherapien ber- gen das Risiko kardiovaskulärer Ne- benwirkungen. NSAR sind kontraindi- ziert bei Patienten mit Nieren- oder Leberfunktionsstörungen, Blutgerin- nungsstörungen und Herzinsuffizienz und stehen deshalb gerade den Patien- ten mit höherem Gichtrisiko nicht für eine Behandlung zur Verfügung. Korti-

kosteroide, welche ebenfalls als Primär- behandlung infrage kommen, haben weniger klinische Kontraindikationen und ein geringeres Interaktionspoten- zial. Trotzdem werden sie viel seltener verschrieben als NSAR. Dieser syste- matische Review vergleicht Nutzen und Risiken einer Kortikosteroidthera- pie gegenüber derjenigen mit NSAR, da jüngere Studien darauf hinweisen, dass sich Kortison ebenfalls als Primärbe- handlung im akuten Gichtanfall be- währt.

Kein Unterschied zwischen Kortikosteroiden und NSAR Sechs Studien mit insgesamt 817 Pa- tienten konnten in die Übersichtsarbeit eingeschlossen und durch Metaanaly- sen ausgewertet werden. Die Diagnose der Gicht wurde klinisch gestellt und wenn möglich durch Bestimmung in- traartikulärer Mononatriumureatkris- talle bestätigt (2 Studien). Das Follow- up einer Gichtbehandlung mit Korti- kosteroiden oder NSAR betrug im Durchschnitt 15 Tage (4–30 Tage). In der Auswertung der Studien konnte kein Unterschied zwischen beiden Be- handlungen bezüglich der definierten Endpunkte Schmerzmanagement, Ge- lenkschwellung, Erythembildung, Druck- dolenzen und Bewegungseinschränkung festgestellt werden. Auch das Anspre- chen auf die Therapie, die Zeit bis zur Rückbildung des Gichtanfalls oder der Verbrauch an zusätzlichen Medika- menten war unter beiden Medikamen- ten gleich. Kortikosteroide führten sel- tener zu Verdauungsstörungen, Übel- keit und Erbrechen, wohingegen NSAR ein geringeres Risiko für Gesichtsrö- tungen (rash) besitzen. Über die Über-

legenheit einer der beiden Therapien kann aufgrund der kleinen Studienzahl keine Aussage gemacht werden. Eine frühere Studie zur Kostenanalyse bei- der Therapien hat jedoch gezeigt, dass Kortikosteroide kosteneffizienter sind als NSAR. Mit geringer bis mässiger Evidenz können deshalb Kortikoste- roide und NSAR als gleichwertige Be- handlungsmethoden bei akuter Gicht betrachtet werden.

Ältere Patienten profitieren Limitationen des Reviews liegen in der geringen Zahl der verfügbaren Studien und der teilweise ungenauen Einschät- zung des Behandlungsergebnisses. Eine Aussage über die wirksamste Dosis oder die Verabreichungsart ist nicht möglich, unter anderem deshalb, weil bei zwei der ausgewerteten Studien während der Behandlung mit Kortison beziehungsweise NSAR die gleichzei- tige Therapie mit harnsäuresenkenden Medikamenten weitergeführt wurde.

Das Bias-Risiko war bei keiner der Stu- dien wirklich klein, sodass es weiterer qualitativ hochwertiger Studien bedarf, um die Gleichwertigkeit beider Thera- pien in vertrauenswürdiger Weise zu bestätigen. Berücksichtigt man, dass Patienten mit akuter Gicht meist älter sind und zusätzliche Komorbiditäten aufweisen, welche sie für eine NSAR- Gastropathie empfänglich machen, können Kortikosteroide aber durchaus eine valable Alternative mit weniger toxischen Nebenwirkungen sein. Marianne I. Knecht

Quelle: Billy CA et al.: Corticosteroid or nonsteroidal antiinflammatory drugs for the treatment of acute gout:

a systematic review of randomized controlled trials.

J Rheumatol 2017, Aug 1, pii: jrheum.

Interessenlage: Keine Angaben zu Interessenkonflikten in der referierten Originalstudie.

1050

ARS MEDICI 222017

STUDIE REFERIERT

Kortison oder NSAR bei akuter Gicht?

Kortikosteroide gleichermassen effektiv bei weniger Nebenwirkungen

Zur Behandlung eines akuten Gichtanfalls werden nicht steroidale Antirheu- matika (NSAR) als Therapie der ersten Wahl empfohlen, obwohl sie einige gravierende Nebenwirkungen besitzen. Kortikosteroide können da eine echte Alternative sein, wie ein systematischer Review über die aktuellsten randomisierten, kontrollierten Studien zeigt.

Journal of Rheumatology

❖Kortikosteroide können als Alternative zu NSAR bei der Primärtherapie einer akuten Gicht eingesetzt werden.

❖Kortikosteroide haben bei der relativ kurzen Therapiedauer eines akuten Gichtanfalls weniger Nebenwirkungen als NSAR.

❖Vor allem ältere Patienten profitieren von den Vorteilen der Kortikosteroide (weniger gastrointestinale Blutungen, bessere Nierenverträglichkeit).

MERKSÄTZE

Referenzen

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