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Archiv "AIDS-Hygiene in Körperpflege-Berufen" (18.02.1988)

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Die Insertion

von Intrauterin-Pessaren

Wie man Infektionen vermeidet

W

ie oft durch die IUP-Einla- ge leichte oder gar schwe- re Genitalinfektionen aus- gelöst werden, wurde bei uns pro- spektiv nicht geklärt. Hygienisches Verhalten des Arztes ist ebenso rele- vant wie das Abklären des Infek- tionsrisikos.

Vor der IUP-Insertion ist auf ei- ne bakterielle Fehlbesiedelung im Vaginalbereich zu achten. Biologi- scher Infektionsschutz durch saures Scheidenmilieu sollte gewährleistet sein. Fehlt Döderleinflora als Leit- flora mit pH zwischen 4,0 bis 4,5 und besteht stattdessen eine „ortsunge- wohnte " vaginale Bakterienbesiede- lung, so ist eine Sanierung indiziert.

Zur bakteriellen Fehlbesiede- lung gehört die Aminkolpitis, die et- wa 10 Prozent sexuell aktiver Frauen betrifft. Die Diagnostik ist ebenso einfach (Amintest) wie die Behand- lung (Metronidazol). Ist damit eine normale Scheidenflora erreicht ohne Rezidivrisiko (eventuell Partner- Mitbehandlung), so ist eine wesent- liche Voraussetzung für ein geringes Infektionsrisiko infolge IUP-Inser- tion gegeben.

Bereits bei Verdacht auf Vagi- nalmykosen ohne mikroskopischen Pilznachweis sollte diagnostische Treffsicherheit mit Bebrüten eines Vaginalsekretabstriches angestrebt werden. Trichomonadenbefall und Gonorrhoe sind ebenfalls sicher aus- zuschließen. Bakteriologische Un- tersuchungen von Vaginal- und Zer- vikalsekret vor IUP-Insertion setzen richtige Material-Entnahmen (zum Beispiel Anaerobia) und -Versand (baldmöglichst ins Labor) voraus.

Wegen der bakteriellen Vielfalt im Vaginalsekret — ähnlich wie in der Trachea — kann es schwierig sein zu entscheiden, welcher Erreger für kli- nisch-bakteriologische Probleme re- levant ist.

Die wichtige Vaginaldesinfek- tion vor IUP-Insertion erfolgt über- wiegend mit Jodverbindungen (zum Beispiel Polyvidon-Jod in 10 ml, be- ziehungsweise 10 Prozent verfügba- res Jod). Eine genügend lange Ein- wirkungszeit ist zu beachten. Zuvor hat ausreichendes Händewaschen und Händedesinfizieren zu erfolgen trotz Tragens steriler Einmalhand- schuhe! Trivial erscheinen Wasser- hähne an Waschbecken mit Fuß- oder Ellbogenbedienung sowie Waschmittel- und Desinfektionsmit- telspender am Waschbecken, täg- liches Wechseln der Schutzkleidung.

Bei optimaler Praxishygiene sind ge- ringere Infektionsrisiken bei der IUP-Insertion zu erwarten.

Das ist sicher relevanter als der folgende Aspekt: IUP-Insertion un- ter Antibiotika-Prophylaxe? Wegen zunehmender Inzidenz pelviner In- fektionen in den letzen Jahren wur- de diese Frage wieder aktuell. Sub- jektives Sicherheitsbedürfnis von Frauenarzt und Patientin sowie pharmazeutische Werbung zur An- tibiotika-Prophylaxe aktualisierten diesen Aspekt erneut.

Befürworter der Antibiotikapro- phylaxe argumentieren mit der Fremdkörperimplantation, die letzt- lich die IUP-Insertion darstellt. Toxi- sche, allergische und biologische Ne- benwirkungen der Antibiotika-Pro- phylaxe zur IUP-Einlage sind zu be- denken. Die Effektivität dieses Vor- gehens ist bei uns nicht durch größere Studien abgesichert. Analogieschlüs- se von praktizierter Antibiotika-Pro- phylaxe in der operativen Gynäkolo- gie, zum Beispiel bei der vaginalen Uterusexstirpation, helfen nicht wei- ter. Weltweit ist nur in der Colon- Chirurgie

die Antibiotika-Prophy- laxe

perioperativ abgesichert.

Trotzdem gibt es seltene Indika- tionen, die eine Antibiotika-Prophy-

laxe zur IUP-Insertion rechtfertigen.

Dazu gehören Frauen mit dem Risi- ko infektiöser Endokarditis, zum Beispiel Frauen mit Herzklappen- prothese, atrialem und intraventri- kulärem Septumdefekt, Mitralsteno- se , obstruktiver Kardiomyopathie, Mitralklappenprolaps und überstan- dener infektiöser Endokarditis.

Die Wahl des Antibiotikums ist weniger wichtig bei zu erwartenden Mischinfektionen (Cephalosporine und Metronidazol werden ange- wandt) als die rechtzeitige Antibioti- kagabe vor bakterieller Kontamina- tion des Cavum uteri (Antibiotikum sollte eine bis zwölf Stunden vor IUP-Einlage gegeben werden, um ausreichende Serum- und Gewebs- antibiotikaspiegel in der Kontamina- tionsphase zu haben).

Sicher sprechen Risiko-Nutzen und Kosten-Nutzen-Überlegungen heute gegen eine großzügige Anti- biotika-Prophylaxe zur IUP-Inser- tion. Der klinisch erfahrene Frau- enarzt wird nach optimaler Beurtei- lung und Desinfektion des Vaginal- milieus durch eine möglichst gering traumatisierende IUP-Insertions- technik weiter auf Antibiotika-Pro- phylaxe verzichten können.

Prof. Dr. med. Matthias Wenderlein Universitäts-Frauenklinik

Prittwitzstraße 43 • 7900 Ulm

NOTIZ

AIDS-Hygiene

in Körperpflege-Berufen

Zu dem Beitrag in Heft 38 vom 17.

September 1987:

Von Professor Daschner/Frei- burg war der Beitrag von Medizinal- direktor Dr. W. Schmitz über

„AIDS-Hygiene in Körperpflege- Berufen" in einer anderen Zeit- schrift kritisiert worden. Der Autor unserer Übersicht machte uns dar- auf aufmerksam, daß seine Meinung durch die Hygiene-Verordnung des Freistaates Bayern vom 11. August

1987 sowie durch die Hygiene-Ver-

ordnung

des Landes Baden-Würt- temberg vom 19. Oktober 1987 be- stätigt worden ist. MWR Dt. Ärztebl. 85, Heft 7, 18. Februar 1988 (51) A-371

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