fahren ist ambulant durchführbar, erfordert jedoch wiederholte Injek- tionen. Bei Adenomvolumina > 30 ml und multifokaler Schilddrüsenau- tonomie sowie bei multinodösen Strumen besteht eine niedrigere Er- folgsquote (50 bis 60 Prozent) (23, 24, 28).
Thyreostatische Therapie
Die medikamentöse Therapie dient zur Beseitigung der akuten hy- perthyreoten Stoffwechsellage und der Vorbereitung kurativer Verfah- ren wie Operation, Radiojodthera- pie oder Sklerotherapie. Da bei der Langzeitbehandlung der Schilddrü- senautonomie mit Thyreostatika die molekulare Ursache der Autonomie nicht beseitigt wird, ist nur in sel- tenen Ausnahmen (bei hämorrha- gischem Infarkt des Schilddrüsen- adenoms) eine Spontanremission zu erwarten (13). Zudem muss bei thy- reostatischer Therapie in bis zu 15 Prozent der Fälle mit Nebenwirkun- gen wie Hautreaktionen (sechs Pro- zent), Haarausfall (vier Prozent), seltener mit gastrointestinalen Be- schwerden, Arthralgien, Myalgien und Geschmacksstörungen gerech- net werden (26). Die Langzeitthera- pie ist daher nur dann indiziert, wenn die ablativen Verfahren nicht zum Einsatz kommen können oder vom Patienten abgelehnt werden.
Ersteres trifft vor allem auf ältere und/oder multimorbide Patienten mit multifokaler Schilddrüsenauto- nomie zu. Wenn die Risiken für eine operative Therapie zu groß sind und eine Radiojodtherapie oder Sklero- therapie aufgrund des unzureichen- den Allgemeinzustandes des Patien- ten nicht durchführbar ist, kann eine Langzeitthyreostase bei der Schild- drüsenautonomie das Mittel der Wahl sein. Die thyreostatische Lang- zeittherapie muss unter regelmäßi- ger Kontrolle von TSH und freien Schilddrüsenhormonen erfolgen. Ei- ne schrittweise Dosisreduktion der Thyreostatika bis zu einer minima- len Erhaltungsdosis zur Minimie- rung der Nebenwirkungen ist bei Eintreten der peripheren Euthyreo- se anzustreben. Blutbildkontrollen sind regelmäßig durchzuführen um
eine Agranulozytose (0,14 Prozent) rechtzeitig erkennen zu können (26).
Im Stadium der latenten Hyperthy- reose mit supprimiertem TSH und einer peripheren Euthyreose steht das Vermeiden einer Jodkontamina- tion als potenziellem Auslöser einer manifesten Hyperthyreose im Vor- dergrund. Bei nicht zu vermeiden- der Jodbelastung durch diagnosti- sche oder therapeutische Maßnah- men muss eine Expositionsprophyla- xe mit Natriumperchlorat in Kombi- nation mit einem Thyreostatikum er- folgen. Bei symptomatischer laten- ter Hyperthyreose kann eine nied- rigdosierte thyreostatische Therapie zu einer Befundbesserung führen und damit ein wichtiger Hinweis für die Erfolgsaussicht einer definitiven Therapie sein (26, 40).
Abwägung
Die Therapie der Schilddrüsen- autonomie stützt sich im Wesent- lichen auf die ablativen Verfahren der Chirurgie und Nuklearmedi- zin (Grafik). Während alle autono- men Strumen mit zusätzlichen kal- ten Knoten und Malignomverdacht grundsätzlich operiert werden soll- ten, ist bei der unifokalen Autono- mie eine Abwägung zwischen opera- tiver Therapie vor allem im Jugend- und jüngeren Erwachsenenalter und Radiojodtherapie im höheren Le- bensalter zu treffen. Bei großen mul- tinodösen Strumen sowie bei zusätz- lichen mechanischen Behinderungen durch die Struma ist ebenfalls eine Operation anzuraten. Besonders bei multifokaler/disseminierter Schild- drüsenautonomie, bei Strumarezidiv nach operativer Vorbehandlung und bei Begleiterkrankungen, welche das Operationsrisiko deutlich erhöhen, ist eine Radiojodtherapie gegebe- nenfalls nach Ausschluss von Malig- nität durch Punktionszytologie die Therapie der ersten Wahl. Eine Sk- lerotherapie kommt als Alternative für Patienten mit unifokaler Auto- nomie bei Knotenvolumina unter 30 ml infrage, bei denen eine Operation oder Radiojodtherapie mit hohem Risiko verbunden oder nicht durch- führbar ist (zum Beispiel Dialysepa- tienten).
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 2000; 97: A-1463–1468 [Heft 21]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis, das über den Son- derdruck beim Verfasser und über das Inter- net (www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift für die Verfasser Prof. Dr. med. Ralf Paschke Medizinische Klinik und Poliklinik III Universität Leipzig
Philipp-Rosenthal-Straße 27 04103 Leipzig
A-1468
M E D I Z I N
Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 21, 26. Mai 2000
DIE ÜBERSICHT/FÜR SIE REFERIERT
Gastrointestinale Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Gastroparese, abdominelle Schmerzen, Obstipati- on, Diarrhoe und Stuhlinkontinenz werden bei Patienten mit Diabetes mellitus häufig beobachtet.
Die Autoren führten eine Fra- gebogenaktion bei 489 Diabetikern im Alter von 24 bis 59 Jahren bezüg- lich gastrointestinaler Symptome durch und verglichen die Angaben mit 200 alters- und geschlechtskorre- lierten gesunden Kontrollproban- den. Diabetiker klagten signifikant häufiger über gastrointestinale Sym- ptome. Diese waren bei Typ-II-Dia- betikern häufiger als bei Typ-I-Dia- betikern und bei Frauen häufiger als bei Männern. Insbesondere Patien- ten, bei denen eine diabetische Neu- ropathie festgestellt wurde, klagten über gastrointestinale Symptome, während ein Zusammenhang mit diabetischer Nephropathie oder Re- tinopathie nicht zu eruieren war.w
Sp°angéus A, El-Salhy M, Suhr O et al.:
Prevalence of gastrointestinal symptoms in young and middle-aged diabetic pati- ents. Scand J Gastroenterol 1999; 34:
1196–1202.
Dr. Magdy El-Salhy, Section for Gastro- enterology and Hepatology, Dept. of Me- dicine, University Hospital, SE-901 85 Ume°a, Schweden.