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ithilfe eines ferngesteu- erten Roboters hat der französische Chirurg Prof.Jacques Marescaux vom Mount Sinai Medical Center in New York aus eine 68- jährige Patientin, die in einer Klinik der Pasteur-Univer-
sität in Straßburg lag, die Gallenblase entfernt. Ermög- licht wurde der minimalinva- sive Eingriff durch die Zu- sammenarbeit des Europäi- schen Instituts für Telechirur- gie, der France Telecom so- wie der in Kalifornien ansäs- sigen Firma Computer Mo- tion, die den Operationsroboter
„Zeus“ herstellt. Wie Mares- caux in der Fach- zeitschrift Nature (2001; Bd. 413, Nr. 6854) mitteilt, war eine Voraus- setzung für den Eingriff, dass die France Telecom große Übertra- gungskapazitäten (zehn Megabit pro Sekunde) mit- tels Glasfaserka- bel bereitgestellt hatte. So konnten die Bilder in nur 130 Millisekunden über den Atlantik geschickt werden, wodurch beinahe simultan operiert werden konnte. Der transatlantische Eingriff, der vorher an sechs Schweinen erprobt worden war, dauerte 54 Minuten. Er dient nach Aussagen des Au- tors als Pilotprojekt, nicht zur Routine.
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Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 39½½½½28. September 2001 AA2465
Deutscher Lungentag
Jeder sollte seinen FEV 1 -Wert kennen
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ine mangelhafte Wahrnehmung der Atemwegserkrankungen in der Be- völkerung, aber auch bei Gesundheits- politikern haben Pneumologen und Umweltmediziner der beiden Münch- ner Universitäten beklagt. An Lungen- erkrankungen stürben inzwischen zehn Prozent aller Menschen in Deutsch- land, berichtete Prof. Rudolf Huber vom Klinikum Innenstadt der Univer- sität München anlässlich des 4. Deut- schen Lungentages. Von der Öffent- lichkeit weitgehend unbemerkt, seien die vier bedeutendsten Atemwegs- erkrankungen – Lungenentzündung,chronische Bronchitis/Lungenemphy- sem, Tuberkulose und Lungenkrebs – weltweit zu Volkskrankheiten gewor- den. Bis zum Jahr 2010 werde die Inzi- denz für Asthma, Bronchitis und Lun- genentzündungen in Deutschland um 25 Prozent, für Lungenkrebs sogar um 30 Prozent zunehmen, prognostizierte Huber.
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m diese Entwicklung zu stoppen, gebe es neben der Prävention, dem Verzicht auf Rauchen, eine einfache aber wirksame Methode, meinte Prof.Dennis Nowak, Direktor des Instituts für Arbeits- und Umweltmedizin der Universität München. Nach seiner Auffassung sollten Lungenfunktions- messungen ebenso zur Routineunter- suchung gehören wie Blutdruckmessen oder EKG. „So wie jeder seinen Cho- lesterinwert oder seinen Blutdruck
kennt, sollte er auch seinen FEV1-Wert für die exspiratorische Sekundenkapa- zität wissen“, sagte Nowak. Wer ohne Symptome ist, sollte ab dem 35. Le- bensjahr alle zwei Jahre die Lungen- funktion messen lassen, Risikopatien- ten sogar jährlich, empfahl Dr. Rainer Hauck vom Klinikum rechts der Isar der TU München.
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ine der Hauptursachen für die wei- terhin steigende Zahl von Atem- wegserkrankungen sei das Rauchen, sagte Huber. Doch obgleich dies inzwi- schen eine allgemein akzeptierte Er- kenntnis ist, sei nicht einmal die Bun- desgesundheitsministerin bereit, den Empfehlungen des Sachverständigen- rates für die konzertierte Aktion im Gesundheitswesen für eine bundes- weite Anti-Tabak-Kampagne zu fol-gen. Jürgen Stoschek
Akut
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us Bundesmitteln werden in den kommenden fünf Jahren rund 1,1 Milliarden DM für das „Gesundheitsfor- schungsprogramm“ zur Ver- fügung gestellt. Hinzu kom- men in den nächsten drei Jahren weitere 350 Millionen DM aus dem „Zukunftsin- vestitionsprogramm“ für die molekulare Medizin und die Krankheitsbekämpfung durch Genomforschung, die dem Bundeshaushalt aus den ange- sparten Zinsen durch den Ver- kauf der Mobilfunklizenzen zugeflossen sind. Dies kündig- te die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edel- gard Bulmahn, bei der Dia- logveranstaltung „Reformbe- darf aktuell: Zukunft Medi- zinstudium“ vor kurzem in Berlin an.Im Rahmen der Gemein- schaftsaufgabe von Bund und Ländern wurden im Jahr 2000 rund 1,4 Milliarden DM für Hochschulgebäude, Geräte und Apparaturen sowie Aus- stattung in der Humanmedi-
zin ausgegeben. Dies sind fast ein Drittel aller Hochschul- bauförderungsmaßnahmen.
Das Bundesbildungsmini- sterium bezeichnete die bio- medizinische Grundlagenfor- schung in Deutschland als
„Weltspitze“. Allerdings gebe es im Bereich der patienten- orientierten klinischen For- schung und bei der bevölke- rungsbezogenen Public-Health- Forschung einschließlich der Prävention und Gesundheits- systemforschung noch Nach- holbedarf.
Auch beim Transfer neue- ster Forschungsergebnisse in die medizinische Routinever- sorgung und in die Wirtschaft müssten noch Anstrengungen unternommen werden. Die partiellen Defizite in der Ge- sundheitsforschung seien teil- weise auf mangelnde Zusam- menarbeit zwischen den Ak- teuren in der Gesundheitsfor- schung und auf eine fehlende Bündelung von Ressourcen zurückzuführen, meinte die Ministerin.
Telemedizin
Erstmals
transatlantische Operation
Medizinische Weltpremiere erfolgreich verlaufen
Vom Steuerpult aus, das Ähnlichkeit mit einem Joystick hat, wurden die Befehle aus den USA über Tausende von Kilometern auf das Instrumentari- um in Frankreich übersetzt. Foto: dpa