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Archiv "Kein banaler Eingriff" (10.12.2010)

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874 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 49

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10. Dezember 2010

M E D I Z I N

DISKUSSION

Kein banaler Eingriff

Die Autoren untersuchen retrospektiv Erwachsene, die sich nach rezidivierenden Tonsillitiden einer Operation der Gaumenmandeln unterzogen. Sie benutzen dafür Lebensqualitäts-Skalen und messen Arbeitsunfähig- keits-Zeiten sowie die Zahl an Arztbesuchen.

Es überrascht, dass sie dem Ergebnis ihrer Untersu- chung auch im Diskussionsteil nicht die doch nicht ganz unerhebliche Rate an Operations-Komplikationen gegenüberstellen.

Die Zahl an postoperativen Blutungen ist auf 1,4 Prozent (1) bis 3,3 Prozent (2) zu veranschlagen.

Die Tatsache, dass eine einfache Pubmed-Recherche zu den Items „tonsillectomy“ „and“ „perioperative or postoperative complications“ 24 Metaanalysen zeitigt, weist darauf hin, dass es sich nicht um einen banalen Eingriff handelt.

Vor zwei Jahren wurde im Deutschen Ärzteblatt ein CME-Beitrag zum Thema Tonsillektomie im Kindesal- ter (3) veröffentlicht. Darin wurde zu Recht postuliert, dass die Indikation zu dieser Operation sehr eng gestellt werden müsse.

Die vorliegende Arbeit ist diesbezüglich weitgehend wertlos, unterliegt sie doch einem Verzerrungseffekt vor allem hinsichtlich der Selektion der eingeschlosse- nen Patienten: wer sich schon einmal einer Tonsillekto- mie unterzogen hat, wird allein deshalb von diesem Eingriff eher überzeugt sein und die entsprechenden Skalen positiver bewerten, um nicht das Gefühl aushal- ten zu müssen, unnötig Gesundheit und Leben aufs Spiel gesetzt zu haben.

DOI: 10.3238/arztebl.2010.0874a

LITERATUR

1. Bennett AM, Clark AB, Bath AP, Montgomery PQ: Meta-analysis of the timing of haemorrhage after tonsillectomy: an important factor in determining the safety of performing tonsillectomy as a day case procedure. Clin Otolaryngol 2005; 30(5): 418–23.

2. Krishna P, Lee D: Post-tonsillectomy bleeding: a meta-analysis.

Laryngoscope 2001; 111(8): 1358–61.

3. Stuck BA, Windfuhr JP, Genzwürker H, Schroten H, Tenenbaum T, Götte K: Die Tonsillektomie im Kindesalter. Dtsch Arztebl Int 2008;

105(49): 852–60.

4. Senska G, Ellermann S, Ernst S, Lax H, Dost Ph: Recurrent tonsillitis in adults—the quality of life after tonsillectomy. Dtsch Arztebl Int 2010; 107(36): 622–8.

Dr. med. Günther Egidi Huchtinger Heerstraße 41 28259 Bremen

Schlusswort

Herr Egidi zeigt sich überrascht, dass wir die Kompli- kationen der Tonsillektomie nicht diskutierten. Er zi- tiert einen kleinen Ausschnitt der großen Zahl an Unter- suchungen, die bereits zu den Komplikationen der Ton- sillektomie vorliegen. Eben aus diesem Grunde waren die Komplikationen der Tonsillektomie nicht die Ziel- größe dieser Untersuchung, sondern die postoperative Lebensqualität.

Herr Egidi weist darauf hin, dass es sich bei der Ton- sillektomie nicht um einen banalen Eingriff handelt.

Wir stimmen zu, haben allerdings auch mit keinem Satz in unserem Artikel einen anderen Eindruck erweckt.

Richtigerweise weist er außerdem darauf hin, dass die Indikation zur Tonsillektomie eng gestellt werden muss, insbesondere bei Kindern. Die von ihm kritisierte Arbeit bezieht sich allerdings ausdrücklich auf Erwach- sene. Die Indikation zur Tonsillektomie unterscheidet sich inzwischen sehr deutlich zwischen Kindern und Erwachsenen. Darüber hinaus bleibt festzuhalten, dass die Tonsillektomie mit mehr als 110 000 pro Jahr eine in Deutschland häufig durchgeführte Operation ist (1).

Damit wird auch ein großer Teil der Leserschaft dieser Zeitschrift selbst gut beurteilen können, ob er dabei

„Gesundheit und Leben aufs Spiel gesetzt“ hat.

Der Leserbriefschreiber weist darauf hin, dass eine retrospektive Untersuchung mit Befragung der betrof- fenen einen Verzerrungseffekt dahingehend beinhalten kann, dass der betroffene Patient im Rahmen einer der- artigen Befragung auch seine eigene Entscheidung für eine Operation kritisch hinterfragt. Diese Erkenntnis ist tatsächlich banal und trifft für jede retrospektive Befra- gung von Betroffenen zu und nicht nur bei der Ent- scheidung für operative Therapien.

Ob die von uns vorgelegte Untersuchung wertlos ist, wie der Schreiber postuliert, werden diejenigen beurtei- len, die sich praktisch oder wissenschaftlich mit der In- dikation zur Tonsillektomie bei Erwachsenen befassen.

DOI: 10.3238/arztebl.2010.0874b

LITERATUR

1. Statistisches Bundesamt Deutschland: Fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik (DRG-Statistik), Diagnosen und Prozeduren der vollstationären Patienten und Patientinnen in Krankenhäusern 2006, Fachserie 12 Reihe 6.4.

2. Senska G, Ellermann S, Ernst S, Lax H, Dost Ph: Recurrent tonsillitis in adults—the quality of life after tonsillectomy. Dtsch Arztebl Int 2010; 107(36): 622–8.

Dr. med. Götz Senska Prof. Dr. med. Philipp Dost HNO-Abteilung

Marienhospital Gelsenkirchen GmbH Virchowstraße 122

45886 Gelsenkirchen E-Mail: goetzsenska@arcor.de

Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

zu dem Beitrag

Rezidivierende Tonsillitis bei Erwachsenen:

Lebensqualität nach Tonsillektomie

von Dr. med. Götz Senska, Dr. med. Stefanie Ellermann, Dr. med. Stefan Ernst, Hildegard Lax, Prof. Dr. med. Philipp Dost in Heft 36/2010

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