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Archiv "Medizinstudium: Zum Examen – aber rationell" (11.05.2001)

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ie zentral veranstalteten schriftli- chen Examina für Medizinstuden- ten haben dazu geführt, dass im- mer mehr Studienzeit auf die unmittel- bare Prüfungsvorbereitung verwandt wird. Diese konzentriert sich oftmals über mehrere Monate auf Kurzlehr- bücher und Fragensammlungen. Wenn eingehendes „Studieren“ auch grund- sätzlich zu befürworten ist, so ist doch zu beklagen, dass diese intensive Aus- einandersetzung mit Inhalten der ärztli- chen Ausbildung zum großen Teil außerhalb der Hochschulen geschieht und weder in ihren Konzepten noch in ihrer Effizienz für den späteren Beruf durch die Hochschulen beeinflusst wird. Das Lehrmaterial (unter anderem Kompendien und Fragensammlungen) stammt überwiegend nicht von qualifi- zierten Hochschullehrern oder ausge- wiesenen Spezialisten.

Um für das Fach Anatomie die Qua- lität und Effizienz der Prüfungsvorbe- reitung zu steigern, wurde von Dozen- ten der Abteilung Funktionelle und Angewandte Anatomie an der Medizi- nischen Hochschule Hannover (MHH) in den letzten drei Jahren eine gezielte examensorientierte Lehrveranstaltung zur Vorbereitung auf das schriftliche und mündliche Physikum angeboten.

Dabei war es nicht beabsichtigt, das Selbststudium der Studierenden zu er- setzen, sondern diese lediglich durch professionelle Hilfe dabei zu unterwei- sen und durch die Fokussierung auf kli- nik- und prüfungsrelevante Inhalte de- ren eigene Physikumsvorbereitung effi- zienter zu gestalten. Die Frontalveran- staltung „Anatomie in fünf Tagen“ wur- de zuletzt von 89 Prozent aller Physi- kumsteilnehmer besucht und umfasste sowohl Vorlesungsstunden als auch Kommentare zu Original-Prüfungsfra- gen; die Teilnahme war freiwillig und kostenfrei. Bei der Evaluation der Ver- anstaltung mit Hilfe von Fragebögen nach dem Physikum (Rücklauf: knapp

90 Prozent) gaben 53,4 Prozent an, die Veranstaltung habe „viel“ oder „sehr viel“ zu einer effektiveren Vorberei- tung beigetragen, sogar 94,2 Prozent haben nach eigener Einschätzung hin- sichtlich des Überblicks über das Fach profitiert. Eine differenzierte Beurtei- lung der Veranstaltung wird in der Ein- schätzung deutlich, dass lediglich ein Fünftel aller Befragten darin eine Zeit- ersparnis erkennt. Die Studierenden begreifen spezielle examensorientierte Vorlesungen nicht als Ersatz für eigenes Lernen, sondern benutzen sie als An- gebot, um die Effizienz der Prüfungs- vorbereitung zu verbessern.

Prüfungsergebnis verbessert

Ein weiteres Kriterium, mit dem die Wirksamkeit bewertet werden kann, ist das Abschneiden der Studierenden im schriftlichen Teil des Physikums. Um Vergleichbarkeit herzustellen, ist es sinnvoll, jeweils den Unterschied zum Bundesdurchschnitt zu ermitteln und den Rang einzelner Hochschulen über die Jahre zu verfolgen. An der MHH wurden die Ergebnisse der Studieren- den im Fach Anatomie für die drei Jah- re ermittelt, in denen die Veranstaltung stattfand (1998 bis 2000), und als Ver- gleich die beiden vorgegangenen Jahr- gänge ohne spezielle Examensvorberei- tung herangezogen. Das schriftliche Prüfungsergebnis im Herbstphysikum verbesserte sich dabei von knapp unter- durchschnittlichen Werten (zum Bei- spiel 1996: –0,7 Prozent gegenüber Bundesdurchschnitt) zu einem deutlich überdurchschnittlichen Abschneiden (1999: +1,6 Prozent; 2000: +4,7 Pro- zent). Auch der Verlauf im Rang ge- genüber den übrigen Fakultäten belegt die These, dass durch die Lehrveran- staltung „Anatomie in fünf Tagen“ eine messbare Leistungssteigerung erzielt wurde:

• 1996: Rang 22

• 1997: Rang 22

• 1998: Rang 17

(„Anatomie in fünf Tagen“)

• 1999: Rang 13

(„Anatomie in fünf Tagen“)

• 2000: Rang 6

(„Anatomie in fünf Tagen“) Die gute Akzeptanz der Veranstal- tung zeigt, dass für derartige Initiativen eine große Nachfrage, eine „Markt- lücke“ besteht. Künftig wird die Frage der Lehr-Effizienz insbesondere in Hin- blick auf Mittel- und Stellenverteilung an Bedeutung zunehmen. Es besteht da- bei die Tendenz, auf objektive Maßstä- be, wie beispielsweise Examensergeb- nisse, zurückzugreifen. Hier sind jedoch einige prinzipielle Einschränkungen not- wendig. So muss angenommen werden, dass es beim geltenden Zulassungsver- fahren zum Medizinstudium durch die unterschiedliche Beliebtheit der ver- schiedenen Studienorte und medizini- schen Fakultäten zu einer ungleichen Verteilung von Abiturbesseren kommt, die sich dann auch ohne Aktivitäten der Hochschulen im Examensergebnis nie- derschlägt. Es ist auch festzustellen, dass es Unterschiede zwischen den Herbst- und Frühjahrsprüfungen gibt sowie zwi- schen Hochschulen, bei denen der Stu- dienbeginn jahres- beziehungsweise se- mesterweise erfolgt. Darüber hinaus sollte als Kriterium die durchschnitt- liche Studienzeit bis zur jeweiligen Prüfung berücksichtigt werden. So un- terschied sich der Anteil von Stu- dierenden, die bereits nach vier Fach- semestern zum Physikum antraten und damit ihren Studienplatz (und die da- für aufgewendeten Steuergelder) effizi- ent genutzt haben, im Herbstphysikum 2000 bundesweit zwischen 38,8 Pro- zent (Frankfurt/Main) und 88,5 Prozent (Hannover).

Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Gebert Kais Al-Samir

Prof. Dr. med. Jürgen Westermann T H E M E N D E R Z E I T

A

A1246 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 19½½11. Mai 2001

Medizinstudium

Zum Examen – aber rationell

Erfolgreiches Projekt an der Medizinischen Hochschule Hannover

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