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Archiv "Dermatologie: Von der topischen zur systemischen Therapie" (24.06.2005)

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b atopisches Ekzem oder Psoria- sis, virale Infektionen oder Haut- krebs – die Immunologie spielt in der Dermatologie eine herausragende Rolle. Zu den „Spielern“ des Immun- systems gehört das Enzym Calcineurin, das für die Signalweiterleitung in akti- vierten T-Lymphozyten verantwortlich ist. Calcineurinhemmer verhindern die- se Signalweiterleitung und damit die Aktivierung des Immunsystems. Eine Förderung von Karzinogenese komme dadurch aber nicht zustande, so der Te- nor beim diesjährigen Dermatologen- kongress in Dresden.

Den in den USA veröffentlichten Warnhinweis, wonach die Calcineurin- Inhibitoren* Pimecrolimus und Tacroli- mus möglicherweise die Entstehung von Hauttumoren und Lymphomen begün- stigen könnten, sieht die Deutsche Der- matologische Gesellschaft (DDG) als nicht gerechtfertigt an. Die Ankündi- gung der Food and Drug Administration (FDA) entbehrt laut Tagungsleiter Prof.

Dr. med. Thomas Luger (Münster) der wissenschaftlichen Rechtfertigung, da die Befürchtung durch keinerlei neue Daten gestützt werde.

Im Rahmen der klinischen Studien mit Pimecrolimus und Tacrolimus wur- den nahezu 40 000 Patienten mit Neuro- dermitis (atopischer Dermatitis) be- handelt, seit der Zulassung sind es mehr als 7,5 Millionen – mehr als die Hälfte davon Kinder. In den Studien wurde für keine der beiden Substanzen ein ver- mehrtes Auftreten von Tumoren doku- mentiert – lediglich in Tierversuchen

nach oraler Gabe extrem hoher Dosen, betonte Luger, Generalsekretär der Gesellschaft. Die wenigen beobachte- ten Fälle von Lymphomen lassen eben- falls keinen kausalen Zusammenhang erkennen, sagte der Experte. Denn we- der das klinische noch das histologische

Bild stimme mit demjenigen überein, das bei immunsupprimierten Patienten nachzuweisen ist.

Nach lokaler Anwendung von Pi- mecrolimus und Tacrolimus konnten nur bei wenigen Patienten – und auch nur vorübergehend – extrem niedrige Blutspiegel gemessen werden, die weit unter den für eine Hemmung des Im- munsystems benötigten Werten liegen, heißt es in einer Stellungnahme der

DDG. Demnach konnte weder ein ver- mehrtes Auftreten von systemischen In- fekten noch eine verminderte Immun- antwort nach Impfungen beobachtet werden. Die sorgfältige kritische Über- prüfung aller zur Verfügung stehenden Informationen hat nach Mitteilung von Luger keinen Hinweis darauf ergeben, dass die lokale Anwendung beider Sub- stanzen zu dauerhaften gesundheitli- chen Schäden führt – die Warnung der FDA entbehre jeglicher Evidenz. Für notwendig erachten die Dermatologen allerdings ein klinisches Programm zum Monitoring der Sicherheit.

In der Behandlung der Psoriasis zeigt sich nach Angaben des Dermatologen eine deutliche Verlagerung von der lo- kalen zur systemischen Therapie, „Bio- logics“ bereichern die therapeutische Palette. Ihre Wirkung zielt auf spezi- fische Zellstrukturen – Rezeptoren an den Zelloberflächen, Adhäsionsmole- küle, intrazelluläre Strukturen, Tran- skriptionsfaktoren und Zytokine – ab, die in der unkontrollierten Immunant- wort bei der Psoriasis eine Rolle spielen.

Die meisten der Substanzen sind Ant- agonisten des Tumornekrosefaktors alpha – wie Etanercept, Infliximab und Adalimumab. Sie wurden ebenso wie Anakinra ursprünglich für die Rheuma- tologie entwickelt und sind erst nach Versagen oder bei Kontraindikationen gegen die Basistherapie einzusetzen.

Efalizumab ist die einzige Substanz, die speziell für die Dermatologie, und zwar seit „Erfindung“ der PUVA-Thera- pie vor rund 30 Jahren, als erstes Präpa- rat gezielt für die Behandlung der Pso- riasis entwickelt wurde. Wie Prof. Dr.

med. Wolf-Henning Boehnke (Frank- furt/Main) darlegte, haben sich Wirk- samkeit und Verträglichkeit über drei Jahre bestätigt. Es gebe keine Anzeichen für eine kumulative Toxizität oder ein vermehrtes Auftreten von Tumoren bei diesem „Last-line“-Medikament.

Als „extrem wirksam“ stufte sein Kollege Luger einen IL-12-(p40-)Ant- agonisten ein, der nur alle drei Monate injiziert werden muss. Bei allen „Biolo- gics“ stellt sich die Frage, ob – wie in der Rheumatologie üblich – die Kombinati- on mit einem niedrig dosierten Immun- suppressivum vorteilhaft ist; möglicher- weise lässt sich dadurch die Bildung von neutralisierenden Antikörpern hinaus- M E D I Z I N R E P O R T

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A1790 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 25⏐⏐24. Juni 2005

Dermatologie

Von der topischen zur systemischen Therapie

Der Kongress der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft in Dresden zeichnet neue Wege auf und nimmt Stellung zum angeblichen Krebsrisiko von Calcineurin-Inhibitoren.

*Die Calcineurin-Inhibitoren Pimecrolimus und Tacroli- mus sind in Deutschland zugelassen als Elidel®1 % Creme oder Douglan 1 % Creme beziehungsweise Protopic® 0,03 % und 0,1 % Salbe.

Eine Sonderform der Neurodermitis ist die Prurigoform, die bei Erwachsenen auftritt.

Foto:Grünenthal GmbH

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zögern. Neben fachlichen Fragen wur- den in Dresden aber auch die Auswir- kungen der Gesundheitspolitik auf die Dermatologie erörtert.

Nach Angaben von Prof. Dr. med.

Harald Gollnick (Magdeburg), Präsi- dent der Gesellschaft, seien einerseits durch die AMG-Novelle sehr hohe Hürden für die firmenunabhängige For- schung errichtet worden, andererseits durch das GKV-Modernisierungsgesetz zum Teil medizinisch notwendige In- tervalltherapien zur kostenträchtigen

„Privatsache“. Bei der Vorsorge wollen die Dermatologen die Früherkennung des malignen Melanoms fördern, nach- dem weiterhin kein Plateau in der Stati- stik dieser Karzinomart abzusehen ist.

Patienten, die einen Verdacht äußern, sollten vom Hausarzt direkt zum Der- matologen überwiesen werden.

Jährlich fast 20 000 neue Berufserkrankungen

Prof. Dr. med. Peter Elsner (Jena) sieht Korrekturbedarf bei den Fallpauscha- len (DRG): Hier seien die Berufser- krankungen nicht berücksichtigt wor- den, wodurch mehrwöchige stationäre Heilverfahren nicht kostengerecht er- fasst würden. Der Dermatologe forder- te Nachbesserungen, weil durch diese Behandlungen sehr häufig eine Um- schulung des Patienten vermieden wer- den könne. Immerhin sei jede zweite Berufskrankheit, die den Berufsgenos- senschaften (BG) gemeldet wird, eine Hauterkrankung. „Das sind fast 20 000 neue Fälle jährlich“, so Elsner.

Am häufigsten betroffen sind Be- schäftigte im Friseurgewerbe, in der Krankenpflege, im Nahrungsmittelbe- reich und in der Metallindustrie. Da die Heilbehandlung kostengünstiger ist als die Umschulung, starten die BG in den nächsten Monaten ein bundeswei- tes Projekt mit Berufsdermatologen aus Heidelberg, Jena und Osnabrück zu einem „modifizierten stationären Heil- verfahren“.Als einen erfolgreichen An- satz wertete der Dermatologe die Pro- jekte zur Frühintervention – interdis- ziplinäre Hautschutzseminare, bei de- nen Hautärzte, Arbeitsmediziner, Psy- chologen und Berufshelfer der BG ko- operieren. Dr. rer. nat. Renate Leinmüller

M E D I Z I N R E P O R T

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A1792 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 25⏐⏐24. Juni 2005

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ie Idee ist bestechend: Transplan- tationen von Tierorganen können den Mangel an Spenderorganen beenden oder zumindest die Wartezeit überbrücken. Doch noch ist es nicht so weit. Konkrete Hoffnungen wollten die Transplantationsmediziner, Immunolo- gen, Mikrobiologen und Ethiker nicht wecken, die auf dem Symposium der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Xeno- transplantation und der Deutschen Transplantationsgesellschaft am 9. und 10. Juni in Berlin den Stand der inter- nationalen Forschung diskutierten. Die Xenotransplantation entwickele sich

„ruhig, aber konstant“ in Richtung hu- maner Anwendung, hieß es einmütig.

Erste präklinische Studien zur Über- tragung porciner Inselzellen liefen be- reits in den USA, Korea und China, be- richtete Dr. rer. nat. Joachim Denner vom Robert Koch-Institut (Berlin). So- gar eine experimentelle klinische Un- tersuchung beim Menschen gab es – wenn auch illegal. So berichtete eine mexikanische Forschergruppe jüngst über die erstmalige Behandlung 24 jun- ger Typ-1-Diabetiker mit Inselzellen vom Schwein. Die Transplantation habe für die Patienten zwar keine Insulinfrei- heit gebracht, ihnen aber auch nicht ge- schadet, erläuterte Prof. Dr. rer. nat. Ka- rin Ulrichs (Universität Würzburg). Die Leiterin der Sektion Xenotransplanta- tion der Deutschen Transplantationsge- sellschaft ist optimistisch, dass die xeno- gene Inselzelltransplantation auch in Deutschland bald in die klinische Prü- fung kommt. Inselzellen des Schweins gelten als geeignetes Transplantations- material, da sie ein Insulin produzieren, das sich nur in einer Aminosäure von dem des Menschen unterscheidet.

Trotz erster Forschungserfolge – vor allem bei der Virussicherheit der Xe- notransplantate – müssen hauptsäch-

lich noch drei Hürden überwunden werden, um einen Einsatz der Tierorga- ne in der klinischen Praxis zu ermögli- chen: die immunologische Abstoßungs- reaktion, die physiologische Inkompati- bilität von Mensch und Tier und das Risiko der Übertragung von Mikro- organismen.

Hauptproblem bleibt nach wie vor der Kampf mit der körpereigenen Ab- wehr. „Wir brauchen neue Wege der Immunsuppression“, sagte Prof. Dr.

med. Dietmar Abendroth vom Trans- plantationszentrum der Universität Ulm. Nicht nur das ␣(1,3)Galactose- Epitop allein führe zu einer akuten vas- kulären Abstoßung. Auch die Aktivie- rung der Endothelzellen durch Bindung der xenoreaktiven Antikörper und die Aktivierung von Interleukin 1a seien dafür verantwortlich. Überwinden konn- te man inzwischen zumindest die erste Stufe der Abstoßung: die binnen weni- ger Stunden einsetzende hyperakute Abstoßung. Erfolgskonzept ist der Ein- satz von Organen transgener Schwei- ne, die entweder Enzyme zur Verringe- rung der Anzahl der zur hyperakuten Abstoßung führenden ␣(1,3)Galactose- Epitope exprimieren oder durch Ent- fernung des Gens für die ␣(1,3)Galacto- syl-Transferase diese Zuckerreste nicht mehr exprimieren.

Gefahrenpotenzial: Retroviren

Ein weiteres Problem bei der Xeno- transplantation ist die mögliche Über- tragung von humanpathogenen Viren.

Transgene Schweine bergen zusätzlich das Risiko, porcine endogene Retrovi- ren (PERV) zu übertragen. Bisher wur- den zwar bei keinem der weltweit mit Schweinematerialien behandelten Pati- enten PERV oder andere Schweinevi- ren übertragen, doch angesichts der in- ternationalen Entwicklung forderte die Weltgesundheitsorganisation in ihrer Stellungnahme vom Mai strenge Richt- linien für die Xenotransplantation. Die- se sollen durch die nationalen Gesund- heitsbehörden und Gesetzgeber eta- bliert werden. Existieren sie nicht, dür- fen Xenotransplantationen nicht vorge- nommen werden. Harmonisierte Si- cherheitskontrollen sollen dies gewähr- leisten. Dr. med. Eva A. Richter-Kuhlmann

Xenotransplantation

Vorwärts in

kleinen Schritten

Abstoßungsreaktionen

bleiben ein Hauptproblem.

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