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Archiv "Kassenärztliche Bundesvereinigung: Selbstbewusste Doppelspitze" (04.02.2005)

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ls gelernter Bundeswehroffizier redet der neue Erste Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesver- einigung (KBV), Dr. med. Andreas Köhler, gerne Klartext. So auch bei der offiziellen Vorstellung der künftigen KBV-Strategie am 27. Januar in Berlin.

Sein Partner im neuen zweiköpfigen KBV-Vorstand, der Bremer Hausarzt Ulrich Weigeldt, steht ihm mit seinem trockenen norddeutschen Charme in nichts nach. Kurz und bündig skizzier- ten beide ihr wichtigstes Ziel für die nächsten Jahre: für Ärzte die best- möglichen Arbeitsbedingungen schaffen, um eine optimale Ver- sorgung für die Patienten si- cherzustellen. „In diesem Sinn verstehen wir uns als Team, das gemeinsam an einem Strang zieht“, erklärte Köhler.

Für Köhler und Weigeldt, die zu Jahresbeginn als erste haupt- amtliche Vorstände den bis- herigen KBV-Vorstand um Dr.

med. Manfred Richter-Reich- helm ablösten, ist der Weg dort- hin steinig. Intern gilt es, auf ei- ne Neuausrichtung der Kassen- ärztlichen Vereinigungen (KVen) zur Bewältigung ihrer künfti- gen Aufgaben hinzuarbeiten und nach außen Geschlossen- heit herzustellen. „Der Aufspal- tung in ein Haus- und ein Fachärztela- ger werden wir mit aller Kraft entge- genwirken“, stellte der Chirurg Köhler klar. Letztlich werde von der Einigkeit der Ärzte abhängen, welche Rolle die KVen spielen werden.

Auf Bestandsschutz der Politik kön- nen die Kassenärztlichen Vereinigun- gen jedenfalls nicht hoffen. Dies zeigte schon ein Vorentwurf der rot-grünen Bundesregierung zum späteren GKV- Modernisierungsgesetz, in dem der Ein-

fluss der KVen massiv beschnitten wer- den sollte. Konnte dies noch weitge- hend abgewendet werden, droht mit der möglichen Einführung einer Bürgerver- sicherung neues Ungemach. So könn- ten die KVen im Sog des großen Sy- stemwechsels gleich mit weggespült werden. Ein Eckpunktepapier der SPD lässt sich zumindest dahingehend inter- pretieren.

Wohl auch deshalb geht die neue KBV-Führung in die Offensive. Sowohl Köhler wie Weigeldt betonten, keine rückwärts gewandte Klientelpolitik be-

treiben zu wollen. Im Gegenteil: An der Weiterentwicklung neuer Vertragsfor- men wolle man sich beteiligen. „Wir als KBV haben überhaupt keine Angst, uns dem Wettbewerb zu stellen“, zeigte sich Köhler selbstbewusst. Gerade bei der In- tegrierten Versorgung könne man „wert- volles Know-how“ einbringen. Um Ver- tragsärzten im Dickicht der neuen Ver- sorgungsformen Orientierung zu bieten, sollen die KVen stärker beratend tätig werden. „In Zukunft werden wir noch

mehr die Chance nutzen, gegenüber den niedergelassenen Ärzten als Dienstlei- ster aufzutreten“, kündigte Weigeldt an.

Gänzlich neu ist das Bekenntnis der KBV zu mehr Wettbewerb allerdings nicht. Insbesondere Verträge zur Inte- grierten Versorgung wurden auch unter dem früheren Vorstand als sinnvolles Zu- satzangebot betrachtet. Der Vorstoß ist deshalb als erneutes Signal an die Politik zu verstehen: Die KBVwill sich nicht län- ger den Stempel des Blockierers auf- drücken lassen. Denn am Kollektivver- tragssystem wollen auch Köhler und Weigeldt nicht rütteln. Die KVen stünden für eine flächendecken- de und wohnortnahe Versor- gung. „Das Recht der freien Arztwahl wird von den Patienten hoch geschätzt“, sagte Köhler.

Zudem sei das derzeitige System ein wichtiger Faktor zur Siche- rung des sozialen Friedens. Zu seinem Erhalt bedürfe es der Kassenärztlichen Vereinigungen.

So sehen das offenbar auch die Versicherten. Rund zwei Drittel fühlen sich im vorhan- denen System der Selbstverwal- tung nach wie vor gut aufgeho- ben. Dies ergab eine repräsen- tative Infas-Untersuchung im Auftrag der Universität Passau.

Von den Parteien sehen sich da- gegen knapp 40 Prozent der Befragten gar nicht gesundheitspolitisch vertre- ten. Köhler forderte die Politik auf:

„Wer ein anderes System anstrebt, soll dies den Bürgern offen sagen.“

Um die Akzeptanz der ärztlichen Selbstverwaltung weiter zu stärken, sieht der neue Vorstand aber auch die Notwendigkeit, Nutzen und Leistungs- umfang der KVen deutlicher zu vermit- teln. Köhler verwies auf die hohen Qua- litätsanforderungen, denen niederge- P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 5⏐⏐4. Februar 2005 AA247

Kassenärztliche Bundesvereinigung

Selbstbewusste Doppelspitze

Die neuen Vorstände der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. med. Andreas Köhler und Ulrich Weigeldt, sehen in den neuen Vertragsformen

zwar Chancen, am Kollektivvertragssystem wollen sie aber festhalten.

Der Chirurg Dr. med.Andreas Köhler (r.) und Hausarzt Ulrich Wei- geldt wollen als neuer KBV-Vorstand „an einem Strang ziehen“.

Foto:KBV

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lassene Ärzte unterliegen. Weder in der privaten Krankenversicherung noch in den Krankenhäusern finde ein ver- gleichbares Management statt.

Um die Patienten über die Qualifika- tionen der einzelnen Vertragsärzte zu informieren, plant die neue KBV-Spitze in den nächsten zwei bis drei Jahren, erstmals Qualitätslisten zu veröffentli- chen. Nach Meinung Köhlers haben Versicherte ein Interesse daran, bei- spielsweise bei einem ambulanten Ein- griff am Kniegelenk einen guten Opera- teur aufzusuchen. „Es wäre gut, wenn der Patient im Internet sehen könnte, welcher Arzt in seiner Region solche Eingriffe wie häufig vornimmt.“

Zwar begrüßten Bundesgesundheits- ministerin Ulla Schmidt und Verbrau- cherschützer den KBV-Vorschlag, den- noch sind Qualitätslisten nicht unum- stritten. Dies zeigte die kontroverse Diskussion über die Einführung von Mindestmengen für bestimmte Eingrif- fe in Krankenhäusern beim letztjähri- gen Deutschen Ärztetag. Eindeutige wissenschaftliche Belege, dass die Zahl der vorgenommenen Operationen ge- nerell etwas über die Qualität der Lei- stung aussagt, gibt es kaum. Köhler warnt denn auch vor zu großen Er- wartungen. So lasse sich etwa die Qua- lität eines hausärztlichen Patientenge- sprächs nicht messen.Auch Empfehlun- gen für bestimmte Ärzte werde die KBV aus berufsrechtlichen Gründen nicht abgeben können.

Anreize für Ärzte schaffen

Um den grassierenden Ärztemangel insbesondere in ländlichen Gebieten einzudämmen und bereits bestehende Versorgungslücken zu schließen, will der KBV-Vorstand neben Krankenkas- sen auch staatliche Stellen in die Pflicht nehmen. Schon jetzt fehlten vielerorts Hausärzte. In fünf bis sechs Jahren wer- de sich dieser Mangel auch auf Au- genärzte, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte und Kieferchirurgen ausdehnen. Wie es bei Unternehmen längst üblich ist, sollten die Kommunen die Ansiedlung von Ärzten durch finanzielle Anreize för- dern, forderten Köhler und Weigeldt.

Das Arztsein müsse insgesamt wieder attraktiver werden. Samir Rabbata

P O L I T I K

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A248 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 5⏐⏐4. Februar 2005

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ut Ding will Weile haben, denken sich offenbar viele niedergelasse- ne Ärztinnen und Ärzte. Von großer Nachfrage nach zertifizierten Qualitätsmanagement(QM)-Verfahren kann keine Rede sein. Das liege vor allem daran, dass viele Ärzte konkrete Vorgaben des Gemeinsamen Bundes- ausschusses (G-BA) abwarteten, meinte Prof. Dr. med. Joachim Szecsenyi vom In- stitut für Allgemeinmedizin der Univer- sität Heidelberg Ende Januar in Berlin.

Der G-BA ist nach dem Sozialgesetz- buch dafür zuständig, „grundsätzliche Anforderungen an ein einrichtungsin- ternes Qualitätsmanagement“ in Pra- xen zu formulieren. Außerdem soll er Vorgaben für Auswahl, Umfang und Verfahren entsprechender Kontroll- stichproben durch die Kassenärztlichen Vereinigungen machen. Bislang ist je- doch noch nicht festgelegt, in welchem Zeitraum und in welchem Umfang QM in den Praxen Einzug halten soll.

Der G-BA-Vorsitzende Dr. Rainer Hess sagte gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt, er rechne bis April oder Mai mit einem Beschluss. Zunächst werde es jedoch nicht um die Zertifizierung von QM-Verfahren gehen. Vielmehr werde der G-BA festlegen, welche Themen- komplexe und Fragestellungen im Rah- men einer Qualitätsbeurteilung von Arztpraxen abzuarbeiten seien.

Zumindest drei Anbieter sehen die- sen Vorgaben gelassen entgegen: die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), die Gesellschaft Kooperation für Transparenz und Qualität im Ge- sundheitswesen (KTQ) und der Verein

„Praxistest“. Rund 100 Hausarztpraxen haben bislang sein QM-Verfahren er- folgreich durchlaufen. Darauf wurde während einer Veranstaltung der Ber- telsmann-Stiftung zum Qualitätsmanage- ment in Hausarztpraxen europäischer Länder hingewiesen. Bertelsmann hat

den Verein „Praxistest“ gemeinsam mit Topas Germany gegründet, einem deutschen Ableger eines gleichnami- gen europäischen Zusammenschlusses.

Dessen Ziel ist es, wissenschaftlich ab- gesicherte, kostengünstige und prakti- kable Modelle zur Qualitätssicherung in Praxen zu fördern. Vorbild ist dabei das holländische Visitatie-System, bei dem erfahrene Hausärzte ihre Kollegen in Sachen QM beraten. Praxen können im Anschluss ein drei Jahre gültiges Zertifikat erwerben. Die Kosten betra- gen dann rund 2 000 Euro.

60 von 61 Pilotpraxen haben durchgehalten

Das QM-Verfahren „Qualität und Ent- wicklung in Praxen“ (QEP) der KBV wird seit dem vergangenen Jahr in Pra- xen getestet und soll demnächst regulär angeboten werden. „60 von 61 Pilotpra- xen haben durchgehalten. Das spricht dafür, dass QEP bei Ärzten und Praxis- personal auf enorm hohe Akzeptanz stößt“, lobte der ehemalige KBV-Vor- sitzende Dr. med. Manfred Richter- Reichhelm Ende November. Kernstück von QEP ist ein Qualitätszielkatalog, mit dessen Hilfe sich ein Team auch auf die Zertifizierung vorbereiten kann.

Dazu kommen weitere Bausteine:

Schulungsmaterialien, Umsetzungsvor- schläge, Musterdokumente. Die KBV hat QEP so gestaltet, dass es stufen- weise eingesetzt werden kann. Für das Material ist lediglich eine Schutzgebühr zu zahlen, Einstiegsschulungen sollen 150 bis 200 Euro kosten.

Die erste Praxis sei zertifiziert, heißt es bei der KTQ, an der sich unter ande- rem die Bundesärztekammer beteiligt.

Anfang 2004 hatte die Testphase begon- nen. Anhand von sechs Kategorien durchleuchtet das Praxisteam Stärken und Schwächen, legt Verbesserungen und Fristen dafür fest. Für eine Zertifi- zierung folgt eine Fremdbewertung durch niedergelassene Kollegen oder Facharzthelferinnen. Das KTQ-Manual kostet 40 Euro, eine Zertifizierung rund 2 000 Euro. Sabine Rieser

Praxismanagement

Abwarten, abwägen

Die Nachfrage nach zertifizierten Verfahren ist noch gering.

Weitere Infos: www.praxistest.de; www.kbv.de/Qualitäts management; www.ktq.de. Checkliste für Unentschlossene:

www.q-m-a.de

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