Aus Bund und Ländern
Rentenreform:
100 Millionen DM zu Lasten
der Kassen?
SONN. Die Reform der vom Bundestag beschlos- senen Hinterbliebenenver- sorgung aufgrunddes "An- rechnungsmodells" führt zu einer Mehrbelastung der gesetzlichen Kranken- versicherung von bis zu 100 Millionen DM jährlich.
Darauf wies der AOK-Bun- desverband hin.
Ohnedies erlitten die Kran- kenkassen infolge der ver- schiedenen Finanztransak- tionen zur Sanierung des Bundeshaushalts sowie der Renten- und Arbeitslo- senversicherung erheb- liche finanzielle Einbußen.
Dazu gehöre auch die Ver- pflichtung, Renten- und Ar- beitslosenversicherungs- beiträge aus dem Kranken- geld zu zahlen, ebenso wie das Vorhaben, während des geplanten Erziehungs- urlaubs zwar den Versiche- rungsschutz in der Kran- kenversicherung zu erhal- ten, aber den Beitragsaus- fall nicht durch den Staat zu ersetzen.
Der Bundesverband der Ortskrankenkassen, Sonn- Bad Godesberg, addiert die Kostenverlagerungen und die Einnahmenaus- fälle allein für das Jahr 1984 auf 1,6 Milliarden DM.
Diese seien zwar durch die Neuregelung der Beitrags- pflicht von Einmalzahlun- gen teilweise ausgegli- chen worden.
Insgesamt seien aber Ver- sicherte und Arbeitgeber mit zusätzlich 1,2 Milliar- den DM belastet worden.
Die Krankenversicherung dürfe nicht weiter als
"Problemlöser für andere Bereiche" mißbraucht werden, kommentiert der AOK-Bundesverband. EB
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Das Kölner Forschungs- instituts für die zahnärzt- liche Versor- gung: Die Zahl derbe- rufstätigen Zahnärzte steigt bis zum Jahr 2000 um 42,5 Prozent. Kal- kuliert man noch die voraussicht- liche Bevöl- kerungsent- wicklung ein, ergibt sich: jeder 1983 tätige Zahn- arzt verliert bis zum Jah- re 2000 je- den dritten Patienten an einen jungen Kollegen
Zahnärzte vor einer Nachwuchswelle
Einwohner auf 1 Zahnarzt inTsd.
1983 1990 2000 61,4 60,6 59,1 Wohnbevölkerung in Mio.
Arzneimittelmuster weiter gefragt
FRANKFURT. "Ärztemu- ster" werden von der Mehrheit der Ärzte als eine
"sehr wichtige bzw. wichti-
ge" Informationsquelle ge- schätzt. 78 Prozent der von Infratest Gesundheitsfor- schung befragten nieder- gelassenen Ärzte sind mit der derzeitigen Regelung zufrieden. Drei Viertel der im Auftrag des Pharma- bundesverbandes befrag- ten Ärzte räumen den Prä- paratemustern .den Vor- rang ein, noch vor Informa- tionen über Pharmabera- ter, Fortbildungsveranstal- tungen, den Aussendun- gen und Anzeigen in Zeit- schriften.
Die Ärzte bekundeten die Auffassung, Muster seien weiterhin notwendig, um vor allem neue Präparate kennenzulernen und im Notfall sofort darauf zu- rückgreifen zu können. Die Mehrheit der Befragten plädiert für die Beibehal- tung der Musterabgabe nicht nur bei neuen, son- dern auch bereits im Markt eingeführten bekannten Mitteln. Der Vorrat an Er-
probungsmustern diene auch dazu, eine auch
"apotheken unabhängige Versorgung" in Einzelfäl- len zu gewährleisten. Auch schreibt man der Bevorra- tung mit Probepackungen einen kostenentlastenden Effekt für die Krankenkas- sen zu. Gut die Hälfte der befragten Ärzte hält Mu- ster, insbesondere bei teu- ren Präparaten, für unent- behrlich. Jeweils drei Vier- tel der Ärzte bestätigten laut dieser Umfrage, daß sie Präparatemuster regel- mäßig verwenden. HC
, , Tour Peiper"
für Leukämiekinder
GIESSEN. Spenden für die Erforschung besserer Be- handlungsmöglichkeiten von Ieukämie- und krebs- kranken Kindern soll die
"Tour Peiper" einbringen,
bei der vom 3. bis 7. Sep- tember 1985 fast 50 Promi- nente von Gießen über Lahnstein, Sonn, Köln, Bad Neuenahr, Wiesbaden, Bad Hornburg nach Frank- furt radeln. An mehr als 40 Stops auf der Strecke wer- den die prominenten Teil- nehmer Autogramme ge-
NACHRICHTEN
ben, Informationsmaterial verteilen und um Spenden werben. Beteiligt sind un- ter anderem der Sportchef des ZDF, Dieter Kürten, die Radfahrer Klaus-Peter Thaler, Mike Kluge und Dietrich Thurau, die Olym- piasiegerin Ulrike Meyfarth sowie der Leiter der Gieße- ner Kinderpoliklinik, Pro- fessor Dr. med. Fritz Lam- pert. Veranstalter ist die Deutsche Leukämie-For- schungshilfe (Konto: Volks- bank Gießen Nr. 191 19)NZ
Gewerkschaft ÖTV für neues
Fortbildungskonzept
STUTTGART. Ab 1986 will die ÖTV dezentral und möglichst betriebsnah den Mitarbeitern im Sozial- und Gesundheitswesen institu- tions- und berufsübergrei- fende Fortbildungskurse im Bereich "Medizinisch psychosoziale Basisqualifi·
kationen" anbieten. Auf der Basis eines ganzheit- lichen Verständnisses der beruflichen Tätigkeit sol- len die Kurse, so die ÖTV, die Handlungsfähigkeit der Teilnehmer in ihrer indivi- duellen Beziehung zum Patienten, aber auch in ih- ren kooperativen, institu- tionellen und berufspoliti- schen Zusammenhängen verbessern.
Als mögliche Themen wer- den unter anderem ge- nannt: die Problematik beim Umgang mit schwer- kranken und sterbenden Patienten, Rollenkonflikte im Sozial- und Gesund- heitswesen, Probleme der Hilfe bei Patienten mit be- sonderen psychischen und sozialen Schwierigkeiten oder die Frage der sozia- len Verantwortung, die aus dem eigenen Expertensta- tus resultiert. Nach den Vorstellungen der Gewerk- schaft ÖTV sollen die Kur- se in der Erprobungsphase über sechs Monate laufen und 100 bis maximal 150 Stunden umfassen. jv Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 34 vom 21. August 1985 (15) 2387