DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Pflegefallversicherung
Ohne der konkreten Ausgestal- tung der Tarifwerke der einzel- nen Versicherungsgesellschaf- ten vorzugreifen: Der PKV schwebt ein Höchstaufnahmeal- ter von 55 bzw. 60 Jahren vor.
Für das Pflegetagegeld sollen der Höhe nach gestaffelte Tarif- stufen angeboten werden. In je- dem Falle soll die private Pflege- versicherung nur subsidiär grei- fen; der Versicherer soll dann nur noch für Aufwendungen lei- sten, welche trotz der gesetzli- chen Leistungen notwendig bleiben. Um ebenfalls dem Miß- brauch zu steuern, darf der Neu- abschluß oder die Erhöhung ei- ner anderen Versicherung mit Pflegeleistungen nur mit Einwil- ligung des Erst-Versicherers vorgenommen werden.
Auch bei der Beitragskalkula- tion und der langfristigen Fun- dierung dieser neuen Tarifspar- te (die versicherungsmathema- tisch kalkuliert und separat ge- führt werden muß) betritt die PKV Neuland. Dementspre- chend sind die Schätzungen über den Beitragsbedarf relativ unsicher. Die Assekuranz muß hier zwangsläufig auf fremde Rechnungsgrundlagen und mit großen Unsicherheitsmomenten behaftete Daten der Sozialhilfe- statistik und auf Umfragen bei den Ländern zurückgreifen (da- nach gibt es zur Zeit in der Bun- desrepublik 1,6 Millionen zu Hause lebende Pflegebedürfti- ge; 1977 wurden rund 260 000 Pflegebedürftige in sozialen Einrichtungen gezählt).
Geht man davon aus, daß sich der Versicherte mit einem Ko- stenersatz von 50 DM pro Tag versichert hat, und liegen alle sechs Kriterien vor (die private Pflegeversicherung müßte also 100 Prozent leisten), so dürfte sich der Monatsbeitrag männ- licher Versicherter bei einem Eintrittsalter von 30 Jahren auf etwa 12 bis 20 DM monatlich stellen, beim Eintrittsalter von 40 Jahren zwischen 25 und 30
DM, bei 50jährigen mehr als 40 DM monatlich und schließlich 60 DM bei 60 Jahren. Wegen der längeren Lebenserwartung und der überdurchschnittlichen Pfle- gehäufigkeit müssen bei weib- lichen Versicherten entspre- chende Risikozuschläge erho- ben werden.
Ein Beitrags/Leistungs-Ver- gleich zeigt, daß ein privat ge- gen das Pflegerisiko Versicher- ter auch bei einem Vollschutz keinen großen finanziellen Be- wegungsraum hat. Immerhin be- tragen heute die Pflegekosten in einem Pflegeheim (Pflegeko- sten im engeren Sinne sowie
„Hotel"-Kosten und 160 DM mo- natliches Taschengeld) mehr als 2400 DM monatlich. Auch bei Wahl eines Maximalschutzes in einer privaten Pflegeversiche- rung dürften nach Angaben der PKV monatlich lediglich 950 bis 1000 DM aus der Risikoversiche- rung resultieren — mithin ein In- diz, daß nach wie vor der Pflege- bedürftige in beträchtlichem Maße seine Alterseinkünfte — wenn nicht gar vollends — ein- bringen muß, um den exorbitant wachsenden Heimaufwand zu bestreiten.
Die PKV will schließlich die pri- vate Absicherung des Pflegerisi- kos steuerlich gefördert wissen.
Künftig sollen diese Versiche- rungsbeiträge unbeschränkt den sozialabzugsfähigen Son- derausgaben nach § 10 des Ein- kommensteuergesetzes (EStG) zugeordnet werden, ein Plan, für den sich übrigens auch eini- ge Länder-Sozialminister stark machen. Harald Clade
Grundsatzfragen der privaten Pflegekostenversicherung be- handelt Prof. J. Volrad Deneke in einem ab Seite 2547 dieses Heftes wiedergegebenen Auf- satz, der einige Zeit vor der Be- kanntgabe der „PKV-Musterbe- dingungen" geschrieben und in Druck gegeben wurde.
LA-MED-Befragung
Ihr Urteil ist erneut gefragt!
In den kommenden Wo- chen und Monaten be- fragt die Arbeitsgemein- schaft LA-MED, in der die überregionalen und die regionalen medizini- schen Zeitschriften zu-
sammengeschlossen sind, erneut die Ärzte zu ihrem Leseverhalten.
Falls Sie zu den reprä- sentativ ausgewählten Ärzten gehören, die vom Untersuchungsinstitut IVE um ein Interview ge- beten werden, bitten wir Sie herzlich um Ihre be- reitwillige Mitwirkung.
Verlag, Redaktion und Herausgeber des DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATTS sind sehr daran interes- siert zu erfahren, wie Sie unser InformatiorAnge- bot einschätzen und nutzen. Zur weiteren Verbesserung unserer Zeitschrift sind wir auf Ihr Urteil darüber ange- wiesen, wie unsere Ar- beit bei Ihnen „an- kommt". Sie werden den Nutzen daraus zie- hen!
Vielen Dank für Ihre Mitarbeit.
Ihr
Deutscher Ärzte-Verlag
Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 36 vom 5. September 1984 (19) 2539