Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 13|
2. April 2010 A 607 Nachdem die Sportmedizin sichin den früheren Jahren vorwie- gend mit Prävention und Reha - bilitation durch körperliche Ak - tivität beschäftigt hat, zeigen zahlreiche neuere Studien aus verschiedenen Fachbereichen, dass Bewegung oder körperliche Ak - tivität mit großem Erfolg zur The- rapie von Krankheiten eingesetzt werden kann. Das Beispiel Herz- insuffizienz zeigt den erstaun - lichen Wandel: Früher waren lan- ge Schonung und Bettruhe Grund- lagen der Therapie, heute ist die Verbesserung der Herzfunktion durch Training Standard und evidenz basiert.
Das Buch gibt eine sehr gute Übersicht über Bewegung als The- rapie bei den verschiedenen Krank- heiten, von Herz-Kreislauf- über SPORTMEDIZIN
Wichtige Fragen werden aufgegriffen
Lungenerkrankun- gen bis hin zu Fett- stoffwechselstörun- gen und Krebser- krankungen. Her- vorzuheben ist, dass auch der therapeuti- sche Einfluss von Bewegung bei neu- rologischen und psychiatrischen Er- krankungen in meh -
reren Kapiteln dargestellt wird. Hier scheint die Sportmedizin diese wichtigen Fragen, die bisher vorwie- gend in Köln und Jülich bearbeitet wurden, endlich aufzugreifen. Ange- sichts der zunehmenden Demenz- häufigkeit in der Bevölkerung in den kommenden Jahren ist dies ein sehr wichtiges Thema. Wünschenswert aus der Sicht des Lesers wäre aber
eine etwas strengere einheitliche Struktur der jeweiligen Kapitel so- wie jeweils ein Abschnitt über die zugehörigen Leitlinien in der ge- wohnten tabellarischen Form (Klas- se und Grad der Empfehlung) zur besseren Orientierung des Lesers.
Abgesehen von diesen kleineren Anmerkungen ist dies ein wichti- ges Buch für wirklich jeden Haus- und Facharzt. Es gehört aber auch auf den Schreibtisch aller zustän- digen Gesundheitspolitiker. Nach diesen Beiträgen führt regelmäßige Bewegung zu einer Verbesserung der verschiedenen Krankheitsbil- der und zugleich zu einer Einspa- rung von Medikamenten und sta- tionären Behandlungen. Wissen dies die Politiker? Ferner ist dieses Buch ein gewichtiges Argument, endlich das Fach Sportmedizin als Pflichtfach für alle Studenten in die Approbationsordnung aufzu- nehmen. Herbert Löllgen Klaus-Michael
Braumann, Niklas Stiller (Hrsg.): Bewe- gungstherapie bei internistischen Erkrankungen.
Springer, Berlin, Heidelberg 2010, 257 Seiten, gebun- den, 39,95 Euro