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Archiv "Sport: Magnesium schadet nicht" (07.01.2010)

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A 32 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 1–2

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7. Januar 2010

Das Leser-Forum

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns Kürzungen vorbehalten. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

SPORT

Die Einnahme von Schmerzmitteln vor Wettkämpfen ist höchst problema- tisch (DÄ 46/2009:

„Laien- und Leis- tungssport: Geht nichts mehr ohne Schmerzmittel?“ von Kay Brune et al.).

Überholter Wissensstand

Mit Interesse haben wir die Ausar- beitung von K. Brune et al. „Geht nichts mehr ohne Schmerzmittel?“

im DÄ gelesen. Leider werden in diesem Artikel verschiedene leis- tungsphysiologische Zusammen- hänge falsch und auf dem Wissens- stand der 80er Jahre dargestellt. Die Autoren stellen fest, „ . . . dass gera- de Ausdauersportler unter Blutar- mut leiden“. Sie begründen diese sogenannte Sportleranämie mit vermehrtem Blutverlust über den Magen-Darm-Trakt und illustrieren dies mit plakativen Beispielen.

Heute ist es jedoch gängiges Wis- sen, dass:

1. Ausdauersportler nicht an einer Anämie leiden, sondern im Gegen- teil ein höheres Blutvolumen und mehr Hämoglobin haben als Untrai- nierte.

2. die sogenannte Sportleranämie ein reines Verdünnungsphänomen ist und so das Wort „Anämie“ eigent- lich nicht zutrifft: Infolge der Trai- ningsanpassung erhöht sich das Blut- volumen des Athleten, das erhöhte Blutvolumen kommt nicht nur durch eine vermehrte Blutzellmasse zu- stande, sondern auch durch eine Er- höhung des Plasmavolumens. Letz- tere fällt in der Regel stärker aus als Erstere, so dass eine Verdünnung re- sultiert, sichtbar in bei Ausdauerath- leten eher niedrigen konzentrations-

abhängigen Größen wie Hämoglo- binkonzentration und Hämatokrit.

Die vom Autor angeführte Begrün- dung des Blutverlustes zum Bei- spiel über den Magen-Darm-Trakt unter Belastung als mögliche Ursa- che einer Anämie ist sicher nicht in jedem Fall auszuschließen, ins- besondere bei starkem und dauer- haftem Gebrauch von nichtsteroi - dalen Antiphlogistika, spielt in der Regel aber keine Rolle. Illustriert wird dies durch die Tatsache, dass Athleten diese Hämodilution unab- hängig von der Sportart und dem Schmerzmittelkonsum zeigen, und dieses Verdünnungsphänomen nach einigen Tagen Trainingskarenz voll reversibel ist.

Literatur bei den Verfassern Priv.-Doz. Dr. Yorck Olaf Schumacher, Dr. Torben Pottgießer, Abteilung Sportmedizin, Medizinische Universitätsklinik Freiburg, 79106 Freiburg

Magnesium schadet nicht

Der bezüglich Analgetika- und NSAR-Missbrauch lesenswerte Ar- tikel enthält mit dem Verdikt

„Auch Magnesium schadet mehr, als es nützt“ eine abschließende Behauptung, für die es weder im Literaturverzeichnis noch sonst wissenschaftliche Evidenz gibt. Im DÄ-Literaturverzeichnis themati- siert einzig eine Umfrage unter ka- nadischen Athleten „Nahrungssup- plemente“. Exakte Aussagen zu

„Schäden“ oder „Nutzen“ sind dar - aus nicht abzuleiten. Zudem ist die suggestiv formulierte Gedan- kenkette „Ohne Zweifel können Magnesiumsalze aber zu Durchfäl- len führen und dadurch eine Elek- trolytstörung verschlimmern“ we- der quantifiziert noch spezifisch:

Anorganische Magnesiumsalze, wie sie typischerweise in Nah- rungsergänzungsmitteln – auch in

Kanada – zur Anwendung kom- men, können, müssen aber nicht, bei individuell variabel höherer Dosierung (Faustregel > 15 mmol), weiche Stühle bis hin zu Durchfäl- len machen. Klinisch bekannte Si- tuationen, in denen wesentlich hö- here Dosierungen zum Einsatz kommen und auch oral gut verträg- lich sind, brauchen in diesem Zu- sammenhang nicht vertieft werden.

Organische Magnesiumsalze – zu- dem in angemessener individueller Dosierung und in ausreichender Zeit vor sportlicher Belastung – vermeiden dieses in der großen Mehrzahl harmlose Problem. Kli - nische Studien etwa bei Insulin - resistenten (Diabetikern und bei Metabolikern) weisen auf eine Größenordnung um fünf Prozent hin. Die apodiktische Behauptung

„schadet mehr“ ist wissenschaftlich nicht belegt . . .

Dr. med. Bodo von Ehrlich, 87435 Kempten

FRÜHERKENNUNG

Die erste Evaluation des Mammographie- Screenings liegt vor.

Urologen diskutie- ren den Nutzen des PSA-Screenings auf Prostatakarzinom (DÄ 42/2009: „Mammografie-Screening:

Kleine Tumoren früher entdeckt“ von Marc Meißner und „PSA-Screening auf Pros- tatakarzinom: Noch nicht belegt oder unbelegbar?“ von Renate Leinmüller).

Mehr Schaden als Nutzen

Ohne Screening sterben (innerhalb von zehn Jahren) von 1 000 Frauen (zwischen 50 und 69 Jahren) vier an Brustkrebs, mit wären es drei, aller- dings seien valide Erkenntnisse nicht vor 2015 möglich. Angestrebt

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7. Januar 2010 A 33 wird eine Teilnahmerate von 70

Prozent, das würde die GKV mit et- wa 300 Millionen Euro pro Jahr be- lasten, mithin drei Milliarden Euro in zehn Jahren. Nicht enthalten sind darin die Kosten der PKV, für das Aufsuchen der Radiologenpraxen (Wegekosten, Verdienstausfall), die Kosten für die weiteren Untersu- chungen an Zehntausenden von Frauen bei falschpositiven Befun- den (und deren Angst und Leid), die Verwaltungskosten der Versicherun- gen. Lassen wir alles zusammen 3,5 Milliarden Euro in zehn Jahren be- tragen. Bei einem durchschnittli- chen Stundenlohn von 15 Euro muss dafür erstmal 233 Millionen Stunden gearbeitet werden. In dieser Zeit verschleißen die Knochen, ist man oft drinnen und nicht an der fri- schen Luft und in der Sonne, nicht bei seiner Familie, wird gestresst und gemobbt, bekommt davon Krebs, fährt nachts auf dem Nach- hauseweg gegen den Baum usw.

Fazit: Unter dem Strich entsteht durch das Mammo-Screening er- heblich mehr Schaden als Nutzen.

Die Frauen sollten ihre Brust abtas- ten, das reicht. Bei Verdacht sollten sie zu ihrer Ärztin gehen, die kann dann indikativ röntgen. Diese kann ihnen dann auch unter anderem sa- gen: Das Risiko für eine heute 20- bis 29-Jährige, bis zum 80. Lebens- jahr an Brustkrebs zu erkranken liegt bei neun Prozent, bei Frauen über 60 sowieso nur noch bei drei Prozent.

Dr. med. Dieter Wettig, 65199 Wiesbaden-Dotzheim

Männer benachteiligt

In den beiden Artikeln wird die Überschätzung des Erfolgs von Früherkennungsmaßnahmen (hier Mammographie-Screening und PSA-Screening) thematisiert.

Neben dieser vom Geschlecht unab- hängigen Frage ist es höchst inter - essant, dass trotz der um sechs Jah- re längeren Lebenserwartung der Frauen für eine fragliche, geringe Reduktion der Frauensterblichkeit 300 Millionen Euro jährlich von der Allgemeinheit aufgebracht werden, während für eine ähnliche Redukti- on der Männersterblichkeit die

Männer ihre PSA-Untersuchung aus eigener Tasche individuell be- zahlen müssen und keine öffentli- chen Mittel zur Verfügung gestellt werden.

Ähnlich verhält es sich mit der Krebsvorsorge, die Frauen ab dem 20. Lebensjahr zusteht, während Männer erst ab dem 45. Lebensjahr eine Krebsvorsorge erhalten und dies, obwohl der Hodenkrebs einen ersten Häufigkeitsgipfel um das 30.

Lebensjahr hat.

Beide politische Entscheidungen sind eine sachlich nicht nachvoll- ziehbare Benachteiligung der Män- ner aufgrund ihres Geschlechts. Sie verstärken die bestehende Un- gleichheit der Lebenserwartung noch, anstatt sie zu vermindern.

Der gesellschaftliche Konsens – gleiche Lebenschancen unabhängig vom Geschlecht – ist unumstritten.

Angesichts der um ca. sechs Jahre verkürzten Lebenserwartung der Männer folgt daraus zwingend, die bestehende Mittelverweigerung für Männergesundheit rasch zu besei - tigen und in Zukunft zusätzliche Mittel im Gesundheitswesen vor- nehmlich zur Verbesserung der Männergesundheit einzusetzen, – dies zumindest so lange, bis sich die Lebenserwartungen der Ge- schlechter angeglichen haben.

Dr. med. Ulrich Mors, 73235 Weilheim

GESUNDHEITSPOLITIK

Zur Analyse des Ko- alitionsvertrags (DÄ 45/2009: „Der Koali- tionsvertrag von CDU/

CSU und FDP: Neue Farbe − neue Hoff- nung“ von Sabine Rieser et al. und „Gesundheitswirtschaft:

Deutsche Bank unterstützt Rösler“).

Ohne Distanz

Das Titelbild des gelb angepinselten Gesundheitsministeriums mit dem Spruch „Neue Farbe – neue Hoff- nung“ – ohne auch nur einen Hauch von journalistischer Distanz, wie sie zum Beispiel mit einem Frage- zeichen hätte ausgedrückt werden können – finde ich . . . schlicht uner- träglich. Selbst wenn man die ärzte-

politischen Dogmen von der Freibe- ruflichkeit, der freien Arztwahl und der Therapiefreiheit akzeptiert, so resultiert hieraus aus meiner Sicht noch keine natürliche Präferenz

„der Ärzteschaft“ für eine bestimm- te Partei, die das Wort „frei“ in ih- rem Namen trägt.

Hoffnung ist es jedenfalls nicht, was mich beseelt angesichts des er- klärten Willens, den Solidarpakt aufzuheben und das System für eine zunehmende Steuerfinanzierung zu öffnen einerseits und geplanten Steuersenkungen andererseits. Zu- mindest nicht Hoffnung im Bezug auf eine rationale Medizin in einer solidarischen Gesellschaft. Hoff- nung werden „Leistungsanbieter“

hegen, die „den Gesundheitsmarkt als Geldquelle nutzen“ und ab- schöpfen wollen. Medizin als (zu- mindest auch) sozialer Beruf – war da mal was?

Enno Liebenthron, 28203 Bremen

Gesundheitsbasar

Mit dem Ergebnis der Bundestags- wahlen ist aus Patienten- und Ärz- tesicht vor allem die Erwartung verknüpft, dass Gesundheitspolitik im Gegensatz zu den vergangenen Jahren wieder ideologiefrei sowie leistungs- und qualitätsorientiert er- folgen soll. Umso bedenklicher er- scheint es, wenn Schmidt und Lau- terbach von Banken und Unterneh- mensberatern abgelöst werden. Wir Ärzte, die unter der bisherigen zen- tralistischen Gesundheitspolitik ge- nug zu leiden hatten, sollten nach dieser Erfahrung sehr darauf be- dacht sein, die gesundheitspoliti- sche Entwicklung in unserem Lan- de nicht wieder medizinfernen Ein- flüsterern zu überlassen. Es kann nicht sein, dass Fliege und Dienst- wagen von Nadelstreifen und Victoryzeichen abgelöst werden.

Medizin ist und bleibt eine Quali- tätswissenschaft mit ethischen und sozialen Grundsätzen. Selbstver- ständlich muss einer nachweislich qualifizierten und hochspezialisier- ten ärztlichen Leistung ein entspre- chend angemessenes und gutes Ho- norar folgen. Nur darf dabei der Begriff Gesundheitsmarkt nicht mit Gesundheitsbasar verwechselt wer- Z

a 4 t C F n Rieser et al und Ge

B R I E F E

Referenzen

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