Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
logischen Sonderstellung nur von einer begrenzten Toleranz. Neben der direkten Verletzung können be- stimmte stereotype Bewegungsab- läufe zur Entwicklung degenerativer Veränderungen beitragen. Dies vor- wiegend, wenn Intensität, Frequenz und Dauer der Trainings- und Wett- kampfbelastung die einzigen Fakto- ren der Leistungsorientierung sind.
Sportbedingte Risikofaktoren sind:
• statische Dauerbelastung in ky- photischer Einstellung der Wirbel- säule, . insbesondere mit axialer Stauchung;
• ruckartige Hyperlordosierungen, insbesondere mit gleichzeitiger Ro- tation und axialer Stauchung;
• Sportarten mit hoher Verlet- zungsgefahr der Wirbelsäule.
Sehr ungünstig sind die Auswirkun- gen, wenn diese äußeren Umstände mit bereits bestehenden, individuel- len Risikofaktoren zusammentref- fen:
• angeborene Form- und Entwick- lungsstörung (Dysplasie, Assimila- tionsstörungen);
(;)
floride Aufbaustörung (Scheuer- mann);fp
fixierte Achsenabweichung (Ky- phose, Skoliose);• Spondylolyse, Spondylolisthese;
degenerative Vorschäden (Osteo- chondrose, Spondylose).
Sowohl die vorgeschädigte als auch die jugendliche, noch nicht ausge- reifte Wirbelsäule reagiert empfind- lich auf Trauma und Überlastung.
Während jedoch für jene zahlreiche Beispiele bekannt sind, gibt es für Art und Ausmaß einer rein sportbe- dingten Schädigung der Wirbelsäule bei einem völlig gesunden Heran- wachsenden keine gesicherten Hin- weise.
4. Prävention
Eine pathologisch veränderte Wir- belsäule bei Erwachsenen, vor- nehmlich jedoch beim Jugendlichen
Wirbelsäulen-Verletzungen
ist durch unphysiologische Bela- stungen sowohl im Breitensport als auch insbesondere im Leistungs- sport gefährdet. Erschwerend ist, daß der Spitzensportler, von seinem Manager unterstützt, während sei- ner aktiven Laufbahn seine Be- schwerden häufig dissimuliert und um den Preis seines Erfolges oft je- des gesundheitliche Risiko in Kauf nimmt. Es sollte daher vor Aufnah- me in die Leistungssportkader eine.
eingehende Untersuchung der Wir- belsäule erfolgen. Jugendlichen mit pathologischen Befunden ist von vornherein von gefährdenden Sport- arten oder Kraftübungen abzuraten.
Das Trainingsprogramm sollte der jeweiligen Entwicklungsstufe ange- paßt sein, weiter sollte ein möglichst vielseitiges Ausgleichsprogramm angestrebt werden. Der beratende Arzt muß sportartspezifische Bela- stungen kennen, um Befunde und eventuelle Gefährdungen abwägen zu können. Neben guter technischer Schulung sollte zunächst das Mus- kelkorsett der Wirbelsäule trainiert werden. Gutes Aufwärmen, gezielte Auflockerungs- oder Ganzkörper- gymnastik vor jeder Beanspruchung und Vermeidung jeder einseitigen oder zu lange andauernden Bela- stung sind neben Einhaltung der Re- geln in den Kampfsportarten weitere präventive Maßnahmen.
Literatur
Lotta, H., Krahl, H.: Degenerative Veränderun- gen der Wirbelsäule und sportliche Belastung, Sportarzt und Sportmedizin 4 (1977) 114-118 — Grob, H., Groh, P.: Sportverletzungen und Sportschäden, Luitpold (1975) — Groher, W.:
Auswirkung des Hochleistungssports auf die Lendenwirbelsäule, Wiss. Schriftenreihe d.
DSB. Hoffmann-Verlag, Schorndorf, Bd. 12 (1975) — Krämer, J.: Praktische Konsequenzen zur Belastbarkeit der Wirbelsäule beim Sport, Prakt. Orthopädie Bd. 7 (1975) 41-44 — Refior, J., Zenker, H.: Wirbelsäule und Leistungstur- nen, Münch. Med. Wschr. 112 (1970) 463-467 — Tütsch, C., Ulrich, S. P.: Wirbelsäule und Hoch- leistungsturnen. Sportarzt u. Sportmedizin 9/10 (1974) 206-215 bzw. 230-235
Dr. med. Klaus Steinbrück Professor Dr. med. Hartmut Krahl Orthopädische Klinik und Poliklinik der Universität Heidelberg
Schlierbacher Landstraße 200 a 6900 Heidelberg-Schlierbach
ERGÄNZENDE MITTEILUNG
Methoden zur
Vaterschaftsfeststellung
Zu der Erläuterung des Titelbildes der o. a. Arbeit auf Seite I des In- haltsverzeichnisses von Heft 52/
1977 — die Arbeit selbst ist auf den Seiten 3043-3045 erschienen — teilt die Autorin, Frau Professor Dr. Irm- gard Oepen folgendes mit: Leider wurde meinem Text auf Seite 1 des Heftes ein Kommentar beigefügt, der korrigiert werden muß. Die Be- zeichnung „Pupillenaufnahme" ist unzutreffend, denn es geht bei der dargestellten Aufnahme des Auges nur um die Struktur der Regenbo- genhaut, während die Pupillen über- haupt keinen Beitrag zur Feststel- lung der Vaterschaft leisten können!
Bei der Betrachtung des Nasenbo- dens ist dessen Umrißform und die Beschaffenheit des Nasenseptums sowie die seiner Basis viel wichtiger als die im Kommentar aufgeführten
„Nasenöffnungen". Diese sind bei Kindern häufig noch kleinkindlich kurz und breit und können deshalb nur selten einen brauchbaren Hin- weis geben. Ferner sind die Muster auf den Abdrücken der Finger und Hände in der Regel ergiebiger als die auf den Fußsohlen. Schließlich sind die Ohrmaße nicht so aussage- kräftig, wie die morphologischen Merkmale des Ohres. Diese techni- schen Details wurden in meinem Be- richt nicht aufgeführt, weil hier nur ein Überblick gegeben werden soll- te. Weiter erklärt Frau Professor Oepen zu einem Bericht über ihren Artikel aus der Zeitung „Die Welt"
vom 6. Januar 1978, der in Heft 5/
1978, Seite 232, unter dem Titel
„Chromosomen verraten die Vater- schaft" zitiert ist: Danach könnte man annehmen, daß ich selbst Chro- mosomenuntersuchungen vorneh- me. Das ist jedoch nicht der Fall.
Mein Arbeitsgebiet betrifft Blutgrup- pen- und Ähnlichkeitsuntersuchun- gen. In meinem Artikel habe ich diglich auf die Möglichkeit einer Chromosomenuntersuchung hinge- wiesen. Das ist etwas anderes als eine Methode „vorstellen", was oh- ne mein Wissen in „Die Welt" be- hauptet wurde.
Prof. Dr. Irmgard Oepen
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 19 vom 11. Mai 1978 1145