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Archiv "Transplantationschirurgie: „Der Gesetzgeber muss endlich aktiv werden“" (13.05.2011)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 19

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13. Mai 2011 A 1059

TRANSPLANT

ATIONSCHIRURGIE

„Der Gesetzgeber muss endlich aktiv werden“

Der 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in München widmete einen Tag dem Thema „Transplantation“

aus medizinischer und gesellschaftlicher Sicht.

D

erzeit warten in Deutschland circa 12 000 Patienten auf ein Spenderorgan, pro Tag sterben drei von ihnen, weil kein Transplantat zur Verfügung steht. „Dieser Missstand hat mit den in Deutschland geltenden Regeln zur Organspende zu tun. Hier muss der Gesetzgeber endlich aktiv werden“, fordert der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), Prof. Dr. med. Axel Have- rich (Medizinische Hochschule Han- nover [MHH]), anlässlich des Jah- reskongresses der DGCH in Mün- chen. „Die medizinischen Möglich- keiten der Organtransplantation sind heute so ausgereift, dass wir vielen Menschen helfen könnten, wenn wir ausreichend Spenderorgane zur Ver- fügung hätten. Daher wäre für das Wohl der Patienten eine Wider- spruchslösung die beste Regelung.“

Österreich mit Vorbildfunktion

Beispiele aus europäischen Ländern zeigen, dass dadurch erheblich mehr Organtransplantationen möglich wer- den. Bei acht Millionen Einwohnern gibt es in Österreich nur 2 000 Wi- dersprüche pro Jahr. Entsprechend gut ist die Versorgungslage mit Spen- derorganen. „In Deutschland warten Patienten sechs Jahre auf eine neue Niere, in Österreich nur sechs Mona- te“, erklärt Prof. Dr. med. Jürgen Klempnauer (MHH). Aufgrund der Mangelsituation würde man heute sogar Organe von betagten Patienten transplantieren, die nicht den eigent- lichen Qualitätsansprüchen genügten.

Als „skandalös“ bezeichnete Kar- diochirurg Prof. Dr. med. Friedhelm Beyersdorf (Universität Freiburg) die Wartezeiten für ein neues Herz.

Derzeit stünden 1 158 Schwerkran- ke auf der Warteliste, aber nur 393

Organe hätten letztes Jahr eingesetzt werden können. Grund für die dra- matische Zunahme seien einerseits die demografische Entwicklung, an- dererseits die Tatsache, dass im letz- ten Jahrzehnt immer mehr Patienten infolge Therapiefortschritten einen Myokardinfarkt überlebt hätten, die nunmehr Transplantationskandida- ten seien. „Die wachsende Warteliste hat zur Folge, dass der Eingriff im- mer seltener elektiv erfolgen kann“, sagte Beyersdorf in München. „Wur - den im Jahr 2000 nur 31 ,dring - liche‘ Transplantationen vorgenom- men, waren es 2009 bereits 218.“

Um dem Organmangel zu begeg- nen, ist es nach Angaben von Have- rich auch wichtig, innerhalb des Krankenhauses Strukturen zu schaf- fen, die eine Organspende postmor- tal ermöglichen. Die Zunahme der Spenden in Österreich sei zudem auf die Installierung regionaler Transplantationsreferenten und lo- kaler Transplantationsbeauftragter in Schwerpunktkrankenhäusern zu- rückzuführen.

Die Hoffnung, den Mangel durch Tierorgane zu entschärfen (Xeno- transplantation), werde sich auch in absehbarer Zeit nicht erfüllen, be- tonten die Chirurgen. Ungelöst sei- en die sehr schnell auftretenden Ab- stoßungsreaktionen, die derzeit auch nicht durch die Verwendung von transgenem Tiermaterial abgewen- det werden könnten.

Prof. Dr. med. Martin Zeier (Nie- renzentrum der Universität Heidel- berg) sprach sich dafür aus, die Vor- teile und die positiven Erfahrungen der Lebendspende öffentlich zu pro- pagieren. In Heidelberg erfolgten bereits mehr als 40 Prozent der Nie- rentransplantationen nach Lebend-

spende. „Uns erscheint vor allem die präemptive Lebendspende vor Dia- lysebeginn als segensreich, denn diese Patienten haben besonders niedrige Komplikationsraten und in- teressanterweise so gut wie nie eine Abstoßungsreaktion“, erklärte Zeier.

Um die Bevölkerung von der Notwendigkeit zur Organspende zu überzeugen, hat die DGCH in Mün- chen unter anderem einen Organ- spendensong uraufgeführt und ei- nen Organspendenlauf durch den Englischen Garten veranstaltet.

Inseltransplantationen

Ein chirurgischer Ansatz für die The- rapie des Diabetes mellitus Typ 1 ist es, Insulin produzierende Zellen in die Leber zu implantieren. Diese Inseltransplantationen sind eine Op- tion für Patienten, die trotz optimalen Diabetesmanagements unter schwe- ren Komplikationen, insbesondere Hypoglykämien leiden. Hierbei wer- den Langerhans-Zellen aus dem Pan- kreas eines Organspenders aufberei- tet und dem Empfänger über einen Katheter in die Pfortader der Leber eingeschwemmt. Die Inseln siedeln sich dann als „Miniorgan“ in der Le- ber an und produzieren Insulin.

„Einer der Vorteile ist es, dass die Inseltransplantation als minimal invasives Verfahren wesentlich we- niger Operationsrisiken hatte als beispielsweise eine Pankreastrans- plantation“, meint Prof. Dr. med.

Hans-Detlev Saeger (Universität Dresden). Allerdings sei auch bei dieser Therapieform eine lebens- lange Immunsuppression notwendig, und die im plantierten Zellen produ- zierten meist nicht ausreichend Insu - lin, um eine Heilung zu erzielen. ■ Dr. med. Vera Zylka-Menhorn

M E D I Z I N R E P O R T

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