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Archiv "Komplementärmedizinische Forschung: Raus aus dem Schattendasein" (06.05.2011)

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A 1000 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 18

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6. Mai 2011

KOMPLEMENTÄRMEDIZINISCHE FORSCHUNG

Raus aus dem Schattendasein

Längst hat die Komplementärmedizin Einzug in die medizinische Praxis gehalten.

Doch öffentliche Gelder für Forschungsprojekte sind rar.

Alternativmediziner fordern eine Aufwertung des Sektors und finden nun Gehör in der Politik.

D

eutschlands Alternativmedi- ziner blicken neidvoll über den Atlantik. Denn während die komplementärmedizinische For- schung in hiesigen Breitengeraden ein stiefmütterliches Dasein führt, arbeiten die Kollegen in den USA unter besten Bedingungen. Bereits seit 20 Jahren leistet sich die US- amerikanische Regierung eine eige- ne Forschungseinrichtung für kom- plementäre Medizin. Der Jahresetat des „National Center for Comple- mentary and Alternative Medicine“

beträgt aktuell 129 Millionen Dol- lar. Gerade einmal 1,2 Millionen Euro hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung in das Gebiet investiert – in den vergange- nen fünf Jahren zusammen.

Deutsche Komplementärmedizi- ner beklagen diesen Zustand nicht erst seit gestern, doch ihre Stimme

wird lauter: Deutschland überlasse Ländern wie den USA das Feld und versäume es, sich als Standort zu positionieren, war der Tenor der 6. Komplementärmedizinischen Ge- spräche der Hufelandgesellschaft e.V., dem Dachverband der Ärzte- gesellschaften für Naturheilkunde und Komplementärmedizin, und des Dachverbands Anthroposophi- schen Medizin im April in Berlin.

Schweiz: Mehr Geld für Forschung ab 2012

Allerdings mussten die Referenten einräumen, dass Deutschland mit seiner Zurückhaltung nicht alleine ist. Nur wenige europäische Regie- rungen setzen Mittel für die kom- plementärmedizinische Forschung ein. Immerhin: Die Schweiz hat Anfang des Jahres angekündigt, die Alternativmedizin ab 2012 wieder in die Grundversorgung aufzuneh- men. Gleichzeitig investiert die Re- gierung in die Forschung und will Universitätslehrstühle für Komple- mentärmedizin schaffen.

In Deutschland nehmen zwei Drittel der Bevölkerung alternative Medizin in Anspruch, und auch die Ärzteschaft setzt auf Naturheilver- fahren. „60 Prozent der Hausärzte wenden komplementäre Behand- lungsmethoden an. Die Zusatzqua- lifikationen in diesem Sektor haben sich zwischen 1993 und 2008 ver- dreifacht“, sagte Priv.-Doz. Dr. med.

Stefanie Joos vom Universitäts - klinikum Heidelberg. In den For- schungsaktivitäten spiegele sich diese Entwicklung aber nicht wider.

Dies müsse sich dringend ändern.

Der Ruf der Alternativmediziner hat jüngst ein Echo in der Politik gefunden: Anlässlich der ersten An- hörung des „Rahmenprogramm zur Gesundheitsforschung in Deutsch- land“ der Bundesregierung mach-

ten sich Anfang April gleich mehre- re Redner für die Komplementär- medizin stark: „90 Prozent der Menschen, die mit Komplementär- medizin behandelt werden, sind da- mit sehr zufrieden. Sie spielt gesell- schaftlich eine Rolle“, betonte René Röspel (SPD). Es sei „sehr enttäu- schend“, dass sich dies nicht im Rahmenprogramm widerspie gele.

Dort werde die Komplementärme- dizin mit keinem Wort erwähnt.

Auch Birgitt Bender (Bündnis 90/Die Grünen) forderte, dass Deutschland „Geld zur Erforschung der Komplementärmedizin in die Hand nehmen“ soll. Neben der Tra- ditionellen Chinesischen Medizin empfiehlt die Abgeordnete, die Ho- möopathie und Anthroposophie in den Blickpunkt der Forschung zu stellen. Diese alternativen Heilme- thoden hätten in Deutschland einen besonderen Stellenwert.

Keine Repräsentanz in wichtigen Gremien

Ein Kritikpunkt der Hufelandge- sellschaft ist die Struktur innerhalb der öffentlichen Forschungsförde- rung. Sie erschwere es den Komple- mentärmedizinern, den Weg in die Entscheidungsgremien zu finden.

Da es in Deutschland auf dem Ge- biet der Naturheilverfahren ledig- lich acht Lehrstühle gebe, sei es nicht verwunderlich, dass komple- mentärmedizinisch orientierte Wis- senschaftler in wichtigen Gremien unterrepräsentiert seien.

Peter Röhlinger (FDP) machte den Alternativmedizinern bei den Komplementärmedizinischen Gesprä - chen eine konkrete Offerte, um ih- rem Anliegen künftig mehr Gehör zu verschaffen: Er lud sie zu Ge- sprächen in den Forschungsausschuss des Deutschen Bundestages ein. ■ Nora Schmitt-Sausen Alternativmedizi-

ner hoffen auf neue Impulse in der Forschungsförde- rung. Auch die Traditionelle Chine- sische Medizin soll davon profitieren.

Foto: iStockphoto

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