• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Regionale Versorgungsunterschiede: „Faktencheck“ mit Bertelsmann" (14.10.2011)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Regionale Versorgungsunterschiede: „Faktencheck“ mit Bertelsmann" (14.10.2011)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A 2166 Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 108

|

Heft 41

|

14. Oktober 2011

REGIONALE VERSORGUNGSUNTERSCHIEDE

„Faktencheck“ mit Bertelsmann

Je nach Wohnort werden Patienten unterschiedlich versorgt. Verständlich aufbereitete Daten dazu will die Bertelsmann-Stiftung jetzt Bürgern im Internet zugänglich machen.

O

b Kaiserschnitt, Mandel- oder Blinddarmoperation – in Deutschland bestehen erhebliche re- gionale Unterschiede in der medizi- nischen Versorgung. Diesem Thema widmet sich die Bertelsmann-Stif- tung mit einem neuen Internetportal www.faktencheck-gesundheit.de.

Für bislang 16 gemeinsam mit Wissenschaftlern ausgewählte Indi- katoren, vor allem häufige Opera- tionen und Krankenhausbehandlun- gen, ließen sich große Unterschiede in der Versorgung zwischen einzel- nen Landkreisen oder kreisfreien Städten auf interaktiven Deutsch- landkarten feststellen, hieß es auf einer Tagung zum Thema Ende September in Berlin. „So kann jeder Bürger selbst sehen, wie es um die Gesundheitsversorgung in seiner Region bestellt ist“, erläuterte Vor- standsmitglied Dr. Brigitte Mohn bei der Vorstellung der Website ein wesentliches Anliegen der Stiftung.

Wer den „Faktencheck“ aufruft, findet neben einer Vielzahl von übergreifenden Informationen zum Projekt themenbezogene Deutsch- landkarten, die die Unterschiede sichtbar machen. Dazu lassen sich jeweils Hintergrundinfos, Erklärun- gen und Erläuterungen zur Literatur und zur verwendeten Datengrund- lage sowie Methodik anklicken.

Arztdichte auch im Vergleich Zu den vom Berliner IGES-Institut analysierten Eingriffen zählen Ge- bärmutter- und Prostataentfernun- gen, aber auch die regionalen Un- terschiede bei der Behandlung von Diabetes oder einer Depression. Die Arztdichte im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie oder der An- teil der im Krankenhaus verstorbe- nen über 75-Jährigen wird ebenfalls regionalen Vergleichen unterzogen.

Die Unterschiede sind erheblich:

So werden Frauen aus dem Eifel-

kreis mehr als doppelt so häufig mit einem Kaiserschnitt entbunden wie Frauen in Chemnitz. Männern aus dem Eifelkreis wird hingegen sechs- mal seltener die Prostata entfernt als Männern aus dem Bodensee- kreis. Noch größer sind die Unter- schiede in Bezug auf Mandelentfer-

nungen: Dieser Eingriff wird in Schweinfurt achtmal so häufig vor- genommen wie in Rosenheim.

„Mich hat das große Ausmaß an regionalen Variationen über viele Themen hinweg überrascht“, beton- te Dr. Brigitte Mohn im Gespräch mit dem Deutschen Ärzteblatt. Die Gründe dafür seien allerdings nicht einfach zu analysieren. „Je mehr wir uns mit der Thematik auseinan- dergesetzt haben, desto mehr muss- ten wir feststellen, dass komplexe Zusammenhänge, eine unklare Da- tenlage und unterschiedliche Inter - essen notwendigen Veränderungen im Wege stehen“, erläuterte Mohn.

In puncto Datenverfügbarkeit und -transparenz könne man von ande- ren Ländern wie Großbritannien und den Niederlanden lernen.

Als mögliche Ursachen für teil- weise erhebliche Differenzen wer- den in der Studie unterschiedliche

Vertrags- und Abrechnungsmodali- täten für ärztliche Leistungen, die individuell unterschiedliche Be- handlung durch einzelne Ärzte, das Fehlen anerkannter medizinischer Leitlinien, aber auch bestimmte ökonomische Anreize genannt. So heißt es im „Faktencheck“ zum Thema Tonsillektomien: „Ein mög- licher Anreiz für eine großzügigere Indikationsstellung ist in der Tatsa- che zu sehen, dass vor allem in klei- neren HNO-Abteilungen von Kran- kenhäusern ein nennenswerter Teil des Operationsaufkommens auf die Tonsillektomien entfällt.“

Im Rahmen der Tagung diskutier- ten Experten, wie überzeugend die erhobenen Daten seien und was an- gesichts der Ergebnisse zu tun sei.

Die Neigung, die erfassten Unter- schiede zu stark zu relativieren, kri- tisierte Prof. Dr. med. Thomas Man- sky, Leiter des Fachgebiets Struktur- entwicklung und Qualitätsmanage- ment im Gesundheitswesen an der Technischen Universität Berlin und zuvor lange Jahre für Qualitätsfra- gen bei den Helios-Kliniken zustän- dig: „Die Analysen nutzen nur, wenn wir auch Konsequenzen ziehen.“

Ein nächster wichtiger Schritt in der Diskussion über regionale Un- terschiede sei es, die Akteure an ei- nen Tisch zu holen und in einer Art von Beweislastumkehr Erklärungen zu verlangen. Mansky ging auch auf das Lob für den Umgang mit dem Thema im Ausland ein. So wird häu- fig der Dartmouth Atlas of Health- care genannt. „Ich sehe nicht, dass in den USA denen die Fragen ge- stellt werden, die sie beantworten müssten“, so Mansky. Gleichzeitig verwies er darauf, dass Ärztinnen und Ärzte keinesfalls „völlig stur“

seien: In kleinen Zirkeln könne man sehr offen über regionale und damit Qualitätsunterschiede diskutieren.

Sabine Rieser Deutschlandkarte

„Entfernung der Prostata“. Die Website soll regel- mäßig um einzelne Themen erweitert werden.

M E D I E N

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

1988 gründete Wennberg gemeinsam mit Al Mulley mit der Informed Medical Decisions Foun- dation eine Institution zur Förde- rung der Beteiligung der Patienten an ihrer

In einem weiteren Projekt unter Beteiligung der Klinik und Polikli- nik für Neurologie (Prof. Christian Gerloff) wollen die For- scher ein Gerät entwickeln, das den Alltag

Eine Eingrenzung der untersuchten Kohorte auf Pa- tienten mit den wesentlichen Eingangskriterien für poten- zielle Thrombolysekandidaten nach der derzeitigen Zulas- sung resultierte

So gibt es einige Länder, in denen die Zahl von ungewollten Teenager-Schwanger- schaften und Abbrüchen erschre- ckend hoch sei, betonte die Leiterin der Bundeszentrale für

Kater widerlegte 1997 diese These: Seine Auswertung der Reichs- ärztekartei auf der Grundlage einer 4 177 Karteikarten umfassenden Stich- probe ergab, dass rund 45 Prozent der

Et- wa zehn bis 20 Prozent der Patienten sind dauerhaft oder vorübergehend auf eine ambulante Versorgung in einer Schwerpunktpraxis oder Krankenhaus- ambulanz (Ebene 2)

Aller- dings vermittelt die amtliche Kran- kenhausstatistik, insofern ein ver- zerrtes und dam it interpretations- bedürftiges Bild, als die amtl iche Übersicht die

Vorgeschrieben wird zudem, dass eine Ruhe- zeit von mindestens elf Stun- den zu gewähren ist, wenn die Arbeitszeit an Werktagen über zwölf Stunden hinaus verlän- gert wird.. Dies