[80] Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 2016. Mai 2008
S C H L U S S P U N K T
W
enn man gleich drei Bekannte und Freundinnen hat, die nahezu zeitgleich an Brustkrebs erkran- ken und einen um Rat angehen, ist es gut, sich seiner- seits fachmännisch beziehungsweise fachfraulich kun- dig machen zu können. Dazu hat mir das Schicksal eine Nichte als Gynäkologin beschert, doch dummerweise spielt sie aus unerklärlichen Gründen kein Schach (lei- der ist sie in dieser Hinsicht nicht einmal das einzige schwarze Schaf in der Familie) und kommt insofern auch nicht zum Ärzteschachturnier. Sehr wohl tut dies aber Jahr für Jahr Dr. med. Christian Cimbollek, der mich so über den letzten Stand der Dinge aufklären konnte. Gynäkologisch weiß er also Bescheid, doch wie steht es um seine Schachkünste?Vor Jahr und Tag schenkte er mir ein englischsprachi- ges Buch, dessen Titel frei übersetzt „Der hoffnungslos Schachsüchtige“ (angeblich soll es keine Anspielung auf uns beide sein) lautet, welches die englischen Auto- ren Bobby Fischer – dieser allerdings wahrlich ein Schachsüchtiger, ja sogar Schachverrückter – widme- ten: „Möge er nie aufhören, uns zu erstaunen.“ Nun, das hat er wohl dennoch getan, im Januar ist Fischer im schachsymbolischen Alter von acht mal acht Jahren an Nierenversagen gestorben. Stattdessen hat Dr. Cimbol- lek die anwesenden Ärzte erstaunt und seinen Studien- freund aus Würzburger Zeiten, Prof. Dr. med. Peter Krauseneck, so entzückt, dass dieser ganz aufgeregt – eine absolute Seltenheit bei ihm – zu mir kam: „Komm schnell, du musst dir unbedingt die herrliche Kombina- tion von Christian anschauen!“
Nun fragen Sie sich vielleicht, wie entdeckt man ein solches Juwel einer (Opfer-)Kombination? Ist es ein außergewöhnlicher Bewusstseinszustand wie bei Ein- steins Entdeckung seiner Relativitätstheorie oder bei den Kompositionen Richard Wagners? Oder hat Dr.
Cimbollek beim Mädlerschen Buchstand im Foyer die
Partien von Bobby Fischer erworben und stieß dabei in dessen vielfach gerühmter Partie gegen Benkö auf ein ähnliches Motiv? Oder schüttelt der Kölner Gynäkologe gewohnheitsmäßig solche Kombination wie nichts aus dem Ärmel? Wie auch immer, Dr. Cimbollek als Weißer erzwang mit einem wunderschönen Schlüsselzug den sofortigen Gewinn gegen Dr. med. Arnold Schmid. Wie kam’s?
ÄRZTESCHACH
Ein opfernder Gynäkologe
Dr. med. Helmut Pfleger
Das thematische 1.Lb1 mit der Mattdrohung auf h7 hätte
Schwarz noch die Ressource 1.. ..
f5 (1..
..
Sd3 2.Lxd3) er-
laubt.Deshalb opferte Weiß zuerst mit
1.Sf6!!
seinen Springer,
was auch Matt auf h7 droht,aber 1..
..
Lxf6 erzwingt.Und nun
erst,wo der schwarze Läufer seinen eigenen f-Bauern blockiert, 2.Lb1! mit der schrecklichen Mattdrohung auf h7.Diese wäre
nur durch die sinnlose Aufgabe von Dame und Läufer
(2..
..
Dxh2+ 3.Kxh2 Le5+ 4.Txe5 f5) etwas hinauszuzögern,
weshalb Schwarz aufgab. Lösung:
Foto:Dagobert Kohlmeyer