[108] Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 14⏐⏐3. April 2009
S C H L U S S P U N K T
L
etztes Mal habe ich es schon anklingen lassen:Das „Deutsche Ärzteblatt“ ist für mich ein nicht versiegender Quell der Inspiration. So las ich denn in diesem Quell am 19. September letzten Jahres, dass Prinzessin Augusta von Preußen, die spätere erste deut- sche Kaiserin, am 28. Juli 1858 die Taufpatin der Quel- le in Bad Neuenahr war: „Nachdem die Quelle einge- segnet war, goss Augusta eine daraus gefüllte Schale langsam in die Quelle und verlieh ihr den Namen ,Au- gustenquelle‘.“ Doch nun genug des zweifelsohne heil- samen Bad Neuenahrer Wassers und aller Quellen, kommen wir zum – nein, noch nicht zum Schach! Wie wär’s mit Wein? Schließlich ist die Gegend um Bad Neuenahr, wo vom 24. bis 26. April, einmal mehr, das 17. Deutsche Ärzteschachturnier stattfindet, das nörd- lichste Rotweingebiet der Welt – mit einem Rotwein- wanderweg hoch über der Ahr. Nun, Sie wissen mittler- weile schon, wem ich auch diese Weisheit zu verdanken habe, nicht so indes bei der nächsten: „Der Wein ist un- ter den Getränken das nützlichste, unter den Arzneien die schmackhafteste und unter den Nahrungsmitteln das angenehmste.“ Das geht auf den griechischen Philoso- phen Plutarch zurück, doch mich erreichte diese Er- kenntnis über meinen ehemaligen Oberarzt am Kreis- krankenhaus München-Perlach, der in einer glücklichen Verbindung des Wohlschmeckenden und Gesunden einst in ein Weingut in Rüdesheim am Rhein (ein Ne- benfluss der Ahr) eingeheiratet hat. Und da es mehr alte Weintrinker als alte Ärzte geben soll, ist er in jedem Fall auf der sicheren Seite.
Ein großer Freund des Weins, dem man – im Gegen- satz zu meinem Oberarzt – diese Liebe schon an seiner barocken Statur und Gesichtszeichnung ansehen konn- te, war der sowjetische Großmeister Efim Geller, zu sei- ner Zeit einer der besten Spieler der Welt.
Nun weiß ich nicht, ob beim letzten Ärzteturnier sein Namensvetter Dr. med. Arpad Geller sich auch davon – natürlich allenfalls am Vorabend – inspirieren ließ (schließlich gibt es noch andere Inspirationsquellen als das „Deutsche Ärzteblatt“), in jedem Fall eroberte er in dieser harmlos anmutenden Stellung als Schwarzer am Zug mit einer überraschenden Opferkombination gegen Dr. med. Peter Fritz siegbringend Material. Wie kam’s?
ÄRZTESCHACH
Die schmackhafteste Arznei
Dr. med. Helmut Pfleger
Foto:Dagobert Kohlmeyer
Nur allzu gerne würde der schwarze Randspringer mit der
Springergabel Sc4+ die weiße Dame erobern,doch das Schlüsselfeld c4 ist zweifach vom Läufer b5 und Springer a3
überdeckt.Also muss ich diese Hindernisse aus dem Weg
räumen,dachte sich Dr .Geller:
1..
..
Lxb5.Das war der erste
Streich,um nach 2.axb5
den nächsten folgen zu lassen:
2..
..
Dxa3+!
Nach diesem Damenopfer gewann auf 3.Kxa3
die Springergabel 3.. ..
Sc4+
die Dame mit Zinsen,sprich
einem Mehrspringer,zurück. Lösung: