• Keine Ergebnisse gefunden

Zur monetären Entwicklung im Jahr 1988

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Zur monetären Entwicklung im Jahr 1988"

Copied!
10
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Zur monetären E n t w i c k l u n g im J a h r 1 9 8 8

. v o n D r . P. B a i a s t e r , B u n d e s a m t für K o n j u n k t u r f r a g e n

Zwei Ereignisse prägen die monetäre Entwicklung im Jahr 1988, einerseits die Folgen des Börsensturzes vom 19. Oktober 1987, andererseits die Änderungen im regulatorischen Umfeld der Banken. Es ist nun interessant zu untersuchen, wie sich die Aktoren auf den einzelnen Märkten auf die veränderten Verhältnisse einstellten. Besondere Beachtung wird dabei der Ausbreitung eines geldpolitischen Impulses über die Geld-, Devisen-, Kredit- und Kapitalmärkte geschenkt werden.

1. D i e Veränderungen i m r e g u l a t o r i s c h e n U m f e l d der B a n k e n -

Während der 80er Jahre zogen auf dem Euromarkt für Schweizerfranken die Tagesgeldsätze gegen den Ultimo regelmässig in einem Umfang an, der bei anderen Wäh- rungen nicht zu beobachten war. Man musste davon aus- gehen, dass die Ursache für diese Bewegungen in den von den Banken zu beachtenden Liquiditätsvorschriften lag, deren Einhaltung am Monatsletzten überprüft wurde.

Dabei mag offen bleiben, ob diese kurzfristige Nachfra- geerhöhung nach sogenannter «Kassaliquidität» (Giro- guthaben bei der Schweizerischen Nationalbank, aner- kannten Girozentralen und ausländischen Notenbanken,

T a b e l l e 1 : T a g e s g e l d s ä t z e i n d e r S c h w e i z u n d i n d e r B R D

Eurofrankensätze Monats- mittel

Tagesgeld in Frankfurt Monats-

ende

Monats- mittel

Höchst- sätze 1987 1988 1987 1988 1987 1988 1987 1988 Jan. .2,47 0,38 39V.6 17,6 4,24 3,13 5,25 3,30 Feb. 2,99 0,56 57 : ' 7, 6 3,83 3,32 4,30 3,55 März 2,09 0,99 42 .87. 3,84 3,24 5,10 3,40 April 2,32 1,72 48 4'7,6 3,75 3,25 5,00 3,35 Mai 2,82 1,86 48'Vu 2% - 3,69 3,30 4,80 4,50 Juni 4,45 2,54 72% 15'/4 3,61 3,74 5,05 4,60 -Juli 2,70 2,71 47.7. 83A 3,73 4,44 5,10 4,60 Aug. 2,70 2,22 4 5 7, 6 : 2 ' 7, 6 3,78 4,74 4,30 5,05 Sept. 2,41 2,41- 497,6 9% •:. 3,71 4,70 4,50 5,00 Okt. 2,20 3,14 387,6 3 7, 6 3,74 4,74 4,05 4,90

Nov. 2,68 35'7,6 3,55 3,85

Dez. 0,29 21/2 3,19 3,90

Quelle: Monatsberichte der S N B und der Deutschen Bundesbank •

die Geldpolitik relevanter ist allerdings der Umstand, dass die Geschäftsbanken jetzt auch im Monatsmittel we- niger Giroguthaben nachfragen.als früher. Ursache da- für sind nicht allein die weniger weitgehenden Anforde- rungen der neuen Verordnung für die Kassenliquidität;

G r a f i k 1 : E n t s t e h u n g u n d V e r w e n d u n g d e r N o t e n b a n k g e l d m e n g e

Mrd.Sfr. "

40000 35000 30000 25000 20000 15000 10000--'

5000

1985 1986 1987 1988

Guthaben im Postchecksystem sowie Noten und Münzen) allein der Erfüllung der Vorschriften am Stichtag galt oder ob einzelne Institute auch eine hohe Zahlungsbereit- schaft beweisen wollten. - '•'

Seit Januar 1988 sind die Banken nun verpflichtet, im Mittel des Monats einen gewissen minimalen Bestand an Kassaliquidität zu halten. Die Spitzenwerte des Tages- geldzinses am Monatsletzten sind seither deutlich zu- rückgegangen, wenn auch nicht gänzlich verschwunden.

In geringem Umfang mögen sie sich auf die Periode kurz vor dem Ende der Kontrollperiode (dem 19.) verschoben haben/Die durch die SNB zu gewährenden Ultimohilfen sind gleichfalls zurückgegangen, auch sie erreichen aber immer noch einen gewissen Umfang (vgl. Grafik 1). Für

auch die Einführung des Swiss Interbank Clearings SIC hat einen Beitrag an diesen Rückgang geleistet. Durch ... dieses elektronische Zahlungsyerkehrssystem dürften die Banken ihre Liquidität genauer steuern und überschüssi- ge Bestände, soweit sie nicht durch die gesetzlichen Be- stimmungen erzwungen sind, weitgehend vermeiden können. '

Gesamtwirtschaftliche Relevanz erlangen diese beiden institutionellen Änderungen im Bankenbereich dadurch, dass die direkt betroffenen Giroguthaben der Banken Bestandteil der Notenbankgeldmenge sind. In den ver- gangenen Jahren diente diese bekanntlich der SNB bei der Verfolgung ihrer Geldpolitik als Zielgrösse. Dass sie 1988 zu einem problematischen Indikator für die Aus-

(2)

richtung der Geldpolitik werden würde, war abzusehen, fehlten doch die Voraussetzungen, um zum voraus ab- schätzen zu können, wie stark das S I C und die neuen Liquiditätsvorschriften die von den Banken benötigten Girobestände verändern würden. Dass die SNB in Kennt- nis der anstehenden Änderungen dennoch für 1988 ein Ziel für den Zuwachs der Notenbankgeldmenge bekannt gab, musste vor diesem Hintergrund erstaunen. Indem sie sich vorbehielt, aufgrund der geänderten institutio- nellen Vorausetzungen vom gewählten Ziel abzuwei- chen, machte die SNB jedoch deutlich, dass mit der Be- kanntgabe eines etwas grosszügigeren Zieles vor allem auf die Erwartungen eingewirkt werden sollte. Man war deshalb gespannt, wie sie ihre Absicht, sich von der gross- zügigen Seite her an den neuen Bestand anzunähern, in die Tat umsetzen würde. Eine Erschwerung ergab sich dabei aus dem veränderten internationalen Umfeld, das wir im folgenden Abschnitt betrachten.

G r a f i k 2 : E n t w i c k l u n g d e r Z i n s s ä t z e P R O Z E N T

6- 1 T - i

setzte etwa eine Woche nach dem Börsensturz zu einer Talfahrt an, die am Jahresende, als der Dollar noch Fr. 1.28 kostete, ihren Tiefpunkt erreichte. Wenn sich in den kommenden Monaten der Dollar wieder befestigte, war dies weniger den Interventionen der andern Zentralban- ken zuzuschreiben, denn dem F E D , das im Zeichen einer vom Börsenkrach kaum getrübten Wirtschaftsentwick- lung die Liquiditätsspritze wieder zurücknahm und im Rahmen einer recht restriktiven Politik einen Wiederan- stieg der Zinsen herbeiführte, welcher den Dollar dm Sommer 1988 stützte.: - Die Zentralbanken ausserhalb der U S A widersetzten sich im Winter 1987/88 angesichts der Dollarschwäche einem Rückgang der Kurzfristzinsen auch in ihren Ländern nicht. Aufgrund der Tatsache, dass der Konsum im vier- ten Quartal 1987 noch zulegte und auch aufgrund der Be- lebung der Exporte und der Aüsrüstungsinvestitionen konnte gegen das Frühjahr zu aber gefolgert werden,

5

4

3

2

0-1 : h 1 1 : 1 1

III IV I II III iv •

1987 1988 2 . Z u d e n Veränderungen i m w e l t w e i t e n

monetären U m f e l d

Die Geldpolitik des Jahres 1987 war Vom Louvre-Ab- kommen geprägt gewesen, das die Stabilisierung des Dol- larkurses gegenüber den europäischen Währungen und dem Yen innerhalb gewisser Bandbreiten vorsah. Durch die Devisenmarktinterventionen vor und im Gefolge des Louvre-Abkommens war die Geldpolitik ausserhalb der USA Ende 1986 und anfangs 1987 relativ grosszügig be- messen gewesen (vgl. etwa unten in Grafik 3 die 3-Mo- natssätze für DM). Die amerikanische Bundesbank hatte dagegen ab Jahresbeginn einen relativ restriktiven Kurs verfolgt und so im Sommer 1987 über steigende Zinsen dem Dollar eine Stütze gegeben.

Als Folge des Börsenkrachs wechselte nun das F E D Ende Oktober 1987 zu einer expansiven Geldpolitik über, ein Schritt, den es mit der gestiegenen Liquiditätsnachfrage der verunsicherten Finanzmärkte begründete. Die Geld- versorgung war dabei so grosszügig bemessen, dass sie einen Zinsabbau begünstigte und damit auch das Ab- bröckeln des Dollarkurses. Die amerikanische Währung

dass der reale Sektor von der Instabilität an den Finanz- märkten weitgehend unbehelligt geblieben war. Schon eher sah er sich durch die etwas grosszügigere Geldpolitik von Anfang 1987 stimuliert. So näherte man sich in ver- schiedenen Ländern mit der gesamtwirtschaftlichen Pro- duktion der Kapazitätsgrenze, was im Verlaufe des Jah- res zur Verdrängung der Rezessionsängste vom Oktober 1987 durch neue Inflationsbefürchtungen führte. Zu Be- ginn des zweiten Halbjahres verschärften denn auch ver- schiedene wichtige Zentralbanken ihren geldpolitischen Kurs etwas. Als äusseres Zeichen dafür mag die koordi- nierte Erhöhung der Leitzinsen Ende August gelten.

3 . Die E n t w i c k l u n g der Z i n s s t r u k t u r e n in der S c h w e i z

Wie bereits ausgeführt, hat die Notenbankgeldmenge ab Januar 1988 infolge der eingetretenen institutionellen Veränderungen ihre Indikatorfunktion für die in der Schweiz verfolgte Geldpolitik weitgehend verloren. A n die Stelle der Beobachtung dieses Geldaggregates müssen - bleibt man auf dem Geldmarkt - die Verfolgung der

(3)

Entwicklung weiter gefasster Aggregate treten. Wesentli- che Informationen lassen sich aber insbesondere der Ent- wicklung auf den Kredit- und Devisenmärkten entneh- men. Diese Analysen sehen sich nun allerdings durch den Umstand behindert, dass die Anlagepräferenzen der pri- vaten und institutionellen Anleger durch den Börsensturz eine Veränderung erfahren haben könnten. Im folgenden versuchen wir, zunächst anhand der Zihsstrukturen nach Fristigkeit der Forderungen festzustellen, ob die monetä- ren Veränderungen des Jahres 1988 eher vom Geldange- • bot oder von Portfolioumlagerungen herrührten. In einem zweiten Schritt werden wir diese Analyse durch die Untersuchung der Bankbilanzen und weiterer Geld- und Kapitalmarktstatistiken zu untermauern suchen.

Grafik 2 spricht dafür, dass im vergangenen Winter von der Geldpolitik über die Zinsen ein expansiver Impuls auf die schweizerische (Binnen-)Wirtschaft ausging. Wurden im September 1987 für Sfr.-Tagesgeld am Euromarkt noch 2,5% Zins bezahlt, war im Dezember 1987 dieses Geld fast gratis zu haben. Auch im März kostete es erst 1% Zins. Die günstigen Tagesgeldsätze Hessen die . 3-Monatssätze am Euromarkt nicht unberührt, ermäs- sigten sich diese doch in zwei gleichen Schritten von recht hohen 4,25% im September 1987 (vgl. die damalige Obli- gationenrendite) auf weniger als 2% im März. Die Fest- geldsätze, die im September wohl zu günstig waren, machten im Frühjahr 1988 diese Abwärtsbewegung der Eurosätze mit. Interessant ist die Entwicklung der Zinsen auf Kassenobligationen. Diese wurden im vierten Quar- tal 1987 zuerst noch angehoben, damit einen hohen Mit- telbedarf der Banken im dritten Quartal 1987 zum Aus- druck bringend. Nachdem der Börsenkrach aufgrund von Portfolioumlagerungen die Obligationenkurse stei- gen und damit ihre Rendite hatte fallen lassen, waren die Kassenobligationensätze Ende 1987 aber eindeutig zu hoch. Im Zeichen der Zinssenkung im Kurzfristbereich fielen sie dann bis in den Sommer hinein sogar noch unter die Obligationensätze zurück. Folglich waren im zweiten Quartal 1988 die Sparhefte eine der attraktivsten Anlage- möglichkeiten. Angesichts des einsetzenden reichlichen Mittelzugangs in diesem Bereich kam es im Sommer denn auch zu einer Senkung des Hypothekarsatzes und des Satzes auf Sparheften um !4 Prozent, Zu diesem Zeit- punkt machte die SNB - ermuntert duch die günstige Wirtschaftsentwicklung und den schwächer tendieren- den Franken - aber Fortschritte bei der Anpassung der Giroguthabeh und der Refinanzierungskredite der Ban- ken an die neuen Verhältnisse/Der Wiederanstieg der Tagesgeldsätze am Euromarkt belegt dies. Davon nicht unberührt blieben die Eurofrankensätze auf drei Monate und auch die Festgeldsätze zogen mit Verzögerung nach.

Sieht man von den Hypothekar- und Sparheftzinsen ab, war im September 1988 wieder etwa das Ausgangsniveau vor dem Börsenkrach erreicht (für die Entwicklung im vierten Quartal 1988 vgl. S. 77 unter 8.).

Das Urteil, wonach die Geldpolitik des ersten Halbjahres 1988 expansiv gewirkt habe, ist nun allerdings noch zu relativieren. Die Geldpolitik wirkt nämlich nicht allein über die Zinsen auf den realen Sektor der Wirtschaft ein.

Mindestens so wichtig ist die Entwicklung der Wechsel- kurse, wobei hier vor allem der relative Restriktionsgrad der Geldpolitik im In- und Ausland von massgebender Bedeutung ist. Zudem kommt gerade auf den Finanz- märkten den Erwartungen entscheidende Bedeutung zu.

Dies kann dazu führen, dass weniger die Entwicklung von Leitzinsen und Geldaggregaten an sich auf die Märk- te einwirkt, denn der Sinn, den man diesen Bewegungen

gibt. Unter Einbezug dieser beiden Aspekte verändert sich nun die Einschätzung der Geldpolitik im Winter 1987/88 in nicht unerheblicher Weise. v

4 . Z u m r e l a t i v e n R e s t r i k t i o n s g r a d der G e l d p o l i t i k Dass in den USA das F E D im vierten Quartal 1987 vor- übergehend eine expansive Politik führte, haben wir be- reits festgehalten. Von der damit einhergehenden Ab- schwächung des Dollars waren die einzelnen Währungen nun in unterschiedlichem Mass betroffen. Dies wird deut- lich, wenn man die Zinssätze in der B R D und in der Schweiz im Winter 1987/88 ansieht und gleichzeitig die Veränderung des DM-Sfr.-Wechselkurses in Rechnung stellt (vgl. hierzu Grafik 3). Aufgrund dieser Gegenüber- stellung ergibt sich, dass im Oktober und November die Zinsen in der B R D etwa im gleichen Mass zurückgingen wie in der Schweiz, dass sich parallel dazu der Franken aber gegenüber der D M aufwertete. Aller Voraussicht nach bedurfte es schon des weitgehenden Zerfalls der Tagesgeldsätze für Eurofranken, damit die D-Mark an Weihnachten 1987 nicht unter die ominöse Marke von 80 Rappen fiel. Ab Februar kostete die D-Mark dann aller- dings wieder über 82 Rappen und nicht mehr nur 80,8 Rappen wie am Jahresultimo. Dieser bis in den Sommer bestehende Kurs entspricht etwa dem Mittel, das sich in den letzten Jahren zwischen Sfr. und D M eingespielt hat.

Lässt man die in dieser Zeit erfolgende Tieferbewertung der D M gegenüber Drittwährungen unbeachtet, so erga- ben sich aus dem DM-Kurs im Frühjahr 1988 also keine Hinweise für eine zu grosszügige Geldversorgung in der Schweiz. Gegen den Herbst zu, als in der Schweiz schon wieder etwa die gleichen Zinsstrukturen galten wie vor Oktober 1987, wertete sich die D-Mark dann aber auf und verharrte längere Zeit über der Marke von 84 Rappen. Die Ursache dafür ist in den schon ab Juli gestiegenen Kurz- fristzinsen für D M zu sehen. Der schwach tendierende Schweizerfranken (real bewegte sich der Frankenkursin- dex im September noch auf rund 106 Punkten gegenüber 115 Punkten im Dezember 1987 oder 110 Punkten im Sep- tember des Vorjahres) dürfte die SNB dann bewogen ha- ben, im Oktober den Restriktionsgrad auch ihrer Politik etwas zu verschäfen. Dabei darf man nicht ausser acht lassen, dass aufgrund der raschen Kreditexpansion be- reits Ende des Vorjahres die Zinsen ohne den Einfluss der Börsenkrise wohl über das im September 1987 bestehende Niveau angestiegen wären. In einem gewissen Sinn wurde diese Erhöhung nun ein Jahr später nachgeholt. Der et- was restriktivere Kurs in der Schweiz und ein vorüberge- hendes Nachlassen der Zinsen in Deutschland drückten im November die D-Mark dann wieder für kurze Zeit un- ter die Marke von 84 Rappen.

5. E i n w i r k u n g e n a u f die E r w a r t u n g s b i l d u n g Neben dem Wechselkurs haben wir auch die Erwartungen als wichtigen Wirkungskanal der Geldpolitik anzusehen.

Mit Aussagen zu deren Entwicklung begibt man sich aber zwangsläufig ins Gebiet der Spekulation, sind die Erwar- tungen doch direkt kaum zu beobachten und auch auf- grund ihrer mittelbaren Auswirkungen nur schlecht nach- zuweisen. Allgemein wird argumentiert, dass die grosszü- gige Geldversorgung nach dem Börsenkrach die weltwei- ten Befürchtungen einer bevorstehenden Rezession er- folgreich bekämpfen half. Betrachtet man jedoch die Ent- wicklung des Konsums im vierten Quartal 1987, scheinen solche Befürchtungen im Publikum nicht bestanden zu haben oder sie haben sich damals noch nicht im Sinn einer

(4)

G r a f i k 3 A : Z i n s a u f d r e i M o n a t e f ü r D M u n d S f r . P R O Z E N T

- -

—-J

4 • • '•

- y'

• \ % w " " "

* A . * " * A

\w„o*'"'W'

*** V • Ä

4 • '

• *•

• »»

•%.»•

V "

s

—«.

''""» ^

*

• * • 4 » • • •

D M —3 —M O N A T S S A T Z n 1111 • ii 111 M n h h i ITITI 111 n i

1985 1986 1987 1988

G r a f i k 3 B : Z i n s d i f f e r e n z u n d W e c h s e l k u r s D M - S f r . PROZENT

2 . 5

2 . 0

1.5

1.0

0 . 5

0 . 0

FRANKEN/DM

* \\ A

1 /

V V \ V \f—

®

*

8 5 . 2 5

1985 1986

8 5 . 0 0

8 3 . 7 5

8 2 . 5 0

8 1 . 2 5

8 0 . 0 0

1987 1988

Konsumabschwächung ausgewirkt. Betrachtet man wei- ter die Erwartungen der schweizerischen Unternehmen, scheint für sie vor allem die Entwicklung der Wechselkur- se von Bedeutung. So hatten sich die erwarteten Bestel- lungseingänge im Sommer 1987 im Zeichen des stabili- sierten Dollarkurses verbessert, ab Oktober bildeten sie sich dann mit der Dollarschwäche aber wieder zurück, um schon ab Februar parallel mit dem sich erholenden Dollar erneut kräftig anzusteigen.

Mit einer Beurteilung, bei der man das angekündigte

grosszügigere Geldangebot an den begrenzt gebliebenen Auswirkungen der Aktienkursentwicklung vom Oktober 1987 misst oder bei der man sogar auf die später effektiv eingetretene Entwicklung der Notenbankgeldmenge ab- stellt, wird man der SNB jedoch nicht gerecht. Gerade in Anbetracht des Zeitpunktes, an dem die Bekanntgabe er- folgte (Anfang Dezember 1987), wird man vor allem den Signalcharakter des Zieles in den Vordergrund zu rücken haben. So bestätigte die SNB durch das Festhalten an einer quantitativ definierten Zielgrösse ihre Verpflich-

(5)

tung gegenüber der langfristigen Stabilisierung des Preis- niveaus. Zins- und Wechselkutsziele können dies weniger gut leisten.-Indem das Geldmengenziel grosszügiger be- messen war und die Annäherung an die neu erforderli- chen Girobestände erst noch von der überschüssigen Seite her erfolgen sollte, machte die SNB aber deutlich, dass sie verschiedene gesamtwirtschaftliche Ziele zu berücksich- tigen gedachte und nicht gewillt war, die schweizerische Währung auf den verunsicherten Devisenmärkten des Winters 1987/88 durch eine unflexible Haltung der Geld- behörde zum Solisten zu machen. Soweit eine solche Bot- schaft auf den Finanzmärkten angekommen ist, hat sie si- cher Druck vom wechselkursgeplagten realen Sektor der Wirtschaft genommen.

Mit der Bekanntgabe eines geldpolitischen Zieles setzt jede Zentralbank auch immer einen Teil ihrer Glaubwür- digkeit aufs Spiel. Die nervösen Finanzmärkte verfolgen sehr genau, ob sich eine Zentralbank an ihre publik ge- machten Vorgaben hält und nur in begründeten Fällen da- von abweicht. Auch wird natürlich die Berechtigung des gewählten Ziels in Frage gestellt. Während die vorange- gangenen Ausführungen dem Einwirken der Notenbank auf die allgemeinen Konjunkturerwartungen galten, muss man sich deshalb umgekehrt auch fragen, wie sich die Erwartungen der Märkte bezüglich des zukünftigen Verhaltens der Notenbank entwickelten. Rückblickend auf das gesamte Jahr betrachtet wird man feststellen kön- nen, dass die SNB mit ihrer flexiblen Politik der im Aus- land immer mehr aufkommenden Vorstellung, der Schweizerfrankeri entwickle sich parallel zu den andern EWS-Währungen, eher Auftrieb gegeben hat. Die tiefen Frankenzinsen am Euromarkt müssten der SNB schon kurz nach Beginn des Jahres 1988 signalisieren, dass unter den neuen Gegebenheiten die von den Banken benötigten Giroguthaben wesentlich tiefer lagen als das damalige Angebot. Angesichts der aussenwirtschaftlichen Risiken hat man aber anscheinend zunächst auf eine rasche Rück- führung der Girobestände an die neuen Gegebenheiten verzichtet. Dass das im Winter grosszügige Geldangebot unmittelbar keine Inflationsbefürchtungen aufkommen Hess, spricht umgekehrt dafür, dass nach wie vor starke Erwartungen bestehen, das Geldangebot in der Schweiz werde längerfristig unter Kontrolle gehalten.

Aufgrund der jüngsten Entwicklung bestätigt sich denn auch, dass es der SNB, nachdem man sich mit der neuen Situation vertraut gemacht hatte, gelungen ist, wieder zu einem angemessenen Bestand der Notenbankgeldmenge zurückzukehren. Dass es zu dieser Entwicklung kommen konnte, ist allerdings in erheblichem Umfang dem Umstand zuzuschreiben, dass in der Bundesrepublik Deutschland, dem weitaus gewichtigsten Handelspart- ner, während des gesamten Zeitraumes ein stabilitätspoli- tisch gesehen günstiges Umfeld bestand. Dank der günsti- gen aussenwirtschaftlichen Bedingungen ergaben sich für die SNB nämlich keine Probleme, als sie sich an die Rück- führung des für die Binnenwirtschaft leicht expansiven Impulses vom vergangenen Winter machte.

6 . Z u m B a n k e n v e r h a l t e n

Die Ausführungen über die Veränderung der Zinsstruktu- ren haben bereits erste Hinweise bezüglich der zu erwar- tenden Entwicklung der Bankbilanzen ergeben. Eine ein- gehendere Analyse dieser Ausweise, deren Entwicklung im Anhang zu diesem Artikel veranschaulicht ist, vermag nun Anhaltspunkte für die Beurteilung der Entwicklung der weiter gefassten Geldmengenaggregate zu liefern.

Mit Blick auf unsere Fragestellung interessiert besonders,

wo der Gegenposten zu der im Vorjahresvergleich um rund,7 Mia. Fr. reduzierten Kassenliquidität zu finden ist.

Die Antwort liefert der Rückgang der inländischen Bari- kenkreditoren auf Sicht um etwa den. gleichen Betrag.

Hier sind, nämlich die Ultimohilfen bilanziert, die die SNB nach Einführung der neuen Vorschriften nicht mehr im gleichen Ausmass gewähren musste (die Diskont- und Lombardkredite am Monatsletzten erreichten vorher re- gelmässig 5 Mia. Fr.), Aber auch die im Mpnatsmittel nach Einführung der neuen Vorschriften überhöhten und , daher abzubauenden Bestände an Kassaliquidität waren von den Banken vorher zu einem guten Teil bei der SNB ausgeliehen gewesen. Durch die Nicht-Erneuerung von Swaps konnte der Abbau denn auch durchgeführt wer- den. Hierzu gesellte sich im zweiten Halbjahr noch der Verkauf von Devisen durch die SNB an die Banken im Zu- sammenhang mit Interventionen gegen den überhöhten Dollar. Gesamthaft gesehen tritt die Anpassung an die neuen Liquiditätsbestimmungen somit in Form einer Bilanzverkürzung in Erscheinung. Die Neuregelung hat also zu verringerten finanziellen Verflechtungen zwi- schen der Geldbehöfde und den Geschäftsbanken, ge- führt, die im Transmissibnsprozess der Geldpolitik auf die reale Wirtschaft eine zentrale Stelle innehaben.

Angesichts des Umstandes, dass sich die neuen Vorschrif- ten am Ende der Anpassungsfrist vor allem in einer Bi- lanzverkürzung manifestieren sollten, ist man eigentlich erstaunt, dass während des Jahres so markante Zinsaus- schläge eintraten. Diese rühren aber daher, dass der Ab- bau der Refinanzierungsswaps langsam erfolgte, wäh- rend sich die effektiv benötigten Girobestände sprung- haft zurückbildeten. Die deshalb im ersten Halbjahr am Geldmarkt vorhandene überschüssige Liquidität war al- . lern Anschein nach nur bei markanten Zinseinbussen un- terzubringen. Aufgrund des ähnlichen Charakters der Marktteilnehmer (fast nur Banken) und der alle inländi- schen Institute in fast gleicher Weise begünstigenden Neuerung kam vor allem das Ausland als Abnehmer der freien Liquidität in Frage1, was die Eurofrankensätze deutlich machen. In diesen kommt allerdings mindestens so stark auch das Anlageverhalten jener Kunden von schweizerischen Banken zum Ausdruck, die sowohl Anlä- gen in einheimischer als auch solche in Fremdwährungen in Betracht ziehen. Bis zum Jahresende waren diese Kun- den bereit, bei den hiesigen Banken Frankenbestände auf- zubauen, wobei zunächst Wechselkursgewinne für die tie- fen Zinsen entschädigten. Ab Februar dürfte man dann aber immer weniger an Sfr. interessiert gewesen sein (vgl.

hierzu in Tabelle 2 die Bestände an auf Sfr. lautenden Treuhandpassiven). Angesichts des überschüssigen inlän- dischen Geldangebotes musste vielmehr durch das Fort- bestehen erheblicher Zinsdifferenzen zu anderen Wäh- rungen ein Anreiz für die Entgegennahme von Schweizer- franken (verbunden mit einer Ausleihung von Fremdwäh- rungen) geschaffen werden. Das Eingehen von offenen Positionen in Fremdwährung wurde noch zusätzlich at- traktiv gemacht, indem das Überangebot an Sfr. auf den Wechselkurs drückte. Es ist dies die Situation (vgl. Grafik 3), wo unterschiedliche nationale Geldpolitiken zwischen der B R D und der Schweiz einen Unterschied zwischen den nationalen Zinsniveaus hervorrufen, der durch die offene Zinsarbitrage nicht ausgeglichen wird, so dass die Zinsdifferenz falsche Wechselkursprognosen liefert. Ob

1 I m übrigen konnte man angesichts der geringen Opportunitätskosten die Überschussliquidität auch nur auf dem Girokonto bei der S N B ste- hen lassen. Die Angemessenheit der Girobestände ergibt sich nicht al- lein aus ihrer absoluten H ö h e , auch die Erträge aus verringerten Be- ständen sind zu beachten.

(6)

T a b e l l e 2 : A u s l a n d s t a t u s G e s c h ä f t s b a n k e n u n d T r e u h a n d a n l a g e n

I I I 87 IV 87 188 I I 88 I I I 88 I I I 87 - I I I 88

I I I 86 - I I I 87 Bankaktiven

Inland auf Sfr. 465.4 479.0 482.4 492.8 501.9 + 7.8% + 9.6%

Ausland auf Sfr. 114.2 115.7 121.1 119.4 115.3 + 1.0% + 6 . 1 %

Fremdwährungen 286.9 266.8 269.5 286.8 ' 298.3 + 4.0% +14.5%

Bankpassiven

Inland auf Sfr. 542.9 554.3 563.2 573.5 , 577.7 ,+ 6.4% + 9.0%

Ausland auf Sfr. 50.8 55.1 •' . 55.5 . . 52.7 54.9 . + 8.1% + 11.4%

Fremdwährungen 273.0 252.1 254.3 272.8 282.9 + 3.6% + 13.9%

Treuhandgelder 187.8 183.7 184.7 196.0 216.9 + 15.5% + 0.6%

Passiven Inland 39.4 39.7 36.9 39.7 45.8 + 16.2% + 2.3%

Passiven auf Sfr. 29.9 36.3 23.9 24.0 27.4 — 8.4% — 0.3%

1 Bestände am Quart'alsende von 364 Bankunternehmungen Quelle: S N B , diverse Monatsberichte

dieser Arbitrage wegen der langfristigen Stabilität des DM-Sfr.-Kurses und der deshalb zu erwartenden geringen Erträge nicht genügend Mittel zufliessen oder ob institu- tionelle Beschränkungen und Risikoaversion gegenüber Fremdwährungen diesen Umstand begründen, muss hier offenbleiben. ' ,

Indem die Geldpolitik. während etwa zwei Quartalen expansiv war, hat sie die schweizerische Wirtschaft mittel- bar über wieder etwas tiefere Wechselkurse angeregt. Man hat sich aber auch zu fragen, wie es zu der hohen Kreditex- pansion im Inland kommen konnte. Leider fehlen Statisti- ken über die Sätze für kommerzielle Ausleihungen, doch kann man ersatzweise betrachten, wie attraktiv die Ban- ken die Wiederanlage geborgter Mittel bei ihnen gestalte- ten. Dietiefen Festgeldsätze im ersten Halbjahr 1988 spre- chen dafür, dass die Banken den Unternehmen nicht nur bereitwillig Kredite einräumten; die Unternehmen konn- ten die geborgten Mittel auch ohne hohe Opportunitäts- kosten anderweitig binden. Der rasche und stetige Zu- wachs der Ausleihungen im Inland von rund 15 Mia. Fr.

war denn auch nur zu etwa zwei Dritteln aus den gewach- senen inländischen Kreditoren auf Sicht und Zeit heraus zu finanzieren (vgl. im ff. Grafik 4 im Anhang). Mengen- mässig betrachtet wird die verbleibende Differenz nun aber nicht durch liquide Mittel (bspwt Verschuldung am Interbankenmarkt) gedeckt, sondern durch den Kapital- markt. Im Bereich der Kassenobligationen und der ei- gentlichen Obligationenanleihen gingen den Banken nämlich recht erhebliche Mittel zu, die sie nicht mehr in Wertschriften und Beteiligungen banden, sondern zur Kreditgewährung heranziehen konnten. Dass das kom- merzielle Inlandgeschäft somit recht langfristig finan- ziert werden konnte, überrascht eigentlich angesichts des kräftigen Wachstums der Hypothekarkredite. Deren Zu- nahme um 18 Mia. Fr. steht jedoch die Zunahme der Ein- lagen auf Sparheften und der Depositen betragsmässig nur wenig nach. Dass die Zinsstrukturen die Geldanlage auf Sparheften 1988 lange Zeit begünstigten, haben wir bereits ausgeführt. Seit sich die Zinsstrukturen den Ver- hältnissen vor einem Jahr wieder angeglichen haben, ist der Zustrom auf diese Konti denn auch weitgehend ver- siegt. Bei einer ungebrochenen Kreditexpansion werden die Banken deshalb wieder auf eher teuerere Refinänzie- rungsmöglichkeiten zurückgreifen müssen.

In Anbetracht der zuletzt gemachten Feststellungen lässt sich die Entwicklung der Bilanzstruktur der Banken und der Zinsen nicht allein aufgrund der neuen Liquiditäts- vorschriften und der diesbezüglichen Politik der- SNB

erklären. Auch der Kapitalmarktentwicklung kommt eine gewisse Bedeutung zu, welche wir im folgenden Abschnitt noch eingehender betrachten. Vorher möchten wir aber die eben gemachten Feststellungen zu den Bilänzverände- rungen der Banken mit den hohen Zuwachsraten der wei- ter gefassten Geldmengenaggregate in Bezug setzen.

Das Geldmengenaggregat M l , welches den Bargeldum- lauf und die Sichteinlagen der Inländer bei den Banken am Monatsletzten umfasst, kannte im ersten Halbjahr

1988 ausgesprochen hohe Zuwachsraten, die sich erst in jünigster Zeit etwas ermässigten. So erhöhten sich die

Sichteinlagen ab Januar sprunghaft um etwa 7 Mia. Fr.

über ihr erwartetes Niveau hinaus, nachdem schon ab Ok- tober 1987 Portfolioumlagerungen und der Zinsabbau ihr Wachstum begünstigten. Begründet dürfte die sprung- hafte Erhöhung durch den Verzicht der Banken auf gewis- se Geschäfte mit andern Finanzintermediären sein.die ih- nen vorher die Erfüllung der Liquiditätsvorschriften am , Ultimo erleichtert hatten. Aus Bankensicht dürfte ein Teil dieser Geschäfte mit einer Umlagerung von Kreditoren auf Sicht in Kreditoren auf Zeit über den Monatsletzten verbunden gewesen sein. Das weiter gefasste Geldmen- genaggregat M2, das die Zeitdepositen der Inländer bei den Banken mit einschliesst, wäre dann von diesen institu- tionellen Veränderungen nicht betroffen. Die Zuwachsra- ten von M2 weichen mit Bezug auf die letzten Monate denn auch kaum von den erwarteten Werten ab. Zu ver- merken ist hier aber ein Niveaueffekt. Ab Oktober 1987 kam es zu einer Zunahme von auf Franken lautenden Ter- mineinlagen von Inländern, so dass M2 Ende September 1988 vielleicht 2,5% höher als aufgrund der vergleichba- ren Zinsstrukturen vom September 1987 und 1988 erwar- tet ausfiel. Hierfür können Wartepositionen aus Aktien- verkäufen und Währungsumdispositionen in Sfr. wahr- scheinlich nur anfänglich die Begründung liefern. Heute scheinen die Banken aufgrund des gewachsenen Kredit- volumens auf diese Einlagen angewiesen zu sein, wie die verringerte Zinsdifferenz zur DM im vierten Quartal 1988 deutlich macht. Betrachten wir schliesslich das Aggregat M3, das zusätzlich die Spareinlagen umfasst, so liefert hier sicher die Vorsicht der Haushalte im vergangenen Winter eine Erklärung für die längere Zeit zweistelligen Zuwachsraten. Auch hier bleibt unseres Erachtens im September 1988 aber ein Niveaueffekt von wenigen Pro- zenten bestehen, der als Nachwirkung der vorübergehend expansiven Geldangebotspolitik betrachtet werden kann.

Offen bleiben muss, ob die Wirtschaft real oder über ein höheres Preisniveau diesen Spielraum ausnützt und wie-

(7)

weit die gegenwärtig restriktive Geldpolitik diesen Spiel- raum noch zu verengen vermag, ohne längerfristig nach- teilige Auswirkungen zu haben.

7. A s p e k t e d e s Anlageverhaltens von H a u s h a l t e n , institutionellen A n l e g e r n und U n t e r n e h m e n Über die Bilanzstrukturen jener Aktoren, die am Kapital- markt tätig sind, gibt es, keine mit der Bankenstatistik ver- gleichbaren Angaben. Anhand verstreuter Informatio- nen versuchen wir uns dennoch ein Bild von den Verände- rungen zu machen, die bei Unternehmen, privaten Haus- halten und institutionellen Anlegern in den Bilanzen ein- getreten sein könnten. Mit dieser Analyse möchten wir verdeutlichen, dass das vergleichsweise dynamische Wachstum des inländischen Bankgeschäftes bisher in sei- nen gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen durch eine eher stagnierende Entwicklung des inländischen Kapital- marktes gedämpft wurdeSBetrachten wir zuerst die Un- ternehmen. Wie anhand der Bankbilanzen festgestellt werden konnte, haben die Unternehmen im Inland ihre Ausleihungen bei den Banken von August 1987 bis August 1988 regelmässig mit einer Jahresrate von über 11 Prozent erhöht. Dieses Geld ist nicht - wie im Jahr zuvor - voll- ständig durch Wiederanlage im Bankenbereich'geblieben, haben die inländischen Kreditoren auf Sicht und Zeit doch zusammen nur um 8 Mia. Fr. zugenommen. Die. ver- bleibende Differenz von 8 Mia. zum Kreditwachstum wurde also anderweitig gebunden, so etwa in Vorräten und angefangenen Arbeiten. Auch der Zuwachs beim Sachkapital oder neue Beteiligungen und zusätzliche Finanzierungen im Ausland erforderten mehr Mittel. Die Indikatoren für die industrielle Produktion, für den gewerblich-industriellen Bau, für die Ausrüstungsinvesti- tionen sowie für die Exporte sprechen dabei für einen noch weitergehenden Mittelbedarf. Passivseitig dürfte dieser Zuwachs weniger über den Kapitalmarkt (die Ak- tienemissionen und Obligationenanleihen des inländi- schen realen Sektors dürften 1988 netto 5 Mia. Fr. nicht erreichen gegenüber mehr als 7 Mia. Fr. 1987), denn durch eine gute Ertragslage alimentiert worden sein. Gemäss Nationaler Buchhaltung hatten die einbehaltenen Kapi- talgewinne der privaten Aktiengesellschaften 1987 schon rund 15 Mia. Fr. betragen und für 1988 weisen die Unter- nehmensbefragungen zumindest auf ein Anhalten der guten Ertragslage hin. Mit Blick auf die Erweiterung der Kapazitäten und damit auf ein reales Wirtschaftswachs- tum ist dies sicher nicht unerheblich.

Bei zahlreichen Haushalten dürften sich angesichts der kollektiven Altersvorsorge oder der Verschuldung aus Liegenschaftsbesitz die beweglichen Aktiva in erster L i -

, nie auf die zu Transaktionszwecken gehaltenen Bankno- ten und das Sparkonto, dem der Lohn gutgeschrieben wird, verteilen. Während der Notenumlauf im vergange- nen Jahr sein Wachstum beschleunigte, kannten die Spar- einlagen - wie gesehen - im ersten Halbjahr 1988 sogar einen sehr markanten Zuwachs. Es ist davon auszugehen, dass angesichts der relativ attraktiven, Sparheftzinsen Umlagerungen von diesen Konti in längerfristige Papiere wie Kassenobligationen nicht mehr so häufig vorkamen.

Allein aufgrund der Lohnsumme und der Sparquote am disponiblen Einkommen lässt sich eine Zunahme der Ein- lage auf Sparheften um 15 Mia. Fr. aber nicht erklären.

Angesichts der Unsicherheit an den Finanzmärkten dürf- ten vielmehr eingehende Zinsen und Dividenden, zurück- bezahlte festverzinsliche Titel und aufgelöste Aktienposi- tionen weniger oft eine unmittelbare Wiederanlage in die- sen Märkten gefunden haben. Für letzteres den Nachweis zu führen ist allerdings nicht sehr einfach, sind die priva- ten Haushalte auf dem schweizerischen Kapitalmarkt doch nur eine Anlegerkategorie unter anderen.

Wie gesehen haben die Banken am Kapitalmarkt weiter- hin Mittel aufgenommen, diese dort aber kaum mehr reinvestiert. Über den Mittelzugang und die Veränderung der Anlagepräferenzen bei den institutionellen Anlegern, den Tresorerien grosser Unternehmen, den Holdingge- sellschaften und den verschiedenen Anlagefonds im In- und Ausland gibt es dagegen kaum überblickbare und konsistente Statistiken. Erhoben werden vor allem gewis- se Angaben über die Anlagen, in welche diese Mittel letzt- lich fliessen (vgl. hierzu Tabelle 3).

So lässt sich feststellen, dass der bewilligungspflichtige Kapitalexport insbesondere im ersten Quartal 1988 sehr stark war. 1988 dürfte deshalb fast der Rekordwert des Jahres 1986 von über 51 Mia. Fr. erreicht werden. Wieweit darin ein Kapitalexport ab der Schweiz enthalten ist und nicht nur die Drehscheibenfunktion des Finanzplatzes zum Ausdruck kommt, wird erst die nächste Zahlungs- bilanzst'atistik zeigen. Der 1988 wohl auf etwa 8 Mia. Fr.

zurückgegangene Ertragsbilanzüberschuss begrenzt aber grundsätzlich die Kapitalexportmöglichkeiten. Denkbar ist deshalb ein Abbau des Besitzes von inländischen Ak- tien durch Ausländer, welche die gelösten Mittel in fest- verzinsliche Forderungen ausländischer Schuldner leite- ten. Auch das rasche Wachstum der Treuhandanlagen (vgl. Tabelle 2) erstaunt von daher nicht. Einer Zunahme der Aktiven von 29 Mia. Fr. steht nämlich vor allem ein Mittelzugang aus dem Ausland gegenüber (23 Mia.). Mit Blick auf den Zahlungsbilanzausgleich überrascht dane- ben die Zunahme der Treuhandanlagen aus dem Inland bei den 364 berichtenden Bankinstituten um 6 Mia. Fr.

T a b e l l e 3 : K a p i t a l m a r k t b e a n s p r u c h u n g3

I V 87 188 I I 88 I I I 88 IV 87-

I I I 88

I V 86- I I I 87

Inlandanleihen1 2158.3 2821.1 2142.9 1097.0 8219:3 8109.1

-Staat 620.3 303.3 -189.0 ' -713.7 20.9 219.3

- Banken2 1209.0 1710.5 1387.6 1014.5 5321.6 5570.0

- übrige 329.0 807.3 944.3 796.2 2876.8 2319.8

Schweiz. Aktien1. 500.4 246.2 895.8 687.8 2330.2 5273.8

Auslandanleihen1 2406.6 10112.9 5468.8 7972.8 25961.1 31728.2

bewillig.pflicht.Kapitalexport 11207.4 16587.4

1

11889.3 13405.1 53089.2 49125.3

1 öffentl. und nicht-öffentl. aufgelegte Anleihens- und Aktienemissionen abzüglich R ü c k z a h l u n g e n von öffentl. aufgelegten Anleihen und Aktien

2 inkl. Pfandbriefzentralen

3 Stromgrösse :

Quelle: S N B , diverse Monatsberichte

(8)

(insbesondere ab April 1988). Im Inland kam es erst nach dem dritten Quartal 1988 (vermutlich angesichts der un- günstigeren Finanzierungsbedingungen bei den Banken) zu einer zunehmenden Beanspruchung des Kapitalmark- tes durch Obligationenanleihen. 1988 besonders zu ver- merken ist die Stellung der öffentlichen Hand, welche net- to Anleihen zurückzuzahlen vermochte und so dazu bei- trug, die Kapitalmarktzinsen tief zu halten. Bei den Ak- tien ging angesichts des tieferen Kursniveaus der Wert der

• Neuemissionen gegenüber dem Vorjahr deutlich zurück.

JDiesen Abschnitt abschliessend kann man sich fragen, wieweit die Bestandes Veränderungen bei den Anlage- fonds zwischen dem dritten Quartal 1987 und dem dritten Quartal 1988 für die gewandelten Anlagepräferenzen ty- pisch sind. Hier wird ein Abbau von Aktien (wahrschein- lich v.a. durch Wertverminderungen herbeigeführt) und eine Zunahme v.a. der ausländischen Obligationenanlei- hen verzeichnet, dazu ein kräftiges Wachstum des Liegen- schaftsvermögens und eine Zunahme der liquiden Anla- gen.

8 . Z u s a m m e n f a s s u n g

Die monetäre Entwicklung seit dem vierten Quartal 1987 verlief recht bewegt. Zunächst geriet der Schweizerfran- ken infolge der Börsenkrise und der darauf eingeleiteten expansiven Geldpolitik in den USA unter zunehmenden Aufwertungsdruck. Die vom Ausland reichlicher nachge- fragten Einlagen in Schweizerfranken drückten auf die Zinsen. Mit ihrer grosszügigen Liquiditäts Versorgung zum Jahresultimo unterstützte die SNB den Zinsabbäu noch und begegnete damit der Aufwertung unserer Wäh- rung gegenüber den EWS-Währungen. Als im ersten Quartal 1988 die amerikanische Währungsbehörde auf einen zunehmend restriktiveren Kurs einschwenkte, be- gannen die Schweizerfrankeneinlagen langsam wieder abzufliessen. Dies führte nun jedoch nicht zu einem Wie-.

deranstieg der Kurzfristzinsen. Vielmehr begannen sich die neuen Vorschriften zur Kassaliquidität der Banken auszuwirken. Zwar, entfielen die Ultimohilfen der SNB ' sofort, die im Monatsmittel durch die Banken benötigten Girobestände gingen jedoch sprunghaft zurück, während die SNB im Gegenzüg ihre Refinanzierungskredite (Devi- senswaps) nur langsam abbaute. Die vorhandene Über- schussliquidität hielt nicht nur die Zinsen tief, sie brachte auch den Franken wieder zum Sinken. Diese Bewegung hielt bis in den Spätsommer an, als endlich das neue, für manche überraschend tiefe Gleichgewichtsniveau der Girobestände der Banken erreicht war. ' . Während der ganzen Zeit vermochten die Banken ein ra- sches Wachstum der kommerziellen Ausleihungen im In- land (und Ausland) und der Hypothekarkredite ohne Probleme zu finanzieren. Die tiefen Zinsen im Kurzfrist- bereich machten die Mittelaufnahme bei den Banken si- cher attraktiv. Angesichts der tiefen Festgeldsätze kam es dabei aber nur zu einer unvollständigen Wiederanlage der geborgten Mittel bei ihnen. Die Unternehmen banden das Geld vielmehr in wachsenden Vorräten, angefangenen- Arbeiten und Finanzierungen oder alimentierten damit sogar den Kapazitätsausbau. Wenn das rasche Kredit- wachstum dank günstiger Ausleihbedingungen und trotz tiefer Festgeldsätze beibehalten werden konnte, so war dies nur möglich wegen des reichlichen Mitteleingangs bei den Sparheften und Depositen. Dies ist sicher zum Teil der Trägheit der Sparheftzinsen zuzuschreiben, die erst auf den Sommer um ein Viertelprozent gesenkt werden konnten und vorher relativ attraktiv waren. Wesentlich dazu beigetragen hat aber auch eine gewisse Verdrängung

der Kreditvermittlung über den Kapitalmarkt durch den ' klassischen Bankkredit. A m Kapitalmarkt dürfte näm-

lich insbesondere das Ausland die noch aufgelegten fest- verzinslichen Mittel gezeichnet haben, während die Inlän- der vor allem Bankeinlagen tätigten. Massgebend dafür kann einerseits ein günstiges Zinsverhältnis zwischen den relativ liquiden Sparhefteinlagen und den Obligationen- sätzen gewesen sein, andererseits mag auch die Unsicher- heit an den Finanzmärkten die Anleger von langfristigen Engagements abgehalten haben.

- Ab dem Sommer normalisierte sich die Situation zuse- hends. Im September war wieder weitgehend die Zins- struktur erreicht, wie sie ein Jahr zuvor bestanden hatte.

Allerdings blieb der Franken schwach, da die Geldbehör- den im Ausland angesichts zunehmender Kapazitätseng- pässe und wachsender Inflationsbefürchtungen einen re- striktiveren Kurs zu steuern begonnen hatten, dem sich die SNB im Oktober dann anschloss. Im vierten Quartal belebte sich schliesslich auch langsam die inländische Nachfrage am Obligationenmarkt. Da vorerst noch an- derweitig Anlagen abgebaut werden konnten und der Net- tozugang an Mitteln hoch ist, blieb dies bis im Dezember noch weitgehend ohne Folgen für die Renditen. Ange- sichts der nach wie vor solid wachsenden Wirtschaft, des daraus resultierenden Kredit- und Kapitalbedarfs und des gleichzeitig stagnierenden Eingangs bei Kassenobligatio- nen und Sparheften ist man aber doch geneigt anzuneh- men, dass nach dem Kreditmarkt jetzt auch der Kapital- markt nachfrageseitig vom leicht expansiven Impuls von Anfang 1988 erfasst wird, indem die Bevorzugung des Bankkredites ausläuft. Die Herbstprognose der Kon- junkturforschungsstelle an der E T H , wonach die Zinsen 1989 auch im Langfristbereich leicht steigen dürften, besitzt deshalb eine gewisse Plausibilität. Im Kurzfristbe- reich haben die Ungewissheiten um den ersten Jahresulti- mo unter den neuen Liquiditäts Vorschriften bei gleichzei- tig bekanntgemachter restriktiver Orientierung der Geld- politik die Zinsen schon im Dezember kräftig gehoben und zu einer inversen Zinsstruktur geführt. • :

A n h a n g : E i n e g r a f i s c h e V e r a n s c h a u l i c h u n g der Veränderung der B a n k b i l a n z e n

Zunächst sind für die Zwecke unserer Analyse die Bankbi- lanzen, wie sie in den Monatsberichten der Nationalbank angeführt sind, leicht zu verändern. Wir unterscheiden:

Der vereinfachenden Idee der Schichtbilanzen gemäss sind die Positionen der Aktivseite dabei in erster Linie aus jenen Positionen heraus zu finanzieren, die ihnen in der obigen Darstellung passivseitig gegenüberstehen. Dies gilt zunächst nicht für die Eigenmittel und die Kassaliqui-

Kassaliquidität Eigene Mittel

Bankendebitoren a. Sicht Bankenkreditoren a. Sicht '. - im Inland • - im Inland

- im Ausland ' -im Ausland

Bankendebitoren a. Zeit Bankenkreditoren a. Zeit

- im Inland / - im Inland

- im Ausland - im Ausland » • .

Debitoren Kreditoren a. Sicht

- im Inland - im Inland

- im Ausland -im Ausland

Kreditoren a. Zeit - im Inland - im Ausland

Hypotheken Kassenobligationen

Sparhefte und Depositen' Wertschriften u. Beteilig. Obligationenanleihen"

Sonstige Aktiven Sonstige Passiven

(9)

G r a f i k 4 : S t r u k t u r v e r ä n d e r u n g e n i n d e n B a n k b i l a n z e n 4 . Q u a r t a l 1 9 8 7 b i s 3 . Q u a r t a l 1 9 8 8

t. QUARTAL 1987

; - a - - 4 c 1- , ? 12

i i 1 16 :

1 , 1 J 1 1 ••

Kim X L H H l DB5DI r m DBZDI OKOMI I I I I I I

Hittalbadar gvsnklft In

DBZDA DKOMA

I I I I I I

nittolbe<

QCSChSFt Saldo lui

DSKA I DBSKA larf Aktiv- - Inland • .landgaach.

DHYPO I I I I I I I n I T T T I rn~n DSAK

I I I I I I

DSPA „

• • u n OOBI I I I I I I I I I DSPUD

DKAOB DSKI

AKTIVENABNAHME ' PASSIVENZUNAHME

AKTIVENZUNAHME PASSIVENABNAHME

5» >

rv z

1 o

2 . QUARTAL 1 9 8 8 -8 -4

- I 1 — H 1 H 1 1 H H — 12.

DBZDI DKOMI

D3SDA DKOMA I

I I I I I I I I rmypn m l l l

DUUB

OBZDA- ' i i i i i i i i m I I I I t I I I T T I DZKA

DSKA

DBZKA i DBSKA

HittalbadarF A k t i v - geaablft Inland ' * Saldo Aualandgasch.

L L U c 40B u j ^

| l I I I DZKl

I DEIGEN I I I I I I I I OSPA

D08L DSPUD

DBZKI DBSKI

AKTIVENABNAHME PASSIVENZUNAHME

AKTIVENZUNAHME PASSIVENABNAHME

1 . Q U A R T A L 1 9 8 8

H h — I 1——+-

W

1 1 1 1 1 1 1 1 1 1

DKOMi I i I i T T DHYPO ' ' '

1 . 1

12 1 6 H i 1 h -

HitUlbedorf Aktiv- geithlft Inland rrj DBSOA

I I 1 11 I I I X O

Kittelbedarf A k t i v - geschaft Inland + Saldo Au&landgetch.

DKOMA R 11 I I I I I I

I I I I I I I DZKA DSKA Q ]

DBZKA H l I I I I I Dl DBSKA

DSPA I I I I I I I I T) DSPUD

DEIGEN OOBI

fl DSKI DBZKI 1

DBSKI I i l l l

AKTIVENABNAHME ( PASSIVENZUNAHME

AKTIVENZUNAHME PASSIVENABNAHME

1, Q U A R T A L 1 9 8 8

-e -4

AKTIVENABNAHME PASSIVENZUNAHME -

AKTIVENZUNAHME PASSIVENABNAHME

LEGENDE : . . . DGIRO - AKassaliquidität

OBSDI * Aßanken-Sichtdebitoren Inland DBZDI = ABankanzeitdebitoren Inland DKOMI = Akommrez.Ausleihungen Inland DHYPO » AHypothekarkredite

DWUB « AWertschriften u. Beteiligungen DSAK •= A sonstige Aktiven

DBSDA - A Banken-Sichtdebitoren Ausland DBZDA » A Banken-Zeltdebitoren Ausland DKOMA « Akorrmerz. Ausleihungen Ausland DZKA « A Zeitkreditoren Ausland DSKA - A Sichtkreditoren Ausland DBZKA = A Banken-Zeltkreditoren Ausland DBSKA * A Banken-Sichtkreditoren Ausland DEIGEN* Aeigene Mittel

DSPA = A sonstige Passiven DSPUD * A Sparhefte u. Depositen DOBL * A Obligationenanleihen DKAOB * A KassenobUgationenbestand DZKI * A Zeltkreditoren Inland DSKI - A Sichtkreditoren Inland DBZKI * A Banken- Zeitkreditoren Inland DBSKI = A Banken-Sichtkreditoren Inland Quelle-: Bankenstatistik SNB .

(10)

dität, die auch gemäss den gesetzlichen Vorschriften in einem bestimmten Verhältnis zu allen Positionen der je- weils gegenüberliegenden Seite vorhanden sein müssen.

Dagegen lässt sich das Interbankgeschäft, das Kommerz- geschäft (Debitoren und Kreditoren auf Sicht und Zeit inkl. eines Teiles der Kassenobligationen), das Hypothe- kargeschäft (v.a. finanziert aus Sparheften und Depositen zuzüglich eines Teils der Kassenobligationen) sowie das Kapitalmarktgeschäft unterscheiden. Letzteres wird al- lerdings nur zu einem geringen Teil in den Bankbilanzen sichtbar. Bei den sonstigen Passiven schliesslich ist zu ver- merken, dass deren Veränderung - weniger ihr Niveau - massgeblich von den Treuhandgeldern bestimmt wird, die bei konsolidierten ausländischen Töchtern der berichten- den Banken angelegt werden.

In Grafik 4 werden nun die Veränderungen dieser einzel- nen Bilanzpositionen gegenüber dem Wert am Letzten des Vorquartales bestimmt und diese Veränderungen laufend saldiert. Dabei wird zuerst der Mittelbedarf für das Ak- tivgeschäft im Inland bestimmt. Daran anschliessend wird der Nettobedarf an Geldern für das Auslandgeschäft ermittelt. Schliesslich ist die Finanzierung dieser beiden Geschäftsbereiche im Inland zur Darstellung zu bringen.

Kurzfristige Engagements sind dabei gegen den oberen und unteren Rand der Gräfik gerückt, das langfristige Geschäft mehr gegen die Mitte zu eingetragen. Im Sinne eines Beispiels lässt sich der Darstellung für das erste Quartal 1988 entnehmen, dass der Abbau der Kassaliqui- dität sehr viele Mittel freisetzte und dies selbst dann, wenn man am unteren Rand der Darstellung die Abnahme der Bankenkreditoren auf Sicht mit in die Betrachtung einbe- zieht. Deutlich wird aber auch der hohe Mitteleingang bei den Sparheften und Depositen sowie die Verlagerung vom Aktivgeschäft im Inland (abnehmender Mittelbedarf) zum Auslandgeschäft (markant ausgeweiteter Mittelein- satz). Y •

Grafik 4 macht deutlich, wie unterschiedlich sich in den vier Quartalen bis September 1988 der Zuwachs der Bi- lanzsumme von 71 Banken jeweilen auf die einzelnen Bi- lanzpositionen aufgeteilt hat. Die Entwicklung in den einzelnen Quartalen steht dabei in Übereinstimmung mit den im Artikel zur Darstellung gebrachten Zinssatzverän- derungen. Wir möchten darauf hinweisen, dass man mit den Bankendebitoren auf Sicht die Eurofranken-Tages- geldsätze in Verbindung bringen kann, mit den Banken- debitoren und -kreditoren auf Zeit die Eurofranken-3- Monatssätze und mit den Kreditoren auf Zeit die Fest- geldsätze. Die Zuordnung der übrigen Zinsen, die wir im Artikel betrachtet haben, zu den Bilanzpositionen ist evi- dent. Eine Statistik über die Zinsen für kommerzielle Ausleihungen fehlt leider.

Betrachtet man abschliessend das Bilanzsummenwachs- tum während aller vier Quartale zusammen (5,3 Prozent), spricht dies für eine dynamische, wenn auch nicht über- bordende Zunahme der Bankentätigkeit (vgl. hierzu den für 1988 geschätzten Zuwachs im nominellen Bruttoin- landprodukt von 5,3%). Dabei konnten die hier betrach- teten Institute den Zuwachs grundsätzlich auch im Aus- land erzielen. Mit +40% oder +18 Mia. Fr. wuchsen die kommerziellen Ausleihungen an das Ausland denn auch ausgesprochen s(ark. Der Zuwachs der Kreditoren im Ausland zeigt aber, dass das Wachstum dieser Bilanzkom- ponente nur beschränkt aus inländischen Mitteln heraus zu finanzieren war. Der - voraussichtlich durch neue Vor- schriften über" die greifbaren Mittel und knappe Eigen- mittel begründete - parallele Abbau der ausländischen Bankendebitoren und -kreditoren auf Sicht führt sogar dazu, dass das Auslandgeschäft weniger rasch wuchs als das Inlandgeschäft. Beim folglich deutlich über dem BIP- Wachstum liegenden Zuwachs des Inlandgeschäftes ist- zusätzlich noch der Einfluss der neuen Liquiditätsvor- schrifteriin Rechnung zu stellen (entspricht ca. einer um 1% geringeren Bilanzsumme).

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Zusammenfassung: In der Implantolo- gie geben die Hersteller Bohrprotokolle anbei. Durch eine aufsteigende Bohrerrei- henfolge wird ein Implantatbett geschaf- fen mit

Un- ter vielen anderen Faktoren ist die Etablierung von befestigter Muko- sa eine Vorgehensweise, die grö- ßere Stabilität der Weichgewebe nach sich zieht.. In

Stichwort Patientenzahlen: Ob es nun die Praxisgebühr war, die allgemeine Verunsiche- rung oder ein in Zeiten wirtschaftlicher Re- zession erfahrungsgemäß geringerer Kranken- stand,

Die große positive Resonanz der teilwei- se hochrangigen Teilnehmer aus den ver- schiedenen Behörden war dann aber die ver- diente Belohnung für diesen Einsatz, der, so waren sich

BUND-Bundesverbandes warnt jedoch: „Es ist erfreulich, dass BMW als einziges deutsches Unternehmen nicht mehr auf die Untugenden seiner ewiggestrigen Verbandsfunktionäre setzt,

Stadtverwaltung Gotha, Quartalsbericht III/2021 3 Arbeitsmarkt - Landkreis Gotha. Angaben jeweils

Nel 2014 in Alto Adige sono stati spesi 148,3 milioni di euro per attività di Ricerca e Sviluppo interna (spese intra-muros)... 64,6% dieser Ausgaben werden von den Unterneh-

F&amp;E um- fasst einerseits völlig neue Arbeiten, mit denen neue Kennt- nisse gewonnen werden sollen und die auf eine bestimmte Anwendung oder Verwendung ausgerichtet sind oder