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69. Jahrgang • Heft 22—23 • 10. August 1993
itschrift für AUgemeinmedizin
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Ozon: Ein reizendes Thema macht vielen zu
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Behandlung der akuten vorderen Kreuzbandruptur Eine textile Fuß- orthese zur Therapie
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Unguis incarnatus: das
»ovaläre Adaptations
verfahren«
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Service Box: Kleine Chirurgie
Serie Ultraschall
phänomene: der Zebraschallschatten Infektionsprophylaxe
bei orthopädischen Eingriffen
HIPPOKRATES VERLAG GMBH STUTTGART
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rigen Füllungsdrücken. Obstruktive/konstriktive Kardiopathie, Atemwegsmißbild. (Alveolarhypoxie). Vorsicht bei Orthostaseneigung und erhöhtem intrakraniellen Druck. In der Schwangerschaft u. Stillzeit nur bei strenger Indikation unter ärztl. Überwachung. Nebenw.: Anfangs häufig Kopfschmerz, ggf. Hypotension, Flush, Reflextachykardie, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel- und Schwächegefühl. Gelegentlich allerg. bzw. entzündl. Hautreaktion. Brennen auf der Zunge wegen Alkohol.
Vereinzelt Kollapszustände mit Bradykardie und Synkopen. Bei einem starken Blutdruckabfall selten Verstärk, der Angina pectoris. Beeinträchtig, der aktiven Ver
kehrsteilnahme oder Maschinenbedien. möglich, insbesondere zusammen mit Alkohol. Wechselw.: Antihypertensiva, Ca-Antagonisten, Vasodilatatoren, Neurolepti
ka, trizyklische Antidepressiva und Alkohol verstärken die Blutdrucksenk. Verstärkung der Dihydroergotaminwirkung. Ggf. Wirkungsabschwächung durch nicht
steroidale Antirheumatika. Dos./Anw.: Beim Anfall 1 - 3 Spraygaben, zur Prophylaxe 1 Spraygabe sublingual. Vor dem ersten Gebrauch und nach längerer Nichtbenutzung 1 x ansprühen. Weiteres siehe Fachinfo. Hinw.: Enthält 82 Vol.%
Alkohol. Nicht in Flammen oder auf heiße Körper sprühen, gewaltsam öffnen oder verbrennen. Verfalld. beachten. POHL BOSKAMP
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Paracelsus - ein Luther der Medizin
Ani 13. November 1493, also vor 500 Jahren, wurde bei Einsiedeln in der Schweiz Theophrastus Bombastus Aureolus Philippus von Hohenheim als Sohn eines Arztes geboren. Er nannte sich später Paracelsus und wollte sich damit in der Nachfolge des römischen Arztes Celsus als Antipode präsentie
ren. Er sollte zeit seines Lebens an allen Grundlagen der damaligen Medizin rütteln. Er verbrannte die Arbeiten Avicennas und Galens, eigene Beobach
tungen sollten gelten, nicht die Erfahrungen irgendwelcher Autoritäten -,
»nicht aus der Spekulation, sondern aus der Praxis soll die Theorica fließen«.
Paracelsus hat die verschiedenen Bereiche der Medizin, der Krankheitsur
sachen, der Behandlungsmöglichkeiten neu durchdacht. Zum Kern freilich gehörte seine Einsicht, daß man beispielsweise nicht von unheilbaren Krankheiten ausgehen könne, sondern nur von unwissenden Ärzten, die einfach die Mittel gegen die jeweiligen Krankheiten nicht oder noch nicht kennen.
Paracelsus gilt unverändert als genialer Denker, aber insbesondere auch als großer Praktiker. Er reiste und lehrte, war knapp 150 cm groß, mit einem Buckel und großem kugelrunden Kopf, mit hastig stammelnder Sprache, so wird berichtet. Er verfaßte zahlreiche Schriften, so um 1530 eine Arbeit, die er »Chirurgia magna« nennen sollte, ln ihr gibt er Behandlungshinweise zu Geschwüren und Infektionen ebenso wie zu dem, was wir heute noch »Kleine Chirurgie« nennen.
Den für die Zukunft bedeutendsten Einfluß hatte die Einsicht, daß der menschliche Körper eine Art chemische Maschine ist; er führte die Minera
lien in die Therapie ein, aber nicht irgendwelche groben chemischen Stoffe, sondern ihre feinsten Wirkbestandteile, wie sie nach Reinigung gewonnen werden konnten. Und ein Weiteres: »Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht aus, daß ein Ding kein Gift ist.«
»Die große Wundartzney« heißt diese Schrift von Paracelsus (1493-1541).
Unsere Erinnerung an diesen großen Arzt an der Schwelle zur Neuzeit verbindet sich aber auch mit dem Satz: »Der höchste Grund aller Arznei ist die Liebe.«
Jeder von uns weiß, daß bei allem Bemühen auch dann oft überraschend eine Gesundung eintritt, wo wir es kaum für möglich gehalten haben - die Bescheidenheit des einzelnen hat ihren Grund in der Erfahrung, daß viele Kranke auch von selber gesund werden, aber auch in dem Wissen, dem Malgre tout: »Der Mensch ist zum Umfallen geboren« (Paracelsus).
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Dr. med. W. Mahringer Schelztorstr. 42
73728 Esslingen
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griffen; zur Vorbeugung von Schlaganfällen, nachdem Vorläuferstadien aufgetreten sind;
Verminderung der Gefahr weiterer Thrombosen der Herzkranzgefäße nach überstandenem Herzinfarkt. Aspirin® TAH soll längere Zeit oder in höheren Dosen nicht ohne Befragen des Arztes angewendet werden. Gegenanzeigen: Aspirin® TAH darf nicht angewendet werden bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren oder krankhaft erhöhter Blutungsneigung. Es sollte nur nach Befragen des Arztes angewendet werden bei gleichzeitiger Therapie mit gerinnungs
hemmenden Arzneimitteln (z. B. Cumarinderivate, Heparin), bei Glucose-6-Phosphatdehy- drogenasemangel, bei Asthma oder bei Überempfindlichkeit gegen Salicylate, andere Entzün
dungshemmer/Antirheumatika oder allergene Stoffe, bei chronischen oder wiederkehrenden Magen- oder Zwölffingerdarmbeschwerden oder bei vorgeschädigter Niere, in der Schwan
gerschaft, insbesondere in den letzten drei Monaten, Folgende Nebenwirkungen können auftreten: Magenbeschwerden, Magen-Darm-Blutverluste; selten Überempfindlichkeitsreak
tionen (Anfälle von Luftnot, Hautreaktionen); sehr selten eine Verminderung der Blutplättchen (Thrombozytopenie); reversibler Anstieg der Leberwerte (Transaminasen) bei hochdosierter Dauertherapie. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Erhöht werden: die Wirkung gerin-
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nungshemmender Arzneimittel, z. B. Cumarinderivate und Heparin; das Risiko einer Magen- Darm-Blutung bei gleichzeitiger Behandlung mit Kortikoiden; die Wirkung und unerwünschten Wirkungen aller nichtsteroidaler Rheumamittel; die Wirkung von blutzuckersenkenden Arznei
mitteln (Sulfonylharnstoffen); die unerwünschten Wirkungen von Methotrexat. Vermindert werden die Wirkungen von: Spironolacton; Furosemid; harnsäureausscheidenden Gichtmitteln. Aspirin®
TAH soll daher nicht zusammen mit einem der o. g. Stoffe angewendet werden, ohne daß der Arzt ausdrücklich die Anweisung gegeben hat. Hinweis: In Fällen, wo eine Dosierung von mehr als 6 Aspirin® TAH pro Tag bei En/vachsenen bzw. eine Überschreitung der entsprechen
den Dosis bei Kindern vorgesehen ist, können einige Magenmittel (Antacida) die erwünschten, hohen, kontinuierlichen Salicylat-Blutspiegel beeinträchtigen. Dosierungsanleitung und Art der Anwendung: Soweit nicht anders verordnet, nehmen En/vachsene auf ärztliche Anweisung bis zu 10 Tabletten pro Tag ein. Bei Kindern beträgt die Einzelhöchstdosis 13 mg Acetylsali
cylsäure/kg Körpergewicht, d. h., bei Kindern mit einem Körpergewicht von weniger als 38 kg darf nur 1/2, bei Kleinkindern nur 1/4 Tablette gegeben werden.
Individuelle Dosierung beachten! Hinweise: Nicht auf nüchternen Magen einnehmen. Vorsicht bei eingeschränkter Nieren- und Leberfunktion. Handelsformen: 20 Tabletten DM 6,30; 50 Tabletten DM 13,10; 100 Tabletten DM 21,85. Stand: 2.93/ Bayer Leverkusen
INHALT *** INHALT ***
Hippokrates Verlag GmbH Stuttgart 69. Jahrgang, Heft 22/23
Gsstkommentar
Ozon: Ein reizendes Thema macht vielen zu schaffen
K.-D. Rimow
579
S^iiwerpunkt
Chirurgie am vorderen Kreuzband 581 H. R. Frank und H. Seiler
Textile Fußorthese zur Behandlung von
Vorfußdeformitäten 586
J. Heisei und G. Feuerstake
Die Behandlung des Unguis incarnatus 589 J. Michael (t)
Service Box 588
Therapiestudie
Infektionsprophylaxe bei orthopädischen Eingriffen
T. Siebei und J. Heisei
594
Serie
Ultraschallphänomene (17):
Der Zebraschallschatten H. D. Bundschu
598
Magazin 592
Pharma-News 593
Kongreß Extra 599
Kongreßberichte 604
Buchbesprechungen 591, 597
Quiz -25-
Online -7-
Impressum -8-
-5-
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normalisiert die Kapillarpeimea- bilität, erhöht die Kapillar
resistenz, fördert Diurese und Ödemausschwemmung, hemmt Entzündungen und Spasmen der Hamwege.
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ten: Extr. fl. aus Herb. Solidag. 50 g (stand, auf 1 mg Quercitrin pro ml). Herb. Potentill. anserin.
17 g, Herb. Equiset. arv. 12 g. Enth. 45 Vol.-%
Alkohol.
Anwendungsgebiete: Glomeruläre Nephro
pathien, renale Hypertonie und Ödeme, Entzün
dungen und Spasmen der Harnwege, ungenü
gende Diurese, Proteinurie.
Dosierung: 3x täglich 20-30 Tropfen in etwas Flüssigkeit einnehmen.
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Solidagoren N-Tropfen: 20 ml DM 7,39 50 ml DM 14,84 100 ml DM 25,19
Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung 77736 Zell-Harmersbach/Schwarzwald
“
6
“ InhaltFrüher einmal, da nannte man das typische Ozonwetter noch Prachtsommer. Heute gehört der sogenannte Sommersmog zum Alltag, ebenso wie die Frage besorgter El
tern, ob das Spielen im Freien ihren Kindern schadet.. .
Ozon: Ein reizendes Thema macht vielen zu schaffen
Seite 579
Unfälle beim Skifahren führen nicht selten zu Kreuzbandrupturen. Früher war die Gipsruhig
stellung die übliche Praxis - heute sieht das anders aus. Besonders bei jüngeren aktiven Patienten kann die konservative Behandlung der nachgewiesenen Kreuzbandruptur als obsolet
angesehen werden.
Chirurgie am vorderen Kreuzband Seite 581
Kinderfüße sind meist noch einigermaßen gesund.
Im Laufe der Jahre führen dann aber allzu oft enges Schuhwerk oder Defekte des äußeren Nagel
randes zu eingewachsenen Zehennägeln. Und die sind lästig und hartnäckig
Die Behandlung des Unguis incarnatus Seite 589
Abbildungen: Titel: F. Lipka, Seite -6- oben: H. Fischer, Mitte: E. Knaupp, unten: W. Gorski
online *** -7-
Saunatherapie bei
Herz-Kreislauferkrankungen
Mit der allgemein wachsenden Begeiste
rung für die finnische Sauna stellte sich die Frage nach dem Einfluß eines regel
mäßigen Saunabesuchs auf das Herz- Kreislaufsystem bei Patienten mit Herz- Kreislauferkrankungen.
Insgesamt mehr als 300 männliche Pati
enten nahmen im Rahmen eines umfas
senden Rehabilitationsprogramms in
nerhalb von 3 Monaten, zweimal wö
chentlich an einer Saunatherapie teil. Sie litten entweder an essentieller Hyperto
nie, koronarer Herzkrankheit (KHK) mit Hypertonie nach Bypassoperation oder an operiertem Herzwandaneurysma nach Myokardinfarkt.
Patienten mit essentieller Hypertonie profitierten am meisten von dieser Be
handlung. Ihre Blutdruckwerte gingen in Ruhe und auch bei mittlerer Belastung (50 Watt) signifikant zurück, die Pulsfre
quenz wurde gesenkt. Bei Patienten mit KHK kam es unter Ruhebedingungen zu signifikanten Blutdrucksenkungen. Bei Hypertonikern, Patienten mit KHK und Hypertonie sowie bei Bypassoperierten verbesserte sich die periphere Hämody
namik (Xenon-13 3-Muskelclearance- Halbwertszeit T V2 verkürzte sich), eine wesentliche Ursache für die Blutdruck
senkung. Die zentrale Hämodynamik blieb weitgehend unbeeinflußt. Bei Hy
pertonikern und in der Vergleichsgruppe blieb das HMV unverändert, und weder bei KHK-Patienten noch bei Aneurysma
patienten konnte 4 Monate nach der Ope
ration die linksventrikuläre Pumpfunk
tion weiter verbessert werden. Com
pliance und Saunatoleranz waren bei al
len Patientengruppen gut. (SN) Winterfeld, H.-J. et al: Saunatherapie bei koronarer Herzkrankheit mit Hyper
tonie nach Bypassoperation, bei Herz- wand-Aneurysma-Operation und bei es
sentieller Hypertonie. Innere Medizin 1993; 48: 247-250.
Vorhersagemöglichkeit einer Atopie bei Neugeborenen
In einer multizentrischen Kohortenstu
die wurden Fragen zur Vorhersage einer Atopie bereits bei der Geburt untersucht.
Dazu wurden 1990 in 5 deutschen Städ
ten Mütter und Väter von 7609 Neugebo
renen über atopische Manifestationen befragt. 22% der Mütter und 21% der Väter litten an mindestens einer atopi
schen Manifestation (Heuschnupfen, Asthma, Neurodermitis). Von 6398 Neu
geborenen wurde das Nabelschnur-IgE bestimmt. Es hatte bei 9% von ihnen ei
nen erhöhten Wert (> 0,9 kU/1).
Es zeigte sich, daß das Vorkommen einer Atopie in der Familienanamnese nur ei-
HYPERFORAT
®Depressionen, psychische und nervöse Störungen, Wetterfühligkeit, Migräne.
Vegetativ stabilisierend, gut verträglich.
Zusammensetzung; Hyperforat-Tropfen: 100 g enthalten:
Extr. fl. Herb. Hyperici perf. 100 g, stand, auf 0,2 mg Hypericin* pro ml. Enth. 50 Vol.-% Alkohol. Hyperforat- Dragees: 1 Dragee ä 0,5 g enthält: Extr. sicc. Herb.
Hyperici perf. 40 mg, stand, auf 0,05 mg Hypericin*
{*und verwandte Verbindungen, berechnet auf Hypericin).
Anwendungsgebiete: Depressionen, auch im Klimak
terium, nervöse Unruhe und Erschöpfung, Wetterfühlig
keit, Migräne, vegetative Dystonie.
Tropfen in der Kinderpraxis: Enuresis, Stottern, psychi
sche Hemmungen, Reizüberflutungssyndrom.
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fen vor dem Essen in etwas Flüssigkeit einnehmen.
Hyperforat-Dragees: 2-3 x täglich 1-2 Dragees vor dem Essen einnehmen. Zur Beachtung: Bei Kindern entspre
chend geringer dosieren. Häufig ist eine einschleichende Dosierung besonders wirksam.
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30 ml DM 9,17 50 ml DM 14,42 100 ml DM24,20
30 St DM 7,39 100 St DM 18,75 Dr. Gustav Klein,
Arzneipflanzenforschung, 77736 Zell'Harmersbach Schwarzwald
0
-
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-online *** online *** online *** online *** online
nen geringen Einfluß auf erhöhte Nabel- schnur-IgE-Werte hatte: bei negativer Familienanamnese hatten 8,2%, bei po
sitiver 10,7% der Kinder ein erhöhtes Nabelschnur-IgE, Jungen häufiger als Mädchen. Allein bei Mädchen konnte eine schwach signifikante Korrelation zwischen Atopie bei der Mutter und er
höhter Nabelschnur-lgE festgestellt wer
den. Eine Atopie des Vaters war ohne Bedeutung für die Höhe der Nabelschnur- IgE. Ein routinemäßiges Nabelschnur- IgE-Screening scheint nicht gerechtfer
tigt. Der prädiktive Wert dieser Bestim
mung kann aber erst durch die Ergeb
nisse der Nachuntersuchung ermittelt werden. Das Risiko eines Kindes, an ei
ner Atopie zu erkranken, ist jedoch nach den bereits vorliegenden Erkenntnissen erhöht, wenn Mutter oder Vater oder beide Atopiker sind. Andererseits hat das Kind aber auch bei Atopie beider Eltern
teile eine Chance von fast 50%, niemals eine atopische Erkrankung zu bekom
men.
Um einer Atopie vorzubeugen, wird emp
fohlen, Kinder mit erhöhtem Risiko mög
lichst 4-6 Monate ausschließlich zu stil
len und Beikost spät einzuführen. Bei nichtgestillten Kindern können »hypoall- ergene« Hydrolysatnahrungen atopische Manifestationen wahrscheinlich hinaus
zögern. Potentielle inhalative Allergene (z. B. Hausstaubmilben) sollten aus dem Umfeld eines Kindes eliminiert werden;
gleiches gilt für Tabakrauch. (SN) Bergmann, K.E. et al: Atopien in Deutschland. Dt. Ärztehl. 1993; 90: Aj - 1341-1347.
Zweite Bhopal-Katastrophe
Auch acht Jahre nach dem Chemieunfall in Indien hat bis heute keiner der Ge
schädigten oder Angehörige ums Leben gekommener eine finanzielle Entschädi
gung erhalten. Und dies, obwohl der Ver
ursacher, die amerikanische Firma Union Carbide, der indischen Regierung Geldmittel in Höhe von 470 Millionen US- Dollar ausgezahlt hat. Von 15000 Todes
fällen sind erst 2740 bearbeitet. Von die
sen wurde lediglich in 755 Fällen den Angehörigen eine Entschädigung in Höhe von 4000 Britischen Pfund zuerkannt. In der Zwischenzeit sterben in jeder Woche weitere fünf Opfer. Tausende leiden un
ter den Folgen der Gaskatastrophe und unter Armut. Eine weitere Tragödie:
Häufig wird es den Betroffenen schwer
gemacht, vor den zuständigen Behörden
einen Zusammenhang ihrer Leiden mit der Exposition gegenüber dem Gas Me- thylisocyanat (MIC) glaubhaft zu machen.
Darüber hinaus werden von der indi
schen Regierung offensichtlich die von den vor Ort tätigen Wissenschaftlern zu
sammengetragenen Forschungsergeb
nisse teilweise unter Verschluß gehal
ten. (aw)
Kumar, S.: India: The second Bhopal tra
gedy. The Lancet 1993; 341:1205-1206.
Q-Fieber-Epidemie in Berlin
Der Erreger des Q-Fiebers, das Bakte
rium Coxiella burnetii, vermehrt sich im Verdauungstrakt von Zecken und in der Plazenta von Säugetieren, bevorzugt von Schafen. Endemieregionen befinden sich deshalb hauptsächlich in Süddeutsch
land, im Verbreitungsgebiet der Zecke Dermacentor marginatus.
Im Umfeld einer Berliner Tierklinik tra
ten zwischen März und Juni 1992 80 gemeldete und serologisch bestätigte Q-Fieber-Infektionen auf. Es handelte sich um die nördlichste und größte Q-Fie- ber-Epidemie der letzten 28 Jahre in Deutschland.
Zeitschrift für Allgemeinmedizin
German Journal of General Practice. Ehemals: Der Landarzt. Zugleich Organ der Vereinigung der Hoch
schullehrer und Lehrbeauftragten für Allgemeinmedizin e.V. und der DEGAM (Deutsche Gesellschaft für Allge
meinmedizin).
Schriftleitung (V.i.S.d.P.): Dr. med. Heinz Harald Ab
holz, Ceciliengärten 1, 12159 Berlin ■ Prof. Dr. med.
Winfried Hardinghaus, Chefarzt der Med. Abt., Kran
kenhaus St. Raphael, 49179 Ostercappeln. AG Gesund
heitswissenschaften Universität 49069 Osnabrück • Prof.
Dr. med. Michael M. Kochen, MPH, Abteilung für Allge
meinmedizin der Georg-August-Univ., Robert-Koch-Str.
40, 37075 Göttingen • Dr. med. Wolfgang Mahringer, Schelztorstr. 42, 73728 Esslingen • Dr. med. Gertrud Volkert, Traubergstr. 16, 70186 Stuttgart.
Verlag: Hippokrates Verlag GmbH, Rüdigerstr. 14, 70469 Stuttgart, Postfach 300504, 70445 Stuttgart, Tel.
(0711) 8931-0, Telefax (0711) 8931-453.
Geschäftsführung: Dipl.-Biol. Hartmut Fandrey, Dipl.- Kaufmann Albrecht Hauff.
Anzeigen: Günter Fecke, Tel. (0711) 8931-448.
Redaktion/Produktion: Günther Buck (Ltg.), Tel. (0711) 89 31-446. Ruth Auschra (Stellv. Ltg.), Tel, (0711) 89 31- 442. Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Ingrid Schaul (Herstellung), Tel. (0711) 8931-445.
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. Stuttgart. - Printed in Germany 1993. - © 1993 Hippokrates Verlag GmbH.
Die Zeitschrift erscheint dreimal monatlich.
Die Kartei der praktischen Medizin ist jedem 3. Heft der Kombi-Ausgabe zum Heraustrennen beigeheftet.
Diese Kartei referiert aus maßgebenden Fachzeitschrif
ten des ln- und Auslandes unter den Aspekten: kritisch, kurz und praxisnah. Adle Preise und Versandspesen ent
halten 7% Mehrwertsteuer. Die Bezugsdauer verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn nicht eine Abbestellung bis zum 30. September vorliegt. Das Abonnement wird zum Jahresanfang berechnet und zur Zahlung fällig. Die Beilage »Die Arzthelferin« erscheint unregelmäßig, 14. Jahrgang 1993.
Bezug: Durch jede Buchhandlung oder eine vom Verlag beauftragte Buchhandlung. - Postscheckkonto: Stuttgart 6025-702. - Bankverbindung: Dresdner Bank, Filiale Stuttgart, Nr. 9014731.- Baden-Württembergische Bank Stuttgart, Nr. 1004527600. - Zahlungs- und Erfül
lungsort für beide Teile: Stuttgart und Hamburg.
Bezugs
preise
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Gesamt ZFA-Zeitschrift für AUgemeinmedizin (Ausgabe A) Inland DM 150,00 DM 32,30 DM 182,30 Ausland DM 150,00 DM 56,10 DM 206,10 Vorzugspreis für Studenten und Ärzte im Praktikum Inland DM 46,00 DM 32,30 DM 78,30 Ausland DM 46,00 DM 56,10 DM 102,10 ZFA + Kartei der praktischen Medizin (Ausgabe B) Inland DM 162,00 DM 32,30 DM 194,30 Ausland DM 162,00 DM56,10 DM218,00 Vorzugspreis für Studenten und Arzte im Praktikum Inland DM 60,60 DM 32,30 DM 92,90 Ausland DM 60,60 DM 56,10 DM 116,70 Einzelheft (Ausgabe A) DM 12,00, (Ausgabe B) DM 12,50 zuzüglich Versandkosten ab Verlagsort. Alle Preise sind unverbindlich empfohlene Preise.
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brauch hergestellt werden. Jede im Bereich eines gewerblichen Unternehmens zulässig hergestellte oder benutzte Kopie dient gewerblichen Zwecken gern, § 54 (2) UrhG und verpflichtet zur Gebührenzahlung an die
VG Wort, Abteilung Wissenschaft, Goethestraße 49, 80336 München 2, von der die einzelnen Zahlungsmo
dalitäten zu erfragen sind.
Wichtiger Hinweis:
Wie jede Wissenschaft ist die Medizin ständigen Ent
wicklungen unterworfen. Forschung und klinische Er
fahrung erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere was Behandlung und medikamentöse Therapie anbe
langt. Soweit in diesem Werk eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, daß Autoren, Herausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt haben, daß diese Angabe dem Wissenstand bei Fertigstellung des Werkes entspricht.
Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Appli
kationsformen kann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung der Beipackzettel der verwen
deten Präparate und gegebenenfalls nach Kosultation eines Spezialisten, festzustellen, ob die dort gegebene Empfehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der Angabe in diesem Buch abweicht. Eine solche Prüfung ist besonders wich
tig bei selten verwendeten Präparaten oder solchen, die neu auf den Markt gebracht worden sind. Jede Dosie
rung oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr des Be
nutzers. Autoren und Verlag appellieren an jeden Benut
zer, ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten dem Verlag mitzuteilen.
Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, daß es sich um einen freien Warennamen handele.
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nierten Zeitschrift äußerst bemüht. Gelegentlich versäu
men Abonnenten nach einem Umzug ihre neue Anschrift mitzuteilen, ln den betreffenden Fällen hilft die Bundes
post, die neue Anschrift dem Verlag mitzuteilen. Abon
nenten, die mit diesem Vorgehen nicht einverstanden sind, werden gebeten, dies dem Verlag mitzuteilen.
DEGAM
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin
I A Mitglied der Arbeitsgemein- Schaft Leseranalyse medizinischer Zeitschriften e.V.
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Bei den meisten Erkrankten standen Symptome wie plötzliches hohes Fieber bis über 40 °C, starke Kopfschmerzen und trockener Husten im Vordergrund. Der Auskultationsbefund der Lunge war in der Regel unauffällig, radiologisch konnte häufig eine interstitielle Lungeninfiltra
tion festgestellt werden. Die unspezifi
schen Symptome führten oft zur Fehldia
gnose eines grippalen Infekts. Die rich
tige Diagnose wurde erst nach Bekannt
werden der Q-Fieber-Epidemie gestellt.
Infektionsquelle waren Schafe, die in die Tierklinik eingewiesen und z.T. obdu
ziert worden waren. Bei den erkrankten Personen handelte es sich überwiegend um Mitarbeiter und Studenten des Tier
instituts oder um Personen, die sich zumindest kurzfristig in der Umgebung der infizier
ten Schafe aufgehalten hatten (aerogene Erregerverteilung), in einem Fall ist Übertragung von Mensch zu Mensch denk
bar (bisher kaum beschrie
ben). Im akuten Stadium der Erkrankung war die KBR für die Diagnosesicherung nicht hilfreich, da sie in den ersten 14 Tagen negativ blieb (^1:5). Bislang geben die ge
zielte Anamnese, die 3 ge
nannten Symptome und der radiologische Nachweis einer atypischen Pneumonie die wichtigsten Hinweise zur Diagnose.
Auch in Gebieten, wo bisher keine Q-Fie- ber-Epidemien auftraten, sollte an diese Diagnose gedacht werden. Therapie der Wahl ist Doxycyclin, zweimal täglich 200 mg über 14 Tage. Besserung tritt bereits 1-4 Tage nach Therapiebeginn ein. (SN) Schneider, T. et al: Q-Fieber-Epidemie in Berlin. Dtsch. med. Wschr. 1993; 118:
689-695.
Mit Schwellstrom gegen die anorektale Inkontinenz
Durch eine spezielle Anamnese und ein
fache Untersuchungsmethoden kann der proktologisch tätige Arzt eine sichere Be
urteilung der Kontinenzleistung durch
führen. Neben einer genauen Befragung wird eine Inspektion mit Positionsbestim
mung sowie die digitale empfundene und manometrische Sphinktertonusmessung und die Bestimmung der Länge des Anal
kanals durchgeführt. Durch Addition der aus den einzelnen Scores erzielten Punkte ergibt sich eine Einteilung von kontinent bis zum Inkontinenzgrad III.
Bei der neuromyogen, neurogen oder idiopathisch bedingten Inkontinenz ge
winnt neben Biofeedbackmethoden die Elektrostimulation der Beckenboden- und der Spinktermuskulatur immer grö
ßere Bedeutung. An der Chirurgischen
Abteilung der Poliklinik in Dresden wur
den 128 Patienten, 78% Frauen und 22%
Männer, mit einer Schwellstromtherapie und Beckenbodentraining bis zu neun Monate lang behandelt (IT lOOB-lM, Reha-Medi®). Bei über 50% der Patienten kam es nach der Therapie zu einer ob
jektiv nachzuweisenden Besserung der Kontinenz, verursacht durch eine Hyper
trophie der quergestreiften Muskulatur der Sphinkter- und Beckenbodenmusku
latur. (aw)
Klug. W.: Anorektale Inkontinenz-Dia
gnostikparameter, Indikationsstellung und Behandlungsergebnisse der Schwell
stromtherapie. Kontinenz 1993; 2:
62-66.
krankung stehen. Nicht zuletzt ist eine einfühlsame psychologische Führung ein Eckpfeiler der Therapie. (aw) Frenk, E.: Was ist Vitiligo? Akt. Derma
tol. 1993; 19; 77-79.
Androgenetischen Alopezie:
Minoxidil nur in Einzelfäilen erfolgreich!
Zur Behandlung der progredienten, kon
tinuierlichen Verminderung von Termi
nalhaaren (Alopecia androgenetica) ver
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Zusammensetzung: 1 Kapsel enthält 10 mg ß-SItosterin (stand.: 0,1 mg ß-Sitosterin-ß-D- glucosld). Anwendungsgebiete: Benigne Pro
statahyperplasie (Prostata-Adenom). Gegen
anzeigen: Sind bisher nicht bekannt. Neben
wirkungen: In seltenen Fällen Magenunbe- kömmlichkeit.
Dosierungsanleitung und Anwendungswei- se: Initialtherapie: Im allgemeinen 3 mal täglich 2 Kapseln. Langzeittherapie: Im allgemeinen 3 mal täglich 1 Kapsel. Die Kapseln sollen mit etwas Flüssigkeit nach den Mahlzeiten einge
nommen werden.
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Psychologische Betreuung von Vitiligo-Patienten bedeutsam
Die Vitiligo ist eine seltene, erworbene Hauterkrankung, deren Prävalenz in Eu
ropa zwischen 0,5 und 1% liegt. Bei je
dem zweiten Patienten beginnt die lang
sam in Schüben verlaufende Erkrankung vor dem 20. Lebensjahr. Betroffen sind vor allem Hände, Füße, Beine, das Ge
sicht und die Anogenitalregion. Histolo
gisch sind diese Körperregionen durch das Fehlen von Melanozyten charakteri
siert. Die Genese dieser - für die Betrof
fenen vor allem kosmetisch störenden - Erkrankung ist bis heute unklar. Disku
tiert werden neben chemischen Noxen wie Hydrochinonderivaten vor allem ge
netische Einflüsse sowie funktionelle Stö
rungen der Melaninsynthese im Sinne ei
ner Dysregulierung und der Anhäufung toxischer Intermediärprodukte. Das Vor
liegen von Melanozytenantikörpern im Blut, die allerdings nicht spezifisch für Vitiligopatienten sind, spricht darüber hinaus für eine Autoimmungenese.
Gefährdet sind die Patienten vor allem durch eine höhere Lichtempfmdlichkeit sowie ein gesteigertes Melanomrisiko. Im Vordergrund der Therapie solle, so Frenk, eine genaue Aufklärung der Pa
tienten über die Natur und die einge
schränkten Behandlungschancen der Er-
zufällig beobachtete Nebenwirkung des Antihypertonikums Minoxidil, nämlich eine Hypertrichose, auch therapeutisch zu nutzen. Der Wirkmechanismus der im Ausland erhältlichen 2%igen Minoxidillö
sung ist unbekannt. Man nimmt jedoch eine immunsuppressive Wirkung auf pe
rifollikuläre Entzündungszellen und eine Stimulation epidermaler Zellen an. Bei mehr als 2700 Patienten in einer plaze
bokontrollierten, multizentrischen Studie kam es zwar nach 6-12 Monaten der Behandlung zu einer statistisch signifi
kanten Zunahme von Terminalhaaren, die aber letztlich nur 10-20% der nor
malen Haardichte von 500/cm^ betrug.
Überdies kam es auch in der Plazebo
gruppe - die nur mit wirkstofffreiem Lö
sungsmittel behandelte - zu einem si
gnifikanten Haarwachstum. Der Erfolg der Behandlung wurde dann auch durch die Betroffenen deutlich positiver einge
schätzt als durch die Therapeuten. In Einzelfällen, wenn die Alopezie noch nicht sehr ausgeprägt ist und erst seit kurzer Zeit besteht, kann eine - höch
stens einjährige - Therapie durchaus versucht werden. Auf systemische Ne
benwirkungen durch eine Resorption muß geachtet werden. Regelmäßige Kon
trollen des Herz-Kreislauf-Systems und des Wasser-, und Elektrolythaushaltes
sind indiziert. (aw)
Bammel, A., Stern. R., Sterry, W.: The
rapie der androgenetischen Alopezie mit Minoxidil. DMW1993; 118: 787-789.
-
10
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Vertigo-Vomex N retard Kapseln - und Oma schwindelt nicht.
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Zusammensetzung: 1 Retard-Kapsel enthält: 120 mg Oimenhydrinat, 30 mg Pyridoxinhydrochlorid. Anwendungsgebiete: Zur Behandlung bei Schwindel als Symptom folgender Erkrankungen:Zerehralsklerose, vestibuläre Erkrankungen und Vasoneurosen. Gegenanzeigen: Nicht anwenden hei Verdacht auf raumbeengende intrakranielle Prozesse (Erschwe- rung der Diagnose), akuten Vergiftungen, Epilepsie und Eklampsie.Vertigo-Vomex N retard Kapseln sollten nicht bei Kindern unter 10 Jahren angewendet werden. Nebenwirkungen:
Gelegentlich zu Beginn der Behandlung auftretende Müdigkeitserscheinungen lassen sich durch Herabsetzung der Dosis beseitigen,falls dies erwünscht ist, bzw. verschwinden nach längerer Behandlungsdauer. Dosierung und Art der Anwendung: Morgens eine und gegebenenfalls am späten Nachmittag eine weitere Kapsel. Innerhalb von 24 Stunden können - möglichst im 8-Stunden-Abstand-biszu 3 Kapseln eingenommen werden. Wirkungsweise: Dimenhydrinat ist ein Antihistaminikum (Hi-Blocker), welches durch Angriff an Labyrinth und Gleichgewichtsregulationszentrum antivertiginös wirkt. Ferner dämpft es selektiv das Brechzentrum. Kreislauf und Atemregulation werden nicht beeinflußt. Vitamin Be unter
streicht die Wirkung von Dimenhydrinat synergistisch. Wechsejwirl^genjnjtanderenjWtteln^ Bei gleichzeitigem Alkoholgenuß ist eine gegenseitigeWirkungsverstärkung möglich.
Da die ototoxischeWirkung von Aminoglykosid-Antibiotika maskiert werden kann, sollten Vertigo-Vomex N und Aminoglykosid-Antibiotika nicht zusammen gegeben werden. Hinweis:
Vertigo-Vomex N kann auch bei bestimmungs
gemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, daß die Fähigkeit zur akti
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Gastkommentar 'ZEA. 579
Klaus-Dietrich Runow
Ozon: Ein reizendes Thema
macht vieien zu schaffen
Institut für Umweltkrankheiten, Bad Emstal
Oben zuwenig, unten zuviel: Das Ozon ist heute leider in jeder Munde - oder sagen wir besser:
in jedermanns Atemwege. Dort kann es erheb
liche Beschwerden auslösen, wie die sprung
haft steigenden Asthmaanfälle bei kletternden Ozonwerten zeigen. Und dennoch haben wir uns daran gewöhnt, im Plauderton über die aktuellen Werte dieses reizenden Gases zu re
den. Wir haben uns an Meßdatenmeldungen von 220 ppm Ozon pro Kubikmeter Atemluft gewöhnt, wo doch eigentlich nur 20 ppm nor
mal sind. Wir haben uns daran gewöhnt, daß bei steigenden Konzentrationen »Asthmatiker und besonders empfindliche Personen körper
liche Anstrengungen und Sport möglichst mei
den sollen«, wie die stereotype Wetterwarnung verkündet.
liehen Personen sind darauf zurückzuführen.
Auch diese beschönigende Bezeichnung ist un
erträglich, denn wer empfindlich ist, ist selber schuld und nicht normal, oder? Realistisch ge
sehen ist es jedoch nur die Konzentrationshöhe und Expositionsdauer, die jeden von uns ir
gendwann »empfindlich« macht. Empfindlich - und leider auch allergisch, wie umweltmedi
zinische Untersuchungen zeigen.
Ozon ist mit schuid an der Entstehung von Ailergien
Wer sich dafür interessierte, konnte beispiels
weise schon länger beobachten, daß auch auf
Der ganz normale Wahnsinn
Früher nannte man das typische Ozonwetter einmal Prachtsommer, doch auch an diese Um
wertung werden wir uns wohl noch gewöhnen müssen -, wenn die Verantwortlichen nicht endlich geeignete Maßnahmen ergreifen, die
sen »Sommersmog« zu lüften, wie die tägliche Katastrophe auf gut Neudeutsch heißt. Denn eines ist klar: Permanent erhöhte Ozonwerte rufen keine Bagatellerkrankungen oder kleine Befindlichkeitsstörungen hervor. Sie sind eine Noxe mit erheblicher gesundheitsgefährdender Potenz nicht nur für Asthmatiker.
Im Tierversuch zeigt sich, daß Ozon in den Atemwegen aggressiver wirkt als Schwefeldi
oxid, weil es wegen seiner geringen Wasserlös
lichkeit gut in die tieferen Atemwege gelangt (1). Durch seine hohe oxidative Potenz kann Ozon leicht Entzündungsreaktionen an den Schleimhäuten hervorrufen. So macht sich eine übermäßige Ozonexposition unter anderem durch brennende Augen bemerkbar. Auch die Atembeschwerden der sogenannten empfind-
Dr. med. Klaus-Dietrich Runow, geh. 1955, ver
heiratet, ein Sohn. Aus
bildung als pharmazeu
tisch-technischer Assi
stent, Studium der Biolo
gie und Humanmedizin in Marburg. Spezialisie
rung auf den Bereich i
»Umweltmedizin« und '
entsprechendes Fachstudium im Environ
mental Health Center in Dallas/Texas bei Pro
fessor William Rea. 1985 Gründung des Insti
tuts für Umweltkrankheiten in Bad Emstal bei Kassel, einer unabhängigen Spezialambulanz für umweltbedingte Erkrankungen, mit ange
schlossenem Labor. Organisator des jährlich im September stattfindenden »Internationalen Symposions für Umweltmedizin« in Bad Em
stal. Umweltmedizinische Forschung und Ar
beit an den Universitäten Tübingen und Kas
sel. Verschiedene Fachpublikationen, Heraus
geber der »Zeitung für Umweltmedizin«.
Zur Person
Z. Allg. Med. 1993; 69: 579-580. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1993
Gastkommentar
Auch auf dem Land leiden immer mehr Menschen an Heuschnupfen
Langfristig dro
hen Hormon- und Enzym
schäden, Chro- mosomen- hrüche und möglicherweise Tumorerkran- kungen
dem weniger verschmutzten Lande immer mehr Menschen an Heuschnupfen leiden. Auf
fällig ist jedoch auch, daß gerade dort die Ozon
werte schwindelnde Höhen erreichen. Dies scheint auf den ersten Blick paradox, ist doch der Autoverkehr in der Stadt Hauptverursa
cher der Ozonkatastrophe.
Autos sind die Hauptemittenen von Stickstoff
oxiden und Kohlenwasserstoffen. Aus ihnen spaltet die Sonnenenergie ein Sauerstoffatom ab und oxidiert normalen Sauerstoff zu Ozon auf Sind jedoch genügend Luftschadstoffe - was für ein Gedankengang! - vorhanden, zer
fällt das Ozon auch wieder. Da es sich durch mikrometeorologische Strömungen in die Um
gebung der Ballungsgebiete verteilt, es dort aber nicht »genügend« katalysierende Luft
schadstoffe gibt, steigt dort die Ozonbelastung besonders stark. Die Folge; Die Landbevölke
rung ist an mehr Tagen im Jahr einer höheren Ozonkonzentration ausgesetzt (2).
abfmden. So ist beispielsweise bekannt, daß extrem hohe Ozonkonzentrationen langfristig zu Hormon- und Enzymschäden, Chromoso
menbrüchen und möglicherweise zu Tumorer
krankungen führen können.
Es ist deshalb wenig trostreich, wenn der Bun
desumweltminister gerade wieder einmal die
»konsequente Luftreinhaltungspolitik der Bun
desregierung« preist. Sie reicht offensichtlich nicht. Dringend gefordert ist deshalb eine Ver
ringerung des Kraftverkehrs um 80 Prozent.
Nur so kommen wir unter die Schadensgrenze.
Es gilt, ein Luftreinhaltungsprogramm zu ent
wickeln, das sämtliche medizinisch-ökologisch relevanten Luftschadstoffe beinhaltet. Als Kon
sequenz daraus müssen integrierte Verkehrs
entwicklungspläne mittels staatlicher Finanzie
rung erstellt und umgesetzt werden. Dies zwänge auch die Kommunen, ihre Vorhaben wie Straßenbau und Tempolimit auf ihre Emis
sionsbilanz zu überprüfen.
Mit einer Vor
schädigung der Lungenschleim
häute steigt ihre Durchläs
sigkeit für Allergene
Hausarrest ah 120 Mikro
gramm Ozon pro Kubikmeter Luft
Und so läßt sich auch der bereits erwähnte Heuschnupfenanstieg erklären: Mit einer Vor
schädigung der Lungenschleimhäute steigt auch ihre Durchlässigkeit für Allergene. Außer
dem verzögert Ozon den Abtransport inhalier
ter Pollen. So ist eine Kombinationswirkung zwischen Pollen und Ozon sehr wahrscheinlich (3). Doch auch eine Durchlässigkeitserhöhung gegenüber Proteinen — sehr potenten Allerge
nen - steigt unter dem Einfluß von Ozon. Dies läßt sich im Tierversuch belegen: Meer
schweinchen inhalieren zunächst ein Gemisch aus Ozon und Schwefeldioxid. Als Allergen dient Ovalbumin, das Hauptallergen aus dem Eiklar. Es zeigt sich, daß mit steigender Gas
gemischkonzentration auch die Sensibilität der Tiere auf das Protein steigt: Bei 0,5 ppm Ozon reagierten 14 Prozent der Meerschweinchen, bei 1 ppm bereits 71 Prozent allergisch. Schon 1 ppm Schwefeldioxid verursacht bei 50% der Tiere allergische Reaktionen, und 1 ppm Schwefeldioxid in Kombination mit 0,5 ppm Ozon ergibt bei 86% der Tiere eine Allergie (4).
Entschwefeln statt schwafeln
Es ist klar, daß dies alles noch nicht den letzten Erkenntnisstand darstellt. Deshalb, und auch weil die bisher aufgetretenen Schäden durch Ozon nicht mehr hinnehmbar sind, können wir als Ärzte uns nicht mit der Schönrednerei des Themas seitens der verantwortlichen Politiker
Bis diese Maßnahmen greifen, kann man über
gangsweise nur allen Bürgerinnen und Bür
gern raten, ab einer Konzentration von 120 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft in den Häu
sern zu bleiben -, dort baut sich das Ozon durch Oberflächenreaktionen mit Möbeln und Wänden rasch ab. Also Hausarrest. Körperli
che Anstrengungen sollten sie tatsächlich ver
meiden. Außerdem muß, sobald die Werte 240 Mikrogramm pro Kubikmeter überschreiten, der Autoverkehr stillgelegt werden und dürfen alle dafür verantwortlichen Industrieschlote nicht mehr dampfen.
Dies hat nichts mit grüner Traumtänzerei oder radikalen Tendenzen zu tun - diese Forderung entspringt der Fürsorgepflicht des Arztes.
Literatur
1. Für Asthmatiker kann auch Ozon gefährlich werden, Ärztezeitung 30. 5. 1990.
2. Buck, M.: Außenluftverunreinigungen, Allergologie 1989; 12: 100-108.
3. Gassner-Bachmann, M.: Allergie und Umwelt, Aller
gologie 1989; 12: 492-502.
4. Riedel, F.: Tierexperimentelle Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen Reizgasschädigung und bronchialer Sensibilisierung, Allergologie 1989; 12:
112-113.
Dr. med. Klaus-Dietrich Runow Institut für Umweltkrankheiten Im Kurpark 1
34308 Bad Emstal
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Fortbildung
H. R. Frank und H. Seiler
Chirurgie am vorderen Kreuzband
Einleitung
Mehrwöchige Gipsruhigstellung und Dauerent
lastung nach Band- oder Meniskusschäden sind leider vielerorts immer noch übliche Praxis.
Dabei sind die Nachteile lange bekannt (Tah. I) und geben Veranlassung, dem Patienten die Immobilisationsbehandlung wann immer mög
lich zu ersparen. Voraussetzung hierfür ist al
lerdings;
Übungsstabilität des rekonstruierten vorde
ren Kreuzbandes (eine Bandnaht ist unge
eignet)
Fehlen von Kontraindikationen (z. B. Menis- kus-Nahtrefixation)
enge Zusammenarbeit zwischen Klinik, Hausarzt, Krankengymnast(in) und Patient Schmerzfreiheit postoperativ.
Freies Patellarsehnentransplantat:
führend im Stabilitätsvergleich
Ziel der Kreuzbandoperation ist die volle Ge
lenkstabilisierung ohne Beweglichkeitsdefizit.
Verbleibende Instabilitäten (auch solche gerin
ger Ausprägung) führen nicht nur häufig zu chronischen Instabilitätsepisoden, sondern nachweislich auch zu Meniskus- und Knorpel
schäden oder zu rezidivierenden Patellaspit
zensyndromen (28). Folgeeingriffe mit entspre
chender zusätzlicher Krankheitsdauer (11, 12, 13) sind dann erforderlich. Deshalb kann auch die konservative Behandlung der nachgewiese
nen vorderen Kreuzbandruptur - insbesondere beim jüngeren aktiven Patienten - als obsolet angesehen werden (14): Langzeitkontrollen nach 6-10 Jahren ergeben alarmierende Er
gebnisse durch Sekundärschäden der Instabi
lität und fortschreitende Gelenkdestruktion.
Während bei chronischer vorderer Kreuzband
insuffizienz bandplastische Maßnahmen mit autologen Transplantaten ohne Alternative
Bewegung in der Therapie!
Klinik für Unfall-, Hand- und Plasti
sche Chirurgie, Zen
tralkrankenhaus Reinkenheide, Bremerhaven (Chefarzt:
Prof. Dr. H. Seiler)
sind, wird beim akuten Trauma vielerorts noch die Bandnaht diskutiert. Es wird jedoch immer deutlicher, daß deren Langzeitstabilität der Bandplastik - objektiv wie subjektiv - unterle
gen ist.
Bei eigener Nachuntersuchung von 120 Patien
ten mit vorderer Kreuzbandruptur durch
schnittlich 45 Monate nach operativer Versor
gung (Naht bzw. Lig. patellae-Ersatzplastik) la
gen die Langzeitergebnisse von Patienten mit Ersatzplastik über denjenigen, die lediglich mit Bandnaht versorgt worden waren. Dabei war die Ersatzplastik bei Kniegelenken durch
schnittlich 330 Tage nach Ruptur durchgeführt worden, d. h. bei chronischer Instabilität mit Sekundärschäden; die Bandnaht dagegen je
weils innerhalb von 14 Tagen nach Unfall. Der Trend traf sowohl für funktionelle Beurteilung
Konservative Behandlung bei jüngeren, akti
ven Patienten obsolet
Bei der akuten vorderen Kreuzbandruptur ist der Trend von der Nahtversorgung zum primä
ren Ersatz unübersehbar. Aus der Vielzahl un
terschiedlicher Rekonstruktionsverfahren ist das autologe Patellarsehnentransplantat (Kno
chen-Sehne-Knochen) zu favorisieren. Seine Reißfestigkeit und Verankerungstechnik bieten die beste Prävention gegen instabilitätsbe
dingte Folgeschäden. Kombiniert mit den Vor
teilen der dann möglichen frühfunktionellen Nachbehandlung sollten sich die Ergebnisse der Kreuzbandchirurgie in Zukunft deutlich verbessern. Die nachteilige Gipsimmobilisation kann vermieden, ihre Folgen wie Kontrakturen verhindert, die Rehabilitationszeit verkürzt und Kosten eingespart werden. Im Mekka der Sportmedizin, den Vereinigten Staaten, bereits zum »Golden Standard« erhoben, können Pri
märersatz mit ausreichender Verankerungs
stabilität und frühfunktioneller Nachbehand
lung zunehmend häufiger auch unserem Pati
enten mit akuter Kreuzbandinsuffizienz emp
fohlen werden.
Zum Inhalt
Z. Allg. Med. 1993; 69: 581-585. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1993