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120 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Dezember 2014 | www.pta-aktuell.de

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u den Meilenstei- nen in der Medizin- geschichte gehört sicherlich die Be- schreibung des Erregers Myco- bacterium tuberculosis durch Robert Koch von 1882. Damals wurde die Infektion auch als Schwindsucht bezeichnet. Ein

prominentes Opfer der Tuber- kulose ist der Schriftsteller Franz Kafka: Nach einem nächtlichen Blutsturz im Au- gust 1917 diagnostizierten die Ärzte bei ihm die Tuberkulose.

Ein Brennen im Hals und der fortschreitende Stimmverlust waren die ersten Symptome

der 1922 einsetzenden sekun- dären Kehlkopftuberkulose, die sich aus seiner Lungentuber- kulose entwickelt hatte. 1924 starb Kafka schließlich.

Ansteckungsgefahr Tuber- kulose ist eine meldepflich- tige Infektionskrankheit, die

durch Mycobakterien hervor- gerufen wird. Diese werden durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen, wenn Erkrankte die Bakterien etwa durch Husten ausstoßen.

In den meisten Fällen betrifft das Leiden die Lunge, es kann jedoch auch, wie im Falle Kaf- kas, auf jedes andere Organ übertreten.

Verschiedene Stadien Der erste Kontakt mit dem Bakte- rium führt nach etwa sechs bis acht Wochen zu einem positi- ven Tuberkulinhauttest. Stellt man beim Röntgen der Lunge einen kleinen Entzündungs- herd mit einer örtlich begrenz- ten Lymphknotenreaktion fest, liegt eine Primärtuberkulose vor, selten befindet sich dieser Primärkomplex außerhalb der Lunge. Von einer postprimären Tuberkulose spricht man, wenn bisher ruhende Erregerherde mit lebenden Tuberkulosebak- terien, welche aus der Primär- infektion stammen, reaktiviert werden. Eine Organtuberkulose entsteht, wenn die Infektion über andere Eintrittspforten als die Atemwege stattfindet oder eine Streuung über die Blut- bahn erfolgt.

Schlummernde Stören- friede Von einer offenen Tu- berkulose spricht man, wenn die Erreger im Sputum nachweisbar sind und der Patient ansteckend ist. Bei einer geschlossenen, la- tenten Tuberkulose hingegen sind keine Bakterien im Aus- wurf zu finden, der Betroffene ist somit nicht infektiös. Die Erreger befinden sich dann in den Makrophagen und sind von Abwehrzellen umgeben.

© bunyos / fotolia

PRAXIS TUBERKULOSE

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Die Infektionskrankheit wird oft sehr spät erkannt, weil die Beschwerden

unspezifisch sind. Betroffene leiden meist unter andauerndem Husten,

Nachtschweiß, Fieber, blutigem Auswurf und verlieren an Gewicht.

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Bei der dritten Variante, der persistierenden, sind die Keime ebenfalls in den Fresszellen eingeschlossen. Sie weisen so gut wie keine Stoffwechselakti- vität mehr auf. Die Krankheit bricht nur bei relativ wenigen Menschen, die den Erreger in sich tragen, tatsächlich aus.

Besonders Personen mit einem schwachen Immunsystem sind diesbezüglich gefährdet.

Aktueller Stand Im Tuber- kulosebericht 2014 der WHO heißt es, dass etwa 1,5 Millio- nen Menschen im vergangenen Jahr an Tuberkulose gestorben sind, ungefähr neun Millionen Personen sind erkrankt. Diese Zahlen seien inakzeptabel hoch, zumal man aufgrund der medizinischen Fortschritte die meisten Todesfälle verhindern könnte. In absoluten Zahlen waren die westpazifischen Ge- biete sowie Südostasien mit 54 Prozent der Fälle am stärksten betroffen, rund 25 Prozent der Erkrankungen gab es in Afrika.

Die WHO weist auf den Zu- sammenhang von HIV und Tuberkulose hin: Von den 1,5

Millionen Betroffenen, die an der Krankheit starben, waren mindestens 350 000 HIV-posi- tiv. Insgesamt geht man von 1,1 Millionen Menschen aus, die mit beiden Erregern infiziert sind. Weltweit hat der Kampf gegen Tuberkulose laut WHO zwar große Fortschritte ge- macht, dennoch fehlen für eine effektive Bekämpfung zwei Mil- liarden Dollar pro Jahr.

Resistenzen Zur Bekämp- fung von Tuberkulose stehen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung: Rifampicin (RMP), Isoniazid (INH), Ethambutol (EMB), Pyrazinamid (PZA) sowie Strepotmycin (SM). Zur Standardkurzzeittherapie, die insgesamt sechs Monate dau- ert, werden in den ersten 60

Tagen INH, RMP, PZA und EMB verabreicht, in den letzten vier Monaten erhält der Pati- ent lediglich eine Kombination aus INH und RMP (Stabilisie- rungs- und Kontinuitätsphase).

Währenddessen müssen mög- liche Resistenzen der Erre- ger gegen Antituberkulotika beachtet werden, da derartige Tuberkulosen schwerer be- handelbar sind. Grundsätzlich

sollte bei Therapieversagen die Behandlung um zwei bis drei Arzneimittel ergänzt werden, da die Gabe nur eines Wirk- stoffs die Entwicklung weiterer Resistenzen begünstigen kann.

Zu den möglichen Substanzen gehören die Aminoglykoside Capreomycin und Kanamycin, die Thionamide Ethionamid,

Prothionamid, die Fluorchino- lone Ofloxacin/Levofloxacin, Ciprofloxacin und Moxifloxa- cin sowie die bakteriostatisch wirksamen Mittel 4-Aminosa- licylsäure und Cycloserin.

Neue Arzneimittel Das Tuber- kulostatikum Bedaquilin, wel- ches eine gute Wirkung bei Infektionen mit multiresisten- ten Keimen verspricht, führte

in einer Zulassungsstudie zu Todesfällen. Delamanid ist eine neue Substanz und wirkt ebenfalls gegen multiresistente Tuberkulosestämme (z. B. bei Resistenzen gegen die Stan- dardmittel INH und RMP). ■

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

»Husten, der länger als drei Wochen andauert, sollte

ärztlich abgeklärt werden.«

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