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1. Klinikärztetreffen der AG Orthopädie / Unfallchirurgie

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Ärzteblatt Sachsen 4 / 2010 177

Tagungsberichte

1. Klinikärztetreffen der AG Orthopädie / Unfallchirurgie

Die Arbeitsgruppe Qualitätssiche- rung Orthopädie/Unfallchirurgie be - schloss im Jahr 2009, sich erstmals anlässlich eines Klinikärztetreffens in Ergänzung und zur Interpretation des Dialogs zwischen der Gruppe und den Klinikärzten zu treffen. Der 2. Dezember 2009 war dazu ein geeignetes Datum, weil zu diesem Zeitpunkt alle Rückläufe im Dialog bearbeitet waren und eine Übersicht über den Verlauf der Zusammenar- beit über das Jahr 2009 gegeben werden konnte, in welchem die Daten von 2008 verhandelt wurden.

Das Treffen wurde vorbereitet von der Projektgeschäftsstelle Qualitätssi- cherung und sachsenweit und darü- ber hinaus beworben, da die Proble- matik durchaus überregional besteht.

Im Vorfeld wurden einige, sich immer wiederholende Fragestellungen mit Experten besprochen, die mit der Sächsischen Landesärztekammer eng zusammenarbeiten, und Empfehlun- gen formuliert, welche den Kollegen im Dialog angeboten werden konn- ten. Dies war zum Beispiel notwen- dig für die Situation einer Notfall- operation bei nicht geschäftsfähigen Patienten, bei welchen entweder der Vormund nicht erreicht werden kann oder noch keine Vormundschaft ein- gerichtet ist. Nachdem sich die Gruppe über das Jahr verteilt bis zu diesem Zeitpunkt sechsmal getroffen hatte, waren die „Knackpunkte“ für die Diskussion bekannt. Die Bereiche, die in der Arbeitsgruppe besprochen werden, wie proximale Femurfraktu- ren, Implantation einer Hüfttotalen- doprothese, Wechsel einer Hüfttota- lendoprothese oder deren Kompo- nente sowie Kniegelenkprimären- doprothetik und Wechselprothetik sind bekanntermaßen Bereiche mit Wachstumstendenz. Die Patienten mit hüftgelenknaher Femurfraktur werden nachgewiesenermaßen immer älter und polymorbider, die Patienten mit Bedarf einer Hüft- und Knieendoprothetik immer jünger und anspruchsvoller. Für die hüftgelenk- nahe Femurfraktur hat sich der Qua-

litätsindikator präoperative Verweil- dauer als kritisch erwiesen. Qualitäts- ziel ist die kurze präoperative Ver- weildauer, die für 85 % der Patien- ten innerhalb von 48 Stunden nach stationärer Aufnahme liegen sollte.

Der Referenzbereich für das Über- schreiten der Zeit von 48 Stunden liegt also bei 15 %. Aufgrund der hohen Komorbidität dieser Patienten und der personellen und strukturel- len Vorhaltung, die vor allem am Wochenende zur Versorgung not- wendig sind, gab es in den vergan- genen Jahren immer Probleme mit dem Erreichen dieser Toleranz- schwelle. Dies ist vor allem begrün- det durch Patienten mit gerinnungs- hemmender Therapie, vor allem nach Stents, durch demenzielle Erkrankun- gen ohne eingerichtete Betreuung und durch die Vorbehandlungsnot- wendigkeit von Miterkrankungen wie zum Beispiel Herzinsuffizienz.

Ein großes Problem stellt die nicht vorhandene Kapazität zur endopro- thetischen Versorgung am Wochen- ende dar.

In Sachsen wurde für 2008 erstmals ein Ergebnis unter 15 % (14,9 %, siehe Abb.1) erreicht. Diese Ergeb- nisse und die Begründungen der Krankenhäuser für das Nichterrei- chen der Referenzschwelle wurden vom Unterzeichnenden vorgetragen.

Es ist bezeichnend, dass die Versor- gung von pertrochantären Frakturen, die in der Regel ohne Endoprothetik

versorgt werden können, kein zeitli- ches Problem bezüglich der präope- rativen Verweildauer darstellt. Die Bundesdurchschnittswerte für alle hüftnahen Frakturen von 11,6 % konnten leider noch nicht erreicht werden.

Unterstützung für die Argumentati- onsweise bei demenziell erkrankten Patienten oder Patienten, die nicht geschäftsfähig aus welchem Grund auch immer sind, wurde vom Podium aus bei der Diskussion durch Herrn Prof. Dr. jur. Bernd-Rüdiger Kern, Leipzig, gegeben. Er verwies auf die Möglichkeit der Geschäftsführung ohne Auftrag, wenn ein Vorteil für den Patienten medizinisch zu erwar- ten ist. Dies ist bei den hüftgelenk- nahen Frakturen der Fall. Die Rate an postoperativen Komplikationen, Dekubitusfällen und Pneumonien ist signifikant erhöht bei Überschreiten des Grenzwertes von 48 Stunden.

Prof. Dr. med. Sebastian Schellong ging in seinem Vortrag auf die Prob- lematik der präoperativen Gerin- nungshemmung im weitesten Sinne ein. So wurden grundsätzlich die Thromboseprophylaxe bei diesen Patienten, die Gerinnungshemmung mit ASS und Thrombozytenaggrega- tionshemmern, aber auch mit oralen Koagulationshemmern besprochen.

In der Summe können dringende Operationen durch Antagonisierung der oralen Antikoagulation mit Cumarinen immer sofort durchge- Prof. Dr. med. habil. Felix Bonnaire in der Diskussion mit

Prof. Dr. med. Rüdiger Smektala

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Tagungsberichte

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führt werden. Bei der Thrombozyten- aggregationshemmung gibt es kei- nen wirksamen Antagonismus für einen Zeitraum von sieben Tagen.

Zudem ist das Absetzen der Throm- bozytenaggregationshemmer bei der gegebenen Indikation Stent als vor allem im ersten Jahr hochgradig gefährdend anzusehen. Es gelang Herrn Prof. Dr. Schellong eine her- vorragende Übersicht von der Throm- boseprophylaxe bis zum Risikoma- nagement zur Behandlung dieser Frakturen zu erstellen.

In der Diskussion schalteten sich Prof.

Dr. med. Rüdiger Smektala, Ärzte- kammer Westfalen-Lippe, und Herr

Dr. med. Dr. P. H. Ulrich Schulze Raestrup mit ein (Bild). Sie diskutier- ten mit den Erfahrungen, die sie in Nordrhein-Westfalen, wo vor Jahren ebenfalls der Referenzbereich nicht eingehalten werden konnte, mach- ten. Durch regelmäßige Dialoge, Ver- anstaltungen und den Nachweis eines echten Nachteils für den Pati- enten durch eine späte Operation in einer groß angelegten Studie mit sogenannten Zwillingspärchen (pro- pensity score), die unter der Feder- führung der DGU und der Bundesge- schäftsstelle für Qualitätssicherung durchgeführt wurde, konnte er nach- weisen, dass die Rate der postopera- tiven chirurgischen Komplikationen,

die Rate der Dekubitusentstehung postoperativ und der Pneumonie sig- nifikant ansteigen.

Im ersten Teil der Veranstaltung trug Herr Dr. med. Stephan Kirschner vom Universitätsklinikum Dresden, Klinik und Poliklinik für Orthopädie, die Ergebnisse für die Hüftendoprothe- senerstimplantation sowie den Kom- ponentenwechsel und anschließend auch für die Erstimplantation von Knieendoprothesen und deren Wech- sel vor. Diskussionspunkte sind hier immer die Indikationen zu den jewei- ligen Erstoperationen und die funkti- onellen Ergebnisse der Gelenke zum Entlassungszeitpunkt. Die Qualitäts- sicherungsgruppe muss sich im Dia- log mit den Krankenhäusern über die Indikationsstellungen unterhal- ten, wenn die vorgegebenen Krite- rien wie Schmerz, Beweglichkeit und Röntgenbefund, nicht eingehalten werden. Kritisch ist der radiologische Score einzuschätzen, der durchaus persönlich interpretiert werden kann.

Insgesamt nehmen die Eingriffe wie bundesweit zu und die Verweildauer nimmt entsprechend ab. Dies gilt für die Hüft- wie auch für die Knieendo- prothetik. In Einzelfällen wurde die Qualität von Fremdoperateuren an Kliniken mit hoher Komplikationsrate hinterfragt und muss von den betrof- fenen Krankenhäusern verbessert werden. Im Großen und Ganzen sind die Ergebnisse in Sachsen bezüglich dieser Bereiche eher erfreulich im Vergleich zum Gesamtbundesgebiet.

In der Summe war die Veranstaltung von insgesamt 58 Kollegen besucht und hinterließ eine sehr positive Rückkopplung zwischen der Gruppe der Qualitätssicherer und der Kli- nikärzte. Viele Fragen konnten zufrieden stellend beantwortet wer- den und es soll eine Plattform ge - schaffen werden, auf welcher die vereinbarten Regelungen abgerufen werden können. Zudem sollen die Vorträge auf der Homepage der Sächsischen Landesärztekammer zur Verfügung ge stellt werden.

Prof. Dr. med. habil. Felix Bonnaire Dresden Abb. 1: Übersicht über die Situation in den Bundesländern im Jahr 2008 mit einer

chirurgischen Versorgung der hüftgelenknahen Femurfrakturen später als 48 Stunden nach Aufnahme (Quelle: BQS, Bundesauswertung 2008 „Indikatoren mit besonderem Handlungsbedarf“)

Gesamtrate

1 2 ,1%

1 6 ,3%

1 2 ,8%

1 1 ,3%

9 , 7%

8 , 4% 1 8 ,9%

1 1 ,4%

1 0 ,3%

1 1 ,9%

1 1 ,1%

8 , 3%

1 4 ,9%

1 3 ,3%

1 2 ,1%

7 , 6%

1 1 ,6%

signifikant schlechter nicht signifikant verändert signifikant besser

Legende

Referenzen

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