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Wirtschaft aktuell 08 / 2006 - Aktuelle wirtschaftspolitische Analysen der IG Metall

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Wirtschaft aktuell

08 / 2006 - Aktuelle wirtschaftspolitische Analysen der IG Metall

Vorstand

Herausgeber: IG Metall Vorstand - Wirtschaft, Technologie, Umwelt - 60519 Frankfurt am Main - 17. Mai 2006 Kontakt: wi@igmetall.de - www.igmetall.de/download- Tel.: +49(69)6693-2641 - Fax: +49(69)6693-80-2641

Statt Konjunkturförderung:

Sparen und höhere Steuern für Arbeitnehmer

Wirtschaft Technologie Umwelt

Die aktuelle konjunkturelle Belebung schlägt sich schon jetzt in kräftigen Steuereinnahmen nieder. Die Steuerschätzer der Bundesregierung prognostizieren für dieses Jahr Mehreinnahmen von über 13 Milliar- den Euro. Hier zeigt sich: selbst ein leichter Aufschwung kann zur Sanierung der öffentlichen Haushalte beitragen. Doch der leichte Aufschwung wird mit der aktuellen Finanzpolitik nicht unterstützt. Im Gegen- teil: Die Sparpolitik verhindert eine nachhaltige konjunkturelle Belebung. Zusätzlich sorgen ab 2007 erheb- liche steuerliche Belastungen gerade für Arbeitnehmer und Verbraucher für eine Belastung der Binnen- nachfrage. Unternehmen dagegen sollen entlastet werden.

Wachstum saniert die öffentlichen Kassen

Der Finanzminister kann sich freuen. Nach vielen Jah- ren, in denen die Steuereinnahmen schneller wegbra- chen, als die Finanzpolitiker kürzen konnten, ist nun eine Trendwende geschafft. Nach der aktuellen Steu- erschätzung vom 11. Mai 2006 sind satte Mehrein- nahmen zu erwarten. Die anziehende Konjunktur und kräftig sprudelnde Gewinne der Unternehmen lassen die Kassen der Finanzämter wieder kräftiger klingeln.

Für dieses Jahr können die öffentlichen Kassen mit Mehreinnahmen von 13,4 Milliarden Euro rechnen. Die jüngsten Steuerrechtsänderungen - vor allem die ver- besserten Abschreibungsbedingungen für Unterneh- men - haben per Saldo noch höhere Steuereinnahmen verhindert. Ab 2007 sorgen dann diverse Steuererhö-

hungen (vor allem die Mehrwertsteuer) für einen noch viel kräftigeren Zuwachs bei den Einnahmen.

Von den höheren Einnahmen profitieren Bund, Länder und Gemeinden. In die Finanzplanung des Bundes sind die Mehreinnahmen gegenüber 2005 zum größ- ten Teil bereits eingestellt. Für die nächsten Jahre ent- hält der Finanzplan des Bundes sogar höhere Ein- nahmen als von den Steuerschätzern erwartet. Da die Mehrwertsteuererhöhung aller Voraussicht nach aber das Wirtschaftswachstum dämpfen wird, wird das Steueraufkommen nicht wie gewünscht zunehmen.

Die Ergebnisse kommen nicht überraschend. Es ist ei- ne empirische Erfahrung, dass ein Staat aus einem Defizit heraus nur „wachsen“ kann.

.

Steuereinnahmen des Bundes in Mrd. €

(Finanzplanung und Steuerschätzung)

222,7

190,7

196,9

203,0

211,0 210,2

193,9

216,3

190,1 187,0

192,5

212,3

221,1

228,2

Ist 2004 Ist 2005 2006 2007 2008 2009

Quelle: Arbeitskreis Steuerschätzung

Alte Steuerschätzung Finanzplanung

Neue

Steuerschätzung

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08/2006 Wirtschaft aktuell: Steuerpläne: Statt Konjunkturförderung Sparen und höhere Steuern

Herausgeber: IG Metall Vorstand - Wirtschaft, Technologie, Umwelt - 60519 Frankfurt am Main - 17. Mai 2006 Kontakt: wi@igmetall.de - www.igmetall.de/download- Tel.: +49(69)6693-2641 - Fax: +49(69)6693-80-2641

Ergebnis Steuerschätzung Mai 2006

Geschätzte Mehreinnahmen gegen Vorjahr in Milliarden Euro 2006 2007 2008 2009

Bund 3,7 16,3 6,1 6,4

Länder 5,6 9,3 5,2 5,0

Gemeinden 3,1 0,9 2,0 3,2

EU 1,1 1,8 0,1 -0,5

Insgesamt 13,4 28,5 13,4 13,9 Quelle: Arbeitskreis Steuerschätzung, eigene Berechnung

Sparen führt wegen konjunktureller Mindereinnahmen zu noch mehr Schulden. Die Förderung des Wirt- schaftswachstums ist eine wirksamere Politik zur Sa- nierung der öffentlichen Haushalte! Schon ein leichter Aufschwung führt zu deutlich höheren Steuereinnah- men.

Konsolidierungskurs führt nicht zum Ziel

Politisch wäre jetzt dringend geboten, den beginnen- den Aufschwung zu stützen! Doch dafür verwendet der Finanzminister die Steuermehreinnahmen nicht.

Zwar will die Bundesregierung - unter anderem mit ei- nem auf vier Jahre verteilten „Investitionsprogramm“

von 25 Milliarden Euro - die Konjunktur stützen. Aber das ist eine Mogelpackung. Tatsächlich geht es dar- um, ab 2007 die öffentlichen Haushalte wirkungsvoll zu konsolidieren. Denn in Wirklichkeit sieht die Haus- haltsplanung des Bundes so aus:

• Mit etwas mehr als 260 Milliarden Euro liegen in 2006 die öffentlichen Ausgaben mit einem Plus von 0,7 Prozent nominal kaum höher als 2005.

Zieht man die Preissteigungen ab, so gehen die Ausgaben real sogar zurück. Das ist kein expan- siver Ansatz!

• Unter anderem werden die öffentlichen Investiti- onen des Bundes 2006 leicht gesenkt und spä- ter sogar eingefroren. Damit geht der Anteil der Investitionen des Bundes am Bruttoinlandsprodukt weiter zurück.

Investitionen des Bundes rückläufig in Mrd. €

34,0

28,1

23,8 23,2 23,3 23,3 23,4

1995 2000 2005 2006 2007 2008 2009 Quelle: BMF, Finanzstatistik

Finanzplan

Das ist keine Politik für Wachstum und Arbeits- plätze! Durchaus sinnvolle Einzelmaßnahmen der Bundesregierung werden nichts an der Grundausrich-

tung der Finanzpolitik ändern: Der Bundeshaushalt 2006 dämpft die konjunkturelle Entwicklung. Noch schlimmer kommt es im nächsten Jahr, wenn die Steuererhöhungen greifen. Wie die Erfahrungen zei- gen, ist damit langfristig auch keine Haushaltskonsoli- dierung möglich.

Arbeitnehmer werden stärker belastet

Bereits in diesem Jahr werden Arbeitnehmer durch ei- ne Reihe von Maßnahmen (zum Beispiel die Strei- chung der Eigenheimzulage) finanziell belastet. Dies wird im nächsten Jahr nicht nur mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer und der Versicherungssteuer ver- stärkt. Das Bundeskabinett hat mit dem beabsich- tigten Steueränderungsgesetz 2007 ein weiteres Steuerpaket geschnürt, das zu Lasten von Arbeit- nehmern geht.

Steueränderungsgesetz 2007

Das Bundeskabinett hat ein Bündel von Steuerrechtsän- derungen beschlossen, die Anfang 2007 in Kraft treten sollen:

Abschaffung der Entfernungspauschale für die ersten 20 Kilometer

Halbierung des Sparer-Freibetrages auf 750 Euro für Ledige und 1.500 Euro für Verheiratete

Einschränkung der Absetzbarkeit des Arbeitszimmers

Kürzung Kindergeld über abgesenkte Altersgrenzen bei der Gewährung von Kindergeld

Steueraufschlag von drei Prozentpunkten für Arbeit- nehmer mit einem Einkommen von über 250.000/500.000 Euro für Ledige/Verheiratete (Rei- chensteuer)

Für die beschlossenen Maßnahmen werden Mehreinnah- men von 4,5 Milliarden Euro erwartet. Der größte Posten ist dabei die Kürzung der Entfernungspauschale mit 2,5 Milliarden Euro. Die Reichensteuer wird dagegen nur 130 Millionen Euro zusätzlich in die öffentlichen Kassen spü- len.

Dazu kommt, dass die geplante „Reichensteuer“ end- gültig zur Posse verkommt. Nur noch Beschäftigte müssen sie bezahlen. Unternehmer und Selbständige bleiben unbelastet. Das ist ungerecht. Zudem ist die Regierung vom Ziel abgerückt, die ab 2008 geplante große Unternehmensteuerreform aufkommensneutral durchzuführen. Steuerentlastungen von fünf bis acht Milliarden Euro werden inzwischen offen ein- kalkuliert.

Also wieder einmal alte Politik: Unternehmen werden entlastet, Arbeitnehmer und Verbraucher belastet.

Das ist nicht nur ein Gerechtigkeitsproblem. Die Bin- nennachfrage wird damit weiter geschwächt. Zusam- men mit der restriktiven staatlichen Finanzpolitik sind die Folgen für die Konjunktur fatal. Ein kräftiger Wachstumsschub über mehrere Jahre ist so nicht zu erreichen.

Referenzen

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