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Wirtschaft aktuell 14 / 2006 - Aktuelle wirtschaftspolitische Analysen der IG Metall

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Herausgeber: IG Metall Vorstand - Wirtschaft, Technologie, Umwelt - 60519 Frankfurt am Main - 12. Oktober 2006 Kontakt: wi@igmetall.de - www.igmetall.de/download- Tel.: +49(69)6693-2641 - Fax: +49(69)6693-80-2641

Wirtschaft aktuell

14 / 2006 - Aktuelle wirtschaftspolitische Analysen der IG Metall

EZB erhöht Leitzinsen:

Kontraproduktiv für Investitionen und Arbeitsplätze

Mit der jüngsten Leitzinserhöhung setzt die Europäische Zentralbank (EZB) ihren straffen zinspolitischen Kurs fort. Der aktuelle Leitzinssatz von 3,25 Prozent ist der höchste seit vier Jahren. Die EZB begründet dies mit „Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität“. Zu Unrecht: Denn trotz steigender Energie- und Rohstoff- preise steigen die Verbraucherpreise nicht sprunghaft an. Im Gegensatz dazu sind die Risiken der Zinser- höhung für die Konjunktur sehr hoch. Die Notenbanker leiden an einer ideologisch bedingten Inflations- phobie, die immer und überall Gefahren für die Preisentwicklung sieht. Wieder einmal zeigt sich der Kon- struktionsfehler im europäischen Notenbanksystem. Die Geldwertstabilität darf nicht der einzige Maßstab für die Zinspolitik sein. Wir brauchen eine Zinspolitik, die neben der Preisstabilität auch Wachstum und Beschäftigung als Ziele definiert. Die EZB muss deshalb stärker auf diese Ziele verpflichtet werden.

Keine Inflationsgefahr im Euroraum

In der vergangenen Woche hat die EZB zum fünften Mal seit Dezember 2005 aus einer übertriebenen Infla- tionsangst heraus die Leitzinsen erhöht, wiederum um 25 Basispunkte. Die Begründung für die Zinserhöhung ist äußerst vage: „Der heutige Beschluss“, so die EZB,

„wird dazu beitragen sicherzustellen, dass die mittel- bis längerfristigen Inflationserwartungen im Euro- Währungsgebiet fest auf einem Niveau verankert blei- ben, das mit der Preisstabilität im Einklang steht.“ Die Konjunkturrisiken dagegen sind nicht vage sondern real und handfest. Sie werden von der EZB ignoriert.

Wie in der Vergangenheit die Bundesbank, betreibt

nun auch die EZB eine gefährliche asymetrische Zins- politik. So erhöht sie zu Beginn eines Aufschwungs - wie aktuell - die Zinsen zu früh und zu kräftig. Am En- de eines Aufschwungs jedoch senkt sie die Zinsen zu spät und zu zögerlich. Nach dem Platzen der „New- Economy-Blase“ zum Beispiel dauerte es drei Jahre, bis die Notenbank die Leitzinsen von 4,75 auf zwei Prozent gesenkt abgesenkt hatte! So kann keine Re- zession verhindert werden!

Wie eine effektive Geldpolitik aussieht, die sowohl das Wachstum stimuliert als auch Inflation verhindert, soll- te die EZB am Beispiel der US-amerikanischen Noten- bank (FED) studieren.

Vorstand Wirtschaft

Technologie Umwelt

Zinssatz der Europäischen Zentralbank

2,50

2,00 2,00 2,00

2,75 2,25

2,50

3,00 3,25

Apr 03 Jun 03 Aug 03 Okt 03 Dez 03 Feb 04 Apr 04 Jun 04 Aug 04 Okt 04 Dez 04 Feb 05 Apr 05 Jun 05 Aug 05 Okt 05 Dez 05 Feb 06 Apr 06 Jun 06 Aug 06 Okt 06

Quelle: Deutsche Bundesbank

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14/2006 Wirtschaft aktuell: Geldpolitik der EZB: kontraproduktiv und unnötig

Herausgeber: IG Metall Vorstand - Wirtschaft, Technologie, Umwelt - 60519 Frankfurt am Main - 12. Oktober 2006 Kontakt: wi@igmetall.de - www.igmetall.de/download- Tel.: +49(69)6693-2641 - Fax: +49(69)6693-80-2641

Inflationsdifferenzen im Euro-Raum

Innerhalb der europäischen Währungsunion gehen die Inflationsraten weit auseinander. Die Spanne reicht in diesem Jahr von 1,3 Prozent in Finnland bis zu 3,8 Prozent in Spanien. Es rächt sich die Konstruktion der Währungsunion, die Konvergenz nur nach monetären Kriterien - wie öffentliche Verschuldung und Inflation - zu beurteilen, in der Hoffnung, die reale Ökonomie werde sich dann schon entsprechend anpassen.

Zwar haben einige Länder - vor allem die sehr dyna- misch wachsenden Staaten der Währungsunion - hö- here Inflationsraten. Für sie wäre eine dämpfende Geldpolitik durchaus angemessen. Doch die Wäh- rungsunion insgesamt zeigt keineswegs Schwächen für die Geldwertstabilität. Länder mit einer sehr niedri- gen Inflationsrate - wie Deutschland - leiden unter ei- ner restriktiven Zinspolitik.

Inflationsraten in den Ländern des Euroraums

2004 2005 2006

Deutschland 1,8 1,9 1,9

Frankreich 2,3 1,9 2,2

Italien 2,3 2,2 2,3

Spanien 3,1 3,4 3,8

Niederlande 1,4 1,5 1,7

Belgien 1,9 2,5 2,6

Österreich 2,0 2,1 1,8

Finnland 0,1 0,8 1,3

Griechenland 3,0 3,5 3,6

Portugal 2,5 2,1 2,7

Irland 2,3 2,2 2,6

Luxemburg 3,2 3,9 3,3

Harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI), Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent, 2006 Prognose RWI Quelle: Eurostat

Lohnpolitik:

Kein Grund für Zinserhöhungen

Die EZB definiert ihre „Zielinflationsrate“ selbst mit knapp unter zwei Prozent. Welches sind denn nun die Preisrisiken?

Im Jahr 2005 lagen die Verbraucherpreise im europäi- schen Durchschnitt - trotz kräftig steigender Energie- und Rohstoffpreise - mit 2,2 Prozent knapp oberhalb dieser Zielmarke. Das ist kein Grund für eine Zinsan- hebung (Zur Erinnerung: in den siebziger Jahren führ- ten die Ölpreiskrisen noch zu zweistelligen Preisstei- gerungen.)

Im Jahr 2006 wird der Preisanstieg kaum kräftiger aus- fallen. In einzelnen Monaten stiegen die Preise bis zu 2,5 Prozent, seit Juli jedoch flachen sie wieder ab. Die nominalen Löhnstückkosten in der Eurozone wachsen nur mäßig, die realen sinken sogar. Der Wettbewerbs- druck der Globalisierung verhindert starke Preisauf- schläge der Unternehmen. Die Preisrisiken kommen in 2007 allein von den Rohstoff- und Energiepreisen. A- ber auch die werden zur Zeit wieder geringer. Auf kei- nen Fall rechtfertigt der diesjährige Preisanstieg fünf Zinsanhebungen um insgesamt 1,25 Prozentpunkte!

Für 2007 sind Preisrisiken bei Rohstoffen und Energie wegen des aktuell hohen Niveaus sehr gering. Allen- falls aus der Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland könnten sich Preisaufschläge ergeben. Insgesamt dürften die Verbraucherpreise nicht viel stärker als 2006 steigen.

Fazit: Wenn aber wegen der Mehrwertsteuererhöhung in 2007 schon heute lohnpolitische Preisrisiken he- raufbeschworen werden, ist dies mehr als fahrlässig.

Zinssenkungen stützen die Konjunktur

Die restriktivere Geldpolitik der EZB behindert auf mehreren Ebenen die wirtschaftlichen Aktivitäten:

• Höhere Zinsen verteuern die Fremdfinanzierung von Investitionen. Das belastet den Aufschwung.

• Höhere Zinsen machen den Euro als Anlagewäh- rung attraktiver. Die größere Nachfrage treibt den Wechselkurs nach oben. Exporte in die übrige Welt werden teurer. Auch das belastet den Auf- schwung

• Höhere Zinsen machen Geldanlagen rentierlicher.

Eine höhere Sparquote würde die Nachfrage e- benfalls bremsen.

Niedrigere Zinsen hingegen stützen die Konjunktur.

Die IG Metall fordert daher:

Stopp für weitere Zinserhöhungen, um die Kon- junktur nicht noch mehr zu gefährden.

Zügige Zinssenkungen, wenn die beschworene Inflation ausbleibt. Da fördert Investitionen, bringt Schwung in die Konjunktur und neue Arbeitsplätze.

Wirkungskette der Zinserhöhung

Die Europäische Zentralbank (EZB) mit Sitz in Frankfurt am Main ist für die Geldversorgung im Euroraum verant- wortlich. Dabei sieht sie sich ausschließlich der Geldwert- stabilität verantwortlich. Konjunktur und Beschäftigung spielen in ihrer Geldpolitik keine Rolle.

Angehoben wurde der Zinssatz für Hauptrefinanzierungs- geschäfte. Das sind faktisch die Kosten, mit denen das Geschäftsbankensystem sich refinanzieren, also mit Li- quidität versorgen, kann. Steigende Zinsen verteuern die Geldversorgung, die Geldmenge wird tendenziell ver- knappt.

Bei einem funktionierenden Markt geben die Geschäfts- banken die steigenden bzw. sinkenden Refinanzierungs- kosten an ihre Kunden weiter, wodurch die Geldpolitik auf die reale Warenökonomie einwirkt. Niedrige Zinssätze be- günstigen das Wirtschaftswachstum, weil die Kreditfinan- zierung von Investitionen billiger wird. Hohe Zinssätze be- grenzen die Preissteigerung.

Referenzen

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