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Wirtschaft aktuell 13 / 2006 - Aktuelle wirtschaftspolitische Analysen der IG Metall

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Wirtschaft aktuell

13 / 2006 - Aktuelle wirtschaftspolitische Analysen der IG Metall

Vorstand Wirtschaft

Technologie Umwelt

Konjunkturelle Perspektive:

Solider Aufschwung mit Risiken

Die Bundesrepublik erlebt jetzt seit fünf Jahren wieder einen Wirtschaftsaufschwung mit einem realen Wachstum um die zwei Prozent. Im Umfeld einer boomenden Weltkonjunktur werden bei den Exportüber- schüssen immer neue Rekorde erzielt. Parallel dazu hat es eine Wende bei den Investitionen gegeben. Ein erheblicher Ersatzbedarf sorgt für kräftige Wachstumsraten bei den Ausrüstungsinvestitionen, wenn auch noch auf einem absolut niedrigen Niveau. Die Politik der Bundesregierung gefährdet mit der Mehr- wertsteuererhöhung und einem harten Sanierungskurs die wirtschaftlichen Erfolge. Trotz der dadurch ver- ursachten kräftigen Wachstumsdelle ist der Aufschwung inzwischen robust genug, um auch 2007 noch ein deutliches Wachstum zu ermöglichen. Dazu müssen die Löhne die Konsumnachfrage stützen, die bisher der Schwachpunkt der Konjunktur sind.

Investitionen bringen den Aufschwung

Die Weltwirtschaft befindet sich in einer kräftigen Wachstumsphase. Um 4,8 Prozent nahm im vergan- genen Jahr die reale wirtschaftliche Leistung weltweit zu. Daran wird sich, trotz einer erwarteten Abschwä- chung in den USA, auch 2006 nichts ändern.

Deutschland ist seit Jahren sowohl im weltweiten Ver- gleich als auch innerhalb Europas beim Wachstum ganz hinten. Seit 2001 dümpelt Deutschland in einer Stagnationskrise. Doch bereits seit dem letzten Jahr zeigten sich erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Er- holung. In diesem Jahr ist klar: der Krisenzyklus ist mit einem Wachstum von ca. zwei Prozent über- wunden.

isher waren es die Exporterfolge, die die wirtschaftli- B

che Entwicklung stützen. Doch die Exportüberschüsse allein reichen nicht aus. In diesem Jahr hat die Bin- nennachfrage nachgezogen. Dreh- und Angelpunkt ist dabei die Investitionstätigkeit. Nach dem kräftigen Ein- bruch bei den Ausrüstungsinvestitionen zu Beginn des Jahrtausends hat sich ein erheblicher Ersatzbedarf aufgestaut, der jetzt die Nachfrage stützt. Zudem ha- ben auch die Bauinvestitionen wieder angezogen.

Doch absolut betrachtet bewegen sich die Ausrüs- tungsinvestitionen mit 154 Milliarden Euro 2005 noch auf niedrigem Niveau. 2000 wurde mit 177 Milliarden Euro erheblich mehr investiert. Bei den Investitionen ist also nach oben noch erhebliche Luft. Das spricht dafür, dass sie auch 2007 kräftig zulegen und die Konjunktur stützen werden.

Entwicklung der realen Ausrüstungsinvestitionen

(Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent)

10,7

-3,7

-7,5

-0,2

2,6 4,0 5,5 6,5

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

Quelle: Statistisches Bundesamt und Prognose ifo

Prognose

Herausgeber: IG Metall Vorstand - Wirtschaft, Technologie, Umwelt - 60519 Frankfurt am Main - 26. September 2006 Kontakt: wi@igmetall.de - www.igmetall.de/download- Tel.: +49(69)6693-2641 - Fax: +49(69)6693-80-2641

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13/2006 Wirtschaft aktuell: Konjunkturelle Perspektive: solider Aufschwung mit Risiken

Herausgeber: IG Metall Vorstand - Wirtschaft, Technologie, Umwelt - 60519 Frankfurt am Main - 26. September 2006 Kontakt: wi@igmetall.de - www.igmetall.de/download- Tel.: +49(69)6693-2641 - Fax: +49(69)6693-80-2641

Der Steuerschock bedroht den Aufschwung

Die Politik hat zum Aufschwung nichts beigetragen.

2005 war der Beitrag der Staatsnachfrage zum Wachstum null, in diesem Jahr wird es ebenso sein. Das angekündigte Investitionsprogramm (z.B.

Mittel für Verkehr und energetische Gebäudesanie- rung) wird von Kürzungen an anderer Stelle vollständig kompensiert. Die von den Medien häufig beklagte „Un- tätigkeit“ der Regierung hat den Konjunkturauf- schwung also eher begünstigt.

Dieses Verhalten wird sich im nächsten Jahr radikal ändern. Vor allem mit der Erhöhung der Mehr- wertsteuer und der Versicherungsteuer um drei Pro- zentpunkte, aber auch mit zahlreichen Kürzungen für Arbeitnehmer (Kilometerpauschale, Sparerfreibetrag) wird der Wirtschaft Kaufkraft entzogen. Da die Gelder fast ausschließlich für einen harten Sanierungskurs verwendet werden sollen, obwohl die konjunkturbe- dingten Steuermehreinnahmen die Finanzprobleme erheblich gemindert haben, geht vom Staat ein dämpfender Effekt aus. Zusammen mit weiteren Kür- zungen (Beschäftigungsabbau im öffentlichen Dienst, Hartz IV) umfasst der Impuls per Saldo (unter Abzug der positiven Effekte wie die Senkung des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung) mindestens ein Prozent- punkt Wirtschaftswachstum.

Die Frage ist, inwieweit die Konjunktur den Schock verkraften kann. Bei den Prognosen gibt es deshalb erhebliche Unsicherheiten. Die Wachstumsschätzun- gen der Institute reichen von 0,8 bis 1,7 Prozent, die Bankprognosen umfassen sogar eine Spanne von 0,6 bis 2,2 Prozent.

Bruttoinlandsprodukt im Aufschwung Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent

1,9

1,0

1,8 2,0 2,0 3,2

1,2 1,2

0,9 0,0

-0,2

1,8 bis 2,2

0,8 bis 1,7

95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07

Quelle: Statistisches Bundesamt, Wirtschaftsforschungsinstitute Prognose:

Für die Konjunktur gibt es neben den staatlichen Akti- vitäten weitere Risikofaktoren:

• Die Entwicklung der Rohstoff- und Energiepreise (siehe Kasten)

• Die Zinspolitik der EZB. Wird der Aufschwung durch weitere Zinserhöhungsschritte der Zentral- bank belastet?

• Die Wechselkursrelationen: Eine Aufwertung des Euro würde die Exportperspektiven außerhalb des Euro-Raumes erschweren.

So erfreulich die wirtschaftliche Entwicklung ist, auf dem Arbeitsmarkt bewirkt sie nur eine leichte Ent- spannung. Im Jahresdurchschnitt rechnet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mit einem Rückgang der Zahl der registrierten Arbeitslosen um 200.000 auf 4,6 Millionen. Doch die Zahl der Beschäf- tigten wird nur geringfügig zunehmen, viele Arbeitslose lassen sich nicht mehr registrieren und gehen in die Stille Reserve. Für eine stärkere Belebung auf dem Arbeitsmarkt sind höhere Wachstumsraten erfor- derlich. Der Aufschwung steht erst am Anfang.

Löhne müssen die Binnennachfrage stützen

Damit die Wachstumsdynamik tatsächlich noch kräftig zunimmt, sind zwei Dinge notwendig:

• Die Lohnentwicklung muss das Wachstum stützen.

In diesem Jahr wird die Konsumnachfrage aus- schließlich von stark steigenden Gewinn und Ver- mögenseinkommen getragen. 2007 werden die Arbeitnehmerentgelte nur etwas mehr dazu beitra- gen. Das reicht nicht aus.

• Die Bundesregierung muss auf eine stark restrikti- ve Politik verzichten. Der Aufschwung muss ge- stützt und nicht abgewürgt werden.

Hält die Bundesregierung an ihrer Politik fest, ist eine Wachstumsdelle unvermeidlich. Wird die Nachfrage durch stärker steigende Löhne gestützt und entziehen stagnierende Ölpreise keine weitere Kaufkraft, wird es trotzdem noch ein deutliches Wachstum am oberen Rand der Prognosen geben. Unabhängig davon wer- den die steigenden Investitionen der Metallverar- beitung weiterhin eine gute Auftragslage besche- ren.

Ölpreise als Unsicherheitsfaktor

Die Ölpreise sind in den vergangen Jahren kräftig gestie- gen. Ein erheblicher Teil der Preissteigerungen war darauf zurück zu führen, während die wirtschaftlich bedingte Kerninflationsrate weiter niedrig war. Die kräftig wachsen- de Weltwirtschaft braucht Energie, die Vorkommen sind jedoch endlich. Die Zeiten billigen Öls sind endgültig vor- bei.

Trotzdem war der Anstieg immer auch spekulativ über- höht. Politische Unsicherheiten wie der Israel/Libanon- Krieg oder die Krise um den Iran, Unwetter in Ölförderge- bieten oder das Spekulieren von Hedge Fonds auf stei- gende Preise haben die Ölkosten getrieben. Zur Zeit ist eine Gegentendenz zu beobachten: zwischen Juli und September ist der Ölpreis um zwanzig Prozent gefallen.

Die Inflationsrate lag im September annualisiert bei nur noch einem Prozent.

Für 2007 ist eine Stagnation des Ölpreises auf hohem Ni- veau (ca. 60 $ pro Barrel) wahrscheinlich. Damit würde der Ölpreis keinen Beitrag zur Inflationsrate mehr liefern.

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