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Wirtschaft aktuell 25 / 2007 - Aktuelle wirtschaftspolitische Analysen der IG Metall

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Herausgeber: IG Metall Vorstand - Wirtschaft, Technologie, Umwelt - 60519 Frankfurt am Main - 12. Dezember 2007 Kontakt: wi@igmetall.de - www.igmetall.de/download- Tel.: +49(69)6693-2641 - Fax: +49(69)6693-80-2641

Wirtschaft aktuell

25 / 2007 - Aktuelle wirtschaftspolitische Analysen der IG Metall

Vermögen in Deutschland

Extrem ungleich verteilt

Im Durchschnitt besitzt jeder Bundesbürger ein Nettovermögen von 81.000 Euro. Doch dieser Durch- schnittswert sagt nichts über das tatsächliche Vermögen vieler Menschen aus. Der Reichtum konzentriert sich auf nur wenige Personen. Die reichsten zehn Prozent verfügen über 60 Prozent des gesamten Vermö- gens. Damit ist das Vermögen in Deutschland noch ungleicher verteilt als das Einkommen. Seit Jahren fordert die IG Metall, große Vermögen endlich angemessen zu besteuern, um die Verteilung gerechter zu gestalten.

Wenige Reiche besitzen fast alles

Deutschland ist ein reiches Land. Das gesamte Netto- vermögen der privaten Haushalte umfasst die kaum nachvollziehbare Summe von 5,4 Billionen Euro. Doch dieses Vermögen ist extrem ungleich verteilt. Nur we- nige können sich als wirklich vermögend betrachten, während die große Mehrheit mit einem geringen oder ganz ohne Vermögen auskommen muss.

Besonders deutlich wird die ungleiche Verteilung, wenn die Bevölkerung in zehn gleich große Gruppen (Dezile) aufgeteilt wird. Die ärmsten drei Dezile haben netto überhaupt kein oder sogar ein negatives Vermö- gen. Das heißt, sie haben Schulden. Die untersten sieben Dezile, also siebzig Prozent der Bevölkerung, haben gerade mal einen Anteil von 10 Prozent am ge- samten Vermögen.

Das Vermögen am anderen Ende der Skala ist hoch konzentriert: das oberste Dezil hält knapp 60 Prozent des gesamten Vermögens. Pro Person heißt das

durchschnittlich 207.000 Euro. Auf das reichste Pro- zent der Bevölkerung entfallen sogar 20 Prozent des Vermögens. Anders ausgedrückt: Das reichste Prozent der Bevölkerung besitzt doppelt so viel Ver- mögen wie 70 Prozent der Bevölkerung. Derartige Un- terschiede lassen sich nicht mit der unterschiedlichen Leistungsfähigkeit begründen. Zumal Vermögen ver- erbt werden können und dann ganz ohne eigene Leis- tung zur Verfügung stehen.

Drei Millionen Haushalte überschuldet

Am unteren Ende der Skala sind die Konsequenzen der ungleichen Verteilung dramatisch. Etwa drei Millio- nen Haushalte sind überschuldet und zahlungsunfähig.

Vermögen sind noch ungleicher verteilt als Einkom- men. Trotzdem gibt es einen engen Zusammenhang, denn um ein großes Vermögen anzusparen, braucht man natürlich ein entsprechendes Einkommen. So ist es kein Wunder, dass mit zunehmendem Einkommen auch das individuelle Netto-Vermögen steigt.

Vorstand Wirtschaft

Technologie Umwelt

Schieflage bei der Vermögensverteilung

Netto-Vermögen nach Bevölkerungsdezilen 2002

-1,6%

0,0% 0,0% 0,4% 1,3% 2,8%

6,9%

11,8%

19,7%

58,7%

1. Dezil 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

Dezil Quelle: DIW, Anteil am gesamten Vermögen eines jeweiligen Zehntels der Bevölkerung

reichstes Zehntel ärmstes

Zehntel

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25/2007 Wirtschaft aktuell: Vermögen in Deutschland: Extrem ungleich verteilt

Herausgeber: IG Metall Vorstand - Wirtschaft, Technologie, Umwelt - 60519 Frankfurt am Main - 12. Dezember 2007 Kontakt: wi@igmetall.de - www.igmetall.de/download- Tel.: +49(69)6693-2641 - Fax: +49(69)6693-80-2641 Die einkommensschwächsten zehn Prozent der Be-

völkerung können im Durchschnitt auf ein Vermögen von 20.000 Euro zurückgreifen, die zehn Prozent mit dem höchsten Einkommen dagegen auf ein Vermögen von 270.000 Euro. Hohe Vermögen generieren wieder ein zusätzliches Einkommen – Zinsen, Dividenden, Mieten usw. -, was die Schere immer größer werden lässt.

Männer vermögender als Frauen

Auch nach Personengruppen ist das Vermögen höchst ungleich verteilt. Das durchschnittliche Nettovermögen pro Person ist bei Männern mit 96.000 Euro deutlich höher als bei Frauen, bei Menschen ohne Migrations- hintergrund erheblich höher als bei solchen mit.

Am größten sind die Differenzen nach wie vor zwi- schen Ost- und West. Das Durchschnittsvermögen ei- nes Westdeutschen ist mehr als 2,5 mal so groß wie das eines Ostdeutschen. Mit dem Alter nimmt das Vermögen in der Regel zu. Doch für alle Personen- gruppen gilt: Viele haben überhaupt kein Vermögen oder sind sogar verschuldet. Im Durchschnitt der Be- völkerung haben über 28 Prozent aller Menschen im Saldo Verbindlichkeiten!

Der größte Teil des Gesamtvermögens besteht aus Immobilien

Die häufigsten Vermögensformen sind Geldver- mögen und private Versicherungen. Über beides verfügen jeweils über 40 Prozent der Bevölkerung.

Zwei Drittel des gesamten Vermögensbestandes besteht aus selbstgenutzten Immobilien. Aber nur gut ein Drittel der Bevölkerung verfügt über selbst- genutzten Immobilienbesitz.

Jeder Zehnte hat sonstiges Immobilenvermögen (z.B. vermietete Häuser oder Wohnungen), was aber ein Fünftel des gesamten Vermögensbestan- des darstellt.

Lediglich vier Prozent aller Personen können auf Betriebsvermögen zurückgreifen, was aber 12 Prozent des gesamten Vermögens ausmacht.

Vermögensbesitz und Portfoliostruktur

Vermögensformen Anteil der Bevölkerung

Anteile am Vermögens-

bestand Selbstgenutzte Immobilien 36,4 % 62,9 %

Sonstige Immobilien 10,0 % 20,2 %

Geldvermögen 43,1 % 12,0 %

Private Versicherungen 47,3 % 11,0 %

Betriebsvermögen 4,1 % 12,2 %

Sachvermögen 8,5 % 1,7 %

Schulden 28,5 % -19,9 %

Quelle: DIW, Daten für 2002

Angesichts dieser Zahlen läuft die Kritik an der Be- steuerung großer Vermögen als Substanzbesteuerung ins Leere. Die zunehmende Ungleichheit bei den Ein- kommen, insbesondere zu Lasten der Arbeitnehmer, und die mangelnde steuerliche Berücksichtigung von Vermögen haben zu der Anhäufung immer giganti- scherer Vermögen in den Händen weniger geführt.

Um so wichtiger ist es, diesen Trend zu brechen. Es ist nicht einzusehen, dass mit der Aussetzung der Ver- mögensteuer seit 1997, der Einführung einer Abgel- tungsteuer auf Vermögenseinkommen von lediglich 25 Prozent ab 2009 und einer geplanten Reform der Erb- schaftsteuer, bei der Vermögen im Erbschafts- und Schenkungsfall insgesamt nicht stärker besteuert wer- den, große Vermögen begünstigt werden. Die IG Me- tall fordert seit Jahren, große Vermögen angemes- sen zu besteuern.

Die statistische Erfassung von Vermögen Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat auf der Basis einer Schwerpunktbefragung die Vermö- gensverteilung in Deutschland ermittelt. Die Ergebnisse wurden auf die gesamte Bevölkerung hochgerechnet. Als Vermögen erfasst wurden dabei:

Selbst genutzter und sonstiger Immobilienbesitz,

Geldvermögen,

Vermögen aus privaten Versicherungen,

Betriebsvermögen,

Sachvermögen und

Schulden.

Die Erhebung war 2002, aktuelle Daten liegen nicht vor.

Da die Einkommensverteilung noch ungleicher wurde, ist davon auszugehen, dass sich die Schieflage bei der Ver- mögensverteilung weiter verschärft hat.

Erfasst wurden individuelle Vermögen von Erwachsenen über 17 Jahren, nicht von Haushalten. Geldvermögen wurde ab einem Schwellenwert von 2.500 Euro berück- sichtigt. Das Netto-Vermögen ergibt sich aus dem Vermö- gen abzüglich Schulden. Unsicherheiten ergeben sich aus der Bewertung von Immobilien- und Betriebsvermögen, die unter Umständen nur ungenügend erfasst sind.

Netto-Vermögen nach Personengruppen in Tausend Euro

81

91,5

35 96

67

46,6 87

alle Alte Neue Männer Frauen ohne mit Bundesländer Migrationshintergund Quelle: DIW, Angaben für 2002

Durchschnitt

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