Wirtschaft aktuell
13 / 2008 - Aktuelle wirtschaftspolitische Analysen der IG Metall
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Techno- logie Umwelt
DAX-30-Metallunternehmen
2007 – Gewinne steigen um zwei Drittel
Das Jahr 2007 war für die meisten der neun M+E- Metallkonzerne im DAX 30 ein Erfolgsjahr. Die Un- ternehmen profitierten von der kräftigen Nachfrage nach Ausrüstungsgütern. Die weltweiten Konzern- umsätze stiegen um gut sieben Prozent und die Gewinne vor Steuern um zwei Drittel. Die kräftige Gewinnentwicklung ist zu einem großen Teil das Ergebnis von Restrukturierungsmaßnahmen mit hohen Produktivitätszuwächsen und rückläufigen Personalaufwendungen.
Metallkonzerne fahren Rekordgewinne ein
Die Ertragslage der Metallkonzerne war im Jahr 2007 wieder einmal hervorragend. Die Bruttogewinne der im DAX-30 notierten Metallunternehmen stiegen im Durchschnitt um zwei Drittel (+65,7%) auf insgesamt 32,5 Milliarden Euro. Und zwar trotz steigender Roh- stoff- und Energiepreise und der für Exporte in den US-Raum ungünstigen Wechselkursentwicklung.
M+E Konzerne 2007 Bruttogewinne
Veränderung zum Vorjahr
-6,1%
2,0%
27,0%
49,2%
65,7%
81,0%
87,3%
264,9%
278,8%
B M W Co ntinental ThyssenKrupp Siemens M +E-Ko nzerne M A N Daimler Vo lkswagen Linde
Infineo n: rückläufige Verluste B rutto gewinne=Ergebnis vo r Steuern Quelle: Geschäftsberichte
Auch wenn bei einzelnen Unternehmen bilanzielle Sondereffekte (z.B. Zukäufe, Verkäufe, Restrukturie- rungsmaßnahmen) die Ertragslage stark beeinflussten, so waren die Ergebnisse des operativen Geschäfts im Wesentlichen von der steigenden weltwirtschaftlichen Nachfrage und einer rentablen Produktion gekenn- zeichnet.
Daimler und VW sind Spitzenreiter
Mit einem Ergebnis vor Steuern von 9,2 Milliarden Eu- ro erzielte Daimler das höchste Ergebnis unter den Dax-30-Metallkonzernen. Darin sind Sondereffekte aus dem Verkauf von EADS-Anteilen und dem Wegfall von
hohen Restrukturierungsaufwendungen aus dem Jahr 2006 enthalten. VW verbesserte sein Ergebnis um das 2,7fache auf 6,5 Milliarden Euro. Rund 2,4 Milliarden Euro resultierten dabei aus dem Wegfall hoher Re- strukturierungsaufwendungen im Vorjahr. Siemens verbesserte sein Ergebnis um 49,2 Prozent. BMW er- zielte mit kräftigen Umsatzsteigerungen einen Gewinn von 3,9 Milliarden Euro. Das ist ein Rückgang von 6,1 Prozent. Ein Grund war der Wegfall von Verkaufserlö- sen im Vorjahr. Außerdem belastete die Schwäche des US-Dollars sowie das hohe Preisniveau auf den Beschaffungsmärkten das Ergebnis. Bedingt durch die positive Stahlkonjunktur erreichte ThyssenKrupp mit 3,3 Milliarden Euro eine Ergebnisverbesserung von 27 Prozent. MAN verbesserte das Ergebnis um 81 Pro- zent und liegt mit 1,9 Milliarden Euro genau auf dem für 2007 geplanten Ergebnis. Continental erzielte trotz der Aufwendungen für den Erwerb von VDO im De- zember 2007 einen Gewinn von 1,5 Milliarden Euro (+2%). Linde erhöhte das Ergebnis vor Steuern von 0,4 auf rund 1,4 Milliarden Euro. Positiven Sonderein- flüssen aus der Veräußerung von Unternehmensteilen (Gabelstaplersparte) standen Belastungen im Zusam- menhang mit der Akquisition von BOC (Industriegase) gegenüber. Als einziges Unternehmen fuhr Infineon Verluste ein, konnte sie aber gegenüber 2006 stark reduzieren.
M+E Konzerne 2007 Bruttogewinne
in Mrd. Euro
9,2 6,5
5,1 3,9 3,3 1,9 1,5 1,4 Infineo n -0,3
Linde Co ntinental M A N ThyssenKrupp B M W Siemens Vo lkswagen Daimler
B rutto gewinne=Ergebnis vo r Steuern Quelle: Geschäftsberichte
Auch die Nettoergebnisse konnten sich sehen lassen.
Sie stiegen um 13,4 Prozent auf 20,4 Milliarden Euro.
Hier gab es bei den Unternehmen belastende und ent- lastende Steuereffekte. BMW zum Beispiel konnte sei- Herausgeber: IG Metall Vorstand - Wirtschaft, Technologie, Umwelt - 60519 Frankfurt am Main – 10. April 2008
Kontakt: wi@igmetall.de - www.igmetall.de/download- Tel.: +49(69)6693-2641 - Fax: +49(69)6693-80-2641
13/2008 Wirtschaft aktuell: DAX-30-Metallunternehmen: 2007 – Gewinne steigen um zwei Drittel
Herausgeber: IG Metall Vorstand - Wirtschaft, Technologie, Umwelt - 60519 Frankfurt am Main – 10. April 2008 Kontakt: wi@igmetall.de - www.igmetall.de/download- Tel.: +49(69)6693-2641 - Fax: +49(69)6693-80-2641 ne ergebnismindernden Sondereffekte durch eine ge-
ringere Steuerlast kompensieren und erzielte so eine Verbesserung des Nettoergebnisses von neun Pro- zent.
Konjunktur begünstigt M+E-Konzerne
Die in den USA ausgelöste Finanzmarktkrise hat die deutschen Metallkonzerne in 2007 kaum beeinträch- tigt. Im Gegenteil: Die weltweit kräftige Nachfrage nach Ausrüstungsgütern wirkte sich positiv auf die Entwick- lung der Absatzzahlen aus. Die Umsätze stiegen im Durchschnitt um 7,3 Prozent. Davon profitierte ganz besonders auch die inländische Produktion. Im Saldo konnte die Investitionsgüternachfrage aus Asien, Süd- amerika und Osteuropa leichte Nachfrageausfälle in einzelnen Unternehmen aus dem Dollarraum sogar überkompensieren.
M+E Konzerne 2007 Umsätze
Veränderung zum Vorjahr
51,7%
18,8%
14,3%
11,6%
9,8%
9,0%
7,3%
3,8%
0,2%
-3,1%
Infineo n Daimler Vo lkswagen M +E-Ko nzerne Siemens ThyssenKrupp Co ntinental B M W M A N Linde
Quelle: Geschäftsberichte
Spitzenreiter mit Wachstumsraten im zweistelligen Be- reich waren Linde, MAN, BMW und Continental. Das hohe Umsatzwachstum bei Linde resultiert vor allem aus der Akquisition des BOC-Geschäftes (Industriega- se). Auf vergleichbarer Basis hatte Linde ein organi- sches Wachstum von rund 14 Prozent. Sondereffekte gab es bei Continental aus dem Erwerb von VDO.
Ohne diesen Effekt ergab sich für Continental ein or- ganisches Umsatzwachstum von 7,2 Prozent im Ver- gleich zum Vorjahr. Weniger erfolgreich waren die Au- tomobilkonzerne Volkswagen und Daimler. In beiden Unternehmen entwickelte sich der Umsatz unterdurch- schnittlich. Allein Infineon hatte rückläufige Umsätze.
Dort ist die negative Entwicklung vor allem auf das rückläufige Mobilfunkgeschäft sowie dem Preisverfall im Halbleitersegment zurückzuführen.
Hohe Produktivität und rückläufige Personalkosten
Der Personalkostenaufwand der M+E-Konzerne sank im Jahr 2007 um 6,2 Milliarden Euro. Folglich sank der Personalkostenanteil am Umsatz um 2,3 Prozentpunk- te auf 19,4 Prozent. Das ist ein erheblicher Renditebei- trag und macht etwa die Hälfte des Gewinnzuwachses aus.
Vier Fünftel der Einsparungen ist auf Minderausgaben infolge des kräftigen Produktivitätsanstiegs (+5,3%) zurückzuführen.
Ein Fünftel ist weiteren Kostenenlastungen zuzu- schreiben. So gingen zum Beispiel die Restrukturie- rungsaufwendungen – das sind in der Regel Kosten im Zusammenhang mit Personalreduzierungen (Sozial- pläne, Abfindungen u.ä.) – gegenüber dem Jahr 2006 erheblich zurück. Die weltweit pro Beschäftigten ge- zahlten Löhne und Gehälter (ohne Restrukturierungs- aufwendungen) stagnierten in den meisten Konzernen etwa auf dem Niveau des Vorjahres.
Shareholder freuen sich über wachsende Rentabilität
Es ist also kein Wunder, dass die Rentabilität der meisten DAX-30-Metallkonzerne kräftig gestiegen ist.
Gemessen an dem von den Unternehmen selbst aus- gewiesenen Profit aus dem operativen Geschäft (EBIT) lag die durchschnittliche „operative“ Umsatzren- tabilität der Metallkonzerne in 2007 bei 7,6 Prozent.
Dabei streuen die Umsatzrenditen zwischen -3,3 Pro- zent (Infineon), 6,1 Prozent (VW) und 14,2 Prozent (Linde).
Wegen der unterschiedlichen Produktionsstrukturen der Unternehmen ist die zeitliche Entwicklung der Pro- fitabilität für einen Unternehmensvergleich allerdings aussagekräftiger. Weil die Gewinne wesentlich kräfti- ger als die Umsätze stiegen, gab es in 2007 eine deut- liche Steigerung der Umsatzrendite um durchschnitt- lich 2,7 Prozentpunkte. Die deutlichste Verbesserung verzeichnete Linde mit einer Steigerung von 6,8 Pro- zentpunkten. Eine rückläufige Rentabilität hatten die M-E-Konzerne Continental, BMW und Infineon.
M+E Konzerne 2007
Veränderung der operativen Rentabilität
in Prozentpunkten
6,8 4,2
3,9 3,7 2,8 2,7 0,7 -0,7 -0,7 Infineon -3,1
BMW Continental ThyssenKrupp M+E-Konzerne Siemens Daimler MAN Volkswagen Linde
o peratives Ergebnis/ (EB IT)/Umsatz Quelle: Geschäftsberichte
Fazit
Aus Sicht der Unternehmenseigner war 2007 ein wei- teres Erfolgsjahr. Die weltweite Entwicklung der Löh- ne und Gehälter zeigt allerdings, dass die Mitarbeiter an den von ihnen erwirtschafteten Erfolgen ihrer Ar- beitgeber nicht profitiert haben.