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Schizophrenie bei Epilepsiekranken

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Epileptiker haben offenbar ein erhöhtes Risiko, an Schizophrenie zu erkranken. Das ist das Ergebnis einer populationsbasierten Kohortenstudie aus Dänemark, die im «British Medical Journal» publiziert wurde.

B R I T I S H M E D I C A L J O U R N A L

Auch wenn Epilepsie keine Geisteskrankheit ist, so kommen psychische Störungen bei einem Teil der Erkrankten doch ins- gesamt gehäuft vor. Die Frage, ob Epilespsiekranke auch ge- häuft an Schizophrenien erkranken, ist bis heute nicht recht ge- klärt. Einige Untersuchungen sprechen dafür, andere wider- sprachen dem. Die bisherigen Untersuchungen waren aber zumeist nur an kleinen Patientenkollektiven durchgeführt wor- den, dafür aber mit grossen Differenzen hinsichtlich der Ein- schlusskriterien und anderer methodischer Vorgehensweisen.

Bis jetzt mangelt es auch an einer treffenden Begründung, warum die beiden Hirnerkrankungen gehäuft gemeinsam auf- treten sollten. Die vielleicht nahe liegende Erklärung, dass das Anfallsleiden zu Hirnschädigungen führt, in deren Folge sich dann die Psychose entwickeln könnte, ist bis heute unbewie- sen. Es wäre auch möglich, dass beiden Erkrankungen gemein- same ätiologische Faktoren zu Grunde liegen. Doch auch dies ist nur eine Hypothese, wie die Annahme, eine genetische Vulnerabilität bei Epileptikern könne dem Ausbruch der Schizophrenie Vorschub leisten. Entsprechende Familienunter- suchungen liegen bis jetzt nicht vor.

Die BMJ-Autoren Ping Qin et al. haben in der vorliegenden Kohortenstudie das Risiko von Schizophrenie und schizophre- nieähnlichen Psychosen bei Patienten mit einer Epilsepsie- anamnese überprüft, und zwar anhand sehr umfangreicher dänischer Krankheitsregister. Insgesamt gingen Daten von über zwei Millionen Menschen in die Erhebung ein, beginnend in ihrem 15. Lebensjahr und endend zum Zeitpunkt, da eine schizophrene Erkrankung erstmals diagnostiziert wurde.

2,5-fach erhöhtes Schizophrenierisiko

In der Kohorte hatten 35 000 Menschen eine Epilepsieana- mnese, im Mittel trat das Anfallsleiden im Alter von 15 Jahren auf. Während des Follow-ups wurden 276 (0,8 %) von ihnen später wegen einer Schizophrenie und 1,5 Prozent wegen einer schizophrenieähnlichen Psychose ins Spital eingeliefert. Die durchschnittliche Dauer zwischen der Epilepsiediagnose und dem Auftreten der schizophrenen Symptomatik betrug rund acht Jahre. Menschen mit Epilsepsie haben demnach, so ergaben die Berechnungen, ein um das 2,5-fache erhöhtes Schizophre- nierisiko – ein Befund, der auch bestehen blieb, wenn andere Risikofaktoren berücksichtigt wurden.

Die Familienanamnese hatte dabei einen wichtigen Einfluss mit Blick auf das Auftreten von Epilepsie und schizophrener Er- krankung. Besonders bei Patienten ohne Psychosen in der Fa- milie erhöhte die persönliche Epilepsiegeschichte die Wahr- scheinlichkeit, an einer Schizophrenie zu erkranken. Die er- mittelten Befunde gelten nach dieser Erhebung für alle Epilepsieformen, mit tendenzieller Häufung bei den komplexen fokalen Anfallsleiden.

Das Schizophrenierisiko ist besonders bei Menschen erhöht, die erst in höherem Lebensalter ein Anfallsleiden entwickeln

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S T U D I E

Schizophrenie bei Epilepsiekranken

Nach einer grossen dänischen Studie soll das Erkrankungsrisiko erhöht sein

■ Menschen mit einer Epilepsie tragen ein erhöhtes Risiko, an Schizophrenie zu erkranken.

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■ Sowohl die Familiengeschichte von Epilepsie wie die von Schizophrenie ist ein wesentlicher Einflussfaktor für den Ausbruch einer Schizophrenie.

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■ Das Risiko ist anscheinend unabhängig vom Epilep- sietyp, es steigt aber mit der Zahl der Einweisungen und mit dem Alter, das die Patienten bei Erstmani- festation einer Epilepsie aufweisen.

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■ Absolut gesehen ist die Zahl der Schizophrenie- erkrankungen mit etwa 2,8 Prozent dennoch gering.

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und die häufiger deswegen in ein Spital eingewiesen werden müssen.

Der Umstand, dass nur hospitalisierte Patienten in dieser Studie ausgewertet wurden, dürfte an den Aussagen nichts Entschei- dendes ändern, mutmassen die Autoren. Sie gehen nämlich von der Annahme aus, dass der überwiegende Teil der Epilepti- ker irgendwann stationär behandelt wurde und folglich in die Studie einging.

Fazit der Autoren: «Unsere Studie zeigt einen starken Zu- sammenhang zwischen Epilepsie und Schizophrenieerkran- kung. Es dürfte zudem die erste Untersuchung sein, die zeigt, dass eine positive Familienanamnese für Epilepsie mit einem er- höhten Schizophrenierisiko einhergeht. Diese Befunde lassen

vermuten, dass genetische und Umweltfaktoren, die von den Familienmitgliedern geteilt werden, eine gewichtige Rolle

spielen.» ■

Ping Qin, et al.: Risk for schizophrenia and schizophrenia-like psychosis among patients with epilepsy: population based cohort study. BMJ 2005; 331: 23–25.

Uwe Beise

Interessenlage: Die Studie wurde u.a. vom Stanley Medical Research Institute, USA, und dem Danish Medical Research Council unterstützt.

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