DEUTSCHES itBZTEBLATT
BEKANNTMACHUNG DER BUNDESÄRZTEKAMMER
DIE ARZNEIMITTELKOMMISSION
DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT INFORMIERT:
Loka Ia nästheti ka:
Bei Anwendung in der Praxis beachten!
Berichte über Zwischenfälle beim Einsatz von Lokalanästhetika, die der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft in letzter Zeit zugegangen sind, geben zu folgenden Empfehlungen Anlaß:
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Bei Anwendung hoher Dosen von Lokalanästhetika (mehr als 25 Prozent der Grenzdosis, siehe Ta- belle) ist ein zuverlässiger venö- ser Zugang sicherzustellen, damit die Folgen einer Intoxikation be- herrscht werden können.f) Zur Vermeidung von allergi- schen Reaktionen sollen Lokal- anästhetika (gegebenenfalls mit Vasokonstriktoren) ohne weiteren Zusatz bevorzugt werden.
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Bei Zugabe von Vasokonstrik- toren (zum Beispiel Adrenalin =Epinephrin: Suprarenin® oder Or- nipressin: Por 8®) müssen die
Kontraindikationen (Koronarinsuf- fizienz, Hypertonie, Hyperthyreo- se, Epilepsie, bei Adrenalin auch Tachykardie) und Interaktionen mit gleichzeitig gegebenen Medi- kamenten beachtet werden.
Zu 1: Bei Beachtung dieser Dosis- begrenzung werden toxische Blutspiegel in der Regel nicht er- reicht. Diese liegen für Lidocain, Prilocain, Mepivacain und Carti- cain bei ca. 6 11g/ml, für Bupiva- cain und Etidocain bei 2 ~tg/ml. ln seltenen Fällen können aber auch infolge gesteigerter Empfindlich- keit gegenüber dem jeweiligen Lokalanästhetikum trotz Einhal- tung der Dosisbegrenzung klini- sche Zeichen einer toxischen Re- aktion auftreten.
Die Empfehlung, bei höheren Do- sen als 25 Prozent der Grenzdosis einen venösen Zugang zu legen,
Als Grenzdosen (bei einmaliger Infiltration
zulässige Maximaldosis für einen 70 kg schweren Mann) gelten: mit ohne Handelsname
Vasokonstriktor
Lidocain (mg) 500 300 Lidocain, neo-Novutox®, Xylocain®
Prilocain (mg) 600 400 Xylonest®
Mepivacain 500 300 Meaverin®, Mepivastesin®,
(mg) Scandicain®
Carticain (mg) 500 300 Ultracain®
Bupivacain (mg) 150 150 Bupivacain, Carbostesin®
Etidocain (mg) 300 300 Duranest®
100 (48) Heft 3 vom 16. Januar 1985 82. Jahrgang Ausgabe A
trägt der Tatsache Rechnung, daß eine akzidentelle intravenöse In- jektion nicht immer sicher vermie- den werden kann. Zudem können auch bei korrekter Injektion gele- gentlich sehr hohe Blutspiegel durch rasche Resorption auftre- ten. Bei intravenöser Gabe wer- den in der Regel 25 Prozent der Grenzdosis vertragen.
Zeichen zentralnervöser Intoxikation sind: ..,. Leichte Intoxikation:
Taubheit von Zunge und Mundgegend, metallischer Geschmack, Sehstörungen .... Mittelschwere Intoxikation:
Bewußtlosigkeit sowie Krämp- fe
..,. Schwere Intoxikation: Koma, Atemstillstand, Brady- kardie, Kreislaufstillstand
Hieraus lassen sich als
gewichtsbezogene Höchstdosen folgende Mengen in mg/kg KG berechnen und empfehlen:
mit ohne Vasokonstriktor
Lidocain 7 4
Prilocain 8 6
Mepivacain 7 4
Carticain 7 4
Bupivacain 2 2
Etidocain 4 4
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BEKANNTMACHUNG DER BUNDESÄRZTEKAMMER FÜR SIE GELESEN
Notfall-Maßnahmen
~ Bei ersten zentralnervösen Intoxikationszeichen:
Diazepam
10 bis 20 Milligramm intrave- nös; Sauerstoffgabe.
~ Bei schwerer zentralnervöser Intoxikation:
in erster Linie die physikalischen Maßnahmen der Herz-Lungen- Wiederbelebung (kardio-pulmo- nale Reanimation), das heißt Beat- mung mit Maske und Beutel, mög- lichst mit 100 Prozent 02 oder we- nigstens mit 02-Zusatz; dann ein schnell wirkendes Barbiturat, bei- spielsweise bei Erwachsenen 200 Milligramm Thiopental (Thiopen- tal "Lentia"®, Trapanai®) intrave- nös, bei Kindern entsprechend weniger, ferner Adrenalin 0,25 Milligramm mit Blut aufgezogen langsam intravenös, notfalls ohne Blutzumischung subkutan bzw.
intralingual, Intubation.
Bei Bedarf äußere Herzmassage.
Azidoseausgleich nach Blutgas- analysen, Verlegung auf Intensiv- station.
Zu 2: Das Procain mit seiner ho- hen Allergierate und seinem un- günstigen Verhältnis von Wirk- samkeit zur Toxizität ist heute ob- solet, ebenso seine Anwendung zur sogenannten Neuraltherapie. Wenn überhaupt, soll die Neural- therapie mit einem gut verträg- lichen Lokalanästhetikum ohne weiteren Zusatz durchgeführt werden. Das den Lokalanästhetika als Konservierungsmittel zuge- setzte Methylparaben hat ein ho- hes Sensibilisierungspotential. Es ist in Lokalanästhetika in Durch- stechflaschen und solchen mit Va- sokonstriktor-Zusatz enthalten.
Kann aus wirtschaftlichen Grün- den nicht auf den Einsatz von
Lokalanästhetika aus Du rchstech- flaschen verzichtet werden, müs- sen Patienten mit "Paragruppen- AIIergie" von der Gabe ausge- schlossen werden (AIIergiepaß beachten, Anamnese).
Notfall-Maßnahmen
Bei anaphylaktischer Reaktion:
~ Adrenalin 0,25 Milligramm mit 5 Milliliter Blut aufgezogen langsam intravenös (notfalls subkutan oder intralingual).
~ Kortikosteroid intravenös (zum Beispiel 250 Milligramm Prednisolonhemisuccinat oder Methylprednisolonhydro- gensuccinat).
~ Sauerstoffgabe, Plasma- expander, eventuell kardie- pulmonale Reanimation.
Zu 3: Die Vasokonstriktoren die- nen der Resorptionsverzögerung und Wirkungsverlängerung. Bei Beachtung der Kontraindikatio- nen (s. o.) dürfen nicht mehr als zwei IE Ornipressin/1 0 Milliliter und nicht mehr als 50 Mikro- gramm Adrenalin/10 Milliliter ein- gesetzt werden.
Für Adrenalin gilt außerdem eine Gesamtdosisbegrenzung auf 250 Mikrogramm. Bei Patienten, die trizyklische Antidepressiva oder Monoaminoxidase-Hemmstoffe (zum Beispiel Parnate®, Jatro- som®) bekommen, kann Adrena- linzusatz zur Blutdruckkrise füh- ren. Adrenalin sollte dann durch Ornipressin ersetzt werden. Abweichungen von dieser Regel scheinen in der Mund-Kiefer-Ge- sichts-Chirurgie und Hals-Nasen- Ohren-Heilkunde gelegentlich notwendig zu sein. Hier sind dann ganz besondere Vorsicht und Vor- bereitung von Notfallmaßnahmen
angezeigt.
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Epidemiologische Beobachtungen zum B ronch i a I ka rzi nom
Die geographische Variation der Mortalität des Bronchialkarzi- noms zeigt nicht nur international, sondern auch in unserem Land re- gional erhebliche Unterschiede. Sie liegt in der Bundesrepublik Deutsch land bei 73 pro 100 000 Männer. Über dem Bundesdurch- schnitt registrierte Sterberaten er- gaben sich in Großstädten bzw.
Ballungsgebieten. in den letzten 30 Jahren wurde ein regelmäßiger Anstieg dm Lungenkrebssterb- lichkeit beider Geschlechter be- obachtet, jedoch mit sinkender Tendenz der sogenannten.
"jugendlichen" Altersgruppen (35 bis 64 Jahre) und besonders deut- lichem Anstieg der über 65jähri- gen. Umwelt- und psychosoziale Faktoren scheinen zusätzlich eine erhebliche Rolle zu spielen. Auch wird der urbane Faktor, d. h. der Aufenthalt in Großstädten als be- deutend angesehen. Es scheint bestimmte Typen von Menschen zu geben, die auf Belastungen oder aussichtslose Situationen sowie sozioökonomische Depriva- tion mit Lungenkrebserkrankun- gen reagieren können. Weiterhin ist bekannt, daß Zigarettenkon- sum und Lungenkrebsinzidenz nicht immer korreliert sind, daß ei- ne ansteigende Mortalität bei Nichtrauchern beobachtet wird, und daß z. B. aktive Mormonen hohe Lungenkrebsraten aufwei- sen.
Für dieses teils merkwürdige, teils widersprüchliche Phänomen der Lungenkrebshäufigkeit scheint es eine bestimmte empfängliche (suszeptible) Bevölkerungsgrup- pe zu geben, bei welcher das Rau- chen bereits nach kurzer Zeitdau- er zu einem Effekt führt, der durch zusätzliche karzinogene Expositio- nen verstärkt werden kann. zeg
Frentzei-Beyme. R.: Epidemiologie des Bron- chialkarzinoms, Zeitschrift f. Allgemeinmed. 3
(1984) 90-99, Dr. med. R. Frentzei-Beyme. Mo-
zartstraße 8, 6900 Heidelberg
Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 3 vom 16. Januar 1985 149) 101