• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Gesundheitspolitik: Schwarz-Gelb auf der Rüttelstrecke" (29.01.2010)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Gesundheitspolitik: Schwarz-Gelb auf der Rüttelstrecke" (29.01.2010)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 107

|

Heft 4

|

29. Januar 2010 A 115

E

in Traumstart war es beileibe nicht für die schwarz-gelbe Bundesregierung. Nachdem sich die Bürger an den koalitionsinternen Dauerstreit über Steuern gewöhnt hatten, ging es um eine in mehrfacher Hinsicht merkwürdige Senkung der Mehrwertsteuer für das Hotelgewerbe (wobei ein wirklich zu begründender ermäßigter Steuersatz für Arzneimittel nicht einmal diskutiert wurde). Punkten in der Öffentlichkeit konnte die Bundesregierung mit ihrem jungen Gesundheitsmi- nister, obwohl es einen dissonanten Koalitionschor in Sachen Finanzierungsreform der Krankenversicherung gab und gibt. Aber Philipp Rösler ließ sich von einem seiner Vorgänger, der den Anspruch hat, vieles besser zu wissen als das gesundheitspolitische Greenhorn auf dem Ministersessel, nicht provozieren. Rösler verkauft sich gut in der Öffentlichkeit, er ist rhetorisch brillant, wirkt unverbraucht-sympathisch und kommt nicht nur in der Ärzteschaft gut an.

Aber inzwischen hat die Regierung auch in der Ge- sundheitspolitik eine schlechte Presse, auch hier lautet der Vorwurf vor allem an die Adresse der FDP, sie be- treibe Klientelpolitik. Zum Beispiel für die Pharmain- dustrie, indem sie mit Prof. Dr. med. Peter Sawicki, dem Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), einen mutigen Streiter für die Interessen der Patienten und Beitragszahler kalt- stelle. Aber rechtfertigt es eine pharmakritische Hal- tung, im korrekten Umgang mit Versichertengeldern an- dere Maßstäbe anzulegen als bei Vorständen einer Kas- senärztlichen Vereinigung oder einer Krankenkasse?

Zudem ist es sehr die Frage, ob nun in Erfüllung geht, was sich die Pharmaindustrie mit einem „Neuanfang beim IQWiG“ erhofft (siehe Beitrag in diesem Heft).

Rösler plädiert jedenfalls sogar für eine „stärkere Kosten-Nutzen-Bewertung“ bei Arzneimitteln.

Wirbel hat auch eine andere Personalentscheidung verursacht. Einen leitenden Mitarbeiter des Verbandes der privaten Krankenversicherung hat Rösler zum Lei- ter der Grundsatzabteilung des Ministeriums gemacht.

Dass die Opposition das als Beleg für eine Politik zulas- ten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) wer-

tet, kann niemanden überraschen. Aber bewahrheiten muss es sich deshalb nicht. Einem anerkannten Fach- mann, der bisher als Lobbyist gearbeitet hat, zu unter- stellen, er eigne sich nicht für das Ministerium, also für eine am Gemeinwohl orientierte Arbeit, ist unfair.

Nun wird Rösler – die 100 Tage Schonzeit, die je- dem neuen Ressortchef zustehen, sind noch nicht ein- mal ganz vorüber – sogar dafür verantwortlich ge- macht, dass Millionen gesetzlich Versicherte in diesem Jahr erstmals acht Euro Zusatzbeitrag zahlen müssen.

Dabei ist der Minister weder für die verkorkste Kon- struktion des Zusatzbeitrags noch für das Milliarden- defizit der GKV in diesem Jahr verantwortlich. Aber das interessiert niemanden, in der Gesundheitspolitik geht es rau zu, wie Rösler zu spüren bekommt. Die Vor- standsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Doris Pfeiffer, fordert ein Kostendämpfungsgesetz und eine Rückkehr zur Kopplung der Ausgaben an die Grund- lohnsummenentwicklung. Aber nicht nur die Kassen- chefs werden langsam unruhig. Tatsächlich helfen wohlklingende Reden nicht weiter. Rösler muss jetzt Politik betreiben, wenn er die Rüttelstrecke bald hinter sich lassen will. Er hat den richtigen und ambitionierten Anspruch, nicht in eine Kostendämpfungspolitik her- kömmlicher Prägung zurückzufallen. Ihm schwebt ein System der Anreize vor, das sich großenteils selbst steuert. Man muss ihn beim Wort nehmen.

GESUNDHEITSPOLITIK

Schwarz-Gelb auf der Rüttelstrecke

Heinz Stüwe

Heinz Stüwe Chefredakteur

S E I T E E I N S

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Denn der politische Charme des Fonds be- stand und besteht darin, dass über ihn bei anderen politischen Mehr- heiten sehr schnell – durch eine Ein- beziehung der PKV – das

Sie haben eine janusköpfige Funktion: Einmal die Interessen der Ärz- tinnen und Ärzte gegenüber der Öffent- lichkeit oder seitens der Kassenärztlichen Vereinigungen besonders

Den- noch moniert die PKV permanent, dass die weit überwiegende Mehrheit der privat liquidierenden Ärzte in der Regel den Schwellenwert (nach PKV- Diktion: den Regelhöchst- satz

"Ehrenamtspauschale" nach § 3 Nr. 26a Einkommensteuergesetz zu zahlen. Das Geschäftsjahr des Vereins ist das Kalenderjahr. Der Verein wird nach Genehmigung durch die

Aber nehmen wir, wie es gemeint ist: Keine Liebeserklärung, aber das Danke- schön für die bürgermeisterliche Arbeit (auch wenn da natürlich nicht alle Kelkheimer zustimmen

In der ambulanten Versorgung durch Arztpraxen will die AfD die Übernahme einer Praxis für junge Ärzte attraktiver machen und das Abrechnen der Leistungen für die

Lese dir die Aufgabenstellung genau durch und beginne erst, wenn du diese verstanden hast!. Lese das

Da die Leistung im August 2020 erbracht wird, ist der niedrigere Regelsteuersatz von 16% anzuwenden.. Es ist unbeachtlich, dass im Kaufvertrag noch 19% Umsatzsteuer