A454 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 8⏐⏐23. Februar 2007
A K T U E L L
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) und die AOK Hessen wollen Ärzte und Versicherte künftig in ab- gestimmten Rundschreiben über unterschiedliche Erkrankungen so- wie medikamentöse und nichtme- dikamentöse Behandlungsverfahren informieren. Außerdem haben sie Mitte Februar in Frankfurt den ers- ten Teil einer Audio-Akademie vor- gestellt. Das Hörbuch „Pharma- marketing“ soll über die Strategien von Pharmareferenten aufklären.
Die Maßnahmen sind Teil einer ge- meinsamen Kampagne von KV und AOK, die darauf zielt, „die Versor- gungsqualität der Versicherten in Hessen dadurch zu steigern, dass Ärzte und Patienten industrieunab- hängig über Arzneimittel informiert
werden“, wie es in einer gemeinsa- men Mitteilung der beiden Organi- sationen heißt. Die Kampagne läuft seit Herbst 2006.
„Nur mit industrieunabhängigen Informationen ermöglichen wir es unseren Mitgliedern, dem immen- sen Marketingdruck der Pharmain- dustrie wirksame Argumente entge-
genzusetzen“, sagte Dr. med. Gerd W. Zimmermann. Der stellvertre- tende Vorstandsvorsitzende der KV Hessen betonte, es gehe nicht dar- um, Pharmavertreter zu „uner- wünschten Personen“ in Hessens Praxen zu machen, sondern darum, dass besser informierte Ärzte den Pharmavertretern „auf Augenhöhe“
begegneten und ihr eigenes Verord- nungsverhalten angemessen reflek-
tieren könnten. HK
FORSCHUNG: GUTE BASIS, ZU WENIG GELD
Die Leistungen bundesdeutscher Forscher sind mit denen von Wissenschaftlern in den USA oder Japan durchaus vergleichbar. Doch weil die absolute Größe der eingesetzten Ressourcen entscheidend ist, gerät die Bundesrepublik zu- nehmend ins Hintertreffen. Beliefen sich die Ausgaben für Forschung und Entwicklung hierzulande im Jahr 2004 auf rund 68 Milliarden Euro, wurden in den USA circa 313 und in Japan 146 Milliarden Euro investiert. Darauf hat Dr. Peter Strüven in Berlin hingewiesen. Der Geschäftsführer der Boston Consulting Group präsentierte die Ergebnisse einer Studie „Inno- vationsstandort Deutschland – quo vadis?“.
Demnach werden asiatische Länder zu ei- ner respektablen Konkurrenz für Deutschland, weil sie eine gezielte Bildungs- und For- schungspolitik betreiben und aufgrund ihrer
Größe über immer mehr gut ausgebildete Techniker und Ingenieure verfügen. Die Aus- gangslage Deutschlands in der Medizintechnik wird allerdings, im Gegensatz zu der in der Bio- technologie und im Bereich Pharma, als über- aus positiv beurteilt. Mit Siemens und Frese- nius befänden sich zwei deutsche Unterneh- men in der Liste der zehn weltweit größten Hersteller, die ansonsten von amerikanischen Unternehmen dominiert wird. Daneben existier- ten zahlreiche mittelständische Unternehmen, die in ihrem Segment Marktführer seien, sowie kleine, stark spezialisierte Firmen.
Spitzenreiter bei Medizintechnologie
„Die Patentanalyse zeigt, dass Deutschland vor allem bei chirurgischen Instrumenten und Ver- fahren, Implantaten und Prothesen sowie bild-
gebenden Verfahren technologisch mit an der Spitze liegt und bei vielen anderen Teilgebieten eine bedeutende Rolle spielt“, heißt es im Be- richt. Die hohe Wettbewerbsfähigkeit spiegelt sich auch darin, dass Deutschland mehr medi- zintechnische Geräte aus- als einführt.
Die Autoren der Studie gehen jedoch davon aus, dass in den nächsten Jahren Anstrengun- gen nötig sind, um nicht ins Hintertreffen zu ge- raten. Gefährdet scheine die deutsche Position vor allem „beim Schlüsselthema IT-Systeme zum Management von Patientendaten“. Wenn solche Systeme nur zögerlich eingeführt würden, fehle den Unternehmen die Möglichkeit, durch die Er- probung im Heimatland Erfahrungen zu sam- meln. Notwendig sei es zudem, Ideen von Mitar- beitern an staatlichen Forschungseinrichtungen besser zu vermarkten. Sabine Rieser Mit einem Festakt ist am 10. Febru-
ar in Olpe die Deutsche Kinderhos- pizstiftung gegründet worden. 34 Gründungsstifter stellten 300 000 Euro zur Verfügung, um damit lang- fristig die Kinderhospizarbeit zu si- chern, teilte der Deutsche Kinder- hospizverein mit. Bundespräsident Horst Köhler äußerte in einem Grußwort die Hoffnung, „dass es gelingen wird, immer mehr Men- schen für das Leid schwer kranker Kinder empfänglich zu machen und zur Hilfe zu bewegen“. Zum Stif- tungszweck gehören nach eigenen Angaben unter anderem der Aufbau und Betrieb ambulanter Kinderhos- pizdienste, die Unterstützung von
betroffenen Familien in besonderen Krisensituationen sowie die Semi- nar- und Bildungsarbeit der Deut- schen Kinderhospizakademie. In- itiator der Stiftung ist der Deutsche Kinderhospizverein. Kli KINDERHOSPIZSTIFTUNG
Hilfe für schwer kranke Kinder
Foto:Dt.Kinderhospizverein
Foto:Becker & Bredel
KV UND AOK HESSEN