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Bewertungsmethode der Biomasse-Erntelogistik

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Academic year: 2022

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TRANSPORT UND UMSCHLAG

286

63 LANDTECHNIK 5/2008

Martin Strobl, München

Bewertungsmethode

der Biomasse-Erntelogistik

B

iomasse-Erntelogistik beschränkt sich nicht auf Biomasse-Transport. Viel- mehr handelt es sich hierbei um die drei Pro- zessglieder Ernte, Transport und Einlage- rung sowie deren Zusammenspiel. Die klas- sische Optimierung der Erntelogistik verfolgt derzeit überwiegend ökonomische und prozesstechnische Ziele (Kostenmini- mierung und Maximierung der Prozessleis- tung). Steigende Treibstoffpreise führen da- zu, dass auch ökologische Optimierung al- lein schon aus ökonomischen Gründen sinnvoll wird (Minimierung des Treibstoff- einsatzes).

Der vorliegende Beitrag konzentriert sich in diesem breiten Feld auf die Darstellung ei- ner nachvollziehbaren Methode zur Berech- nung leicht verständlicher Kenngrößen mit dem Ziel, sowohl horizontale als auch verti- kale Vergleiche der gesamten Maßnahme so- wie einzelner beteiligter Maschinen zu er- möglichen. Besonderes Augenmerk gilt da- bei der Datenerfassung.

Datenerfassung

Die zur Kennzahlenberechnung notwendi- gen Ausgangsdaten fallen überwiegend während der Erntemaßnahme selbst an. Es besteht daher die Gefahr, entweder durch ei- ne zu intensive Datenerfassung die eigentli- chen Erntearbeiten stark zu beeinträchtigen oder durch eine lückenhafte Datenerfassung

die notwendige Mindestdatentiefe und -qua- lität zu verfehlen. Anzustreben ist eine aus- wertungsorientierte Datenerfassung. Diese bedient sich grundsätzlich der sechs in Tabel- le 1dargestellten Informationsquellen.

Langfristig ist es denkbar, einen Großteil der in Tabelle 1aufgelisteten Informationen in möglichst automatisierter Form ohne weite- re manuelle Eingaben zu erfassen und diese nach einer Informationsverarbeitung in einer Qualität zu dokumentieren, wie sie unmittel- bar zur Kenngrößenberechnung benötigt wird. Kurz- bis mittelfristig wird aber die manuelle Erfassung weiterhin eine bedeu- tende Rolle spielen. Auf sie wird im Folgen- den näher eingegangen.

Frischmasse-Lagereingang

Der Frischmasse-Lagereingang wird von ei- ner Fuhrwerkswaage in der Einheit Kilo- gramm Frischmasse [kg] erfasst und über Wiegescheine dokumentiert. Ein Wiege- schein enthält standardmäßig Informationen zum Transportfahrzeug (KFZ-Kennzei- chen), die Uhrzeit der Wiegung, das Leer- und Vollgewicht sowie die Biomasseart und wird für jedes am Lager ankommende Fahr- zeug ausgegeben. Zum Zwecke der Abrech- nung oder für detailliertere Auswertungen sollte der Wiegeschein zusätzlich die Infor- mationen zum anliefernden Flurstück und dessen Bewirtschafter enthalten. Das Leer- gewicht einer Transporteinheit kann stich- probenartig erfasst werden.

Kraftstoffeinsatz

Der Kraftstoffeinsatz wird von einem Zähl- werk an der Tankstelle in der Einheit Liter [l]

erfasst und auf einer Tankliste dokumentiert.

Die Tankliste enthält das Tankdatum, die Kennung der betankten Maschine (KFZ- Kennzeichen) sowie die getankte Kraftstoff- menge. Eine Maschine beginnt und beendet den täglichen Einsatz mit vollem Kraft- stofftank. Dies gilt für alle Maschinen im Lager, des Transports sowie der Ernte.

Die Biomasse-Erntelogistik gewinnt auf- grund der größer werdenden Umschlags- mengen – beispielsweise für wachsende Milchviehbestände oder Biogasanlagen - an Bedeutung. Ziel und Aufgabe der Öko- nomie sind dabei neben der Durchführung der Abrechnung einer Erntemaßnahme vor allem auch das Aufzeigen von Optimie- rungspotenzialen durch die Schaffung von Transparenz sowie die Sicherstellung der maßnahmenübergreifenden vertikalen und horizontalen Vergleichbarkeit.

Der vorliegende Beitrag zeigt exemplarisch die Methode, beginnend bei der auswer- tungsorientierten Datenerfassung bis hin zu ausgewählten vergleichbaren Kennzah- len.

Dipl.-Ing.agr. Martin Strobl ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Agrarökonomie der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Menzinger Str. 54, 80638 München, e-mail:

martin.strobl@LfL.bayern.de.

Dieser Beitrag aus der Arbeitsgruppe für Ökonomik nachwachsender Rohstoffe am Institut für Agrarö- konomie (Leiter: Dipl.-Ing.agr. Ulrich Keymer) entstand im Rahmen des Forschungsvorhabens

„Wirtschaftlichkeitskontrolle von Biogasanlagen“

im Auftrag des BStLF. Das Projekt ist grundlegender Baustein einer externen Promotion am Weihenste- phaner Lehrstuhl für Wirtschaftslehre des Landbaus der Technischen Universität München (Ordinarius:

Prof. Dr. A. Heißenhuber).

Schlüsselwörter

Biomasse, Erntelogistik, Kennzahlen, Verfahrensver- gleich

Keywords

Biomass, harvest logistics, operating figures, process comparison

Tab. 1: Informationsquel- len zur Kenngrößenbe- rechnung Table 1: Source of information to determine the key figures

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Maschineneinsatz

Der Maschineneinsatz wird vom Betriebs- stundenzähler der beteiligten Maschine in der Einheit Stunden [h] erfasst und auf der Tankliste nach jedem Tankvorgang doku- mentiert. Diese Dokumentation erfolgt er- fahrungsgemäß ebenfalls auf der bereits er- wähnten Tankliste, erweitert um Informatio- nen zum Maschinenstundenzählerstand. Bei Maschinen mit Kilometerzählern (etwa LKW) werden zusätzlich die gefahrenen Ki- lometer notiert. Bei jedem Tankvorgang wird der Maschinenstundenzählerstand auf der Tankliste notiert.

Arbeitskräfteeinsatz

Der Arbeitskräfteeinsatz wird von den Ar- beitskräften selbst in Stunden [h] erfasst und auf einem Formblatt dokumentiert.

Trockenmasseanteile

Die Trockenmassenanteile werden ladungs- spezifisch durch eine Schnellbestimmungs- waage oder einen Trockenschrank in der Einheit Prozent [%] erfasst und auf dem der Ladung zugehörigen Wiegeschein doku- mentiert. Die Probennahme erfolgt an meh- reren Stellen direkt im Anschluss an den Entladevorgang, weil hier eine erneute Durchmischung der Fahrzeugladung zu er- warten ist.

Kontoumsätze

Die Kontoumsätze als quasi pagatorische Kosten werden durch das Kreditinstitut er- fasst und sind in Form eines Kontoauszugs oder Export einer Kontoführungssoftware dokumentiert. Die Kontoumsätze dienen vor allem der Nachkalkulation auf Basis des re- ell angefallenen Zahlungsverkehrs.

Kennzahlen

Mit eingeschränkter Aussagekraft sind die absoluten Werte bereits ohne weitere Ver- rechnung als Kennzahlen zu nutzen. Wieder- holt sich beispielsweise eine Erntemaßnah- me annähernd „ceteris paribus“ (etwa Gras- ernte bei identischer Erntefläche mit identischen Lager-, Transport- und Ernte- maschinen), ist der direkte maßnahmenüber- greifende Vergleich möglich. Einen besseren Vergleich erlaubt jedoch die Erstellung von Kennzahlenmatrizen. Im Folgenden werden zwei beispielhafte Matrizen vorgestellt.

Kennzahlenmatrix mit Kostenträgerbezug

Der Begriff Ressourceneinsatz steht allge- mein für den Umfang aller für die Ernte- maßnahme eingesetzten Maschinen, Ar- beitskräfte und Betriebsmittel. Aus ökono- mischer Sicht ist die geerntete, transportierte und eingelagerte Tonne Frischmasse (oder Trockenmasse) der Kostenträger. Auf den Kostenträger werden in Form einer Matrix alle Einsatzmengen bezogen (Tab. 2). Die Zeilen der Matrix listen die einzelnen erfass- ten Einsatzmengen, die Spalten enthalten die gewünschten Kostenträger. Die Matrix ist beliebig zu erweitern.

Tabelle 2enthält – mit Ausnahme der Um- sätze – reelle Zahlen einer Maiserntelogistik aus dem Jahr 2007. Der Kraftstoffverbrauch für die Ernte, den Transport und die Einla- gerung betrug bei dieser Erntemaßnahme in der Summe 1,97 Liter je Tonne Frischmasse oder umgerechnet 6,26 Liter je Tonne Trockenmasse. Betrachtet man in einem zweiten Beispiel den durch die Maisernte verursachten negativen Umsatz (= Auszah- lungen) von -48.120 € ($), so schlug diese Maisernte liquiditätswirksam mit -5,83 € ($) je Tonne Frischmasse zu Buche.

Tabelle 2zeigt die Kennzahlen der gesam- ten Erntemaßname „en bloc“. In Abhängig- keit der Datenerfassungstiefe können mit dieser Methode aber auch einzelne Prozess- glieder (Ernte, Transport, Einlagerung) oder noch detaillierter einzelne Maschinen der Erntelogistik abgebildet und damit getrennt mit identischer Methode bewertet werden.

Kennzahlenmatrix zur Prozessleistung und -effizienz Aus der Spiegelung der Ressourceneinsatz- Matrix resultiert die Matrix zur Prozessleis- tung und –effizienz. Tabelle 3 konzentriert sich im vorliegenden Beispiel auf die Dar- stellung des Maschinen- und Kraftstoffein- satzes, beide jeweils zusätzlich aufgeschlüs- selt nach den Prozessgliedern Ernte, Trans- port und Einlagerung. Die Werte stammen von der mit Tabelle 2identischen Erntekette.

Die Spalte Maschineneinsatz erlaubt die exemplarische Diskussion der Prozessleis- tung. Auf die Frischmasse bezogen erreicht das Prozessglied Ernte (die Erntemaschine) knapp 87 Tonnen je Einsatzstunde, während im Prozessglied Transport innerhalb einer Einsatzstunde eines Fahrzeugs lediglich 17,6 Tonnen umgeschlagen werden. Das vorliegende Verhältnis dieser beiden Pro- zessleistungs-Kennzahlen von 1:4,9 erfasst wiederum die Beziehung zwischen einzel- nen Prozesskettengliedern in Zahlen. Auf- grund der höheren Leistung musste eine Erntemaschine mit knapp fünf Transportein- heiten bedient werden.

Die Spalte Kraftstoffeinsatz aus Tabelle 3 ermöglicht die Diskussion der Prozesseffizi- enz. Der bereits in Tabelle 2erwähnte gesam- te Kraftstoffverbrauch von 16 270 Litern ist nach Prozessgliedern aufgeschlüsselt darge- stellt. In der Summe konnte mit einem Liter Kraftstoff 0,51 Tonnen Frischmasse geern- tet, transportiert und eingelagert werden. Je Liter Kraftstoff konnten frischmassebezo- gen entweder 1,06 Tonnen geerntet, 1,82 Tonnen transportiert oder 2,07 Tonnen ein- gelagert werden. Diese Effizienzkennzahlen erleichtern besonders den direkten Vergleich einzelner Maschinen (etwa Transportfahr- zeug 1 gegen Transportfahrzeug 2) sowie den maßnahmenübergreifenden Vergleich.

Fazit

Auch bei der Erntelogistik gilt: Die Qualität der Datengrundlage bestimmt die Güte der daraus berechneten Kennzahlen. Derzeit fin- det die zur Berechnung notwendige Datener- fassung überwiegend manuell statt und be- darf eines bewussten Verhaltens während der Erntemaßnahme. An den zwei Kennzahlen- matrizen zum Ressourceneinsatz sowie der Prozessleistung und -efffizienz werden die vielfältigen Auswertungsmöglichkeiten nur angedeutet. Aus Sicht des Autors besteht die zukünftige Herausforderung mit dem Ziel einer vollautomatisierten Datenerfassung und -auswertung nicht nur in der Sensor- technik, sondern aufgrund der verschieden- sten Informationsquellen vor allem im in- nerbetrieblichen oder webbasierten Infor- mationsmanagement.

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Tab. 2: Kennzahlenmatrix

“Kostenträger”

Table 2: Key figure matrix “cost unit”

* erfasster Trockenmasse- anteil / recorded percen- tage of dry weight: 31,5 %

* erfasster Trockenmasseanteil / recorded percentage of dry weight: 31,5 [%]

Tab. 3: Kennzahlenmatrix „Prozessleistung und - effizienz“

Table 3: Key figure matrix “process performance and efficiency”

Referenzen

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