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Archiv "Brustkrebsstammzellen: Gefährliche Einzelgänger" (11.05.2012)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 19

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11. Mai 2012 A 971 BRUSTKREBSSTAMMZELLEN

Gefährliche Einzelgänger

Heidelberger Wissenschaftlern ist es gelungen, das metastaseninduzierende Potenzial von Krebsstammzellen von Patientinnen mit Brustkrebs nachzuweisen.

K

rebsstammzellen fungieren nicht nur als „Mutterzellen“

bei der Entstehung eines Tumors, sondern werden auch als Wegberei- ter für eine Metastasierung verant- wortlich gemacht. Dem Team um Prof. Dr. rer. nat. Andreas Trumpp vom Deutschen Krebsforschungs- zentrum ist es erstmals geglückt, zir- kulierende Tumorzellen mit Stamm- zelleigenschaften im Blut (CTCs)

von Brustkrebspatientinnen nach- zuweisen, die Knochenmetastasen auslösen können.

Krebsstammzellen sind nur schwer zu fassen. Sie sitzen an der Spitze eines Krebsklons, entziehen sich einer Chemo- oder Radiotherapie durch Escape-Mechanismen und haben ein unerschöpfliches Selbst- erneuerungspotenzial: Das heißt, dass einzelne Krebsstammzellen, die die Therapie überlebt haben, zu einem späteren Zeitpunkt wieder ei- nen neuen Tumorklon hervorbrin- gen und zu einem Rezidiv oder Me- tastasen führen können.

Einzelne Brustkrebszellen können sich vom Primärtumor ablösen und ins Blut abwandern. So lag es Trumpp zufolge nahe, im Pool die- ser zirkulierenden Tumorzellen nach

Krebsstammzellen zu fahnden. In einer klinischen Studie mit Prof. Dr.

med. Andreas Schneeweiss vom Nationalen Centrum für Tumorer- krankungen (NCT) untersuchte man Blutproben von 600 Patientinnen mit fortgeschrittener Brustkrebserkran- kung. Zirkulierende Tumorzellen wurden isoliert, quantifiziert und auf zellulärer und molekularer Ebene charakterisiert.

Metastasenverdächtige Zel- len sind dadurch im Blut zu er- kennen, dass es sich um epi- theliale Zellen handelt, die sich von den mesenchymalen Blutzellen durch bestimmte Marker – wie zum Beispiel EpCAM – unterscheiden. In mehreren Untersuchungen wur- de bereits herausgefunden, dass die Prognose von Krebspa- tienten von der Zahl der zir - kulierenden Tumorzellen im Blut abhängt. Diese quantita- tive Aussage lässt allerdings noch keinen Schluss darüber zu, welche unter den CTC- Zellen tatsächlich Metastasen induzieren können. Trumpp:

„Wir gehen davon aus, dass nur Krebsstammzellen oder Subtypen derselben sich als metastasenindu- zierende Zellen verhalten können, andere nicht.“

Zwei neue Marker gefunden Welche aber sind diese Zellen, und wie heterogen sind sie? Das ist noch weitgehend eine Blackbox.

Die Forscher gehen davon aus, dass nur einige wenige CTCs tat- sächlich in der Lage sind, Metasta- sen zu bilden, und vermuten, dass es genau jene mit Stammzellcha- rakter sind, die sich vom Primärtu- mor gelöst haben und ins Blut ge- wandert sind. Inzwischen haben sie das Blut von etwa 300 Patien- tinnen analysiert und wurden fün- dig. Neben den bekannten Zell -

oberflächenmarkern wie EpCAM, CD44 und CD24 haben sie zwei neue Marker für metastasenin - duzierende Brustkrebsstammzellen gefunden. Diese führen dazu, dass die Zellen besser wandern und den Angriffen des Immunsystems im Blut entkommen können.

Die Anzahl der metastasenver- dächtigen Phänotypen bei den CTCs schwankte bei den Patientinnen zwi- schen nur einem und 44 Prozent.

Die Trumpp-Arbeitsgruppe konnte diese Zellen bisher in hormonre- zeptorpositiven, luminalen Brust- krebstypen finden, fahndet nach diesen aber auch in den anderen Brustkrebsarten. Die Forscher ver- muten, dass diese Metastasenstamm- zellen von Krebsstammzellen ab- stammen , die sich abhängig von ih- rer Mikroumgebung weiterentwi- ckeln. Nicht jede Krebsstammzelle kann also Metastasen hervorrufen.

Letztlich kann der definitive Be- weis Trumpp zufolge nur über die Funktion dieser Zellen angetreten werden – und das ist den Heidelber- ger Forschern gelungen: Sie haben die CTCs mit Stammzellphänotyp aus Patientenblut isoliert und aufge- reinigt und in immundefiziente Mäuse transplantiert. In den Emp- fängertieren wuchsen tatsächlich Knochenmetastasen und zum Teil Lebermetastasen heran, was das metastasenbildende Potenzial der Brustkrebsstammzellen beweist.

„Gelingt es uns jetzt mit der Blockierung dieser Rezeptoren die metastaseninduzierenden CTCs ab- zutöten, für das Immunsystem wieder zugänglich zu machen oder zumindest so zu schwächen, dass sie keine Metastasen mehr bilden können, würde dies neue Mög - lichkeiten einer differenzierteren Diagnostik und einer zielgerichte- ten Therapie eröffnen“, resümiert

Trumpp.

Ingeborg Bördlein Metastasenindu-

zierende Krebs- stammzellen be- finden sich in einer

Stammzellnische gewissermaßen im Tiefschlaf, bleiben durch Chemo- und Radiotherapie un-

behelligt.

Foto: Wittmann/SPL/Agentur Focus

M E D I Z I N R E P O R T

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