MEDIZIN
Diese Zahlen werden allerdings noch relativiert, da mit der Möglichkeit des Auftretens apathogener Virusvarian- ten gerechnet werden muß und unse- re Ergebnisse überwiegend aus Ho- mogenaten von Zeckenkollektiven ge- wonnen wurden, die nur eine an- nähernde Quantifizierung erlauben.
Ergänzend zu unserer Studie in Ostdeutschland untersuchten wir 34 Homogenate aus 3553 Zecken von Sammelplätzen innerhalb der be- kannten und nach wie vor aktiven Na- turherdgebiete in Bayern und Baden- Württemberg sowie in Hessen und Rheinland-Pfalz. Dabei konnten in Bayern (Gatzereut) zwei FSME-Vi- russtämme aus Zeckenhomogenaten in Zellkulturen isoliert werden, bei gleichzeitig positiver PCR/Hybridi- sierung. Bisher wurde einer dieser Stämme auch in der Säuglingsmaus isoliert.
Ob sich die ausschließlich mit der PCR/Hybridisierung nachgewiesenen FSME-Virussequenzen von denen der isolierten Virusstämme unter- scheiden, ist Gegenstand derzeitiger Untersuchungen.
Aus den Zeckenhomogenaten, die aus allen deutschen Herdgebie- ten stammten, konnten mehrfach auch andere Arboviren in Zellkultu- ren angezüchtet werden, bisher neun Uukuvirusstämme und fünf Orbivirusstämme.
In Übereinstimmung mit den Ergebnissen unserer Naturherdun- tersuchungen in Ostdeutschland von 1983 bis 89 (5, 6) können wir nach Einführung der PCR zum Virus- nachweis in Zecken feststellen, daß die endemische Latenz des FSMEV in diesen Gebieten andau- ert, daß Virus in den Zecken vor- handen ist und dort ein, wenn auch sehr geringes, Risiko besteht, nach einem Zeckenstich an einer klinisch manifesten FSME zu erkranken.
Die in der Abbildung 1 vorgeleg- te Karte zeigt die Endemiegebiete in Ostdeutschland mit den von 1986 bis 1994 registrierten klinischen Fällen, die Sammelorte der in der PCR positi- ven Zeckenproben sowie die in den Jahren von 1973 bis 1990 registrierten klinischen FSME-Fälle in Bayern und Baden-Württemberg.
Die diesbezüglichen Daten bis 1993 sind bei (7) zu finden.
KURZBERICHT / FÜR SIE REFERIERT
Die experimentellen Arbeiten sowie die Pro- bengewinnung in den Naturherden wurden durchgeführt von Dr. Christiane Ramelow, Doris Berndt, Patricia Beziat, B. Kriebel und Renate Roske, Zeckenproben aus Thüringen verdanken wir Prof. Dr. W. Dorn und Dr. U.
Jacobi (Jena), solche aus Mecklenburg-Vor- pommmern Dr. 0. Burmeister (Neustrelitz), Dr. L.-W. Schröder (Greifswald), Dr. S. Som- mer (Schwerin) und Dr. H. Steinbrink (Ro- stock). Herrn PD Dr. E. Schreier (Robert- Koch-Institut) danken wir für die Hilfe beim Aufbau der FSMEV-PCR.
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1995; 92: A-1438-1442 [Heft 20]
Literatur
1. Roggendorf M: Frühsommer-Meningoen- cephalitis — wer soll geimpft werden? Thera- piewoche 1990; 40: 1173-1178
2. Ramelow Ch, Süss J, Bemdt D, Roggendorf M, Schreier E: Detection of tick-borne en- cephalitis virus RNA in ticks (Ixodes rici- nus) by the polymerase chain reaction. J vi- rol methods 1993; 43: 115-119
3. Sinnecker H: Zeckenencephalitis in Deutschland. Zbl Bakt, I. Abt, Orig 1960;
180: 12-18
4. Sinnecker H: Tick-bome encephalitis in the German Democratic Republic, pp. 19-23.
Antibiotische
Behandlung des Ulcus ventriculi
In zunehmendem Maße setzt sich bei der Behandlung des peptischen Geschwürs die Helicobacter-pylori- Therapie durch, nachdem gezeigt werden konnte, daß bei Patienten, die so behandelt wurden, daß sie auf Heli- cobacter negativ reagieren, praktisch überhaupt keine Ulkusrezidive mehr auftreten.
Die Autoren aus Hongkong be- richten über eine Vergleichsstudie von 100 Patienten mit Magenge- schwüren, die entweder mit Omepra- zol 20 Milligramm für vier Wochen oder mit einer einwöchigen antibioti- schen Therapie aus 120 Milligramm Wismutsubcitrat, 500 Milligramm Te- trazyklin und 400 Milligramm Metro- nidazol viermal täglich behandelt worden waren.
Die Eradikationsrate lag bei 91,1 Prozent unter der antibakteriellen
In: Tick-bome encephalitis and haemorrha- gic fever with renal syndrome in Europe.
Report on a WHO Meeting, Baden 1983.
WHO Euro Reports and Studies No. 104 1986; 104
5. Süss J, Sinnecker H, Sinnecker R, Berndt D, Zilske E, Dedek G, Apitzsch L Epidemio- logy and ecology of tick-bome encephalitis in the eastern part of Germany between 1960 and 1990 and studies on the dynamics of a natural focus of tick-bome encephalitis.
Zbl Bakt 1992; 277: 224-235
6. Süss J, Ramelow Ch, Bemdt D, Roggendorf M, Schreier E: Epidemiologie des FSME-Virus in den neuen Bundesländern.
In: J Süss (Hrsg.) Durch Zecken übertrag- bare Erkrankungen, Weiler Verlag 1994;
31-38
7. Roggendorf M, Lenz P: Änderungen der Epidemiologie der FSME in Süddeutsch- land. Ellipse 1994; 11: 33-40
8. Roggendorf M: unveröffentlicht
Anschrift des Verfassers:
Priv.-Doz. Dr. med. Jochen Süss Bundesinstitut für
gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) Diedersdorfer Weg 1
12277 Berlin
Behandlung und bei 12,5 Prozent un- ter der Omeprazol-Monotherapie.
Fünf Wochen nach Therapiebeginn waren 84,4 Prozent der Geschwüre nach Antibiose und 72,5 Prozent nach Omeprazol abgeheilt.
Unter der Omeprazol-Behand- lung wurden die Patienten signifikant rascher schmerzfrei.
Nach einem Jahr lag die Rezidiv- rate bei 4,5 Prozent in der antibakteri- ell behandelten Gruppe, bei 52,2 Pro- zent in der nur antisekfetorisch mit Omeprazol behandelten Gruppe.
Interessant ist dabei, daß offen- sichtlich eine einwöchige rein anti- bakteriell gestaltete Behandlung zu einer Ulkusheilung führte, ohne daß, wie bislang üblich, für vier bis sechs Wochen antisekretorisch therapiert wurde.
Sung J J Y, Chung S C S, Ling T K W, et al.: Antibacterial Treatment of Gastric Ulcers Associated with Helicobacter py- lori. N Engl J Med 1995; 333: 139-142 Departments of Medicine, Surgery, and Microbiology, Prince of Wales Hospital and Chinese University of Hongkong Shatin, Hongkong
A-1442 (44) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 20,19. Mai 1995