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Archiv "Sind Ärzte an einer Beratung über ihre Verordnungsweise interessiert?" (27.08.1990)

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Tabelle 1: Teilnahme an der schriftlichen Befragung Ausgesandte

Fragebögen

Allgemeinärzte/

prakt. Ärzte n (%)

Internisten n (%)

Gesamt n (%) Beantwortet 315 (61,6%) 94 (63,1%) 409 (62%) (= Rücklauf)

Nicht 196 (38,4%) 55 (36,9%) 251 (38%) beantwortet

Gesamt 511 (100%) 149 (100%)

aL 660 (100%)

9,39771,91.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

strinirj:

••

Die Arzneiverordnung spielt nach wie vor eine Schlüsselrolle bei der Patientenversorgung in der All- gemeinpraxis, wo nach vorliegenden Daten bei zwei Drittel aller Konsul- tationen ein Rezept ausgestellt wird (1). Die damit vergesellschafteten Probleme beziehen sich sowohl auf den Anstieg von Verschreibungszahl und Arzneimittelkosten als auch auf das beobachtete Verordnungsprofil niedergelassener Ärzte (2).

Im Jahre 1988 nahm die Zahl der Verschreibungen in der Bundes- republik um 4,1 Prozent auf 729,1 Millionen zu und verstärkte damit den bereits im Vorjahr beobachteten Trend in Richtung höherer Verord- nungszahlen (3). Parallel zu dem ge- stiegenen Verordnungsvolumen ent- wickeln sich auch die Arzneimittel- kosten, die 1988 mit einer Steige- rungsrate von 8,5 Prozent einen Ge- samtbetrag von 20,6 Milliarden DM erreichten.

Eine pharmakotherapeutische Beratung eines Kassenarztes erfolgte bisher überwiegend erst dann, wenn die Kosten seiner Arzneimittelver- ordnung erheblich über dem Fach- gruppendurchschnitt lagen. Ob schon weit vor dem Entstehen sol- cher Auffälligkeiten beziehungswei- se bei ökonomisch unauffälligem

Arzneiverordnungsverhalten eine entsprechende Beratung gewünscht ist, ist bislang kaum untersucht wor- den.

Methoden

Im September 1989 versandte die kassenärztliche Vereinigung Nie- dersachsen einen Fragebogen an 660

Michael M. Kochen' Wolfgang Himmel' Dieter Heidbreder 2 Klaus Zieseniss 3

Hartmut Mahn 3

nach dem Zufallsprinzip ausgewähl- te Kassenärzte. Von diesen Kollegin- nen/Kollegen waren 511 Allgemein- ärzte/praktische Arzte und 149 In- ternisten.

Gefragt wurde

1. ob Interesse an einer Bera- tung über die eigenen Verordnungs- weisen bestehe;

2. wer die Beratung durchfüh- ren solle;

3. wo die Beratung stattfinden solle;

4. welche inhaltlichen Schwer- punkte bei der Beratung erwünscht seien.

Resultate

Von den insgesamt 660 ange- schriebenen Ärzten sandten 409 den Fragebogen ausgefüllt zurück, was einer Rücklaufquote von 62 Prozent entspricht. Die Bereitschaft, den Fragebogen auszufüllen, war zwi- schen Internisten und Allgemein- ärzten/praktischen Ärzten nahezu identisch (Tabelle 1, unten).

• Von den Ärzten, die den Fragebogen zurückgesandt hatten, zeigten nahezu 66 Prozent Interesse an einer Beratung über ihre Verord- nungsweise. Wie aus Tabelle 2 (auf der folgenden Seite) hervorgeht, wa- ren deutlich mehr Allgemeinärzte/

praktische Ärzte an einer Beratung interessiert als Internisten (p <

0,05).

(;) Die große Mehrheit der Be- fragten wünschte eine Beratung durch einen Arzt (oder durch ein Team aus Arzt, Apotheker und gege- benenfalls Pharmareferenten). Hier ließen sich zwischen den Ärztegrup- pen keine signifikanten Unterschie- de finden (Tabelle 3).

• Als möglicher Ort für die persönliche Beratung wurde sowohl die eigene Praxis als auch die Be- zirksstelle der kassenärztlichen Ver- einigung zu fast gleichen Teilen ge- nannt.

• Wie aus Tabelle 4 zu ersehen ist, konzentriert sich das Interesse am Beratungsthema hauptsächlich auf die Wirtschaftlichkeit der eige- nen Verordnungsweise. Auch hier ergaben sich keine wesentlichen Un- terschiede zwischen den befragten Ärztegruppen.

Diskussion

Die relativ hohe Rücklaufquote von mehr als 60 Prozent der ausge- sandten Fragebögen dokumentiert

' Abteilung Allgemeinmedizin der Georg- August-Universität, Göttingen

2 Kassenärztliche Vereinigung Niedersach- sen, Bezirksstelle Göttingen

3 Kassenärztliche Vereinigung Niedersach- sen, Hannover

Sind Arzte an einer Beratung über ihre Verordnungsweise

i nteressiert? Ergebnisse

einerUmfrage

Dt. Ärztebl. 87, Heft 34/35, 27. August 1990 (31) A-2535

(2)

Tabelle 2: Interesse an einer persönlichen Beratung zur Verordnungs- weise

Interesse an Beratung

Ja Nein

Allgemeinärzte/ Internisten prakt. Ärzte

n (%) n (%)

217 (68,9%)* 52 (55,3%)**

98 (31,1%) 42 (44,7%)

Gesamt***

n (%) 269 (65,8%) 140 (34,2%) Gesamt 315 (100%) 94 (100%) 409 (100%)

95% Konfidenzbereich: 63,8% bis 74,0%; ** 95% Konfidenzbereich: 45,2% bis 65,4%

*** Differenz zwischen Allgemeinärzten/praktischen Ärzten und Internisten: x2 = 5,33;

P < 0,05

Tabelle 3: „Wer soll die Beratung durchführen?"

Beratung durch

Arzt Apotheker Pharmareferenten Team der o. g.

Allgemeinärzte/ Internisten prakt. Ärzte

n (%) n (%)

134 (61,8%) 33 (63,5%) 26 (12,0%) 8 (15,4%) 1 ( 0,5%) 0 ( 0%) 80 (36,9%) 19 (36,5%)

Gesamt n (%) 167 (62,1%)

34 (12,6%) 1 ( 0,4%) 99 (36,8%)

Antworten* 241 60 301

L

* Mehrfachantworten möglich; Prozente bezogen auf die 269 Ärzte, die Interesse an einer Beratung hatten (vgl. Tabelle 2); die Prozentsumme ist daher größer als 100.

Tabelle 4: Themen der persönlichen Beratung Themen

Medizinisch-pharma- kologische Fragen Wirtschaftliche Verordnungsweise Prüfung der Verordnungsweise Gesetzliche Bestimmungen

Antworten* 500 133 633

* Mehrfachantworten möglich; Prozente bezogen auf die 269 Ärzte, die Interesse an einer Beratung hatten (vgl. Tabelle 2); die Prozentsumme ist daher größer als 100.

78 (35,9%) 180 (82,9%) 152 (70,0%) 90 (41,5%)

n (%) 22 (42,3%) 45 (86,5%) 41 (78,8%) 25 (48,1%)

Gesamt n (%) 100 (37,2%) 225 (83,6%) 193 (71,7%) 115 (42,8%) Allgemeinärzte/ Internisten

prakt. Ärzte n (%) das große Interesse von niedergelas-

senen Internisten und Allgemeinärz- ten/praktischen Ärzten an einer per- sönlichen Beratung über ihre Ver- ordnungsweisen.

Bei der offensichtlichen Bevor- zugung eines Arztes als Arzneimittel- berater dürfte entscheidend sein, daß die befragten Kolleginnen und Kollegen von einem Arzt mehr Ver- ständnis für die praktisch-medizini- schen Probleme der Verordnungs- weise erwarten als von einem ledig- lich pharmazeutisch geschulten Apo- theker.

Daß der Schwerpunkt des Bera- tungsinteresses mehr auf die wirt- schaftliche Verordnungsweise als auf medizinisch-pharmakologische Fra- gen zielt, ist wohl in erster Linie durch den zunehmenden ökonomi- schen Druck bedingt, der auf nieder- gelassenen Ärzten lastet. In den Antworten dürfte sich auch das

„Elend" mit den verschiedenen Li- sten (zum Beispiel Rote Liste, Nega- tivliste, Preisvergleichsliste, Festbe- tragsliste) widerspiegeln, die die Kollegen beachten müssen, um den administrativen Anforderungen an ihre Arzneiverordnung zu genügen.

Ein Modellprojekt

Angesichts der recht positiven Resonanz dieser Umfrage wird die Abteilung Allgemeinmedizin der Universität Göttingen in Zusammen- arbeit mit der kassenärztlichen Ver- einigung Niedersachsen sowie den AOKs Osterode und Nordharz in Kürze ein Modellprojekt zur Arznei- mittelberatung niedergelassener Ärzte durchführen. Dabei sollen ent- sprechend geschulte Ärzte als Arz- neimittelberater zunächst diejenigen Kollegen beraten, die unmittelbar von einem Regreß bedroht sind. Spä- ter wird die Beratung auch anderen interessierten Kollegen angeboten.

Ausgehend vom tatsächlichen Arzneiverordnungsprofil der betrof- fenen Kolleginnen/Kollegen sollen Alternativen bezüglich des rationa- len Umgangs mit pharmakologischen Substanzen aufgezeigt und Hinweise für eine erfolgreiche Wirtschaftlich- keit gegeben werden.

• Bei Interesse an einer Mitar- beit an diesem Modellprojekt bitten wir um Kontaktaufnahme (Telefon 05 51/39 26 38).

Literatur

1. Berkeley, J. S.; Richardsen, I. M.: Drug usage in general practice. J. R. Coll. Gen. Pract. 23 (1973) 155.

2. Kochen, M. M.: Verordnungsverhalten nie- dergelassener Allgemeinärzte. Dtsch. Med.

Wschr. 113 (1988) 696.

3. Schwabe, U.; Paffrath, D. (Hrsg.): Arzneiver- ordnungsreport '89. Stuttgart, New York, Gustav Fischer Verlag 1989.

Anschrift für die Verfassen

Prof. Dr. med.

Michael M. Kochen, MPH Abteilung Allgemeinmedizin der Georg-August-Universität Göttingen

Robert-Koch-Straße 40 3400 Göttingen

A-2536 (32) Dt. Ärztebl. 87, Heft 34/35, 27. August 1990

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