E
s ist schon ein abenteu- erliches und aufregen- des Stück Automobilge- schichte, das sich vor unseren Augen abspielt. Immer wie- der mußten die Engländer hochherrschaftliches Terrain preisgeben. Erst schluckte Ford Jaguar, dann BMW Rover, nun also nochmals die Münchner mit dem Super- deal Rolls-Royce.In der Tat soll es auf der Insel (und nicht nur da) sogar Leute geben, die dieses Take- over gutheißen, genauer, den Ausgang des Schauspiels be- grüßen, der da lautet: BMW schlägt VW auf der Zielgera- den, um Brustweite zwar, aber immerhin.
Die Frage, die sich uns nun stellt, ist gleichwohl ein- deutig zu fokussieren: Wel- che Auswirkungen hat diese markante Änderung der Au- toszene auf die Aktienkurse der einzelnen Kfz-Werte?
Klare Frage, schwierige Ant- wort. Eine befriedigende Lö- sung kann hier nur gefunden werden, wenn es gelänge, die Gewinner und Verlierer her- auszufiltern.
Da Branchenkennern zu- folge die Etablierung einer neuen Luxusmarke rund 1,5 Milliarden Mark kostet, der Rolls-Royce-Kaufpreis aber
„nur“ über eine Milliarde Mark lautet, wäre hier VW schon mal als erster Verlierer festzuhalten. Daß die Wolfs- burger nicht zum Zuge ge- kommen sind, ärgert Vor- standschef Piëch sowieso über alle Maßen.
Ob dieser narzißtischen Kränkung wird der Volkswa-
genoberste vermutlich keine Kosten und Mühen scheuen,
„as soon as possible“ einen eigenen Luxusschlitten zu präsentieren. Dieses Presti- geobjekt wird VW, das kann man getrost prognostizieren, noch so manche teure Mark kosten. Insoweit dürfte der Kurs von VW derzeit eher zu hoch sein.
Andererseits dürfte es mit der Milliarde Mark nicht ge- tan sein, die BMW für Rolls- Royce zu zahlen hat. Exper- ten gehen davon aus, daß sich die Kosten der Umstrukturie- rung nochmals auf zusätzli- che drei Milliarden Mark be- laufen dürften. Insider pfei- fen sowieso beim Bier abends
die Melodie, daß BMW den Leuten von Vickers/Rolls- Royce schlicht die Pistole vor die Brust gehalten hat, nach dem Motto: „Wenn wir euch nicht übernehmen können, liefern wir auch keine Moto- ren mehr.“ Ob das dem gemeinsamen Betriebsklima guttun wird, mag auf Sicht ohnehin bezweifelt werden.
Der lachende Dritte heißt möglicherweise Mercedes- Benz. Die Stuttgarter haben mit der wiedererweckten No- belmarke Maybach ein Luxusauto in der Pipeline, dessen Entwicklung einer- seits nicht zu teuer ist, ander- seits aber einen prima ver- marktbaren Mythos wieder aufleben läßt. So ein Erfolgs- erlebnis hätten die Schwaben nach dem Elchtest-Debakel auch dringend nötig. Die Vor- aussetzungen sind bestens, die Sache könnte also durch- aus gutgehen. Börsebius
[40] Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 15, 10. April 1998
S C H L U S S P U N K T
Post Scriptum
Die Entdeckung des paarigen 13. Hirnnervs
Börsebius zur Rolls-Royce-Übernahme
German Raubritters
Axárdo riß es mit Macht vom Schreib- tisch weg, und er beschloß, den Hirschberg zu besteigen. Am Parkplatz in Scharling, das auch eine Jugendherberge aufweist, traf Axárdo zwei Damen, die soeben einem Kä- fer-Cabrio entstiegen. Sie waren modisch durchgestylt, trugen Turnschuhe und fingen an, sich gegenseitig zu beknipsen, bis Axár- do sich erbot, beide gemeinsam „abzulich- ten“. Das freute die beiden. Vom Weg hat- ten sie keine Ahnung, so daß sie sich Axár- do gerne anschlossen, der nun mit allerlei Fremdwörtern und medizinischen Diagno- sen traktiert wurde, daß ihm ganz bang zu Mute ward, was man so alles bekommen kann. Es fielen die Worte wie Postchole- zystektomiesyndrom, Inaktivitätsatrophie, Spondylolisthesis und manches mehr.
Im obersten Drittel wurde der Steg we- gen Vereisung ausgesprochen heikel, so daß die Damen mit ihren Turnschuhen ausrutschten und hinpurzelten mit Kom- mentaren, die nicht druckreif sind. Fremd- wörter waren jetzt nicht mehr zu hören, da die Damen sich auf den Weg konzentrie- ren mußten.
Beim Gipfelkreuz gab Axárdo sich als „med. et mont.“ zu erkennen, worauf die Damen dezent erröteten und sich als angehende Neurologinnen entpuppten.
Jetzt wurde es lustig, und es gab viel zu lachen. Axárdo fragte die beiden spaßeshal- ber nach den zwölf Hirnner- ven, von denen acht spontan kamen, die anderen zöger- lich. Der Abstieg wurde dann problematisch nach dem Motto: Guten Rutsch.
Mit freudiger Verwunde- rung stellten wir jedoch fest, daß unsere Stürze wider Er- warten nicht mehr weh ta- ten. Ursache war dafür der paarige dreizehnte Hirn- nerv, der offenbar oben am Gipfelkreuz des Hirschbergs durch Spontanmutation ent- standen war. Wir nannten ihn daher: Hirschberg-Nerv
= Nervus cervinus montanus aberrans Nr. XIII (siehe Skizze). Dank HN XIII er- reichten wir gesund und sicher das Tal. Axárdo
Po- -Bag
Cerebellum = Kleinhirn
Pons = Brücke Kleinhirn- brückenwinkel Nervus cervinus Ganglion cervicale montanus aberrans
XIII Ganglion thoracale
sinister
+ Ganglion abdominale
dexter
Ganglion caudale
dexter sinister Chiasma cervinum
rechte linke
Glutaeal- Glutaeal-
hemisphäre hemisphäre
Rima Penata Ursprung des Nervus cervinus montanus aberrans und Verlauf.
Cervus = Hirsch – Gemälde von Axárdo.