A-1274 (10) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 21, 22. Mai 1998
S P E K T R U M LESERBRIEFE
auch persönliche Faktoren zuständig sind. Infolgedessen ist die Gesundheit nur teil- weise ein öffentliches, teil- weise aber auch ein privates Gut, und dem mündigen Bür- ger stehen eigene Entschei- dungsbefugnisse zu, die ihm ein ausufernder Fürsorge- staat gern verwehrt. Das aus mündiger Entscheidungsfrei- heit resultierende Mehrstu- fenmodell der Krankenversi- cherung darf man nicht mit dem „Totschlagwort“ Zwei- klassenmedizin abtun (Herr Dabrock). Die höheren Stu- fen können nämlich das bis- herige Maß, gewisse Lohn- prozente, beibehalten. Jeder Bürger soll aber unterschei- den dürfen, was ihm die Ge- sundheit wert ist, wert an ge- sundheitsbewußter Lebens- führung und an prozentualer Beitragshöhe.
Eine nüchterne Diskussi- on, deren die Knappheitsfra- ge endlich bedarf, muß für ak- tuelle Gefahren offenbleiben:
daß die Übermacht der Dia- gnostik fast jeden Gesunden als krank definieren kann, daß eine Zunahme attrakti- ver Nischenmedizin droht, ferner eine Dominanz kurz- fristiger Behandlungserfolge über den langfristigen Ge- sundheitserfolg.
Prof. Dr. phil. Otfried Höffe
Alkohol
Zu dem Medizin-Kongreßbericht „Ge- sundheitliche Vorteile durch mäßigen Konsum alkoholischer Getränke?“
von Prof. Dr. med. Reinhold Kluthe und Dipl.-Oecotroph. Rainer Thimmel M.P.H., in Heft 7/1998:
Verharmlosend
In Ihrem Artikel verharm- losen Sie die bewußtseinsver- ändernde Droge Alkohol, in- dem Sie sich auf ihre Neben- wirkungen wie Lipidstatus, Herzinfarkt- und Mortalitäts- daten konzentrieren – Daten, die im Prinzip analog auch beim Tier erhoben werden könnten. Wie das schleichen- de Versumpfen von Millionen Alkoholikern gezeigt hat,
werden aber vor allem spezi- fisch menschliche Fähigkei- ten, wie Selbstkontrolle und Selbstreflexion, durch den Alkohol untergraben. Mäßi- ges Trinken bedeutet meines Erachtens lediglich: kom- pensierte Schädigung des Menschlichen, was naturwis- senschaftlich natürlich kaum erfaßbar ist und daher über- sehen wird . . .
Paul Metzger, Güntzelstraße 49, 10717 Berlin
Magnesium
Zu dem Beitrag „Wirksamkeit verschiedener Verbindungen“ von Dr. rer. nat. Sieghard W. Golf in Heft 10/1998:
Kein Dopingmittel
. . . Dem Trugschluß einer vermeintlichen Leistungsstei- gerung durch Magnesium- Gabe sind schon mehrere Autoren erlegen, indem sie die Leistungsfähigkeit einer Gruppe, die kein Mg erhielt, verglichen haben mit einer anderen Gruppe, der Mg zu- geführt wurde. Ebenso kann man trainierte mit untrainier- ten Personen vergleichen.
Sportler haben aus ver- schiedenen Gründen generell einen erhöhten Mg-Umsatz und -Bedarf. Es ist daher ver- ständlich, daß sie ihre Lei- stungsfähigkeit nicht voll ent- wickeln können, wenn ihre Mg-Speicher nicht voll gefüllt sind beziehungsweise ergänzt werden. Das macht sich be- sonders im Ausdauersport bemerkbar.
Richtig ist, daß Athleten, die durch ausgewogene Ernährung sowie regelmäßi- ge zusätzliche Mg-Zufuhr langfristig optimal mit Mg versorgt sind, leistungsmäßig anderen Sportlern überlegen sind, die über geringere Mg- Depots verfügen . . . Ausrei- chende Mg-Zufuhr ist zum Erreichen der vollen Lei- stungsfähigkeit unentbehr- lich, aber es ist kein Doping- mittel . . .
Dr. Dr. med. Armin Schroll, Buchaerstraße 3, 81479 Mün- chen