Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
KONGRESS-NACHRICHTEN
Frühtherapie
beim retardierten Kind
Die Retardierung beziehungswei- se Behinderung betrifft nicht nur eine bestimmte Funktion , viel- mehr ist das Kind in seiner ge- samten Entwicklung betroffen (Schamberger, München). Ein geistig behindertes Kind ist nicht nur in seiner geistigen Funktion, sondern auch in seiner Motorik, in seiner Sprache, in seiner Selb- ständigkeitsentwicklung beein- trächtigt. Aufgabe der Frühthera- pie ist es, die Entwicklung in al- len betroffenen Bereichen zu sti- mulieren. Auf der Grundlage ei- ner differenzierten Entwicklungs- diagnostik muß sie einerseits durch gezielte Übungsangebote Entwicklungsmängel ausglei- chen, andererseits die Gesamt- entwicklung im Auge behalten sowie der spontanen Aktivität des Kindes genügend Raum lassen, sie muß die Familie des Kindes mit einbeziehen. KW
(32. Jahrestagung der deutschen Gesell- schaft fur Sozialpadiatrie, Juli 1980, Mun- chen)
Histomorphologie der Virushepatitis
Grundlage einer sicheren Hepati- tisdiagnostik ist und bleibt die konventionelle lichtmikroskopi- sche Beurteilung der Leberbiop- sie (Gudat, Basel). Nur am histo- logischen Präparat sind das Aus- maß des hepatitischen Leberzell- schadens (konfluierende Nekro- se, Einzelzellnekrose oder Piece- meal-Nekrose beziehungsweise Kombinationen), der Grad der entzündlichen Aktivität (lobuläre, portale oder periportale Entzün- dung) und die möglichen Sekun- därfolgen (Zirrhose, Hepatom) exakt zu bestimmen. Darauf auf- bauend dienen die virusspezifi- schen serologischen und immun- histologischen Zusatzuntersu- chungen der weiteren Charakte- risierung einer viralen Hepatitis in
ätiologischer (A. B, Non-A-non-B).
prognostischer (Chronizität) und epidemiologischer Hinsicht (In- fektiosität). Beim heutigen Stand der diagnostischen Möglichkei- ten kann man die Hepatitis A und B durch kombinierte histologi- sche und serologische Befun- dung weitgehend charakterisie- ren, während routinemäßige Dia- gnostika für die Non-A-non-B-He- patitis noch fehlen. Für die letzt- genannte Form liefert nur die konventionelle Lichtmikroskopie eine brauchbare Beurteilung. KW
;25. Arztliches Seminar in Föhrenkamp und Hellbachtal, Oktober 1980, Mölln)
Kontrolle und Sanierung von Präkanzerosen
Nach Breinl, Rüsselsheim, er- laubt die Differentialzytologie auf der einen Seite eine sichere Tren- nung der obligaten Präkanzero- sen (schwere Dysplasie oder Car- cinoma in situ) gegen infiltrie- rend wachsende Karzinome. Auf der anderen Seite grenzt sie die fakultativen Präkanzerosen (leichte Dysplasie) gegen die ob- ligaten Vorstadien ab. Damit er- gibt sich eine erhebliche Redu- zierung der quantitativen und qualitativen Bedeutung der Koni- sation. Einerseits kann der primä- re Weg zur Hysterektomie einge- schlagen werden, andererseits aber der Weg über eine häufig wiederholte komplikationsfreie, billige und den Patienten wenig belästigende Kontrolluntersu- chung. Bei 650 Konisationen ge- lang es an der Rüsselsheimer Kli- nik nur in etwa 70 Prozent aller Fälle, den Prozeß im ganzen zu entfernen. Falls es sich nicht um ein invasives Karzinom handelt und regelmäßige engmaschige zytologische Kontrollen möglich sind, halten die Autoren eine ab- wartende Haltung auch in Fällen von unvollständiger Konisation für gerechtfertigt. PSt
(43. Tagung der deutschen Gesellschaft fur Gynäkologie und Geburtshilfe, Oktober 1980, Hamburg)
Chirurgische Therapie ventrikulärer Arrhythmien
Ziel der direkten operativen Be- handlung von ventrikulären Ar- rhythmien bei koronarer Herz- krankheit ist die Ausschaltung des kranken Myokardbezirks, von dem die Arrhythmien ausgehen (Frank, Hannover). Identifizie- rung und Lokalisation solcher arrhythmogener Bezirke erfolgen durch epikardiales oder besser durch endokardiales Mapping.
Entsprechend den elektrophysio- logischen Befunden erfolgt eine zwei bis drei Millimeter tiefe en- dokardiale und subendokardiale Inzision um die identifizierte und lokalisierte arrhythmogene Zone herum. Bei diesen Eingriffen wer- den je nach Notwendigkeit auch Herzwandaneurysmen reseziert oder ein aortokoronarer Bypass angelegt. KW
(10. Jahrestagung der Deutschen Gesell- schaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirur- gie, Februar 1981, Bad Nauheim)
Koronarchirurgie im Präinfarktstadium
Patienten mit einer Präinfarkt- Angina pectoris sind ein relativ niedriges Operationsrisiko und lassen gute Langzeitergebnisse erkennen (Havenich, Hannover).
Bei Patienten mit früher Postin- farkt-Angina ist das Risiko höher als bei Patienten mit einer Prä- infarkt-Angina pectoris. Der Pro- zeß der Infarktausbreitung kann durch die koronare Revaskulari- sation unterbrochen werden. Pe- rioperative Infarkte sind in dieser Patientengruppe häufiger als in der Patientengruppe mit stabiler Angina. Diese Infarktrate kann jedoch verringert werden, wenn man jede Ischämie während der Initialphase der Operation vermeidet. KW
(10. Jahrestagung der Deutschen Gesell- schaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirur- gie, Februar 1981, Bad Nauheim)
1254 Heft 25 vom 18. Juni 1981 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT