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Archiv "Hypericumextrakt: Wirksamkeit hängt vom Rutin-Gehalt ab" (07.09.2001)

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as eigentlich schon als etabliert galt – die Therapie von Depres- sionen mit Johanniskrautex- trakt –, wurde durch eine im Journal of the American Med- ical Association publizierte Studie von Sheldon et al. infra- ge gestellt. Kam doch die dop- pelblinde placebokontrollierte Untersuchung zu dem Ergeb- nis, dass Johanniskrautextrakt nicht mehr als ein Placebo zu bieten hat. Das Gegenteil sei der Fall, kommentierte Prof.

Walter E. Müller (Pharmako- loge am Biozentrum der Uni- versität Frankfurt/M.) bei ei- ner Pressekonferenz der Fir- ma Schwabe in Frankfurt/

Main und entlarvte methodi- sche Mängel der Studie.

Qualitätsprüfung

Müller kritisierte, dass von den 200 Studienteilnehmern über zwei Drittel an schweren und schon seit langem beste- henden Depressionen litten.

Diese seien jedoch nicht die primäre Zielgruppe für eine Johanniskrauttherapie. Es sei längst bekannt, dass der Hy- pericumextrakt nur bei leich- ten bis mittelschweren De- pressionen indiziert sei. „Die klinische Wirksamkeit des Extraktes bei dieser Art von Depressionen ist in den letz- ten Jahren durch viele soli- de, meist placebokontrollierte klinische Studien belegt wor- den“, sagte Müller.

So zum Beispiel durch eine kürzlich veröffentlichte deut- sche Studie mit 72 Probanden und eine in Vorbereitung be- findliche französische Studie mit 375 Teilnehmern. Müller:

„Johanniskrautextrakt ist das am besten verträgliche Anti- depressivum und daher gera- de für Patienten mit leichten bis mittelschweren Depres- sionen geeignet.“

Die klinischen Daten wei- sen auf eine breite pharmako- logische Wirkung hin: Der Hy- pericumextrakt hemmt ver- gleichbar mit chemischen An- tidepressiva die Aufnahme von Serotonin, Noradrenalin und Dopamin an den Synap- sen. Darüber hinaus kommt es zu einer Inhibition der neu-

ronalen Aufnahme der Ami- nosäuretransmitter GABA und L-Glutamat. Dafür zeich- net besonders Hyperforin ver- antwortlich; im Tierversuch konnten für Hyperforin enge Dosis-Wirkungs-Beziehungen gezeigt werden.

Hyperforin gelte als der bis- her am besten charakterisier- te Inhaltsstoff von Johannis- kraut, sagte Müller. Deshalb sei es empfehlenswert, bei Qualitäts- und Wirksamkeits- prüfungen neben dem Ge- samthypericin- auch den Hy- perforingehalt zu untersu- chen. Dennoch verwies Mül- ler darauf, dass der Extrakt als Wirkstoff über Eigenschaften verfügt, die über die Eigen-

schaften eines einzelnen In- haltsstoffes hinausgehen.

„Wir haben festgestellt, dass Rutin, allein verabreicht, keinerlei Wirksamkeit zeigt, im Extrakt aber eine ent- scheidende Rolle zu spielen scheint. Johanniskrautextrak- te, die wenig Rutin enthalten, sind nicht wirksam, auch wenn sie alle bisher als wirksam- keitsrelevanten bekannten In-

haltsstoffe enthalten. Wird die fehlende Rutinmenge zudo- tiert, werden diese Extrakte voll wirksam“, stellte Dr.

Michael Nöldner (Karlsruhe) neueste Erkenntnisse aus den Schwabe-Forschungslabors vor. Nöldner vermutet, dass es eine physikalisch-chemische Wirkung ist, durch die Rutin einen synergistischen Effekt bringt. Diese Beobachtung ist deshalb von Relevanz, weil es eine besondere Varietät von Johanniskraut gibt (Hyperi- cum perforatum var. angusti- folium), die praktisch kein Rutin enthält, und weil bei den anderen Varietäten der Rutingehalt von der Höhen- lage des Wachstumsortes ab- hängt. Deshalb ist vor der Drogenverarbeitung auf entsprechende Qua- lität zu achten.

Nicht jedes im Han- del befindliche Johan- niskrautextrakt-Präparat genügt allen Qualitäts- anforderungen. Beson- ders bei der Chargenkon- formität und der Halt- barkeit bezüglich Hy- perforin gebe es Pro- bleme, sagte Prof. Man- fred Schubert-Zsilavecz (Biozentrum der Uni- versität Frankfurt/M.).

Er stellte Untersuchun- gen seiner eigenen Ar- beitsgruppe vor, nach denen bis auf Neuro- plant®1 × 1 und Neuro- plant® 300 alle übrigen Präparate mehr oder we- niger starke Schwankungen im Hyperforin-Gehalt von Charge zu Charge aufwiesen.

Standardabweichungen von bis zu 70 Prozent seien selbst bei einem Naturprodukt nicht zu tolerieren. Denn das be- deute letztendlich „von Char- ge zu Charge ein anderes Pro- dukt“. In der Untersuchung erhielt Neuroplant prozentu- al den höchsten Hyperforin-

Gehalt mit rund vier Prozent.

Auch die Extraktstabilität be- züglich Hyperforin lässt bei manchem Präparat einiges zu wünschen übrig. In den Un- tersuchungen der Schubert- Zsilavecz-Arbeitsgruppe war Neuroplant das einzige Prä- parat, das mit konstant ho- hem Hyerpforin-Gehalt her- gestellt wird und auch noch nach einem Jahr dieses Ni- veau hält. Elke Wolf V A R I A

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A2292 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 36½½½½7. September 2001

Hypericumextrakt

Wirksamkeit hängt vom Rutin-Gehalt ab

Unternehmen

Änderung des Sortiments Berlinsulin H – Berlin-Che- mie AG wird ihr Humaninsu- linsortiment auf die Formen Berlinsulin® H Normal 3 ml Pen, Berlinsulin® H Basal 3 ml Pen, Berlinsulin®H 20/80 3 ml Pen, Berlinsulin®H 30/70 3 ml Pen konzentrieren. Alle anderen Formen werden ab dem 30. Juni nicht mehr pro- duziert, die Bestände werden sukzessiv bis Jahresende ab- verkauft.

Denjenigen Patienten, die mit 3-ml-Patronen weiter be- handelt werden oder zukünftig Berlinsulin H Normal 3 ml Pen und Berlinsulin H 3 ml Pen ge- trennt spritzen, stellt die Ber- lin-Chemie AG die hierzu benötigten zusätzlichen Berli- Pens 301 und/oder 302 kosten- los zur Verfügung. Eventuelle Anfragen beantwortet die Berlin-Chemie-Hotline mon- tags bis freitags von 8 bis 18 Uhr unter: 01 80/1 63 38 26.

Ratgeber Brustkrebs – Die Pa- tientenbroschüre „Brustkrebs – wie geht es weiter?“ infor- miert nicht nur über Diagnose und Therapieformen des Mam- makarzinoms, sondern macht auch Angaben zu Fachver- bänden und Selbsthilfegrup- pen. Interessierte Ärzte und Betroffene können – auch in größeren Stückzahlen – die Broschüre kostenlos anfor- dern bei: Hoffmann-La Roche AG, Stichwort Patientenbro- schüre „Brustkrebs – wie geht es weiter?“, Abteilung Öf- fentlichkeitsarbeit, Emil-Ba- rell-Straße 1, 79639 Grenz- ach-Wyhlen, Telefon: 0 76 24/

14–22 55, E-Mail: grenzach.

allgemein@roche.com EB Kurz informiert

Die Blüten des Johanniskrauts bestechen durch ihre satte gelbe Farbe.

Foto: Schwabe

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