[160] Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 3|
22. Januar 2010S C H L U S S P U N K T
Foto: Dagobert Kohlmeyer
SCHACH
Unsterblich durch Ewig Leben
Dr. med. Helmut Pfleger
ben“ (wer kann bei diesem verheißungsvollen Namen schon widerstehen?) zugesprochen und nach eigener Einschätzung mindestens zwei Promille intus. Und die- se Stellung gegen Andreas Platte auf dem Brett.
Schwarz hat eine Figur mehr, und sein König scheint ganz sicher und alles andere als schwankend zu stehen.
Aber nun zauberte Dr. Cimbollek eine fantastische Kombination aus seinem nichtvorhandenen Hut und schuf seine ureigene „Unsterbliche“ (im Anklang an Anderssens Unsterbliche Partie 1851 in London), wenn auch zugegebenermaßen unter gütiger Mithilfe von
„Ewig Leben“. Wie setzte er als Weißer in spätestens vier Zügen matt?
D
er russische Exweltmeister Wladimir Kramnik erzählte mir, wie sich die russische Mannschaft bei der Schacholympiade 1992 in Manila jeden Abend, bewaffnet mit einigen Schnapsflaschen, zu etwas Eröff- nungsanalyse, aber vor allem Kartenspiel und Gesprä- chen, auf eines der Hotelzimmer zurückzog und dort bis in die Morgenstunden tagte. Bis auf den Anführer und Weltmeister, aber auch Antialkoholiker Garry Kas- parow machten alle mit; diesem behagte das Treiben gar nicht, nur hatte er angesichts des haushohen Olym- piasiegs des Teams wenig Handhabe zum Einschreiten.Alkohol beim Schach – inspirierend oder geisttötend?
Kasparows ewiger Rivale Anatoli Karpow trank gerne ein oder zwei Gläschen, bei weniger wichtigen Partien auch unmittelbar davor (ich war gelegentlich dabei), und meinte, keine negativen Wirkungen zu verspüren.
Und der ehemalige Weltmeister Mikhail Tal sagte wäh- rend Gorbatschows Antiwodkakampagne: „Staat gegen Wodka?! Ich spiele für das Wodka-Team!“ Den Vogel schoss indes ein anderer sowjetischer Weltspitzenspieler ab, der bei einem Turnier in Bukarest nicht mehr selbst zu seinem Brett gehen konnte, dann eine herrliche Opfer- partie gewann, um danach wieder fortgeleitet werden zu müssen. Ähnlich hielt er es das ganze Turnier über, wel- ches er mit großem Vorsprung gewann.
Augenblicksaufnahmen aus vergangenen Zeiten?
Vermutlich. Heute ist, im Guten wie im Schlechten, die große Nüchternheit eingekehrt, statt Bier und Wein gibt es Mineralwasser und Fruchtsaft.
Nach diesem Prolog aber in medias res, und zwar in den Würzburger „Omnibus“. Das war im Jahr 1973 ei- ne Studentenkneipe, in der auch der spätere Gynäkolo- ge Dr. med. Christian Cimbollek, der mir bei den Ärz- teturnieren zuweilen Nachhilfe im dunklen Kontinent Frauenheilkunde gibt, sich gerne einmal von den Stra- pazen des Studiums erholte. Und wie es das Schicksal so wollte, hatte er eines Abends, es ging auf Mitter- nacht zu, schon eifrig dem Randersackerer „Ewig Le-
Lösung:
Durch das Damenopfer 1. Dxc5+! wurde der schwarze König
gewaltsam aus seinem Ve rsteck gezerrt:
1. . . . Kxc5.
Aber nun
2. Le3+. Strebt der König mit 2. . . . Kd6 dem Heimathafen zu,
so ist er nach 3. e5 gleich matt – ein prächtiges, von den bei-
den Schimmeln assistiertes Zweibauernmatt; wagt er sich indes
mit 2. . . . Kc4 noch weiter ins feindliche Leben, so hat nach
3. Se5+ Kb4 4. a3 matt sein letztes Stündlein geschla gen.