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Archiv "Tips für den Musikfreund: Beachtenswerte Neuaufnahmen" (14.12.1978)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen FEUILLETON

lebt", die wesentlich beigetragen haben, der Harfe ihren Platz neben anderen Klangkörpern zu erwerben:

neben Bach etwa Händel, Trabaci, Ap Huw oder John Parry, womit gleichzeitig die europäische Wech- selbeziehung der Musikgeschichte wiedergegeben wird. (TELDEC 6.42267 AN, 1978, 16 DM)

Tips für den Musikfreund

Beachtenswerte Neuaufnahmen

Die nahenden Feiertage animieren wie kaum eine andere Jahreszeit, neben der beruflichen Belastung ein wenig Entspannung und Abwechs- lung im Bereich der Musik zu su- chen. Gerade Ärzte haben bekann- termaßen vielfach eine besondere Beziehung zu dieser Muse.

Vor dem Hintergrund, daß im ersten Quartal dieses Jahres 43,2 Millionen Tonträger (gegenüber 39,1 Millionen im Vorjahr) abgesetzt wurden, von denen das Klassikangebot mit 14 Prozent deutlich über dem des Pop- Bereiches liegt, wird eine gezielte Auswahl schier unmöglich. Dazu kommt, daß fast alle bekannteren Werke mehrfach eingespielt wur- den, so daß eine definitive Entschei- dung noch schwieriger wird.

Dennoch heben sich einige Neuauf- nahmen durch ihre Individualität und ihre besonders überlegte Zu- sammenstellung erheblich von dem breitgefächerten Markt ab. Musik- kenner nehmen davon interessiert Toneindrücke, Musikliebhabern wird damit eine wirkliche Freude be- reitet.

Ein fast Unbekannter: J. Chr. Vogel Da ist zum Beispiel Johann Chri- stoph Vogel, der noch nicht einmal in allen Musiklexika erwähnt wird. In Nürnberg 1758 geboren, von Gluck wesentlich bestimmt, erhält er nach anfänglicher Hornistentätigkeit in Paris Beschäftigung in den Orche- stern der Herzöge von Montmorency und Valentinois. Zu einem Zeit- punkt, als sein Altersgefährte Mozart in Paris verzweifelt versuchte, Fuß zu fassen und seinen Ruf neu zu beleben. Von ihm stammen Konzert- stücke für die damals ebenso neuar- tige wie kostspielige Klarinette, aber auch zahlreiche konzertante Sinfo-

nien. Auch kammermusikalisch be- tätigte er sich, und durch seine bei- den Opern wird er heute als Binde- glied zwischen Gluck und Cherubini eingeordnet. Wenn von ihm die Ein- spielung der „Premiere Symphonie Concertante B-Dur" und das „Quar- tett B-Dur für Klarinette, Violine, Viola und Violoncello" mit dem Con- sortium Classicum Concerto Am- sterdam vorgestellt wird, kann das als musikgeschichtlich durchaus bemerkenswerte Aufnahme gewer- tet sein. (ACANTA EA 23.140, 1978, 25 DM)

Instrument mit falschem Image:

die Harfe

Die Harfe wird vielfach als reines Be- gleitinstrument eingeordnet. Be- kannter geworden ist eigentlich nur das Harfenkonzert von Mozart (KV 299). Ein weiteres Image haftet dem Instrument an, das der englische Musikschriftsteller Charles Burney aus Brüssel in seinem Tagebuch so formuliert: „Die Harfe ist hier und zu Paris für Frauenzimmer sehr in Mo- de. Es ist ein angenehmes Instru- ment, das sich recht gut für sie schickt." Daß das Instrument durch- aus gesellschaftsfähig war, beweist der Zeitvergleich bei Marie Antoinet- te: ein frühes Porträt aus Wien zeigt sie am Spinett, Jahre später jedoch, als Gattin Ludwigs XVI., bildet in Versailles eine Harfe den Anhalt für das Porträt. Daß diesem Instrument auch von Komponisten nicht zu übersehende Achtung entgegenge- bracht wurde, belegt eine Schall- platte „Harfenmusik des 17. und 18.

Jahrhunderts", wo Osian Ellis mit teilweise von Lautenpartituren um- geschriebene Transkriptionen so geschickt zusammenstellt, daß gera- dezu Werbung für das Instrument getrieben wird. Freilich werden da- bei auch „Komponisten wiederbe-

Neueinspielung

von Spohrs fünftem Violinkonzert Die Literatur für Violinkonzerte scheint durchaus überschaubar.

Deshalb verdient eine Neueinspie- lung besondere Beachtung: das Vio- linkonzert Nr. 5, bislang völlig unbe- kannt für den Schallplattenfreund, das zusammen mit dem achten von Louis Spohr eine wirkliche Be- reicherung des Angebotes darstellt.

Vom Musikerlebnis in der Nähe des Mendelssohn- oder sogar des Tschaikowskikonzertes zu plazieren enthält es die für Spohr so typischen Kleintriller, die ihn als Meister dieses Instrumentes beschreiben. Neben umfangreichem kammermusikali- schem Schaffen hat er immerhin 9 Sinfonien (eine davon sogar für zwei Orchester) und 14 Violinkonzerte komponiert, mit deren Erschließung offenbar begonnen wird. (Bellaphon DC 21 102, 1978, 22 DM)

Robert Schumann:

nicht nur Klaviermusik

Robert Schumann gilt vielfach als der „große Klavierkomponist". Daß diese Charakterisierung zu einseitig ist, wird an einer Kassette mit drei Schallplatten belegt unter dem Titel

„All the Works for Soloinstruments and Orchestra". Sie zeichnet sich nicht nur durch die ausgesuchten Interpreten wie etwa Peter Frankl, Klavier, Laszlo Varga, Violoncello, und Ruggiero Ricci und Susanne Lautenbacher, Violine, aus, sondern auch die Orchesterauswahl sichert ihr überregionale Bedeutung. Es ist reizvoll, mit so gesetzten Schwer- punkten die wirkliche Spannweite eines Komponisten besser beurtei- len zu lernen. (Fono 5145 SVBX, 1978, 39 DM)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 50 vom 14. Dezember 1978 3077

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Spektrum der Woche Aufsätze Notizen

Tips für den Musikfreund

Puccini-Oper

Auch für den Opernfreund eine nicht zu übersehende Neuheit: Von Pucci- ni „La Fanciulla del West" oder „Das Mädchen aus dem goldenen We- sten". Eine der Opern, die in den letzten Jahrzehnten wieder an Bo- den gewonnen hat, nachdem sie seit ihrer Uraufführung am 10. Dezember 1910 im „goldenen Hufeisen" der New Yorker Metropolitan Opera un- ter Toscanini, die ein enthusiastisch gefeierter Erfolg wurde (Puccinis Premierentantieme überstieg da- mals 120 000 Lire!), zunächst im Hintergrund verschwunden war. Si- cher gehört sie nicht zu den einfalls- reichsten und tiefstempfundenen Werken des Komponisten, sie ist aber eine der farbigsten und raffi- niertesten. Auch heute wird sie viel- fach noch als die „perfekte Sänger- oper - verstanden.

Unter Zubin Mehta schaffen es aus- gezeichnete und anerkannte Sänger wie Carol Neblett, Placido Domingo oder Sherrill Milnes, diesen Ein- druck zu vertiefen. Doch ist es bei dem Werk ähnlich wie zum Beispiel bei Madame Butterfly: erst nach mehrfachem Hören erkennt man die Reize vollständig, denn sie sind dicht gedrängt eingefügt. (DGG 2740 186, 1978, DM unterschiedlich, 3 LP)

Junge, unbekannte Interpreten — Violine

Auffallend groß ist die Zahl junger, weithin noch unbekannter Interpre- ten, die sich bei ausgezeichnetem Können dem Publikum vorstellen.

Sei es nun durch weniger bekannte Werke, wie etwa bei der koreani- schen Wundergeigerin Kyung-Wha Chung, die unter Georg Soltis Füh- rung ein ausgezeichnetes Debüt des Edward Elgar „h-moll-Violinkonzer- tes" präsentiert, die sich aber auch bei anderen Aufnahmen und bei zahlreichen Konzerten in den be- kannten Musikhochburgen der Welt bewährt. In faszinierendem Gegen- satz zu ihrem fragilen Körperbau steht der blühende, kraftvolle Ton

ihrer Violine. (Decca 642309 AW, 1978, 25 DM)

Dazu sozusagen als „deutscher Ge- genpol" Anne Sophie Mutter, die in diesem Jahr auf ihrer Deutschland- Tournee schlagartig die Herzen des

Publikums für sich eingenommen hat, egal, wo sie auftrat. Und das, obwohl sie erst sechzehn Jahre alt ist. Wenn sie sich mit den bekannten Mozart-Konzerten KV 216 und 219 vorstellt, wird es kaum Hörer geben, die nicht von ihrem Spiel angetan sind. (DGG 2531 048, 1978, 25 DM) Eine fast neue

Winterreise

Franz Schuberts Winterreise, ein be- kanntermaßen schwieriger Stoff, der zudem durch zahlreiche Aufnahmen beim Publikum schon interpretato- risch gut fixiert ist, ist der Inhalt, den sich zwei weitere Musiker als Plat- tentitel ausgesucht haben: Martin Engel, ein 1948 in Freiburg gebore- ner Baß-Bariton, der zusammen mit dem in Zürich aufgewachsenen Andres Joho den Liederzyklus so überlegt aufgenommen hat, daß man nur sagen kann: „von jungen Interpreten eine fast neue Winterrei- se". Sie steht gleichberechtigt ne- ben den bekannten Aufnahmen, mit einer nicht zu übersehenden Indivi- dualität. (FSM 73201 EB, 1978, 29 DM, 2 LP)

Orgelsolistin aus England

Ein weiterer Name verdient Beach- tung: Jane Parker-Smith, die 1975 in der Londoner Royal Festival Hall erstmals aufgetretene Orgelspiele- rin, die heute als Solo-Organistin Konzertreisen durch die ganze Welt erlebt. Wenn sie sich die Orgelsinfo- nie von Charles-Marie Widor zur Vorstellung ausgesucht hat, mag dabei gleichzeitig ein Werbezug für das Instrument gestartet werden, denn es werden höchste Anforde- rungen an die Künstlerin gestellt, die sie gekonnt bewältigt. Auch bei ihr kann mit Sicherheit angenommen werden, daß man in der Zukunft noch von weiteren Leistungen hören wird. (Elektrola 057-06525, 1978, 17,50 DM)

Gesamtaufnahmen bewähren sich:

Mozart-Edition

Es hat wohl noch nie ein so breites Schallplatten-Kassettenangebot ge- geben. Nachdem sich Ganzaufnah- men offenbar bewähren, ist der Trend zu Gesamtaufnahmen eines Komponisten vorgezeichnet. Den absoluten Höhepunkt dabei stellt die

„Mozart Edition" dar, bei der 148 LPs auf 16 Kassetten verteilt eine Dokumentation seines Schaffens geben. An Folge 15, die den Titel

„Opera buffa" trägt, wird deutlich, welch musikgeschichtliche Bedeu- tung solchen Großeinspielungen zu- kommt. Nicht nur, daß damit in ein- zigartiger Weise der Entwicklungs- gang eines Komponisten veran- schaulicht werden kann. Es werden auch nahezu unbekannte Werke, wie hier etwa „Lo Sposo Deluso"

oder „Thamos", in den Vordergrund gerückt, womit manche fehlende Glieder in der Entwicklung ergänzt werden. Gleichzeitig wird auch deutlich, wie lange manchmal ein Motiv in den Gedanken weiterge- formt wird, bis es endlich seinen Endstand erreicht hat.

Da diesen Kassetten ausführliche musikwissenschaftliche Erörterun- gen beigefügt sind, wird die Erarbei- tung des Stoffes für den Musik- freund noch reizvoller. Daß für die- ses bisher größte Gesamtwerk in der Geschichte der Schallplatte Künstler ersten Ranges ausgesucht wurden, braucht nicht betont zu werden.

Ländergrenzen kommt da keine Be- deutung mehr zu. Allerdings sind solche Einspielungen tatsächlich nur für jene, die durch Musik ein wirkliches Erlebnis empfinden. (Phi- lips 6747388, 1978, 89,90 DM, 8 LP) Diese Auswahl kann nur einen klei- nen, subjektiven Eindruck geben von dem Geschehen auf dem Musik- markt. Sie kann aber auch als Hin- weis verstanden werden, daß trotz des breiten Angebotes ausreichend Besonderheiten zu finden sind, mit denen Musikliebhaber angespro- chen werden können.

Dr. med. Gerhard Homann

3078 Heft 50 vom 14. Dezember 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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