A 1138 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 23|
11. Juni 2010 Neun von zehn Gewerbeschülern im Alter zwi-schen 15 und 25 Jahren gaben bei einer re- präsentativen Untersuchung Schmerzen in den vergangenen drei Monaten an. Bei 70 Prozent der Befragten dauerten die Hauptbeschwerden länger als drei, in fast der Hälfte der Fälle län- ger als zwölf Monate (49 Prozent). Nach Defi- nition der International Association for the Stu- dy of Pain (IASP) lag damit bei sieben von zehn Auszubildenden bereits chronischer Schmerz vor. Zu diesem Ergebnis führte eine Studie, deren Ergebnisse Dr. Angela Roth-Isigkeit (Lü- beck) während des Deutschen Schmerz- und Palliativtages in Frankfurt/Main vorgestellt hat.
Hierfür erhielten 7 158 Schüler der gewerb - lichen Schulen der Hansestadt Lübeck den mo- difizierten Lübecker Schmerz-Screening-Frage- bogen, den sie während des Unterrichts beant-
worten sollten. Bei einer Rücklaufquote von 86,3 Prozent waren 5 813 Fragebögen auszu- werten. Als führende Entitäten erwiesen sich Kopf- (72 Prozent) und Rückenschmerzen (60 Prozent). Jeder fünfte Auszubildende gab an, aufgrund seiner Beschwerden häufig zu Me- dikamenten zu greifen: fast jeder Dritte mehr- mals die Woche, acht Prozent täglich. Häufige Arztkonsultationen aufgrund von Schmerzen ga- ben mehr als 20 Prozent der Auszubildenden an.
Bedeutsame Ergebnisse förderte auch die tätigkeits- und geschlechtsbezogene Analyse zutage. Hierzu wurden die Angaben von 4 207 Teilnehmern ausgewertet, die sich in dualer Ausbildung (Schule plus Betrieb) befanden.
Auszubildende wurden dabei nach der Art ihres zu erlernenden Berufs den Tätigkeitsbereichen
„Büro“ (schreibtischgestützt, computerbasiert)
oder „Handwerk“ (stehend, handwerklich) zu- geteilt. Zwischen der Art der Tätigkeit während der Ausbildung – „Büro“ versus „Handwerk“ – und den erhobenen Schmerzcharakteristika konnte bei männlichen Auszubildenden kein signifikanter Zusammenhang ermittelt werden.
Die weiblichen Befragten im Tätigkeitsbe- reich „Büro“ gaben im Vergleich zu ihren männ- lichen Kollegen eine signifikant längere Dauer und höhere Intensität der Schmerzen an. Zudem beklagten sie signifikant häufiger langanhalten- de Kopf- und Rückenschmerzen als die männli- chen Kollegen sowie die weiblichen und männli- chen Auszubildenden des Bereichs „Handwerk“.
Auf welche Ursachen die hohe Prävalenz von Schmerzen in diesem jungen Kollektiv zurück- zuführen sind, ist aus der Untersuchung nicht abzuleiten. Dr. rer. nat. Renate Leinmüller
HOHE PRÄVALENZ VON SCHMERZEN BEI AUSZUBILDENDEN
Die Bundesärztekammer (BÄK) hat anlässlich des Tages der Organ- spende am 4. Juni erneut gefordert, flächendeckend Transplantations- beauftragte in den Krankenhäusern einzusetzen. Spanien, das Land mit der höchsten Spenderrate in Europa, habe gezeigt, dass diese Transplan- tationsbeauftragten eine Schlüssel- rolle bei der Organspende spielten.
Dort würden jährlich 34 Organe pro eine Million Menschen gespendet.
In Deutschland seien es nur 14,9.
„Krankenhäuser sind zwar jetzt schon gesetzlich verpflichtet, po- tenzielle Spender zu melden“, sagte BÄK-Präsident Prof. Dr. med. Jörg- Dietrich Hoppe, häufig fehle es dafür aber an Personal. „Die Ge - fahr besteht, dass die Chance auf ein gesundes Spenderorgan vertan wird, obwohl ein Organspendeaus- weis vorliegt oder Angehörige be- reit wären, einer Spende zuzustim- men“, warnte Hoppe. Er erwarte, dass der kürzlich verabschiedete Aktionsplan des Europäischen Par- laments, der zum europaweiten Einsatz von Transplantationsbeauf- tragten in Kliniken auffordere, schnell umgesetzt werde. hil TRANSPLANTATION
Beauftragte an allen Kliniken gefordert
Im ersten Jahr nach der Einführung haben nach Angaben der Kassenärzt- lichen Bundesvereinigung (KBV) et- wa 15 Prozent der Berechtigten das Hautkrebsscreening vornehmen las- sen. KBV-Vorstand Dr. med. Carl- Heinz Müller zeigte sich mit der Teilnahmerate zufrieden, erklärte al- lerdings: „Unser Ziel ist es, in den kommenden Jahren noch weit mehr Menschen über dieses kostenfreie Angebot zu informieren, zur Teilnah- me zu motivieren und damit die Ak- zeptanz deutlich zu erhöhen.“
Nach der vorläufigen Auswer- tung haben 2009 etwa 2,6 Millionen Männer und 3,5 Millionen Frauen im Alter von 35 bis 74 Jahren am HAUTKREBSSCREENING
Beteiligung liegt bei 15 Prozent
Hautkrebsscreening teilgenom- men. Die Daten, die das Zen- tralinstitut für die kassenärzt- liche Versorgung vorgelegt hat, basieren auf den Teil - nehmerzahlen der ersten drei Quartale 2009, das vierte Quartal wurde hochgerechnet.
Seit dem 1. Juli 2008 haben gesetzlich Versicherte ab 35 Jahre alle zwei Jahre An- spruch auf eine Untersuchung zur Früherkennung von Haut- krebs. Circa 60 Prozent der Untersuchungen erfolgen bei Haus- ärzten, 40 Prozent bei Hautärzten.
„Wir wollen uns des Themas Vor- sorge verstärkt annehmen“, betonte Müller. Die KBV habe mit den Kassenärztlichen Vereinigungen ei- ne Präventionsinitiative gestartet, um die Teilnahmeraten an Vorsorgeun- tersuchungen zu erhöhen. Die Versi- cherten sollen künftig direkt in den Praxen informiert werden. Dazu hat die KBV ein Faltblatt für Pa tienten entwickelt. Mittelfristig, teilte Mül- ler mit, wolle die KBV weitere Maß- nahmen ergreifen, beispielsweise ein modi fiziertes Einladungsverfah- ren, speziell für Gebärmutterhals- und Darmkrebsuntersuchungen. HK Früherken-
nung: 60 Pro- zent der Unter- suchungen auf Hautkrebs fan- den in Hausarzt- praxen statt, 40 Prozent bei Hautärzten.
Foto: dpa